Stormrider - Teil 46

Nach einer kurzen Reise durch die Portale setzte ich mich in Valdrakken auf den Linienflieger und flog zum Obsidianthron. Ich wurde dabei nass bis auf die Knochen, weil es ausgerechnet jetzt in Sturzbächen regnen musste. Ich hoffte, dass Khadgars Nachricht für Wrathion einigermaßen wasserfest wäre, denn genau wie ich, war auch mein Rucksack völlig durchnässt als ich ankam.
Tropfend wie ein undichter Wasserhahn lief ich zu Rath und gab ihm einen nassen Schmatz auf seine schwarze Drachennase, während ich auf dem Boden eine große Lache erzeugte.
»Bist du in einen See gefallen, Liebste?« Er wechselte in die humanoide Form und hob schmunzelnd eine Braue, während er Khadgars Nachricht entrollte. »Soll ich dich vielleicht mit etwas Feuer trocknen…?«
»Ha ha, sehr witzig«, schmollte ich. »Mein Humor ist im Moment das einzig Trockene an mir. Wo ist Lorena? Ich brauche einen Schwarm Handtücher.«
Er gab mir einen Kuss, zeigte grinsend in Richtung der Gemächer und ich machte mich auf den Weg. Wie ein nasser Hund, der gerade einem Gewässer entstiegen war, zog ich eine tropfende Spur hinter mir her.
»Ach du liebe Güte, Teyla!«, rief Lorena, als sie mich sah. Eilig verschwand sie wieder und kam kurz darauf mit einem Stapel dicker, flauschiger Handtücher zurück. »Braucht Ihr ein Gewand zum Wechseln?«
»Das wäre prima, danke Lorena.« Ich ging ins Bad, öffnete meinen Zopf und wrang meine langen Haare aus. Dann schlang ich eines der Handtücher wie einen Turban um meinen Kopf. Zumindest dieser Teil von mir würde keine weiteren Pfützen auf dem Boden erzeugen.
Lorena kam mit einer schlichten Wollrobe zurück, die mir passen sollte. Ich trocknete mich ab und zog die trockenen Roben über. Viel besser.
»Wollt ihr Tee, Teyla?«
»Sehr gerne, danke.«, das würde meine kalten Hände und Füße in jedem Fall wieder auftauen.
Wrathion kam und setzte sich zu mir. »Diese Nachricht von Khadgar …«
»Was ist damit?«, sah ich ihn über den Rand meiner Tasse hinweg an.
»Ich hatte ihn gebeten, ein Auge auf Ravina zu haben … ich traue ihr nicht. Es lässt mir keine Ruhe, dass sie dich in der Schule so angegangen hat.«
»Hat sie was angestellt?«
»Nein. Sie ist verschwunden.«
»Na ja die Welt ist groß,« zuckte ich mit den Schultern. »Möglicherweise sucht sie ihr Glück anderswo?«
»Khadgar hat mir versichert, dass du in der Schule in Sicherheit bist.«
»Klar bin ich da in Sicherheit. Wie kommst du darauf, dass es nicht so sein könnte?«
»Ich weiß nicht. Es … es ist nur ein Bauchgefühl. Ich kenne diese Elfe zu meinem Leidwesen schon ein paar Tage und sie kann ziemlich unberechenbar sein.«
Ich nahm seine großen Hände in meine winzigen. »Rath, du grübelst zu viel. Ich bin durchaus in der Lage, meine eigene Haut zu verteidigen, wenn es darauf ankommt.«
»Ich weiß«, sah er mich liebevoll an, »es ist nur … Deine Ausbildung steht noch am Anfang und sie hat sich schon mit Zaubern befasst, die du und ich nicht mal mit Handschuhen anfassen würden. Es lässt mir keine Ruhe, wenn du nicht bei mir bist. Am liebsten würde ich dir jemanden aus meiner Truppe Schwarzkrallen mit in die Schule geben. Deswegen hatte ich Khadgar die Nachricht geschrieben.«
»Es lässt mir auch keine Ruhe, wenn du nicht bei mir bist.«, grinste ich. »Aber aus gänzlich anderen Gründen.«, dann demonstrierte ich ihm genau, was ich mit meinen Worten meinte und in unserer darauffolgenden Umarmung wurde mir so warm, dass nicht nur meine Haare in Windeseile trockneten.
»Und zu welchem Schluss bist du jetzt in dieser Angelegenheit gekommen?«, wollte ich wissen.
»Noch zu gar keinem. Einerseits hat mir Khadgar versichert, dass gar nichts passieren kann und ein Wächter für dich nicht notwendig sei … andererseits ist da mein Bauchgefühl. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht Gespenster sehe, wo keine sind.«, zuckte er mit den Schultern.
»Hmm. Keine Ahnung. Ich empfand sie jetzt nicht als so bedrohlich an dem Tag in der Schule. Nervig, ja. Eindeutig. Aber bedrohlich nicht. Und dessen ungeachtet habe ich ihr Buch ja nicht mehr, somit bin ich doch aus der Schusslinie.«
»Jein.«, sagte er. »Ich habe dir von ihrem Verhalten erzählt. Ich hatte keine Ahnung, dass ausgerechnet Ravina an dem Tag bei euch einen Vortrag hielt, sonst wäre ich nicht genau dann gekommen, um dich zu sehen. Ich meide sie, wo ich nur kann.«
»Verständlicherweise«, nickte ich und verzog kurz mein Gesicht beim Gedanken an die schräge Zauberin Ravina Fallgagn.


Er stand auf und umarmte mich kurz. »Ich muss zurück zu Sabellian, er braucht meine Hilfe.«
»Ich geh mal Lorena suchen, möglicherweise kann ich ja helfen.«
»Mach das, Liebste. Wir sehen uns nachher.«
Tatsächlich freute sich Lorena, dass ich helfen wollte. Gerade heute waren jede Menge Kisten mit Nahrungsmitteln angeliefert worden, die in die Lagerräume gebracht werden mussten. Zu fünft waren wir zwei Stunden damit beschäftigt, alles an Ort und Stelle zu räumen. Maggie, eine kleine fröhliche Frau aus dem Fuchsvolk der Vulpera, die eine von den Helfern war, freundete sich gleich mit mir an.
»Danke, dass ihr geholfen habt, Teyla. Ihr habt ja gesehen, wie viel Zeug wir da hatten.«, kratzte sie sich hinter ihrem voluminösen, pelzigen Ohr. Dann lächelte sie ein putziges Lächeln.
»Das ist schon in Ordnung. Soll ich nur hier rumsitzen und mich langweilen oder mich nützlich machen?«, grinste ich.
Maggie lachte genauso wie Lorena ein Lachen, das stark nach einem Bellen klang. »Kommt, wir sehen mal nach, ob womöglich noch mehr zu tun ist.«
Doch für diesen Tag waren alle Dinge, bei denen ich hätte hilfreich sein können, bereits erledigt, also machte ich mich auf die Suche nach Wrathion und fand ihn bei Sabellian und Lorena. Zumindest vermutete ich das. Denn da wo nur die beiden hätten sein sollen, standen unnormal viele Schwarzkrallen um Rath und Sabellian in ihrer Drachengestalt herum, die bis an die Zähne bewaffnet waren und sie drohten jemandem, den ich nicht sehen konnte.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 46

After a short trip through the portals, I sat down on the flightmaster’s mount in Valdrakken and flew to the Obsidian Throne. I got soaked to the bone because, of all times, it had to start pouring rain right then. I hoped that Khadgar’s message for Wrathion was somewhat waterproof because, just like me, my backpack was completely drenched when I arrived.
Dripping like a leaky faucet, I walked over to Rath and gave him a wet kiss on his black dragon snout while creating a large puddle on the ground.
»Did you fall into a lake, my love?« He shifted into his humanoid form, raising an amused eyebrow as he unrolled Khadgar’s message. »Shall I dry you off with some fire…?“
»Ha ha, very funny,« I pouted. »My humor is the only dry thing about me right now. Where’s Lorena? I need a swarm of towels.«
He gave me a kiss, grinned, and pointed toward the chambers. I headed off, leaving a dripping trail behind me like a wet dog that just crawled out of a lake.
»Oh my goodness, Teyla!« Lorena exclaimed when she saw me. She quickly disappeared and returned shortly with a stack of thick, fluffy towels. »Do you need a robe to change into?«
»That would be great, thanks, Lorena.« I went into the bathroom, undid my braid, and wrung out my long hair. Then I wrapped one of the towels into a turban around my head. At least that part of me wouldn’t create more puddles on the floor.
Lorena returned with a simple woolen robe that should fit me. I dried off and put on the dry robes. Much better.
»Would you like some tea, Teyla?«
»Yes, please, thank you.« That would certainly warm up my cold hands and feet.
Wrathion came in and sat down beside me. »This message from Khadgar…«
»What about it?« I looked at him over the rim of my cup.
»I asked him to keep an eye on Ravina… I don’t trust her. It still bothers me how she treated you at the school.«
»Did she do something?«
»No. She’s vanished.«
»Well, the world is big,« I shrugged. »Maybe she’s searching for her fortune elsewhere?«
»Khadgar assured me that you’re safe at the school.«
»Of course I’m safe there. Why would you think otherwise?«
»I don’t know. It… it’s just a gut feeling. Unfortunately, I’ve known that elf for a few days, and she can be quite unpredictable.«
I took his large hands in my tiny ones. »Rath, you worry too much. I can handle myself if it comes down to it.«
»I know,« he looked at me lovingly, »it’s just… Your training has just begun, and she’s already dabbled in spells that neither you nor I would even touch with gloves. It unsettles me when you’re not with me. I’d prefer to assign someone from my Blacktalon squad to accompany you to the school. That’s why I sent the message to Khadgar.«
»I’m unsettled too when you’re not with me,« I grinned, »but for entirely different reasons.« I then showed him exactly what I meant with my words, and in our following embrace, I got so warm that not only did my hair dry in no time.
»So, what conclusion have you reached on the matter?« I asked.
»None yet. On one hand, Khadgar assured me that nothing could happen and that a guard for you isn’t necessary… but on the other hand, there’s my gut feeling. I’m not sure if I’m seeing ghosts where there are none.« He shrugged.
»Hmm. I didn’t find her particularly threatening that day at the school. Annoying, yes. Definitely. But not threatening. And besides, I no longer have her book, so I’m out of the line of fire.«
»Yes and no,« he said. »I’ve told you about her behavior. I had no idea Ravina was giving a lecture that day at your school, otherwise, I wouldn’t have shown up just then to visit you. I avoid her whenever I can.«
»Understandably,« I nodded and grimaced briefly at the thought of the strange sorceress Ravina Fallgagn.

He stood up and gave me a brief hug. »I have to get back to Sabellian, he needs my help.«
»I’ll go find Lorena, maybe I can help her.«
»Do that, my love. I’ll see you later.«
Lorena was actually happy that I wanted to help. A whole load of food crates had just been delivered that needed to be taken to the storage rooms. Five of us spent two hours organizing everything. Maggie, a small, cheerful Vulpera woman from the foxfolk, who was one of the helpers, immediately befriended me.
»Thanks for helping, Teyla. You saw how much stuff we had,« she scratched behind her fluffy ear. Then she gave a cute smile.
»It’s no problem. Should I just sit around and get bored or make myself useful?« I grinned.
Maggie laughed, like Lorena her laughter sounding a lot like barking. »Come on, let’s see if there’s anything else to do.«
But for that day, everything I could be helpful with was already done, so I went off to look for Wrathion and found him with Sabellian and Lorena. Or at least I thought I had. Because where only the two of them should have been, there were an unusually large number of Blacktalons surrounding Rath and Sabellian in their dragon forms, armed to the teeth and threatening someone I couldn’t see.

To be continued …

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