Stormrider - Teil 90

»Ich hab´s.«, rief Nila. »Wir machen eine Umfrage.«
»Und damit willst du herauskriegen, wer im Moment verliebt ist?«, grinste ich ungläubig. »Das gibt doch niemand einfach so zu.«
»Glaub´mir, ich kann das. Ich brauche nur einen einleuchtenden Vorwand für die Fragen, die ich den Leuten stelle. Machst du mit?«
Das konnte interessant und wenn nicht das, so zumindest amüsant werden. »Warum nicht.«
»Wir treffen uns nach Schulschluss im Gemeinschaftsraum. Da haben wir dann die ganze Rasselbande auf einem Haufen.«

Ein paar Stunden später fand ich Nila schon mitten in Gesprächen, als ich den Gemeinschaftsraum betrat.
»Hast du ihn schon gefunden?«, fragte ich sie leise, denn ich wollte ja verhindern, dass irgendwer unsere wahre Absicht mitbekam.
»Nö. Alle, die ich bis jetzt gefragt hab´, sind absolut unverliebt.« Sie schlenderte weiter zur nächsten Gruppe Schüler und ich trottete hinterher.
Sie stellte völlig harmlose Fragen und mir war absolut nicht klar, wie sie so herausfinden wollte, wer genau der verliebte Dichter war. Aber nachdem sie die Umfrage bei den jeweiligen Schülern beendet hatte, stellte sie einzelnen Jungs noch scheinbar völlig unverfängliche Fragen, während sie heftigst mit ihnen flirtete.
»Und, hast du eine Freundin?«, sagte sie eben mit einem verführerischen Augenaufschlag zu Tom aus dem vierten Jahr, nachdem er offensichtlich Interesse an ihr bekundet hatte.
»Noch nicht. Aber das kann sich schnell ändern.«, sagte Tom und grinste anzüglich.
»Ich danke dir für das Gespräch, aber du siehst ja … hier sind so viele, die ich befragen muss.«, zwinkerte sie ihm zu und lief zum nächsten Grüppchen weiter. Wenn das so weiterging, würden ihre Verehrer bald Schlange stehen, dachte ich mir und schmunzelte in mich hinein.
Nila gab auch hier wieder alles, hatte aber nicht den gewünschten Erfolg, als sie sich umdrehte und George plötzlich genau vor ihr stand.
Er hatte eine violette Rose in der Hand, die er ihr ein wenig verlegen in die Hand drückte. »Eine violette Rose für eine violette Rose.«, sagte er schüchtern und sah dabei zu Boden.
Nila war sichtlich bemüht, das Gesicht nicht zu verziehen. »Danke.«, sagte sie.
Er sah sie kurz an »Vielleicht hast du nachher mal Zeit? Ich würde dir so gerne etwas vorlesen …«
Sie sah mich eine Sekunde unschlüssig an, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Es tut mir leid.«
»Schade. Sehr schade.«, sagte George. Der arme Kerl tat mir fast leid, als er jetzt wieder traurig davonschlurfte. Aber könnte es nicht sein, dass er …?
»Ich glaube, wir können aufhören zu suchen, Nila.«, bedeutete ich ihr und seufzte.
»Meinst du … Er?«
»Jap. Genau. Er! Ich weiß zwar nicht, wie er es anstellt, dass man seine Stimme überall hört, aber es ist definitiv er. Und offensichtlich hat er sich unsterblich in dich verliebt.«
Sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn und stöhnte. »Och nee.«

»Wir wissen nicht, wie er es anstellt, Erzmagier. Aber es ist definitiv George.«, sagte ich zu Khadgar, der hinter seinem Schreibtisch deutlich hörbar aufatmete.
»Schön, ich spreche mit ihm. Gegebenenfalls haben wir alle dann ja wieder eine Chance auf eine ungestörte Nachtruhe.«
Die Puzzleteile in meinem Kopf rutschten auf einmal an den richtigen Platz. »Noch etwas …«
Er sah mich an und ich sprach weiter.
»Wrathion und ich haben an einem Nachmittag vor einigen Wochen einen Konzentrationszauber ausgesprochen, als George zur Sekunde zur Tür hereinkam. Ich weiß nicht … vielleicht ist da irgendetwas danebengegangen?!?«
Khadgar wurde jetzt hellhörig und sein hölzerner Stuhl knarzte, als er sich kerzengerade hinsetzte.
»Womöglich weiß er ja gar nichts davon, was hier passiert. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir etwas durcheinanderbringen.«
»Womöglich. Danke, dass Ihr mir das gesagt habt, Teyla.«
Letztlich stellte sich heraus, dass meine Ahnung goldrichtig gewesen war. George sagte von sich, dass er nachts am kreativsten war und er schon von jeher in der Nacht zwischen zwei und drei Uhr seine Gedichte verfasste.
Unser vom Vaelithar über das Ziel hinausgeschossener Zauber, der ihn unvermittelt getroffen hatte, hatte dafür gesorgt, dass die ganze Stadt seine Gedanken in unüberhörbarer Lautstärke mitbekommen konnte. Zudem war er schwer verliebt, was dem Ganzen noch seine eigene Intensität verliehen hatte.
Es war George so furchtbar peinlich und unangenehm, als er jetzt erfuhr, dass er wochenlang niemanden hatte schlafen lassen. Und war er schon vorher immer in sich gekehrt gewesen, bekam man ihn jetzt so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht.
Professor Whitmoore konnte die Situation und alle übernächtigten Städter endlich retten, indem sie unseren Zauber auflöste und die Gedanken des armen George wieder unhörbar machte.

»Die Geister, die ich rief … werd´ich nicht mehr los.«, stöhnte Nila zwei Wochen später leise. Wir saßen beim Essen und George startete just seinen nächsten Versuch, ihr Herz für sich zu gewinnen.
Indes hätte ich ihn heute nicht wiedererkannt. Der schlurfende Gang war verschwunden, stattdessen trat er dieses Mal sogar ansatzweise selbstsicher auf uns zu.
Was dann passierte, ließ mich allerdings an meinem Realitätssinn ein klein wenig zweifeln, denn George fiel allen Ernstes vor unserem Tisch direkt vor Nila auf die Knie, räusperte sich kurz und rezitierte dann in feierlichem Tonfall:

»O du schöne Nila,
bist so herrlich lila,
vielleicht magst du ja starten,
mit mir gleich in den Garten?«

Daraufhin bedachte er sie mit einem fragenden Blick, der einem Golden Retriever alle Ehre gemacht hätte. Der Speisesaal war mit einem Mal schlagartig mucksmäuschenstill und man hörte höchstens ein unterdrücktes Kichern hier und da.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 90

»I’ve got it,« said Nila. »We’ll do a survey.«
»And that’s how you plan to find out who’s in love right now?« I grinned, unbelieving. »No one’s just going to admit that.«
»Trust me, I can do it. I just need a good cover story for the questions I ask. Are you in?«
This could turn out interesting—or at the very least, entertaining. »Why not.«
»We’ll meet in the common room after school. That way we’ll have the whole gang in one place.«

A few hours later, when I walked into the common room, I found Nila already in the middle of several conversations.
»Did you find him yet?« I asked her quietly, not wanting anyone to catch wind of our true intent.
»Nope. Everyone I’ve asked so far is completely un-in-love.« She strolled over to the next group of students, and I trotted along behind her.
She asked totally harmless questions, and I had absolutely no clue how she intended to find out who the lovestruck poet was that way.
But after finishing her little survey with each group, she would follow up with a few “casual” questions for certain boys—while heavily flirting with them.

»So, do you have a girlfriend?« she asked with a seductive flutter of her lashes, aimed at Tom from year four, who had clearly shown interest.
»Not yet. But that can change real quick,« Tom grinned suggestively.
»Thanks for the chat, but as you can see… there are so many more I still need to question,« she winked and moved on to the next group.
If this kept up, I thought, her admirers would be forming a line by tomorrow.

Nila was giving it her all again, but didn’t get the result she was hoping for—until she turned around and George suddenly stood right in front of her.
He held a violet rose, which he shyly handed to her. »A violet rose for a violet rose,« he said softly, eyes fixed on the floor.
Nila clearly had to fight not to grimace. »Thank you,« she said.
He glanced up at her briefly. »Maybe you have time later? I’d love to read something to you…«
She looked at me for a moment, undecided, then shook her head. »No. I’m sorry.«
»A shame. A real shame,« George said, and the poor guy looked so dejected as he trudged away that I almost felt bad for him.
But could it be that he…?

»I think we can stop searching, Nila,« I told her with a sigh.
»You think… it’s him
»Yup. Him. I don’t know how he’s making his voice echo through the whole city, but it’s definitely him. And clearly, he’s head over heels for you.«
She slapped a hand to her forehead and groaned. »Oh no.«

 

»We don’t know how he’s doing it, Archmage. But it’s definitely George,« I said to Khadgar, who let out a clearly audible sigh of relief behind his desk.
»Good. I’ll speak to him. With any luck, we’ll all be able to sleep again soon.«
Suddenly, the puzzle pieces in my mind clicked into place. »One more thing…«
He looked at me, and I continued.
»Wrathion and I cast a concentration spell a few weeks ago one afternoon—right when George walked into the training room. I don’t know… maybe something went wrong?!«
Now Khadgar was paying full attention. His wooden chair creaked as he sat up ramrod straight.
»He might not even know what’s going on. Wouldn’t be the first time we caused some unexpected chaos.«
»Exactly. Thank you for telling me, Teyla.«

In the end, my hunch turned out to be completely right. George said he’d always been most creative at night, and had for years written his poetry between two and three in the morning.
Our Vaelithar-fueled spell, which had accidentally hit him, had caused the entire city to hear his thoughts—loud and clear. And because he was deeply in love, that emotional charge had intensified everything.
George was horribly embarrassed when he found out he’d kept the whole city awake for weeks. And while he’d always been a quiet, shy guy, now he practically vanished from view.

Professor Whitmoore saved the day—and everyone’s sleep—by dissolving the magical effect and restoring George’s thoughts to blessed silence.

 

»The spirits I summoned… now I can’t get rid of them,« Nila groaned softly two weeks later. We were eating lunch, and George was making his next move on her.
But today, I almost didn’t recognize him. The shuffling walk was gone; he approached us with something resembling confidence.
What happened next made me question reality just a little, because George, dead serious, dropped to his knees right in front of our table, cleared his throat, and began to recite in a solemn tone:

»Oh dearest Nila,
so purple, so fine,
perhaps you’d like to
go with me… outside?«

He gave her a questioning look that would’ve made any golden retriever proud. The dining hall fell instantly, utterly silent—except for the occasional stifled giggle here and there.

 

To be continued …

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