Stormrider - Teil 39

»Nein ich weiß es nicht. Habt Ihr etwas verloren?« Ich war mir spätestens jetzt absolut sicher, dass ich diese Nervensäge nicht ausstehen konnte. Was wollte sie nur von mir?
»Gib mir zurück, was du mir gestohlen hast.«, sagte sie mit dem Lächeln einer bösartigen Königin und fixierte mich mit einem Blick, der auf ein ängstliches Kleinkind mit absoluter Sicherheit gefährlich gewirkt hätte.
»Ich habe keine Zeit für Eure Spielchen!«, antwortete ich beiläufig. »Sagt, was Ihr von mir wollt, oder lasst es. Mir ist das völlig egal.« Ich starrte sie aus zusammengekniffenen Augen feindselig an und wich keinen Millimeter vor ihr zurück.
Sie trat wieder einen Schritt näher und kam mit ihrem Zeigefinger meiner Schnauze bedrohlich nahe. Bedrohlich … für ihren Finger.
»Das Buch, was du in Karazhan gefunden hast. Es gehört mir. Ich will es zurück.« Ihre Stimme war durchtränkt von Zorn. Sie würde wirklich eine ausgezeichnete böse Königin im Märchen abgeben, dachte ich bei mir.
»Ist das so?« Ich hob eine Augenbraue, starrte auf ihren ausgestreckten Zeigefinger und strich ein wenig mit der Zunge über meine Lippen, ganz so als ob ich überlegen würde, ob ich den Finger zum Abendessen verspeisen sollte.
»Ja es ist meins. Gib es mir wieder.«, giftete sie und zog ihren Finger schnell zurück. Wäre sie ein Drache gewesen, wäre in diesem Moment wohl Rauch aus ihrer Nase aufgestiegen.
»Ich muss Euch leider enttäuschen. Ich habe es nicht mehr.« Bei diesen Worten besah ich mir beiläufig die messerscharfen Krallen meiner Hand von allen Seiten, so als würde ich gerade jetzt intensiv meine drachische Maniküre überprüfen wollen. Das Wort ‚leider‘ betonte ich dabei so, dass ich es besonders langgezogen und in einem etwas jammernden Tonfall aussprach.
Dann sah ich Lady Fallgagn wieder direkt an und antwortete übertrieben sachlich. »Ich habe es meinem Professor übergeben. Es gehört jetzt der Schule.« Ich konnte mir das scharfzahnige Grinsen aber dennoch nicht verkneifen, das sich daraufhin in mein Gesicht stahl.
»Dir wird dein Lachen schon noch vergehen, du selbstgefälliges Reptil.«, zischte sie mit vor Wut verzerrtem Gesicht.
Ich zuckte mit den Schultern und machte ein unschuldiges Gesicht. »Wenn Ihr meint.« Mit diesen Worten schritt ich zur Tür. »Tata.«, flötete ich zum Abschied, nicht ohne noch einmal zu grinsen, denn mein drachisches Grinsen war eindeutig eindrucksvoller als das, meiner humanoiden Form. Dann winkte ich ihr betont abfällig und verließ lässig den Raum.
Eine gruselige Frau. Es war kein Wunder, dass sich Wrathion von ihr fernhielt.


Jetzt im neuen Jahr kam nach all den grundsätzlichen Themen ein neues Unterrichtsfach hinzu, auf das ich schon sehnlichst gewartet hatte. Und das nicht nur wegen der Professorin, die den Kurs gab. Denn heute sollte ich das erste Mal Teleportationskunde bei Lady Jaina Proudmoore haben dürfen. Unsere erste Übung bestand darin, uns selbst hinter einen Stuhl zu teleportieren, der mitten im Raum stand. Als Anfänger nutzten wir dafür einen Anker. Das ist ein persönlicher Gegenstand, den wir an die Stelle legten, zu der wir teleportieren sollten.
Ich brauchte drei Versuche, bis es klappte, während Rodney es bei seinem ersten Versuch schaffte.
»Gebt nicht auf, Teyla.«, ermunterte mich Lady Proudmoore. »Die Wenigsten sind aus dem Stand heraus in der Lage, den Zauber zu schaffen. Versucht es erneut.« Sie lächelte ermutigend. Was Teleportation betraf, war Lady Proudmoore eine Meisterin. Sie konnte ganze Gruppen aus brenzligen Situationen in Sicherheit teleportieren, ein Zauber, den nur die allerwenigsten Magier auf der Welt beherrschten. Sie hatte diesen Zauber bis zur Perfektion gebracht.
Ich konzentrierte mich darauf, die arkane Energie in meine Hände und Füße fließen zu lassen, und sprach dann den Zauber laut aus.
»Telarion!« Es kitzelte ein wenig in meinen Zehen und Fingerspitzen, ein grelles Leuchten erschien in meinen Händen. In kürzerer Zeit, als ich sie für ein Blinzeln benötigt hätte, stand ich schon hinter dem Stuhl auf meinem Halstuch, das ich als Anker genutzt hatte. Ich hatte mich tatsächlich das erste Mal selbst teleportiert und war glücklich.
»Danke für die Ermutigung, Lady Proudmoore.«, lächelte ich froh und machte Platz für den Nächsten, der die Übung machen wollte.
»Sehr gerne. Wenn Ihr regelmäßig übt, ist es bald so einfach wie Atmen«, nickte sie freundlich. »Wer möchte als Nächstes?«
Nirvana trat vor und teleportierte sich nach mehreren Versuchen erfolgreich hinter den Stuhl.

»Sag mal … «, druckste Rodney vor der nächsten Stunde herum, in der wir Schildzauberpraxis haben würden. »Du sagtest … du und Wrathion, ihr habt den Auratharil gemacht … aber … seid ihr …?«
»Was genau möchtest du mich fragen, Rodney?«, grinste ich. »Ja, den Zauber kann man nur mit seinem Seelengefährten machen. Und ja, wir sind zusammen.«
»Ich wusste es!«, gab er Nirvana ein high five.
»Ich freue mich für dich.«, lächelte Nirvana und nahm mich spontan in ihre sanften Arme.
»Danke.«, schmunzelte ich. »Es ist einfach passiert. Es war wie Magie. Ich kann es schwer erklären.«
»Ihr seid füreinander bestimmt. Das kann ich sehen.«, sagte sie leise.
»Du kannst das Sylithraen sehen?« Ich war verblüfft. Nur wir Drachen waren normalerweise dazu fähig. Aber Nirvana sah schließlich auch imaginäre Tiere und sprach mit ihnen.
»Wenn du damit meinst, dass ihr zwei seit kurzem dieselbe Farbe um euch herum habt, dann ja. Das kann ich sehen. Ich sehe auch deine Dracthyrgestalt und Wrathions Drache. Sie schimmern etwas durch, wenn ihr verwandelt seid.«, erzählte sie. Sie war wirklich eine ungewöhnliche junge Frau.
»Und du bist sicher, dass es keinen Drachen unter deinen Vorfahren gibt?«, neckte ich sie.
»Ich denke nicht. Eher Elfen aus dem Ardenwald« lächelte sie schüchtern.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 39

»No, I don’t know. Have you lost something?« I was now absolutely sure that I couldn’t stand this nuisance. What did she want from me?

»Give me back what you stole from me,« she said with the smile of a malicious queen, fixing me with a gaze that would have surely intimidated a frightened child.

»I don’t have time for your games!« I replied casually. »Say what you want from me, or leave it. I couldn’t care less.« I glared at her with narrowed eyes and didn’t back down an inch.

She stepped closer again, her index finger coming dangerously close to my snout. Dangerous … for her finger.

»The book you found in Karazhan. It’s mine. I want it back.« Her voice was soaked with anger. She would really make an excellent evil queen in a fairy tale, I thought to myself.

»Is that so?« I raised an eyebrow, stared at her outstretched finger, and lightly licked my lips, as if I were contemplating whether to have the finger for dinner.

»Yes, it’s mine. Give it back to me,« she hissed and quickly withdrew her finger. If she were a dragon, smoke would probably be coming out of her nostrils at this moment.

»I’m afraid I have to disappoint you. I don’t have it anymore.« As I said this, I casually examined the razor-sharp claws of my hand from all angles, as if I were intensely checking my draconic manicure at this very moment. I emphasized the word ‘unfortunately’ by drawing it out in a somewhat whining tone.

Then I looked directly at Lady Fallgagn again and replied in an exaggeratedly matter-of-fact manner. »I gave it to my professor. It belongs to the school now.« I couldn’t help the sharp-toothed grin that crept onto my face.

»You’ll regret your laughter, you smug reptile,« she hissed with a face contorted in rage.

I shrugged and put on an innocent face. »If you say so.« With those words, I walked towards the door. »Ta-ta,« I chirped as a farewell, not without grinning one more time, because my draconic grin was clearly more impressive than the one of my humanoid form. Then I waved her off dismissively and casually left the room.

A creepy woman. It was no wonder Wrathion kept his distance from her.

Now, in the new year, after all the basic topics, a new subject was added, one I had been eagerly waiting for. And not just because of the professor who taught the course. Today, I was finally going to have my first class in teleportation with Lady Jaina Proudmoore. Our first exercise was to teleport ourselves behind a chair placed in the middle of the room. As beginners, we used an anchor for this. It’s a personal item that we placed in the spot where we wanted to teleport.

It took me three tries to get it right, while Rodney managed it on his first attempt.

»Don’t give up, Teyla,« Lady Proudmoore encouraged me. »Very few people can perform the spell correctly on the first try. Try again.« She smiled encouragingly. When it came to teleportation, Lady Proudmoore was a master. She could teleport entire groups out of dangerous situations to safety, a spell that only the very fewest mages in the world could perform. She had perfected this spell.

I focused on letting the arcane energy flow into my hands and feet, and then spoke the spell aloud.

»Telarion!« It tickled a bit in my toes and fingertips, and a bright light appeared in my hands. In less time than it would take to blink, I was already standing behind the chair on my scarf, which I had used as an anchor. I had actually teleported myself for the first time and was happy.

»Thank you for the encouragement, Lady Proudmoore,« I smiled joyfully and made room for the next person who wanted to do the exercise.

»You’re very welcome. If you practice regularly, it will soon be as easy as breathing,« she nodded kindly. »Who wants to go next?«

Nirvana stepped forward and, after several attempts, successfully teleported behind the chair.

»So, uh…« Rodney stammered before the next class, in which we would be practicing shield spells. »You said… you and Wrathion, you did the Auratharil… but… are you…?«

»What exactly do you want to ask me, Rodney?« I grinned. »Yes, you can only perform the spell with your soulmate. And yes, we’re together.«

»I knew it!« he high-fived Nirvana.

»I’m happy for you,« Nirvana smiled and spontaneously hugged me with her gentle arms.

»Thanks,« I chuckled. »It just happened. It was like magic. I can’t really explain it.«

»You’re meant for each other. I can see that,« she said softly.

»You can see the Sylithraen?« I was astonished. Usually, only we dragons were capable of that. But Nirvana could also see imaginary animals and talk to them.

»If you mean that you two have had the same color around you recently, then yes. I can see that. I also see your Dracthyr form and Wrathion’s dragon. They shimmer through a bit when you’re transformed,« she explained. She really was an unusual young woman.

»And you’re sure there’s no dragon among your ancestors?« I teased her.

»I don’t think so. More like elves from Ardenweald,« she smiled shyly.

 

To be continued …

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