
Stormrider - Teil 84
Oben am Thron der Aspekte liefen wir beide schnurstracks zu Ebyssian. Er sah uns kommen und verwandelte sich in seine humanoide Gestalt, um uns begrüßen zu können.
»Hallo Ebyssian,« lächelte ich ihn an. »Das ist ja unglaublich, was du da schreibst.«
Er nickte und drehte sich um. »Kommt.« Er führte uns zu einem kleinen Schrank, der ganz in der Nähe stand, nahm ein kleines Fläschchen mit golden schimmernder Flüssigkeit heraus und gab es mir. »Zum Wohl.«
Ich öffnete den Korken und trank das Fläschchen restlos leer. Es schmeckte scheußlich, aber die Wirkung setzte sofort ein. Meine Flügel begannen ein wenig zu zittern und ich merkte sofort eine starke Spannung in meinen Muskeln am Rücken, die aber schnell wieder nachließ.
»Wie lange dauert es, bis es wirkt?«, sah ich Ebyssian an?
»Ein paar Sekunden nur. Probier es aus.«
Wrathion und ich liefen zum Rand der Plattform und er sah mich an. »Ich bleibe unter dir. Für alle Fälle.«
»Okay.« Ich war kribbelig wie ein Welpe. Sollte ich tatsächlich endlich selbständig fliegen können?
Und dann schlug ich mit meinen Schwingen und hob das allererste Mal so schwungvoll ab wie die großen Drachen.
Wrathion war sofort bei mir, denn natürlich war er schneller als ich. Wir flogen zusammen immer größer werdende Kreise um die Plattform der Aspekte herum. Ich war wie im Rausch. Wir flogen und flogen und ich wollte am liebsten gar nicht mehr damit aufhören, als er mich schließlich zur Rückkehr auf die Plattform drängte.
»Wir machen morgen weiter.«, sagte er. »Du bist es nicht gewohnt. Du wirst morgen früh wissen, was ich meine.« Er lächelte bei diesen Worten.
»Oh, daran werde ich mich schneller gewöhnen als an alles andere.«, grinste ich voller Begeisterung. Dann lief ich zurück zu Ebyssian, um mich zu bedanken.
»Viele Dracthyr wollten wieder fliegen können«, sagte er daraufhin. »Damals als die Ahnen der Dracthyr aus ihrer langen Stasis kamen, in die Neltharion sie gesteckt hatte, waren ihre Flügel zu entkräftet, um selbstständig fliegen zu können. Dieser Makel wurde leider an die Nachkommen weitergegeben und wir waren nicht in der Lage, ihn zu beheben. Bis vor kurzem, als unsere Alchimisten dieses Heilmittel entwickeln konnten. Wir werden nach und nach alle Dracthyr damit versorgen, um allen das selbständige Fliegen zu ermöglichen.«
Er hatte ja keine Ahnung, dass er eben einen Traum für mich wahrgemacht hatte.
»Danke!«, sagte ich und gab Ebyssian eine spontane Umarmung.
Er lächelte. »Ich habe davon gehört, wie leidenschaftlich gerne du mit meinem Bruder fliegst und ahnte, dass du dich freuen würdest.«
»Das ist wie Schlüpftag und Weihnachten auf einmal.«, rief ich begeistert und Ebyssian lachte. »Viel Spaß euch beiden.«
Wir verabschiedeten uns und kehrten zum Rand der Plattform zurück. Ich sah Wrathion an. »Zu Oma schaffe ich es aber noch, meinst du nicht?«
Er seufzte, dann nickte er. »Ich kann dich eh nicht davon abhalten. Ich bin unter dir. Falls du müde wirst, halt dich einfach an mir fest. Es ist anstrengender, als du denkst, wenn du es nicht gewohnt bist, dich dauerhaft in der Luft zu halten.«
»Danke.«, gab ich ihm einen Kuss auf seine Nasenspitze. Dann flog ich das erste Mal selbst nach Hause.
Wie immer hatte er recht behalten. Am nächsten Morgen tat mir meine Rückenmuskulatur so weh wie niemals zuvor. »Autsch.«, stöhnte ich, als ich mich im Bett aufrichten wollte, und weckte ihn damit natürlich.
»Muskelkater?« Er hob eine Augenbraue und schmunzelte.
»Sieht wohl so aus. Eigentlich wollte ich heute wieder mit dir fliegen. Aber … aua.« Ich wechselte in meine natürliche Gestalt und versuchte, meine Schwingen vorsichtig ein wenig auf und ab zu bewegen. Es tat höllisch weh. »Das lasse ich heute wohl besser sein, sonst muss ich die nächste Woche bewegungslos im Bett bleiben.«
»Es ist manchmal nicht die schlechteste Idee, auf mich zu hören, weißt du?«, grinste er.
Ich verwandelte mich wieder und ließ mich zurück ins Bett fallen.
»Ich will mit dir durch ein Gewitter fliegen.«, seufzte ich.
»Nanu? Das war neulich doch gar kein Thema für dich.«
»Das war neulich.«, sagte ich. »Da hatte ich noch nicht in deinem Traum mitbekommen, wie sich das anfühlt.« Ich strich mit meinen Fingern über seine Wange und lächelte.
»Ich verstehe.«, lächelte er. »Und ich kenne zufälligerweise den perfekten Ort dafür.«
Am nächsten Morgen brachen wir nach Stormheim auf. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Gewitter gab, durch die wir zusammen fliegen konnten, war hier am größten. Das Wetter war hier meist rau und die Winde stark, so dass wir oftmals einfach würden schweben können.
Und wie bestellt gab es ein großes Gewitter, in das wir mitten hineinflogen.
Genau wie in seiner Erinnerung, die ich mit angesehen hatte, war ich sofort begeistert. Wir glitten wie zwei große geflügelte Schatten durch Wolken, die so dunkel waren, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sah, und die Winde trieben uns immer noch höher und höher. Um uns herum krachte und blitzte es und ich juchzte begeistert.
»Habe ich zu viel versprochen?«, brüllte er lachend zwischen zwei ohrenbetäubenden Donnerschlägen. Ich konnte ihn nur stakkatoartig im Blitzlicht sehen, wie er mal neben mir und dann wieder unter mir flog.
»Nein!«, rief ich gegen den Sturm an. Mit ihm im Gewitter zu fliegen war mehr als berauschend. Ich hätte nicht gedacht, dass die Sucht nach Geschwindigkeit, die wir teilten, noch durch irgendetwas gesteigert werden konnte, aber dies hier war absolut meine Welt. Wir wurden patschnass, aber das war mir vollkommen egal. Ich flog und flog und ich lachte. Ich hielt mich an seinen Schultern fest und er schraubte sich wie ein Geschoss gen Himmel. Dann ließ ich ihn los und wir beide stürzten uns wie Pfeile mitten durch das Gewitter abwärts, bis er mich unten wieder abfing. Wieder und wieder stiegen wir auf diese Weise auf und ließen uns zu Boden abfallen, nur beleuchtet von gelegentlichen Blitzen.
»Ich liebe dich maßlos«, dachte ich, während ich ihm hinterhersah.
»Maßlos!«, kam von ihm zurück. Ich sah in einem Aufblitzen, dass er sich kurz zu mir umdrehte und mich ansah. Und dann fühlte ich sehr genau, was er damit meinte. Von diesem Moment an waren zwischen uns keine gesprochenen Worte mehr nötig.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 84
Up at the Throne of the Aspects, we both headed straight for Ebyssian. Seeing us approach, he shifted into his humanoid form to greet us.
»Hello, Ebyssian,« I smiled at him. »I can hardly believe what you wrote.«
He nodded and turned around. »Come.« He led us to a small cabinet nearby, took out a tiny vial filled with a golden shimmering liquid, and handed it to me. »To your health.«
I uncorked it and drank the vial’s contents in one go. It tasted awful, but the effect was immediate. My wings trembled slightly, and I felt a powerful tension in the muscles of my back before it quickly subsided.
»How long does it take to work?« I looked at Ebyssian.
»Just a few seconds. Try it out.«
Wrathion and I walked to the edge of the platform, and he gave me a careful look. »I’ll stay beneath you. Just in case.«
»Okay.« I was giddy like a hatchling. Was I really about to fly on my own for the first time?
Then I spread my wings and took off—powerfully, like the great dragons.
Wrathion was beside me instantly, of course, much faster than I was. Together, we soared in ever-widening circles around the Aspects’ platform. I was in a frenzy, lost in the sheer joy of it. I wanted to keep going forever, but eventually, he urged me to return to the platform.
»We’ll continue tomorrow,« he said. »You’re not used to this. You’ll understand in the morning.« He smiled knowingly.
»Oh, I’ll get used to this faster than anything else,« I grinned, still filled with excitement. Then I ran back to Ebyssian to thank him.
»Many Dracthyr wanted to regain the ability to fly,« he explained. »When the ancestors of the Dracthyr awakened from the long stasis Neltharion had placed them in, their wings were too weak to allow independent flight. That flaw was passed down to their descendants, and we were unable to fix it—until recently, when our alchemists developed this remedy. We will gradually provide it to all Dracthyr, so that they may fly freely once more.«
He had no idea that he had just made one of my deepest dreams come true.
»Thank you!« I exclaimed and hugged Ebyssian spontaneously.
He smiled. »I heard how much you love flying with my brother and thought you’d be happy.«
»This is like Hatchday and Winter Veil all at once!« I cheered, and Ebyssian laughed. »Enjoy yourselves, both of you.«
We said our goodbyes and returned to the platform’s edge. I looked at Wrathion.
»I can still make it to Grandma’s, don’t you think?«
He sighed, then nodded. »I couldn’t stop you anyway. I’ll stay beneath you. If you get tired, just hold onto me. It’s more exhausting than you think if you’re not used to staying aloft for long.«
»Thank you.« I kissed the tip of his nose. Then, for the first time, I flew home on my own.
As always, he was right. The next morning, my back muscles hurt worse than ever before.
»Ouch,« I groaned as I tried to sit up in bed, instantly waking him.
»Sore muscles?« He raised an eyebrow and smirked.
»Looks like it. I actually wanted to go flying with you again today. But… ow.« I shifted into my natural form and carefully tried to move my wings. It was agonizing. »I’d better take it easy today, or I’ll be stuck in bed all week.«
»Sometimes it’s not the worst idea to listen to me, you know?« he teased.
I shifted back and flopped onto the bed.
»I want to fly through a storm with you,« I sighed.
»Oh? That wasn’t even a topic for you before.«
»That was before,« I said. »Before I experienced it in your dream and felt what it’s like.« I traced my fingers along his cheek and smiled.
»I see,« he smiled back. »And, as it happens, I know the perfect place for that.«
The next morning, we set off for Stormheim. The chances of finding a thunderstorm to fly through were highest there. The weather was usually harsh, and the winds strong, allowing us to glide effortlessly.
And as if summoned, we found a raging storm and flew right into it.
Just as in his memory, which I had witnessed, I was instantly captivated. Like two great winged shadows, we slipped through the dark clouds, which were so thick that I couldn’t even see my own hand in front of my face. The winds carried us ever higher and higher. Around us, thunder crashed and lightning flashed, and I let out a thrilled whoop.
»Did I oversell it?« he shouted between two deafening thunderclaps. I could only catch glimpses of him in the flashing light, sometimes beside me, sometimes below.
»Not at all!« I yelled against the storm. Flying through a storm with him was exhilarating beyond words. I hadn’t thought our shared addiction to speed could be heightened any further, but this—this was my world.
We got absolutely drenched, but I didn’t care in the slightest. I flew and flew, laughing wildly. I clung to his shoulders, and he rocketed skyward like a missile. Then, I let go, and together, we plunged like arrows straight through the storm, only for him to catch me again at the bottom. Over and over, we climbed and dove, illuminated only by the occasional lightning flash.
»I love you beyond measure,« I thought as I watched him.
»Beyond measure!« came his response. I saw him turn briefly to look at me in the next flash of lightning.
And then I felt exactly what he meant.
From that moment on, no words were needed between us.
To be continued …
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