
Stormrider - Teil 41
Ein einziges Mal bei ihm mitzufliegen hatte mich süchtig gemacht. Süchtig nach der Geschwindigkeit, mit der wir zusammen durch die Himmel schossen und süchtig nach seiner Wärme, die er in so verschwenderischer Fülle abstrahlte, dass mir niemals kalt wurde. Süchtig nach unserer innigen Verbundenheit. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das jemals zu etwas alltäglich Normalem werden würde.
Ich war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass wir inzwischen in Dalaran angekommen waren. Ich stieg vom Rücken des Greifen und warf ihm ein Stück getrockneten Fisch zu, den er gierig auffing und fraß.
Wieder zurück in meinem Zimmer vergrub ich meine Nase in meinen Büchern, um mich von meiner Sehnsucht abzulenken. Lernen half immer.
Die ersten Zwischenprüfungen hatte ich mit Leichtigkeit bestanden. Nichts hatte mir Schwierigkeiten gemacht. Meine Sehnsucht hat mich zu einem Streber wie Rodney werden lassen, dachte ich mit einem amüsierten Schmunzeln, als es leise an meiner Zimmertür klopfte.
Alice war heute unterwegs zu einem Kurs, ich erwartete also niemanden. Ich lief zur Tür und öffnete. Da stand Oma und strahlte mich an wie ein Honigkuchenpferd.
»Oma!«, freute ich mich mit einer Umarmung »Bitte komm rein.«
»Ich war sowieso heute in der Stadt, um ein Buch abzuholen.«, sagte sie. »Da lasse ich es mir doch nicht entgehen, dich kurz zu besuchen.«
Sie setzte sich zu mir aufs Bett. »Ihr habt es hübsch hier, du und Alice.«
Ich lächelte und seufzte.
»Ich weiß schon.«, lächelte sie mütterlich. »Ich schaue dich an und sehe mich, wie ich damals war. Du vermisst ihn. Stimmt´s?«
»Wie immer ins Schwarze getroffen.«, sagte ich.
»Soll ich dir was Schönes verraten?«
»Hmhm«
»Du hast dich ja immer dagegen gesträubt, darüber Bescheid zu wissen. Ich sag´s dir jetzt einfach trotzdem. Es hat mit dem Vaelithar zu tun.«, sagte sie und schaute mich zuerst prüfend an, ob sie weiterreden durfte.
Ich nickte. »Erzähl.«
»Wenn ihr irgendwann ins Vaelithar kommt, passiert etwas Magisches zwischen euch.«
Ich grinste »Ja ich weiß schon, am Ende dieser Episode stehen kleine Drachen.«
»Ja, natürlich. Aber das meine ich nicht. Ich meine eure eigentliche Verbindung, die dadurch erwacht. Beim Vaelithar verbindet ihr euch nicht nur körperlich, ihr verbindet euch auch seelisch. Das Band, was dabei entsteht, ist so stark, dass ihr euch von diesem Moment an verständigen könnt, selbst wenn ihr in völlig unterschiedlichen Ländern wärt.«
Jetzt wurde dieser Tag interessant. »Du meinst Telepathie?«
»Ja genau, Telepathie.«, nickte sie. »Mir war der Begriff entfallen.«
Das erklärte mir mit einem Schlag, warum Drachen in dieser Angelegenheit als so wählerisch galten. Wer wollte schon sein Leben lang die Gedanken eines anderen hören können, den er gar nicht leiden konnte.
»So sieht es aus.«, lachte sie. »Die wenigen Ausnahmefälle, die diese Regel nicht beachteten haben damit ziemlich zu kämpfen gehabt.«
»Das hilft wahrscheinlich gut gegen Sehnsucht.«, seufzte ich wieder und lehnte mich gegen ihre Schulter.
»Oh ja mein Schätzchen.«, lächelte sie. »Das tut es.«
»Ich muss da jetzt wohl durch.«, meinte ich schulterzuckend. »Morgen ist ja endlich wieder Freitag.«
Sie stand auf. »Dann sehen wir uns morgen. Hab dich lieb, Schätzchen.«
»Danke für den Besuch, Oma. Hab dich auch lieb. Bis morgen.«
Ich dachte über die Neuigkeit nach, die sie mir gerade geschenkt hatte. Bei dem Gedanken, jederzeit mit Rath sprechen zu können, wurde mir warm im Bauch.
»Wir müssen erst noch am Obsidiandrachenschrein vorbei,« rief mein Liebster gegen den Wind nach hinten als wir zusammen über die Drachenlande rasten. »Ich muss dir ein paar Leute vorstellen.« Es war eine Weile her, dass ich dort vorbeigekommen war. Der Obsidiandrachenschrein war jetzt der Hauptsitz des schwarzen Drachenschwarms im Westen der Inseln, der erst vor kurzem wieder von Feinden zurückerobert worden war, die ihn länger besetzt gehalten hatten.
Meine Wange an seine wohlig warmen Schuppen geschmiegt hatte ich die Augen geschlossen und genoss selig lächelnd den Flug. Es ist mir vollkommen egal, wohin wir gehen, dachte ich. Ich bin zu Hause.
»Schläfst du, mein Abendstern?«
»Nein. Ich genieße meinen Flug mit dir. Wenn ich genieße, bin ich nicht so gut im Reden.«, rief ich gegen den laut sausenden Wind.
»Okay.«, hörte ich das Lächeln in seiner Antwort.
Wenig später waren wir gelandet und wohl oder übel musste ich mich erstmal von meinem behaglichen Plätzchen auf seinem Rücken verabschieden. Ich glaube, ich hätte mit ihm auf diese Weise um die halbe Welt fliegen können und würde davon immer noch nicht genug bekommen. Ich stieg ein wenig widerwillig ab und seufzte.
Da stand sein Bruder Sabellian, den ich neulich schon am Sitz der Aspekte kennengelernt hatte, und wartete schon auf uns. Sein Blick, als er uns sah, sprach Bände. Denn natürlich sah er uns, wie alle anderen Drachen auch, das Sylithraen sofort an.
»Teyla! Wrathion! Schön, dass ihr vorbeigekommen seid. Lasst uns gleich loslegen.«
Ich runzelte die Stirn. »Loslegen? Womit?«
Wrathion lächelte. »Lass dich überraschen.«
Eine junge Worgin trat auf mich zu. »Milady Stormrider, ich grüße Euch.« Sie stellte sich mir als Lorena Belle vor und sie war mir auf Anhieb sympathisch. »Kommt mit mir, überlassen wir die Prinzen ihren Angelegenheiten.«, lächelte sie.
Ich folgte ihr über den Platz hinweg durch einen langen Gang in die Gemächer des Obsidianthrons.
»Entschuldigt bitte, aber ich bin ein wenig verwirrt.«, sagte ich zu ihr. »Wer seid ihr?«
Sie lachte ein fröhliches Lachen, das fast wie ein Bellen klang. »Bitte verzeiht, ich dachte, der Prinz hätte es euch gesagt. Ich bin die Kommandantin der Schwarzkrallen. Wir sind so etwas wie eine kleine Privatarmee des Prinzen.«
Rath hat eine Armee? Ich war verwirrt. Wozu hat er eine Armee? Sie sah meinen fragenden Gesichtsausdruck und sprach weiter.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 41
A single flight with him had made me addicted. Addicted to the speed with which we shot through the skies together and addicted to his warmth, which he radiated so abundantly that I never felt cold. Addicted to our deep connection. I couldn’t imagine that this would ever become something mundane.
I was so lost in thought that I didn’t even notice we had arrived in Dalaran. I got off the gryphon’s back and tossed him a piece of dried fish, which he caught greedily and devoured.
Back in my room, I buried my nose in my books to distract myself from my longing. Studying always helped.
I had easily passed the first midterms. Nothing had been difficult for me. My longing had turned me into a nerd like Rodney, I thought with an amused smile, when there was a soft knock on my door.
Alice was out for a class today, so I wasn’t expecting anyone. I walked to the door and opened it. There stood Grandma, beaming at me like a Cheshire cat.
»Grandma!«, I exclaimed with a hug. »Please, come in.«
»I was in town today anyway to pick up a book,« she said. »I wouldn’t miss the chance to visit you for a bit.«
She sat down on my bed. »You and Alice have it nice here.«
I smiled and sighed.
»I know,« she smiled maternally. »I look at you and see myself as I was back then. You miss him, don’t you?«
»You’ve hit the nail on the head, as always,« I said.
»Shall I tell you something nice?«
»Mmhm.«
»You’ve always resisted knowing about it. I’m just going to tell you now anyway. It has to do with the Vaelithar,« she said, looking at me carefully to see if she could continue.
I nodded. »Go on.«
»When you two eventually go through the Vaelithar, something magical happens between you.«
I grinned. »Yeah, I know, at the end of that episode there are little dragons.«
»Yes, of course. But that’s not what I mean. I mean your true connection, which awakens because of it. During the Vaelithar, you don’t just connect physically, you also connect spiritually. The bond that forms is so strong that from that moment on, you can communicate even if you were in completely different countries.«
Now, this day just got interesting. »You mean telepathy?«
»Yes, exactly, telepathy,« she nodded. »I couldn’t think of the word.«
That suddenly explained why dragons were so picky about this matter. Who would want to hear the thoughts of someone they couldn’t stand for the rest of their life?
»That’s how it is,« she laughed. »The few exceptions who didn’t follow that rule had quite a struggle.«
»That probably helps a lot against longing,« I sighed again and leaned against her shoulder.
»Oh yes, my dear,« she smiled. »It really does.«
»I guess I just have to get through it now,« I shrugged. »Tomorrow is finally Friday again.«
She stood up. »Then I’ll see you tomorrow. Love you, sweetie.«
»Thanks for the visit, Grandma. Love you too. See you tomorrow.«
I thought about the news she had just given me. The thought of being able to talk to Rath at any time made me feel warm inside.
»We have to stop by the Obsidian Dragonshrine first,« my beloved shouted against the wind as we raced across the Dragon Isles together. »I need to introduce you to a few people.« It had been a while since I had passed by there. The Obsidian Dragonshrine was now the main base of the Black Dragonflight in the west of the Isles, recently reclaimed from enemies who had held it for a long time.
With my cheek pressed against his delightfully warm scales, I closed my eyes and smiled blissfully, enjoying the flight. I didn’t care where we were going, I thought. I’m home.
»Are you sleeping, my evening star?«
»No. I’m enjoying my flight with you. When I’m enjoying myself, I’m not good at talking,« I shouted against the loud rushing wind.
»Okay,« I could hear the smile in his response.
A little later, we landed, and reluctantly, I had to say goodbye to my cozy spot on his back. I think I could have flown halfway around the world with him like this and would still not have had enough. I got off a bit unwillingly and sighed.
There stood his brother Sabellian, whom I had met recently at the Seat of the Aspects, already waiting for us. His look as he saw us spoke volumes. For, of course, he saw, as all the other dragons did, the Sylithraen at once.
»Teyla! Wrathion! I’m glad you came by. Let’s get started right away.«
I frowned. »Get started? With what?«
Wrathion smiled. »You’ll see.«
A young Worgen woman approached me. »Milady Stormrider, I greet you.« She introduced herself as Lorena Belle, and I liked her immediately. »Come with me, let’s leave the princes to their affairs,« she smiled.
I followed her across the courtyard through a long corridor into the chambers of the Obsidian Throne.
»Excuse me, but I’m a bit confused,« I said to her. »Who are you?«
She laughed a cheerful laugh that almost sounded like a bark. »Please forgive me, I thought the prince had told you. I am the commander of the Blacktalons. We are something like the prince’s small private army.«
Rath has an army? I was confused. Why does he have an army? She saw the puzzled look on my face and continued.
To be continued …
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