Stormrider - Teil 95

»Möglicherweise könntet ihr beide ja kurz mal mit der Gefühlsduselei aufhören und euch auf den arkanen Schild und auf den Frostsplitter konzentrieren, die ihr lernen solltet?«, bot Nyra den beiden eben an und machte mit der Hand einen auffordernden Schwenk zur Raummitte.
Beide wurden rot bis hinter die Ohren und standen verschämt auf.
Doch was dann kam, hätte ich mir in meinen kühnsten Albträumen nicht vorstellen können.
Denn statt des geforderten Schildes zauberte der ansonsten immer absolut zielsichere Rodney einen übergroßen Sonnenschirm herbei, wie ihn die Venthyr in den Schattenlanden benutzen würden.
Und statt des geforderten Frostzaubers rief Nirvana eine fette schwarze Katze herbei, die Professor Black wütend ansprang und ihr eine Schramme quer durch ihr Gesicht bescherte. Als sie fertig waren, seufzten beide in gänzlicher Synchronizität und starrten verloren auf den Boden.
»Raus!«, grollte Nyra Black wütend und zeigte mit einer zackigen Bewegung ihres Arms zur Tür. »Und kommt erst zurück, wenn ihr die magische Arbeit wieder ernstnehmen wollt!« Sie hielt sich die Hand an die Wange, wo sie von der Katze gekratzt worden war, und blitzte die beiden böse an.
Sie sah mich an und runzelte die Stirn. »Wie lange müssen wir das noch ertragen?«
Ich lächelte entschuldigend und zog meine Schultern hoch. »Keine Ahnung, was mit denen los ist.«
»Weißt du das wirklich nicht?«, staunte sie. »Es ist euer Vaelithar. Es wirkt sich auf euer Umfeld aus.«
»Ups.«, machte ich, wurde rot und bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
Sie rechnete nach und sah mich dann wieder an. »Noch vier Wochen?«
Ich nickte.
»Na wunderbar. Das Beste kommt erst noch.«, seufzte sie jetzt ebenso, wie Nirv und Rodney zuvor.
Ich hätte gerne gewusst, was sie damit meinte, aber sie sagte nichts weiter dazu. Und da ich nicht lebensmüde war, ging ich ihr damit auch besser nicht auf die Nerven.

Eine, die davon nicht betroffen zu sein schien, war Nila. Sie schmunzelte leicht amüsiert und flüsterte mir dann nach einem vorsichtigen Blick hinüber zu Professor Black zu, »Ihr beiden macht uns jetzt also alle liebeskrank?«
»Scheint so. Sieh dich bloß vor George vor.«, seufzte ich leise.
Meine Warnung war berechtigt. Wir waren nicht ganz zur Tür hinaus, da stand er in voller Größe vor uns und hielt Nila einen großen Strauß herrlich duftender roter Rosen hin. Er musste ein Vermögen gekostet haben.
Sie stöhnte genervt auf. »George … bitte nicht.«
Aber ganz so, als hätte man ihn inzwischen vollends ausgetauscht, ließ er sich nicht so einfach von ihr abwimmeln. Dieses Mal schien er eine neue Strategie zu verfolgen. Denn weder sah er beschämt zu Boden, noch sah er so aus, als wollte er am liebsten davonlaufen.
Stattdessen war er schlicht und ergreifend nur ein normaler Junge, der seiner Angebeteten Blumen schenkte. Sogar seine ansonsten immer schlunzige Magierkutte hatte er gegen ein weißes Hemd und eine dunkle Hose eingetauscht. Und sein stets zotteliges blondes Haar hatte er so zu einem Zopf im Nacken zusammengebunden, wie es der König von Stormwind zu tragen pflegte.
»Weißt du …«, sagte er jetzt, um so viel selbstsicherer als noch vor wenigen Tagen, »ich weiß, du magst keine Gedichte. Aber Blumen liebst du doch sicher, oder etwa nicht?«
Nila war so verdutzt, dass sie einfach nur die Hand ausstreckte, die Blumen entgegennahm und »Danke.«, antwortete.
Da zwinkerte George ihr lächelnd zu, was mein Weltbild vollends ins Wanken brachte und sah dabei zum ersten Mal … attraktiv aus.
»Wow!«, dachte ich beeindruckt und starrte ihn mit offenem Mund an.
Mit strahlendem Lächeln sagte er zu Nila, »Ich seh´dich bald.«, dann drehte er sich auf dem Absatz um und nahm die Wendeltreppe nach oben. Immer zwei Stufen auf einmal.
Nila stand da, sah ihm nach und hatte ihre Nase in die Rosen versenkt. Ich konnte nicht sehen, ob sie lächelte, aber ich vermutete es.
Offensichtlich hatte unser Vaelithar zur Abwechslung endlich mal eine positive Wirkung auf jemanden, dachte ich und musste unwillkürlich schmunzeln.
Jeden Tag ging das von jetzt an so. Wenn wir aus dem Unterricht kamen, lehnte George meist so lässig an der Turmwand, wie Wrathion damals an seinem Blumenkübel, als er mich bei unserem ersten Date vom Flugmeister abgeholt hatte.
George überreichte Nila an jedem einzelnen der darauffolgenden Tage eine rote Rose. Und jedes Mal ging er danach zufrieden lächelnd davon, ohne irgendetwas von ihr zu verlangen. Die Metamorphose, die er durchgemacht hatte, machte mich schier sprachlos. Und Nila scheinbar ebenfalls.
Nirvana sah George im Vorbeigehen seufzend jedes Mal so an, als hoffte sie, er würde plötzlich zu Rodney werden, der da auf sie in gleicher Absicht wartete.
Und Rodney ignorierte ihn schlicht. Er hatte seinen Kopf grundsätzlich nur bei Alice. Wenn sie vorbeiging, dann betrachtete er sie so, als sei sie eine Göttin für ihn. Ich fragte mich, ob ihr diese Anbetung, denn nichts anderes war es, überhaupt aufgefallen war und was sie davon hielt. Wenigstens hatte er damit aufgehört, mich ständig über sie auszufragen, seitdem ich ihn gebeten hatte, ihr doch all diese Fragen direkt zu stellen.

»Kannst du bitte aufhören, mich auf diese Art abzulenken«, hörte ich meinen Liebsten in meinen Gedanken schmunzeln.
Nanu? Ich konnte mich nicht an irgendwelche verwirrenden Gedanken meinerseits an ihn erinnern. »Was meinst du?«, gab ich zurück und runzelte die Stirn. Ich war mitten in Jaina Proudmoores Unterricht auf einen neuen Frostzauber konzentriert und mir deshalb keiner Schuld bewusst.
»Hast du nicht eben an mich gedacht? Ich war gerade im Gespräch mit Lorena gewesen, als ich mich etwas … verwirrt fühlte.«
»Hm leider nicht.«, lächelte ich in Gedanken, selbst wenn ich im Moment immer öfter an ihn denken musste. »Ist grad auch etwas schwierig … Unterricht bei Jaina. Wie lange ist Lorena hier?«
»Sie fliegt gleich wieder zurück zum Obsidianthron. Ich seh dich nachher. Ist schon wieder gut. Keine Ahnung was ich da gespürt habe.«, hörte ich ihn wieder.

 

 

Fortsetzung folgt …

Du kannst hier meinen Newsletter abonnieren, dann bekommst du immer eine Info, wenn ein weiterer Teil von Stormrider veröffentlicht wurde.

Stormrider - Part 95

»Maybe the two of you could stop with the sentimental nonsense and focus on the arcane shield and the frost shard you’re supposed to be learning?« Nyra said dryly, motioning firmly toward the center of the room.
Both of them turned red from ear to ear and got up sheepishly.

But what happened next… not even in my wildest nightmares could I have imagined it.

Instead of the required shield, Rodney—usually as precise as a wand—conjured an oversized parasol, the kind the Venthyr would use in the Shadowlands.
And instead of casting a frost spell, Nirvana summoned a large black cat that immediately leapt onto Professor Black and scratched a red line straight across her cheek.
When they were finished, both let out a perfectly synchronized sigh and stared at the floor in defeat.

»Out!« Nyra Black growled, pointing to the door with a sharp flick of her arm. »And don’t come back until you’re ready to take your magical work seriously again!«
She held her hand to her scratched cheek and shot both of them a furious glare.

Then she looked at me and frowned. »How much longer do we have to put up with this?«
I gave her an apologetic smile and shrugged. »No idea what’s gotten into them.«
»You really don’t know?« she said in disbelief. »It’s your Vaelithar. It’s affecting the people around you.«
»Oops,« I murmured, blushing instantly and feeling a pang of guilt.
She did some mental math, then looked at me again. »Four more weeks?«
I nodded.
»Wonderful. The best is yet to come,« she sighed—just like Nirv and Rodney had moments before.

I really wanted to ask what exactly she meant by that—but wisely decided not to push my luck.

One person who didn’t seem affected at all was Nila. She smirked slightly and leaned toward me after glancing carefully in Professor Black’s direction.
»So you two are making us all lovesick now?« she whispered.
»Looks like it. Just… keep an eye out for George,« I sighed.
And I was right to warn her.

We had barely stepped outside the door when there he was—standing tall, holding out a large bouquet of richly scented red roses. They must have cost a fortune.
She groaned in frustration. »George… please don’t.«
But this time, he didn’t act like the bashful, mumbling wreck we’d known.
He didn’t look down. Didn’t try to run. He seemed… composed.
Just a normal boy giving flowers to the girl he liked.
Even his usually wrinkled mage robe had been replaced with a crisp white shirt and dark trousers. And his ever-messy blond hair was tied back neatly in a low ponytail—just like the King of Stormwind wore his.

»You know…« he began, sounding far more confident than he had just days ago, »I know you don’t like poetry. But I bet you like flowers, don’t you?«
Nila looked so surprised she simply reached out, took the bouquet, and replied, »Thanks.«
George winked at her with a smile—a real smile—and suddenly, he actually looked… attractive.
»Wow!« I thought, staring at him open-mouthed.

He beamed and said to Nila, »See you soon,« then turned and walked off—taking the stairs two at a time.
Nila stood there, her nose buried in the roses. I couldn’t see if she was smiling—but I was pretty sure she was.
Apparently, our Vaelithar was finally having a positive effect on someone, I thought with a smile.

From that day on, it became routine.
Every day after class, George was casually leaning against the tower wall—just like Wrathion had leaned on his flower box the day he picked me up from our first date.
Each day, he gave Nila a single red rose. And each time, he walked away with a quiet, satisfied smile, asking for nothing in return.

The transformation he had gone through left me speechless—and Nila, too, by the looks of it.
Nirvana, on the other hand, passed George with a sigh each time, as if hoping he would magically turn into Rodney and be waiting for her.
And Rodney? He just ignored George completely.
His eyes were always on Alice. Whenever she passed by, he looked at her like she was a literal goddess.
I wondered whether she’d even noticed how deeply he adored her—and what she thought about it.
At least he had stopped pestering me with questions about her after I’d told him to ask her directly instead.

»Could you please stop distracting me like that?« I heard my beloved say with a smile in my thoughts.
Huh? I didn’t remember thinking anything confusing about him.
»What do you mean?« I replied, frowning a little. I was focused—well, mostly—on a new frost spell in Jaina Proudmoore’s class. I was pretty sure I hadn’t done anything.

»Didn’t you just think about me? I was in the middle of a conversation with Lorena when I suddenly felt… distracted.«
»Hmm, afraid not,« I smiled inwardly—though I had been thinking about him more and more lately.
»Hard to focus here… Jaina’s teaching. How long is Lorena in town?«
»She’s flying back to the Obsidian Throne soon. I’ll see you later—it’s all good. No idea what I felt there.

 

To be continued …

You can subscribe to my newsletter here, then you will always be informed when another part of Stormrider has been published.

Die neuesten Blogbeiträge

error: Content is protected !!
Nach oben scrollen
a cartoon of a dragon sitting in a grassy field

Stormrider - Newsletter

Verpasse keine weitere Folge von Stormrider und abonniere diesen Newsletter.


Never miss another episode of Stormrider, subscribe to our newsletter.