Stormrider - Teil 35

Ich würde mich dort eingehend umsehen und feststellen, ob noch Bücher vorhanden waren, die mir bei meinen Studien weiterhelfen konnten. Doch hier hatte Medivhs Zerstörungswerk leider ganze Arbeit geleistet. Die Bücherregale waren zum großen Teil geplündert worden und überall gab es scheinbar schon ewig brennende Bücherstapel. Ich schnappte mir einen der übriggebliebenen Buchbände aus einem Regal, schlug ihn auf und las.
In der Ferne tönte ein leises, seltsam blechernes Geräusch. Es kam näher.
Wrathion spannte sich an, sein Blick fest auf die Quelle des Lärms gerichtet.
»Das ist nicht gut!«, flüsterte er.


Ein blecherner, von arkaner Magie angetriebener Wächter kam mit wummernden Schritten um die Ecke marschiert und zielte auf uns. Medivh hatte sie einstmals erschaffen, um für Ordnung zu sorgen, und das schloss dummerweise die Bekämpfung von Eindringlingen ein.
»Die Bibliothek ist nur für geladene Gäste« rief der Wächter mit donnernder Stimme. In seinen Händen wurden blitzende Arkanzauber immer größer. Ich kannte diesen Zauber nur zu gut und wusste genau, wie schmerzhaft es wäre, wenn er uns damit treffen würde.
Wir wechselten einen Blick stummen Verstehens.
Wrathion verwandelte sich blitzschnell, seine drakonische Gestalt eine schützende Barriere zwischen mir und dem Blechmonster. Eine elektrisch surrende arkane Kugel raste auf uns zu und schlug dort ein, wo wir bis eben noch gestanden hatten, während der Wächter mit blitzenden Augenschlitzen bereits die nächste auflud.
Die Frostmagie fand wie von allein in meine Hände und die eisigen Kugeln wurden so groß, wie ich es bisher niemals versucht hatte.
»Jetzt!«, rief ich und warf sie auf das Ungetüm. Es erstarrte zu einem funkelnden, starren Eismann. In diesem Moment entfesselte Wrathion sein Feuer, ein Inferno, das auf den gefrorenen Wächter prallte und ihn in einem ohrenbetäubenden, blitzenden Knall zerspringen ließ. Atemlos standen wir in einem Regen aus Eis und Funken.
»Das war knapp. Ich hoffe, es gibt nicht mehr davon.«, sagte er besorgt, nachdem er wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte. »Du wirst es ausgelöst haben, als du den Band aus dem Schrank genommen hast. Probier es erneut.«
»Ist das so eine hilfreiche Idee?« Ich hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache, nahm aber trotzdem noch ein weiteres Buch aus dem Regal und schlug es auf.
Wir lauschten in die Stille.
Nichts regte sich.
Ich beruhigte mich nur allmählich. »Warum wollte uns dieser blöde Wächter in einen Haufen Asche verwandeln?«, keuchte ich.
»Medivh war ein seltsamer Magier. Ich hatte keine Ahnung, welche seiner uralten Fallen hier immer noch aktiv sind. Aber ich denke, jetzt ist es sicher, sich die Bücher anzusehen. Außerdem wissen wir ja, wie diese Monster aus dem Weg zu schaffen sind. Du und ich sind ein gutes Team.«, grinste er ermutigend.
Ich schnaufte. »Mal sehen, was sich hier finden lässt.«
Erstmals sah ich nach oben. Dies war nicht nur eine Sammlung alter Bücher. Es war ein ganzer Turm, der einstmals mit einer mit einer intakten Bibliothek gefüllt gewesen war. Staunend liefen wir durch die Stille im endlosen Labyrinth der Bücherregale.

Auf der Suche nach Medivhs geheimem Wissen waren andere schon vor uns hierhergekommen, und es war nicht mehr viel von der Sammlung übrig geblieben.
Aber in einer etwas versteckten Ecke stand eine alte Truhe, die unangetastet wirkte, so als hätte sie dort nur auf uns gewartet.
»Sei bitte vorsichtig.«, mahnte er, als ich mich anschickte, die Lade zu öffnen. Sie sprang mühelos auf. Im Inneren lagen ein kristallener Zauberstab und ein intakter Ledereinband. Ich las den Titel vor: »‘Portale in die Zeit‘… es ist von …«, ich gab einen überraschten Laut von mir. »Es ist von Elisande. Wie kommt das hierher?« Ich schlug es auf und was ich da las, verschlug mir die Sprache. Scheinbar hatte sie wirklich Zeitreisen unternommen. Dieses Werk war unbezahlbar, weil es Zauber lehrte, die man sonst nirgends fand. Ich verstaute Buch und Stab sicher in meinem Rucksack. Das würde ich mir nachher zu Hause in Ruhe ansehen. Mittlerweile war es spät am Abend. Mit dem Gefühl, einen echten Schatz gefunden zu haben, verließen wir Karazhan bald und traten den Rückweg ins Gebirge an.


»Hör zu!«, sagte ich später an diesem Abend zu Wrathion, der gedankenverloren aus dem Fenster geschaut hatte. »… Der Portalzauber in eine andere Epoche ist mühelos zu bewältigen, wenn Sie einen Gegenstand besitzen, der die energetische Signatur aus der entsprechenden Zeit hat.« Ich lief in meinem Zimmer auf und ab und zitierte aus dem Buch, das wir in Karazhan gefunden hatten.
»Hmmmm…«, er setzte sich aufs Bett und klopfte neben sich. »Du sagtest, Portale langweilen dich zu Tode? Nachdem wir vor ein paar Tagen darüber gesprochen hatten, hatte ich Khadgar eine Nachricht geschickt. Seine Antwort war kurz und bündig: Finger weg. Somit hatte ich das Thema abgehakt.«
»Ja schon, aber das hier ist … faszinierend.«, verkündete ich, setzte mich neben ihn und hievte den schweren Schinken auf unsere Knie. »Der Gegenstand, den man für das Portal benutzt, ist die Brücke in die Zeit, in der er erschaffen wurde.«
»Es erklärt aber nicht, wie man von dort aus wieder zurückkommt. Wer legt schon Wert darauf, im alten Suramar zusammen mit einem Haufen Dämonen festzusitzen.« Er schüttelte den Kopf.
»Na genau so. Mit einem Gegenstand aus der heutigen Zeit.« Aufgeregt blätterte ich weiter. Die Herrscherin hatte ihre Reisen in die Vergangenheit akribisch im Buch festgehalten. Es juckte mich in den Fingern, diese Magie auszuprobieren.
Wrathion schien davon aber nicht sonderlich begeistert zu sein.
»Elisande …«, sagte er, »…ist niemand, dem ich gerne über den Weg laufen würde. Nicht allein, dass sie korrupt war und nur ihren eigenen Vorteil im Auge hatte, sie spielte dabei grundsätzlich alle anderen gegeneinander aus. Sie ist keine Elfe, die ich treffen will. Und das solltest du besser ebenfalls nicht wollen.«
Er hatte recht. Dennoch war ich unweigerlich fasziniert von dieser Möglichkeit. Ich beschloss, diese Art der Magie nach den Ferien mit Professor Whitmoore zu besprechen.
»Sie wird besser wissen, was mit dieser Lektüre anzufangen ist. Wegschließen wäre eine Option.«, grinste er, gähnte müde und wenige Minuten später war er an meiner Seite eingeschlafen.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 35

I would take a thorough look around to see if there were any books left that could aid me in my studies. But here, Medivh’s destructive work had unfortunately been thorough. The bookshelves had mostly been plundered, and there were seemingly eternal piles of burning books everywhere. I grabbed one of the remaining volumes from a shelf, opened it, and started reading.

In the distance, there was a faint, strange metallic sound. It was getting closer.

Wrathion tensed, his gaze fixed on the source of the noise.

»That’s not good,« he whispered.

A metallic, arcane-powered guardian came stomping around the corner, heading straight for us. Medivh had created them long ago to keep order, which unfortunately included fighting intruders.

»The library is for invited guests only!« the guardian bellowed in a thunderous voice. In its hands, crackling arcane spells began to grow. I knew that spell all too well and knew exactly how painful it would be if it hit us.

We exchanged a look of silent understanding.

Wrathion transformed in an instant, his draconic form a protective barrier between me and the metal monster. An electrically humming arcane orb shot toward us, striking where we had stood just moments before, while the guardian’s glowing eyes were already charging the next one.

The frost magic flowed instinctively into my hands, and the icy spheres grew larger than I had ever attempted before.

»Now!« I shouted, hurling them at the creature. It froze into a glittering, rigid ice figure. At that moment, Wrathion unleashed his fire, an inferno that collided with the frozen guardian, shattering it with a deafening, crackling explosion. Breathless, we stood in a shower of ice and sparks.

»That was close. I hope there aren’t more of them,« he said worriedly, after returning to his human form. »You must have triggered it when you took the volume from the shelf. Try it again.«

»Is that such a good idea?« I had a bad feeling about it, but I grabbed another book from the shelf and opened it anyway.

We listened into the silence.

Nothing stirred.

I slowly calmed down. »Why did that stupid guardian want to turn us into a pile of ash?« I gasped.

»Medivh was a strange mage. I had no idea which of his ancient traps are still active here. But I think it’s safe now to look at the books. Besides, we know how to deal with those monsters. You and I make a good team,« he grinned encouragingly.

I exhaled. »Let’s see what we can find here.«

For the first time, I looked up. This wasn’t just a collection of old books. It was an entire tower, once filled with a complete library. We wandered, amazed, through the silence of the endless labyrinth of bookshelves.

Others had come here before us, searching for Medivh’s secret knowledge, and not much of the collection remained.

But in a slightly hidden corner, there stood an old chest that appeared untouched, as if it had been waiting just for us.

»Be careful,« he warned as I prepared to open it. It opened effortlessly. Inside were a crystal wand and an intact leather-bound tome. I read the title aloud: »‘Portals to Time’… it’s by…« I let out a surprised gasp. »It’s by Elisande. How did this get here?« I opened it, and what I read left me speechless. She had apparently undertaken real journeys through time. This work was priceless, containing spells you couldn’t find anywhere else. I safely stored the book and wand in my backpack. I’d study them carefully at home later. By now, it was late in the evening. Feeling like we had found a true treasure, we soon left Karazhan and began the journey back to the mountains.

»Listen!« I said later that evening to Wrathion, who had been staring out the window, lost in thought. »…The portal spell to another era is easy to master if you possess an item with the energetic signature of the time in question.« I paced around my room, quoting from the book we had found in Karazhan.

»Hmm…« He sat down on the bed and patted the spot next to him. »Didn’t you say portals bore you to death? After we talked about it a few days ago, I sent a message to Khadgar. His response was short and to the point: stay away. So I had shelved the subject.«

»Yeah, but this… this is fascinating,« I declared, sitting next to him and hefting the hefty tome onto our knees. »The object used for the portal is the bridge to the time it was created.«

»But it doesn’t explain how to get back. Who wants to be stuck in ancient Suramar with a bunch of demons?« He shook his head.

»That’s how. With an item from today’s time.« Excitedly, I flipped through the pages. The ruler had meticulously documented her travels into the past. I was itching to try out this magic.

But Wrathion didn’t seem particularly thrilled about it.

»Elisande…« he said, »…isn’t someone I’d want to run into. Not only was she corrupt and only out for her own gain, but she also played everyone against each other. She’s not an elf I’d want to meet. And you shouldn’t want to, either.«

He was right. Still, I couldn’t help but be fascinated by the possibility. I decided to discuss this type of magic with Professor Whitmoore after the holidays.

»She’ll know better what to do with this book. Locking it away could be an option,« he grinned, yawning tiredly, and a few minutes later, he was asleep beside me.

 

To be continued …

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