Stormrider - Teil 37

Er war ein riesiger dunkelhaariger Kerl in schwarzer Kleidung, der ungefähr so groß wie Wrathion war. Ein Mann wie ein Baum, mit breiten goldenen Ringen auf seinen gleichfalls riesigen unteren Eckzähnen, der mich dann allerdings mit einem so warmherzigen Lächeln begrüßte, dass er mich damit sofort ansteckte. Er nahm meine beiden winzigen Hände in seine großen Pranken und hielt sie fest.
»Du bist also Wrathions Teyla. Ich bin Jin. Es freut mich sehr, dich endlich kennenzulernen.«
»Hallo Jin. Ich freue mich auch, deine Bekanntschaft zu machen.«, lächelte ich noch ein wenig eingeschüchtert, denn er war wirklich eine eindrucksvolle Erscheinung.
Jetzt umarmten sich die beiden Männer, klopften sich dabei kräftig auf die Schultern und lachten fröhlich.
»Mein Freund, es freut mich, dich zu sehen.«, rief Jin.
»Du bist immer so ungeduldig. Ich hätte dir Teyla schon bald vorgestellt.«, entgegnete Wrathion amüsiert.
»Khadgar hat geplaudert. Und ich dachte, bevor ich vor Neugier platze, schreibe ich euch.«, lachte Jin. »Kommt, lasst uns nach draußen gehen, da können wir sitzen.«
Erst jetzt kam ich dazu, mich umzusehen. In der Hauptstadt von Zandalar, die gleichzeitig auch der Sitz von Königin Talanji, der Königin der Zandalari war, war wirklich alles aus Gold gebaut worden. Aber erst als wir aus dem überdimensionalen Haupttor der Stadt traten, verschlug es mir wirklich den Atem.
Der Wald, der sich an die goldene Stadt schmiegte, war durchsetzt von haushohen Palmen und Pinien. Blumen blühten inmitten des dunklen Grüns in solch prächtigen Farben, das es aussah, als hätte ein Maler überall bunte Farbkleckse verteilt. Die Vögel, die es hier gab, waren mindestens genau so bunt wie die Blumen. Laut kreischend zogen sie über der Stadt ihre Kreise.

Wir kamen auf einen Balkon mit herrlicher Aussicht. Jin, der seine Neugier nicht länger zügeln konnte, wollte jetzt wissen, wie wir uns kennengelernt hatten.
»Das ist ganz einfach,« sagte ich trocken. »Ich habe ihn mit meinem Buch vor der Nase in Dalaran fast umgerannt.«
»Dann muss er dich natürlich lieben.«, lachte Jin ein sehr sympathisches Lachen. »Die letzte Frau, mit der ich zusammengestoßen bin, hat mich schließlich auch ganz schön beeindruckt, Mann.«
Wrathion hob grinsend eine Augenbraue. »Mir ist da etwas entgangen, schätze ich?«,
»Oh und was du alles verpasst hast, mein Lieber.«, grinste Jin. »Aber um mich geht’s ja gerade gar nicht.«
Abwechselnd erzählten wir ihm unsere Geschichte. Bei der Schilderung des Sylithraen, was uns Oma auf den Kopf zugesagt hatte, bekam Jin große Augen.
»Drachen. Bei euch ist alles so einfach.«, seufzte er.
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dich hat es erwischt.«, grinste Wrathion ihn provokant an.
»Wie auch immer … ich … es ist … es ist kompliziert.« Er sah etwas ratlos aus und kratzte sich in seiner dunklen Mähne. Dann lächelte er sein breitestes Trollächeln und sagte, »An mir liegt´s nicht, Mann.«
»Wie ist ihr Name?«, wollte ich neugierig wissen.
»Ranaki.«, seufzte er. »Sie ist eine Kämpferin. Und was für eine!«
In meiner Vorstellung entstand unmittelbar eine großgewachsene Zandalari mit Schwert und Schild, die im Kampf an vorderster Front stand. Sie war bestimmt niemand, den man einfach so wieder vergaß.
Wrathion knuffte ihn in die Rippen. »Mein Freund es scheint mir, du brauchst ein wenig Starthilfe?«
Jin stand auf. »Wartet hier. Ich besorge uns ein Ale. Dann reden wir.« Und schon war er verschwunden.
»Es hat ihn echt erwischt, oder?«, kicherte ich.
»Es sieht so aus. So habe ich ihn in all den Jahren zumindest noch nicht erlebt.« Er gab mir einen schnellen Kuss, denn Jin steuerte bereits wieder mit drei großen Bierkrügen auf uns zu.
Wir stießen klangvoll mit den gläsernen Krügen an. »Zum Wohl.« Das zandalarische Ale war frisch und wohlschmeckend.
Ich setzte mich auf ein kleines Mäuerchen und lauschte Jins Erzählung. Er war vor kurzem von seiner Königin mit einem Spezialauftrag betraut worden. Für ein Heilgebräu sollte er eine Blume besorgen, die in einer verstecken Ecke des Landes hoch oben auf einem schwer zu erklimmenden Hügel wuchs.
»Ich war so beschäftigt, diese blöde Karte zu lesen, die mir Königin Talanji gegeben hatte, dass ich genau wie du nicht aufpasste, wohin ich ging. Und dann war´s passiert und ich bin in diese Frau gerannt, die mich jetzt laut beschimpfte. Ich sag´s euch…noch nie habe ich schönere Schimpftiraden gehört.«
Ich musste kichern. »Und dann?«
»Ich starrte sie die ganze Zeit nur an, war hin und weg von ihrer Stimme und ihr und… also ließ ich sie einfach weiterschimpfen. Ich muss ausgesehen ham, wie ein Idiot.« Er grinste, zuckte mit den Schultern und nahm einen großen Schluck Ale aus seinem Krug.
Ich fühlte mich wieder in die Situation mit Rath und Khadgar zurückversetzt und musste noch mehr kichern, weil ich mich darin wiedererkannte.
»Als sie fertig war mit ihrer Schimpftirade, erwartete sie von mir wohl ne Entschuldigung, während ich krampfhaft damit beschäftigt war, zu überlegen, wie ich sie dazu kriege, mit mir auszugehen. Mann, so eine Frau hatte ich noch nie getroffen. Aber ich stand nur da wie ein Rhinozeros und kriegte kein Wort raus. Und dann …«
»Hast du sie eingeladen?«, mutmaßte Wrathion.
»Nee, Mann, so mutig bin ich nicht. Vielleicht wäre das ja gut gewesen. Stattdessen hab ich rumgestottert wie ein Frischling. Irgendwie brachte ich ne Entschuldigung zustande. Und dann hab ich wissen wolln, wie ihr Name is.«
»Und den hat sie dir dann einfach gesagt?«, fragte ich ungläubig.
»Nee. Sie is´voll sauer abgezogen. Hat mich da einfach so stehen lassen.«, er ließ traurig die Schultern hängen und sah ziemlich zerknirscht aus.
»Woher weißt du dann wie sie heißt?«
»Aach weißt du, das ganze is ja in nem kleinen Dorf passiert. Da kannte man sie. Ich hab alle gefragt, die da warn. Und schließlich fand ich jemanden, der mir ihren Namen sagte. Es is kompliziert. Wie ich sagte.«

 

Fortsetzung folgt …

Du kannst hier meinen Newsletter abonnieren, dann bekommst du immer eine Info, wenn ein weiterer Teil von Stormrider veröffentlicht wurde.

Stormrider - Part 37

He was a huge dark-haired guy dressed in black, about the same height as Wrathion. A man like a tree, with broad golden rings on his equally huge lower canines, yet he greeted me with such a warm smile that it instantly became contagious. He took my tiny hands in his large paws and held them firmly.

»So, you’re Wrathion’s Teyla. I’m Jin. It’s a pleasure to finally meet you.«

»Hello Jin. I’m pleased to meet you as well,« I smiled, still feeling a bit intimidated because he was truly an impressive figure.

Now the two men embraced, patting each other heartily on the shoulders and laughing cheerfully.

»My friend, it’s good to see you,« Jin called out.

»You’re always so impatient. I would have introduced Teyla to you soon enough,« Wrathion replied amused.

»Khadgar spilled the beans. And I thought, before I burst from curiosity, I’d write you guys,« Jin laughed. »Come, let’s go outside where we can sit.«

Only now did I get a chance to look around. In the capital of Zandalar, which was also the seat of Queen Talanji, the queen of the Zandalari, everything had truly been built out of gold. But it wasn’t until we stepped through the massive main gate of the city that I truly lost my breath.

The forest that hugged the golden city was filled with towering palm trees and pines. Flowers bloomed amidst the dark green in such vibrant colors that it looked as if a painter had splashed colorful spots everywhere. The birds here were at least as colorful as the flowers, and they circled loudly above the city.

We came to a balcony with a stunning view. Jin, unable to restrain his curiosity any longer, now wanted to know how we had met.

»It’s quite simple,« I said dryly. »I almost knocked him over with my book in front of my face in Dalaran.«

»Then of course he must love you,« Jin laughed a very friendly laugh. »The last woman I bumped into certainly left quite an impression on me as well, man.«

Wrathion raised an eyebrow, grinning. »Seems like I missed something, didn’t I?«

»Oh, you have no idea what you’ve missed, my friend,« Jin grinned. »But this isn’t about me right now.«

We took turns telling him our story. When we described the Sylithraen, which Grandma had predicted for us, Jin’s eyes grew wide.

»Dragons. Everything’s so simple for you,« he sighed.

»If I didn’t know any better, I’d say you’ve got it bad,« Wrathion teased him provocatively.

»Whatever … I … it’s … it’s complicated.« He looked a bit confused and scratched his dark mane. Then he flashed his broadest troll grin and said, »It’s not up to me, man.«

»What’s her name?« I asked curiously.

»Ranaki,« he sighed. »She’s a warrior. And what a warrior!«

In my mind, I immediately pictured a tall Zandalari woman with a sword and shield, standing at the front lines of battle. She was definitely not someone you’d easily forget.

Wrathion nudged him in the ribs. »My friend, it seems to me you could use a bit of a nudge.«

Jin stood up. »Wait here. I’ll get us some ale. Then we’ll talk.« And just like that, he was gone.

»He’s really got it bad, hasn’t he?« I giggled.

»It seems so. I’ve never seen him like this in all the years I’ve known him.« He gave me a quick kiss, as Jin was already making his way back toward us with three large mugs of ale.

We clinked our glasses loudly. »Cheers.« The Zandalari ale was fresh and delicious.

I sat on a small wall and listened to Jin’s story. He had recently been entrusted with a special mission by his queen. He had to retrieve a flower for a healing brew, which grew in a hidden corner of the land, high up on a difficult-to-climb hill.

»I was so busy reading this dumb map Queen Talanji had given me that, just like you, I wasn’t paying attention to where I was going. And then it happened—I ran straight into this woman who started yelling at me. I’m telling you … I’ve never heard more beautiful insults.«

I couldn’t help but giggle. »And then?«

»I just stared at her the whole time, completely mesmerized by her voice and her, and … well, I let her keep yelling. I must have looked like an idiot.« He grinned, shrugged, and took a large gulp of ale from his mug.

I was reminded of my own situation with Wrathion and Khadgar and giggled more, recognizing myself in the story.

»When she finished her rant, she probably expected an apology from me, while I was frantically trying to figure out how to ask her out. Man, I’ve never met a woman like that before. But I just stood there like a rhino, unable to get a word out. And then …«

»Did you ask her out?« Wrathion guessed.

»No, man, I’m not that brave. Maybe that would’ve been a good idea. Instead, I stammered like a newbie. Somehow, I managed to apologize. Then I asked for her name.«

»And she just told you?« I asked, incredulous.

»No. She stormed off, still furious, leaving me standing there,« he said, hanging his shoulders sadly and looking rather crestfallen.

»So how do you know her name, then?«

»Oh, you know, it all happened in a small village. People knew her. I asked everyone I could, and eventually, I found someone who told me her name. It’s complicated, like I said.«

To be continued …

You can subscribe to my newsletter here, then you will always be informed when another part of Stormrider has been published.

Die neuesten Blogbeiträge

error: Content is protected !!
Nach oben scrollen
a cartoon of a dragon sitting in a grassy field

Stormrider - Newsletter

Verpasse keine weitere Folge von Stormrider und abonniere diesen Newsletter.


Never miss another episode of Stormrider, subscribe to our newsletter.