
Stormrider - Teil 96
»Grüß sie bitte von mir. Ich liebe dich.«, dachte ich zu ihm hin und schickte ihm einen großen Schwall Wärme aus meinem Bauch.
»Ich merke es, Liebste. Maßlos.«, lächelte er in meinem Kopf.
Seufzend wandte ich meine Konzentration wieder dem Lehrstoff zu. Mein Vaelithar machte es mir jeden Tag schwerer, mit meiner Aufmerksamkeit beim Lernstoff zu bleiben, denn genau wie nach unserer ersten Begegnung wanderten meine Gedanken immer öfter zu meinem Gefährten.
Mit dem Unterschied, dass er es jetzt hören konnte und mich jedes Mal damit aufzog, wenn er mich dabei erwischte, dass ich nicht aufmerksam dem Unterricht folgte.
»Wie willst du denn den Zauber schaffen, wenn du anstatt zuzuhören, lieber an mich denkst?«, musste ich mir dann in meinem Kopf anhören. Oder auch: »Liebste, bleib bei der Sache, wann dieser Zauber erfunden wurde, musst du für deine Prüfung wissen.«
Ihm erging es nicht anders als mir, aber er musste sich nicht wie ich viele Stunden am Tag auf Lernstoff konzentrieren.
Wenn er keine anderen Pflichten zu erledigen hatte, saß er zumeist entspannt auf dem Sofa und las eines unserer zahlreichen Bücher, während ich unten im Unterricht war. Außerdem hatte er seine Gedanken wesentlich besser im Griff, als ich es konnte. Vor Jahren hatte ihn die Begegnung mit einem übelgelaunten Gott in dieser Hinsicht abgehärtet.
Schon beim ersten Mal hatte ich mich gewundert, dass Nila plötzlich mitten in der Woche verschwunden war und sich daran niemand störte. Auch an diesem Morgen war sie wieder wie vom Erdboden verschluckt und es interessierte scheinbar niemanden außer mir. Dieses Mal blieb sie gleich drei Tage verschwunden und danach war es erneut genau wie beim ersten Mal so, als wäre sie niemals fortgewesen.
Ich fragte mich, was es war, dass sie einfach so lange fortbleiben konnte, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, und beschloss, sie direkt danach zu fragen.
»Es ist … kompliziert.«, beantwortete sie meine Frage zögerlich. »Meine Mutter. Wenn sie mich braucht, muss ich alles stehen und liegen lassen. Professor Whitmoore weiß Bescheid. Ich kann dir momentan leider nicht mehr darüber erzählen.«
Ich seufzte. Mittlerweile waren wir ein eingespieltes Team, was die Übungen im Unterricht anging, denn da hatte ich ja keinen Wrathion zur Verfügung, der an den Nachmittagen nach wie vor begeistert mit mir übte.
»Kannst du mir nächstes Mal nicht vorher bescheidgeben? Ist blöd, wenn ich zum Vorführen der Hausaufgaben keinen Partner habe.«
»Leider kann ich das nicht. Ich weiß es selbst nicht vorher, wenn ich wegmuss.« Sie machte ein verkniffenes Gesicht.
Ich schaute kurz rüber zu Professor Whitmoore, die glücklicherweise mit anderen Angelegenheiten beschäftigt war. »Und wie läuft es mit George?«, grinste ich sie jetzt an.
Ich hatte sie scheinbar auf dem falschen Fuß erwischt, denn ihre blaue Gesichtshaut war deutlich geröteter, als sie mich jetzt ansah.
»George … das ist verrückt. Er … er bringt mir seit Wochen jeden Tag eine rote Rose. Wenigstens keine Gedichte mehr. Er hat sich ganz schön verändert. Ich gebe zu, ich bin ein bisschen beeindruckt.«
Etwas anders stand es um den Rest meiner Truppe, denn da war großer Katzenjammer angesagt. Ebenso wie Alice es bei Rodney gemacht hatte, hatte inzwischen Rodney Nirvana einen Korb gegeben. Und jetzt kamen sie alle zu mir, um sich aufmuntern zu lassen.
Ich wusste nicht mehr, wen ich zuerst trösten sollte. Und meine Hoffnung war groß, dass dieser Spuk mit dem Ausgang unseres Vaelithar endlich ein Ende haben würde.
Im krassen Gegensatz dazu rückten Wrathion und ich in jeder freien Minute instinktiv noch näher zusammen und genossen es in vollen Zügen. Mittlerweile waren wir sogar dazu übergegangen, uns in unserer natürlichen Form einfach auf unseren riesigen flauschigen Teppich zusammenzurollen und aneinandergekuschelt einzuschlafen, wenn wir abends müde wurden. Im Moment erschien uns das wesentlich bequemer zu sein, als in unserem Bett zu liegen.
Alles war jetzt um so vieles anstrengender. Ob es der Unterricht selbst, unser nachmittägliches Üben oder nur das Annehmen der humanoiden Gestalt war. Allein uns dazu aufzuraffen kostete uns beide jeden Tag mehr Kraft.
Als die vorletzte Woche vor dem Ende unseres speziellen Zustandes gekommen war, klopfte es an unserer Tür. Wir hatten gerade ein Nachmittagsschläfchen gehalten und kamen nur behäbig in Gang, um unsere Gestalten zu wechseln, etwas anzuziehen und dem unerwarteten Besucher die Tür zu öffnen.
Es war Oma, die freudestrahlend vor unserer Tür stand, um uns zu besuchen.
Wrathion drückte sie kurz, bevor er gähnend in der Küche verschwand, um kurz darauf mit drei Tassen Kaffee zurückzukehren.
»Du solltest eine Pause vom Unterricht einlegen, bis das Vaelithar vorüber ist.«, schlug Oma vor und sah mich ernst an. »Du wirst nicht mehr lange Kraft haben, um irgendwas zu machen, geschweige denn, Magie zu lernen. Nehmt euch besser Zeit, euch in Ruhe vorzubereiten. Bleibt zusammen. Ruht euch aus.«
Möglicherweise war es tatsächlich eine gute Idee, wenn ich bald mit Professor Whitmoore sprach. Ich war inzwischen chronisch müde und wollte nur noch schlafen. Meinem Liebsten ging es genauso.
Wir hockten uns zu dritt aufs Sofa und tranken leise schlürfend unseren Kaffee. Ein bisschen half es, aber ich wurde lange nicht so wach davon, wie normalerweise.
Oma sah uns liebevoll an, »Dein Großvater und ich waren ebenso wie ihr zwei zum Schluss hin immer nur müde. Das ist vollkommen normal, bis es endet.«, erklärte sie mit beruhigendem Lächeln. »Eure Körper sammeln die Kraft, die sie zum Finale brauchen werden, deshalb seid ihr jetzt so schlapp. Das vergeht.« Bei den letzten Worten lächelte sie verschmitzt und ich hatte eine leise Ahnung, was sie damit anzudeuten versuchte.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 96
»Please send her my greetings. I love you,« I thought to him and sent a huge wave of warmth from my heart.
»I can feel it, my dearest. Beyond measure,« he smiled in my mind.
Sighing, I forced myself to refocus on the lesson.
Every day, the Vaelithar made it harder to keep my attention on the material—just like after our first encounter, my thoughts kept drifting back to my mate.
The difference now was that he could hear it—and loved to tease me whenever he caught me slipping.
»How are you supposed to master that spell if you keep thinking about me instead of listening?«
Or: »Sweetheart, focus. You’ll need to know when that spell was invented for your exam.«
He wasn’t much better off—but unlike me, he didn’t have to sit through hours of lectures every day.
If he didn’t have any tasks to attend to, he usually lounged on the sofa reading one of our many books, while I was downstairs in class.
And he had far better control over his thoughts than I did. Years ago, an encounter with a very grumpy god had toughened him up quite a bit in that department.
Even the first time, I had found it odd that Nila could disappear in the middle of the week and no one seemed to care.
This morning, once again, she was simply… gone.
And once again, no one except me seemed concerned.
This time, she was gone for three whole days. And afterward, it was as if she’d never been away at all.
I decided I would ask her directly.
»It’s… complicated,« she answered hesitantly.
»My mother. When she calls, I have to drop everything. Professor Whitmoore knows. I can’t tell you more than that right now.«
I sighed.
By now, we were a well-coordinated team when it came to practicing spells—at least during class, since I didn’t have Wrathion available in the mornings. He still loved practicing with me every afternoon.
»Could you maybe give me a heads-up next time? It’s a bit tough when I have no partner for the homework demonstrations.«
»Unfortunately, I can’t. I don’t even know myself ahead of time when I’ll have to leave,« she said with a tight smile.I glanced briefly over at Professor Whitmoore, who was fortunately busy with other matters.
»And how’s it going with George?« I grinned at her.
I had caught her off guard—her normally blue skin visibly flushed as she looked at me.»George… it’s crazy. He’s been bringing me a red rose every single day for weeks now. At least no more poems. He’s changed a lot. I have to admit… I’m a little impressed.«
It was a different story with the rest of my group.
There was serious heartache going around. Just like Alice had once rejected Rodney, Rodney had now rejected Nirvana. Now everyone came to me for comfort. I honestly didn’t know who to console first. And I hoped with all my heart that this madness would finally end once our Vaelithar completed its cycle.
In stark contrast to all that drama, Wrathion and I were growing even closer with every passing minute—completely instinctively—and loving every second of it.
Nowadays, when we got tired in the evening, we simply shifted into our natural forms and curled up together on the giant, soft rug in the living room. It felt so much more comfortable than lying in bed.
Everything was so much more exhausting now.
Classes, our afternoon practices, even just shifting back into humanoid form—it all took a toll.
Each day, it cost us more and more strength. In the second-to-last week before the end of our Vaelithar, someone knocked on our door.
We had just woken from an afternoon nap and sluggishly shifted forms, pulled on some clothes, and opened the door.
It was Grandma, standing there beaming.
Wrathion hugged her briefly before yawning his way into the kitchen, returning a few moments later with three cups of coffee.
»You should take a break from classes until your Vaelithar ends,« Grandma said seriously as she looked at me.
»You won’t have enough strength soon to do anything—much less practice magic. You two should focus on resting and being together.«
Maybe it really was a good idea to talk to Professor Whitmoore soon.
I was constantly tired now—and Wrathion wasn’t any better.
We all sat down on the couch, quietly sipping our coffee.
It helped a little—but not nearly as much as it usually did.
Grandma looked at us fondly.
»Your grandfather and I were the same toward the end—always tired. It’s completely normal until it passes,« she said reassuringly.
»Your bodies are gathering the strength they’ll need for the finale—that’s why you feel so drained. It will pass.«
At her last words, she smiled mischievously, and I had a faint suspicion what she was hinting at.
To be continued …
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