Stormrider - Teil 92

»Guten Morgen. Ich habe heute eine Ankündigung zu machen.« Im Gemeinschaftsraum war es mit einem Mal mucksmäuschenstill und alle machten lange Hälse, um Professor Whitmoore zu erspähen, die inmitten des runden Raums stand und sich räusperte.
»Unser Schulleiter Khadgar hat mir für den Moment seine Geschäfte übergeben, weil seine Anwesenheit dringend in der Außenstelle benötigt wurde.«
Mit der ‚Außenstelle‘ meinte sie das duplizierte Dalaran, was nach wie vor über der verheerten Küste schwebte. Höchstwahrscheinlich wollten sie die Stadt für künftige Aufgaben wieder an einen anderen Ort teleportieren, jetzt wo dort Ruhe eingekehrt war.
Einige meiner Mitschüler machten lange Gesichter, weil diese Tatsache ebenfalls bedeutete, dass der nicht nur mir allein so wertvolle Feuermagieunterricht bei Khadgar erst mal der Vergangenheit angehörte.
Und für Wrathion und mich bedeutete das außerdem, dass wir unsere Mittwochabende künftig nicht mehr mit einem Glas Wein mit Khadgar zusammen verbringen konnten, wie es sich in den letzten Wochen so angenehm eingebürgert hatte.
Seine Entscheidung zum Wechsel musste recht plötzlich geschehen sein, da er uns das letzte mal nichts davon erzählt hatte, dass er die Schulleitung abgeben würde und ich wusste, dass ihm ‚seine‘ Schule, absolut am Herzen lag.
»Des Weiteren …« fuhr sie fort. » … wird Professor Simms umgehend von den Dracheninseln zurückkehren, um die Fächer von Schulleiter Khadgar zu übernehmen.«
»Professor Whitmoore, zu wann geht Schulleiter Khadgar weg?«, wollte Alisha aus dem letzten Jahrgang zur Sekunde wissen.
»Er ist schon nicht mehr im Hause.«
Ein Stöhnen ging daraufhin durch die Gruppe. So kurz vor den Prüfungen war das wirklich keine schöne Ankündigung.
»Khadgar hat die Schule verlassen. Hat er dir was davon gesagt?«, dachte ich zu Wrathion hin, denn wenn Khadgar ihm als einem seiner besten Freunde ebenso nichts davon gesagt hatte, war das reichlich ungewöhnlich.
»Nein.«, kam seine prompte Antwort. »Was meinst du damit genau? Hat er seinen Posten abgegeben?«
Ich übermittelte ihm die paar Informationen, die uns unsere Professorin gegeben hatte.
»Ich versuche mal, ihn über den Kristall zu erreichen.«, gab er zurück. »Möglicherweise erfahre ich etwas.«
Zehn Minuten später saß ich schon wieder im nächsten Kurs, als ich ihn wieder in meinen Gedanken hörte. »Ich habe ihn erreicht, aber er war nur kurz angebunden. Er sagte darüber nur so viel, als dass es was mit dem Duplikat der Stadt zu tun hat. Vielleicht wollen sie sie wieder versetzen. Er meldet sich die Tage bei uns.«
»Danke.« Ich schloss kurz meine Augen und schickte ihm die Gefühle, die ich für ihn im Bauch hatte und bekam sofort wohlige Wärme von ihm zurück.

Am Freitagmorgen vor den Ferien war Nila auf eine Weise anwesend, als wäre sie niemals weg gewesen.
»Guten Morgen.«, lächelte sie strahlend, als ich die Treppe zum Unterrichtsraum herunterkam.
»Hey, wo warst du gestern? Ich wollte dich schon wecken gehen, weil ich dachte, du hättest verschlafen.«, grinste ich.
»Meine Familie … frag bloß nicht.«, rollte sie mit den Augen.
»So schlimm?«
»Meine Mutter. Wenn sie ruft, folgt ihr ein ganzes Königreich. Sprichwörtlich.«, witzelte sie.
»Habe ich was Weltbewegendes verpasst?«
»Wir haben eine neue Schulleiterin.« Ich erzählte kurz vom gestern angekündigten Wechsel.
»Na toll und das so kurz vor den Prüfungen.«, stöhnte sie, genau so wie alle anderen zuvor.

Die letzten Stunden hatten wir nach dem neuen Stundenplan freitags jetzt immer genau das, was mir am schwersten fiel, magische Geschichte und Theorie. Genauer gesagt ging es um: Wer hatte wann was warum, wie und mit wem gemacht. So öde.
Ich war noch nie ein Theoretiker und genau deshalb langweilte ich mich jetzt jede Woche zum Ende des Freitags ins Wochenende.
Professor Simms dabei zuzuhören, die mit Hingabe davon schwadronierte, wann Dalaran von wem wie geschützt worden war, war ein todsicheres Schlafmittel.
Stattdessen wanderten meine Gedanken lieber zu Wrathion, der wie immer zu Hause auf mich wartete.
»Solltest du nicht lieber aufmerksam den Ausführungen deiner Professorin lauschen, als so sehr mit deinen Gedanken abzuschweifen, dass ich dich bis hier oben hören kann?« Ich hörte sein Grinsen sogar in seinen Gedanken.
»Es ist sooo langweilig. Nun hab mal ein bisschen Verständnis. Ich schlafe hier gleich ein.«, schmollte ich.
»Oh, vielleicht kann ich da helfen.«, hörte ich ihn wieder. Und dann schickte er mir seine spezielleren Gefühle für mich in einer solchen Intensität, dass ich meine Augen schloss und laut stöhnte, ohne groß darüber nachzudenken … und tatsächlich erst bemerkte, was ich von mir gegeben hatte, als ich meine Augen wieder öffnete und realisierte, dass mich alle anderen plötzlich verständnislos anstarrten.
»Nur ein plötzliches Bauchweh.«, log ich notdürftig und verzog mein Gesicht in gespieltem Schmerz, um das Gesagte zu unterstreichen. Dass ich dabei heftig errötete, bemerkte hoffentlich niemand! Wie peinlich!
Mein geliebter Drache kicherte in meinen Gedanken. Er war mittlerweile so geübt darin geworden, mich mit seinen Gefühlen von jetzt auf gleich völlig auf den Kopf zu stellen, dass er das im Schlaf konnte. Und auch liebend gern machte. »Na, bist du jetzt wieder wach?«
»Das ist gemein. Mir diese heftigen Gefühle zu schicken, wenn ich … dich nicht ganz nah bei mir habe, ist … unfair!«
»Ich halte dich nur wach, damit du dem Unterricht folgen kannst,« lachte er fröhlich in meinem Kopf.
»Jetzt bin ich allerdings nicht „nur“ wach. Ich bin auf eine Art erregt, die es mir unmöglich macht an irgendwas anderes zu denken, als an dich.«, seufzte ich.
»Glaub´mir, das ist nur die Spitze eines sehr großen Vulkans. Darunter ist noch viel mehr für dich. Du wirst sehen. Bald. Das ist ein Versprechen. Ich liebe dich maßlos!« Eine Hitze, die definitiv nicht meine war, raste bei seinen Worten durch meinen Körper.
Ich schloss meine Augen einen winzigen Augenblick und badete in seinen Gefühlen, als wären sie ein See aus flüssiger Lava. Dann öffnete ich sie wieder und dachte sehnsüchtig »Maßlos!«
Direkt in diesem Moment seufzten Nirvana und Rodney neben mir deutlich hörbar und vollkommen synchron, so als hätten sie unsere Gedanken mitgehört und ich konnte mir nur mit größter Anstrengung ein irres Gelächter verkneifen.

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 92

»Good morning. I have an announcement to make.«
The common room went instantly quiet. Everyone craned their necks to see Professor Whitmoore, who stood in the center of the round room, clearing her throat.
»Our headmaster Khadgar has temporarily entrusted me with his duties. He was urgently needed at the outpost.«
By “outpost,” she meant the duplicated version of Dalaran, which still hovered over the Broken Shore. Most likely, they were preparing to teleport the city somewhere else now that peace had returned.
Several classmates pulled long faces—because it also meant that our beloved Fire Magic lessons with Khadgar were over for the time being.
And for Wrathion and me, it also meant the end of our cozy Wednesday evenings with a glass of wine and good company.
His decision must have been very sudden—he hadn’t mentioned any of this the last time we saw him. And I knew how deeply he cared for “his” school.
»Furthermore,« she continued, »Professor Simms will be returning from the Dragon Isles to take over Headmaster Khadgar’s classes.«
»Professor Whitmoore, when is Headmaster Khadgar leaving?« Alisha from another class asked immediately.
»He’s already left the building.«
A groan went through the group. Just before exams—great timing.
»Khadgar left the school. Did he say anything to you?« I thought toward Wrathion, because if even he, as one of Khadgar’s closest friends, hadn’t heard, that was definitely unusual.
»No,« came his prompt reply. »What exactly do you mean? He gave up his post?«
I passed on the few facts we had just learned from Professor Whitmoore.
»I’ll try to reach him through the crystal,« he answered. »Maybe I can find something out.«
Ten minutes later, I was already sitting in my next class when I heard his voice again in my thoughts.
»I reached him, but he was brief. All he said was that it has to do with the city duplicate. Maybe they’re moving it again. He’ll contact us soon.«
»Thanks.« I closed my eyes briefly and sent him all the feelings I carried for him in my heart—and instantly felt his warm love wash over me in return.

That Friday morning before the break, Nila showed up as if she had never been gone.
»Good morning,« she smiled as I came down the steps toward the classroom.
»Hey, where were you yesterday? I was about to go wake you up—I thought you’d overslept,« I grinned.
»My family… don’t even ask,« she rolled her eyes.
»That bad?«
»My mother. When she calls, an entire kingdom follows. Literally,« she joked. »Did I miss anything big?«
»We have a new headmistress.« I gave her a quick rundown of yesterday’s announcement.
»Great, just what we needed—right before exams,« she groaned, same as everyone else had before her.

Our last class on Fridays, per the new schedule, was always magical history and theory—which happened to be my worst subject.
Specifically: who did what, when, why, how, and with whom. So boring.
I’d never been a theorist. Which was why I now spent every Friday bored out of my mind, counting down to the weekend.
Listening to Professor Simms go on passionately about when and how Dalaran had been protected by whom was a guaranteed sleep aid.
My thoughts, meanwhile, wandered to Wrathion, who—like always—was waiting for me at home.

»Shouldn’t you be listening to your professor’s lecture instead of daydreaming so loudly I can hear you from here?« I could hear the grin in his voice, even in my thoughts.
»It’s sooo boring. Have some sympathy. I’m about to fall asleep here,« I sulked.
»Oh, maybe I can help with that,« I heard him say again. And then he sent me his more… intense feelings in such overwhelming force that I closed my eyes and let out a loud moan—without even thinking—only realizing what I’d just done when I opened my eyes and saw everyone staring at me.
»Just sudden stomach cramps,« I lied quickly, pulling a pained face to match. Hopefully no one noticed how hard I was blushing. How embarrassing.
My beloved dragon giggled in my mind. He’d gotten so good at sending me these overwhelming bursts of feeling that he could probably do it in his sleep. And he absolutely loved doing it. »Well? Awake now?«
»That’s just cruel. Sending me feelings like that… when I can’t be close to you… is unfair!«
»I’m only keeping you awake so you can focus on class,« he laughed joyfully inside my head.
»Well, I’m not just awake now. I’m so worked up, I can’t think about anything but you,« I sighed.
»Believe me, that’s just the tip of a very large volcano. There’s so much more waiting for you. You’ll see. Soon. That’s a promise. I love you beyond measure!« The heat that surged through me at those words was definitely not mine.

I closed my eyes for a second, letting myself float in his feelings like lava in a lake. Then I opened them again and thought longingly: »Beyond measure!«
At that exact moment, Nirvana and Rodney let out a perfectly synchronized sigh beside me—like they’d heard our thoughts—and it took everything I had not to break out into uncontrollable laughter.

To be continued …

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