Stormrider - Teil 53

In Zuldazar hatte sich Kiranya zuerst mit den Wachen der Zandalari auseinandersetzen müssen, bevor sie zu Königin Talanji vorgelassen worden war.
Die Königin, die mich kannte, hatte jedoch ein großes Herz und versprach mir sofort, nach Jin suchen zu lassen, bevor wir weiter durch das nächste Portal nach Dalaran gingen.

Unser erster Weg führte verständlicherweise in Teylas Zimmer in der Schule. Nichts. Natürlich nicht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ein Blick auf ihr leeres Bett und die Dolche schneiden ein Stück tiefer in mich. Noch konnte ich das ertragen, wie lange genau, das wusste ich nicht.
Kiranya, die inzwischen erfolglos versucht hatte, Khadgar aufzutreiben, sah mittlerweile aus wie eine Untote. Ihre Augen waren von den Unmengen an Tränen so rot, dass sie aussahen, als würden sie ihr bald ausfallen.
»Ich weiß nicht, wie ich Silas erreichen kann.«, sagte sie unglücklich. »Ich kenne ihn gut, wir sind fast sowas wie Freunde. Aber ohne dass der Markt zugänglich ist, ist er unerreichbar für mich. Er lebt sehr zurückgezogen. Er würde helfen, ich bin mir ganz sicher.«
»Möglicherweise weiß ja Khadgar, wie.«, sagte ich tonlos. »Wenn wir ihn endlich erreichen.« Mir lief die Zeit davon. Jede Stunde, die Teyla verschwunden blieb, tat mir körperlich weh.
»Ich habe eine Idee.«, sagte sie. »Ich werde ein paarmal teleportieren müssen und viele Magier fragen, aber vielleicht finde ich heraus, wie wir auf diese Insel gelangen können.«
Ich raffte mich mühsam auf. »Okay gehen wir.«
Sie schüttelte den Kopf und machte ein unglückliches Gesicht, weil sie mir eine Absage erteilen musste. »Das geht nicht. Nur Magier können diesen Weg beschreiten. Es tut mir leid. Ich versuche, was ich kann. Und anschließend komme ich zurück.«
»Versucht es. Geht.«, sagte ich. Nichts durfte unversucht bleiben.
Mit traurigem Blick teleportierte sie sich weg und ich war allein.

Der Geist der Verzweiflung war näher gekommen. Er war nur zwei Schritte entfernt. Und er hatte seinen besten Freund, das grausige Gespenst der Angst gleich mitgebracht.
Ich ging wie betäubt durch die vollkommen ausgestorbene Stadt, während mir mein Verstand die schlimmsten Szenarien in den buntesten Farben in Dauerschleife vorführte. Ich konnte nichts dagegen tun, also ging ich. Ich ging und wusste nicht, wohin oder warum oder wie lange ich ging. Ich ging einfach. Es war niemand dort, der hätte Notiz von mir nehmen können.
Ich ging so lange, bis ich irgendwann in dieser Nacht nicht mehr konnte, auf einem Rasenstück zu Boden sank, und in einen betäubten Schlaf fiel, bis jemand grob an mir rüttelte.
Mein Bewusstsein fuhr halbwegs hoch und sofort war der unerträgliche Schmerz wieder da. Mein schläfriger Verstand wollte nicht aufwachen und das ertragen müssen. Es tat zu sehr weh.
»Wrathion! Oh bei den Göttern, da bist du ja. Du liebe Güte. Wach auf!« Er klopfte mit der flachen Hand immer wieder gegen meine Wangen, um mich aufzuwecken. Es war Khadgar, der da neben mir kniete.
Ich schlug meine Augen auf, die voller Tränen waren. Ich musste im Schlaf geweint haben ohne es zu merken.
»Khadgar … ich … Teyla … « meine Stimme erstarb und ich hatte einen Kloß im Hals. Er sagte nichts und hielt mich nur in seinem Arm. Minutenlang schüttelten mich Schluchzer, bis ich ihn wieder gefahrlos ansehen konnte.
»Ich weiß, mein Freund. Ist schon gut.«, sagte er mit beruhigender Stimme. »Es wird alles gut. Wir bringen sie zu dir zurück, ich verspreche es dir. Komm mit mir.«
Er teleportierte uns in sein Büro, wo Professor Whitmoore bereits wartete, und führte mich zu einem Stuhl, auf den ich mich in Gestalt eines jämmerlichen Häufchens Drache fallen ließ.
»Ihr habt ihn gefunden, den Göttern sei Dank.« Sie schaute vorwurfsvoll. »Wo wart Ihr? Wir haben uns große Sorgen gemacht.«
Khadgar fiel ihr unmittelbar ins Wort. »Ruhig, Kiranya. Er ist vollkommen verzweifelt. Scheiße, warum muss sowas auch passieren, wenn ich einmal nicht da bin.«
Sie schwieg verschämt und sah mich voller Mitgefühl an.

Mir war so elend, dass ich mich am liebsten wie einer der Altvorderen in einer Höhle in irgendeinem Berg zusammengerollt und einen ewigen Schlaf geschlafen hätte. Tausendjähriges Vergessen wäre jetzt genau das Richtige gewesen. Aber Selbstmitleid würde mir meine geliebte Teyla nicht zurückbringen.

Teyla … mein Herz krampfte sich schmerzvoll zusammen, wenn mir nur ihr Name in den Sinn kam. Ich durfte nicht zulassen, dass die Angst übermächtig wurde, selbst wenn sie in Form eines Damoklesschwertes über mir hing.
Mein Kopf hatte weiterhin nichts Besseres zu tun, als mir ein Schreckensszenario nach dem anderen in den buntesten Farben zu zeigen. Der Schmerz wurde immer unerträglicher.
Mittlerweile erlitt ich solche Schmerzen, als hätte mich gestern jemand aufgeschnitten, und mir die Innereien herausgerissen. Mein Kopf war voller Watte. Alles war verkehrt herum und falsch. Ich lebte nicht mehr. Ich funktionierte nur. Im Notprogramm.

»Du musst damit aufhören«, schrie ich mich innerlich wütend an. »Hör auf mit diesem verdammten Selbstmitleid! Reiß dich zusammen. Bist du ein Drache, der fast zum Aspekt seines Schwarms erwachsen wäre, oder ein weinerlicher Welpe?« Am liebsten hätte ich mich selbst geohrfeigt, nur um einen freien Kopf zu bekommen.
»Teyla braucht deine Hilfe. Sie würde keine Ruhe geben, wenn du verschwunden wärst
Teyla … Oh Götter helft mir. Ich richtete mich auf, wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und bekam mich mit größter Anstrengung halbwegs in den Griff.
»Geht´s wieder?« Khadgar sah mich so mitfühlend an, dass der Kloß in meinem Hals wieder deutlich an Umfang gewann.
Ich schluckte nur und nickte dann.
»Kaffee?«, krächzte ich wie ein alter Rabe, nachdem ich meine Stimme einigermaßen wiedergefunden hatte.
Khadgar nickte und ging auf der Stelle los, um mir eine dampfende Tasse starkes Gebräu zu holen.
Ich musste meine Geliebte wiederfinden. So schnell es geht.

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 53

In Zuldazar, Kiranya first had to deal with the Zandalari guards before being admitted to Queen Talanji. The queen, who knew me, had a big heart and immediately promised to search for Jin before we proceeded through the next portal to Dalaran.

Our first stop, understandably, was Teyla’s room at the school. Nothing. Of course not, but hope dies last. A glance at her empty bed, and the daggers cut a bit deeper into me. I could still bear it, but for how much longer, I did not know.

Kiranya, who by now had unsuccessfully tried to track down Khadgar, looked like an undead herself. Her eyes were so red from shedding endless tears that it seemed they might fall out at any moment. »I don’t know how to reach Silas,« she said unhappily. »I know him well; we’re almost friends. But without access to the market, he’s unreachable to me. He lives very reclusively. He would help, I’m sure.«
»Maybe Khadgar knows how,« I replied tonelessly. »If we can finally reach him.« Time was slipping away from me. Every hour that Teyla remained missing caused me physical pain.
»I have an idea,« she said. »I’ll have to teleport a few times and ask many mages, but maybe I can find a way to reach that island.«
I forced myself to stand. »Okay, let’s go.«
She shook her head and looked unhappy because she had to refuse me. »That won’t work. Only mages can take this path. I’m sorry. I’ll do what I can. And then I’ll come back.«
»Try. Go,« I said. Nothing could be left untried.
With a sorrowful look, she teleported away, leaving me alone.

The spirit of despair had drawn closer. It was only two steps away. And it had brought along its best friend, the ghastly specter of fear. I walked aimlessly through the completely deserted city, while my mind replayed the worst scenarios in the most vivid colors on an endless loop. I couldn’t stop it, so I walked. I walked without knowing where or why or for how long. I just walked. There was no one around who might have taken notice of me. I walked until, at some point during the night, I could go no farther, collapsed on a patch of grass, and fell into a numbing sleep, until someone shook me roughly.
My consciousness slowly rose, and immediately, the unbearable pain returned. My drowsy mind didn’t want to wake up and face it. It hurt too much.

»Wrathion! Oh gods, there you are. Thank goodness. Wake up!« He kept slapping my cheeks with the flat of his hand to wake me. It was Khadgar, kneeling beside me.
I opened my eyes, filled with tears. I must have cried in my sleep without realizing it. »Khadgar… I… Teyla…« My voice broke, and a lump formed in my throat. He said nothing and just held me in his arms. For minutes, sobs wracked my body until I could face him again.
»I know, my friend. It’s okay,« he said soothingly. »It will be alright. We’ll bring her back to you, I promise. Come with me.«
He teleported us to his office, where Professor Whitmoore was already waiting, and led me to a chair, where I slumped down, a pitiful heap of a dragon.
»You found him, thank the gods,« she said reproachfully. »Where were you? We were so worried.«
Khadgar immediately cut her off. »Calm down, Kiranya. He’s completely desperate. Damn it, why does this have to happen when I’m not around.«
She fell silent, ashamed, and looked at me with deep compassion.

I felt so miserable that I would have gladly curled up like one of the Ancients in a cave in some mountain and slept an eternal sleep. A thousand years of forgetting would have been just right now. But self-pity wouldn’t bring my beloved Teyla back.

Teyla… my heart clenched painfully at just the thought of her name. I couldn’t allow the fear to take over, even if it hovered over me like a Damoclean sword. My mind kept nothing better to do than to show me one terrifying scenario after another in vivid color. The pain became more unbearable by the minute. By now, it felt as if someone had gutted me yesterday and ripped out my insides. My head was full of cotton. Everything was upside down and wrong. I was no longer living. I was merely functioning. On emergency mode.

»You have to stop this,« I screamed at myself inwardly. »Stop with this damned self-pity! Pull yourself together. Are you a dragon, nearly grown to be the Aspect of your flight, or a sniveling whelp?« I wanted to slap myself just to clear my head.
»Teyla needs your help. She wouldn’t rest if you were the one who was missing.«
Teyla… Oh gods, help me. I straightened up, wiped away a tear from the corner of my eye, and managed to regain some semblance of composure with great effort.
»Feeling better?« Khadgar looked at me with such compassion that the lump in my throat grew even larger.
I just swallowed and then nodded. »Coffee?« I croaked like an old raven, once I’d found my voice again.
Khadgar nodded and immediately went to fetch me a steaming cup of strong brew.
I had to find my beloved. As soon as possible.

To be continued …

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