
Stormrider - Teil 30
Es waren noch zwei Wochen bis Weihnachten und die letzte Schulwoche in diesem Jahr hatte begonnen. Praktischerweise hatte es angefangen, zu schneien und in der unterrichtsfreien Zeit lieferte ich mir fast jeden Tag mit meinen Freunden dramatische Schneeballschlachten im Schulhof. Lachend und erschöpft saßen wir anschließend im Gemeinschaftsraum am Kamin.
»Geht ihr über Weihnachten nach Hause?«, fragte ich Rodney und Nirvana, die an der Feuerstelle mit mir gemeinsam das Sofa volltropften.
Rodney nickte, »Ja, meine Tante Betsy erwartet mich bereits am Donnerstag. Sie hat irgendetwas mit mir vor, wollte mir aber nicht verraten, was.«
»Und du, Nirv?«
»Ich werde bleiben. Meine Ziehmutter hat zu viel im Ardenwald zu tun, als dass sie sich um mich kümmern könnte.«
»Echt? Aber es ist Weihnachten.«, staunte ich.
»Es hat im Ardenwald nicht dieselbe Bedeutung wie hier.«, seufzte Nirvana und streichelte einen Hund, den wir nicht sehen konnten. Das tat sie öfter. Und sie sprach mit ihnen. Anfangs dachte ich, sie sei verwirrt, aber mittlerweile war ich aus irgendeinem Grund, der mir selbst nicht klar war, davon überzeugt, dass sie wirklich all diese Wesen sah.
»Aber du gehst nach Hause, oder?«, wollte sie wissen, nachdem sie aufgehört hatte, ihren imaginären Freund hinter seinen imaginären Ohren zu kraulen.
»Ja …«, lächelte ich in mich hinein. »Rath holt mich Donnerstag Abend ab und am Wochenende kommen meine Eltern nach Hause. Es wird voll bei uns.« Ich war gespannt, wie sie die Nachricht aufnehmen würden, dass ich jetzt einen Freund hatte, noch dazu einen, den Oma abgöttisch liebte.
»Ach und Teyla … ich glaube, Professor Whitmoore wollte noch irgendwas von dir.«, sagte Rodney. »Hätte ich fast vergessen.« Er schaute entschuldigend.
»Okay, danke, dann gehe ich gleich noch mal zu ihr.« Ich stand auf und machte mich auf den Weg zu ihrem Büro. Es lag auf halbem Weg in Richtung meines Zimmers im Turm. Ich erreichte ihre Zimmertür und klopfte an.
»Nur herein, herein!«, rief sie und lächelte, als ich ihr Büro betrat.
»Sie wollten mich sprechen, Professor?«
»Ja, es geht um Ihre Aufgaben über die Ferien, meine Liebe. Ich habe von Erzmagier Khadgar erfahren, dass ihr jetzt einen ganz besonderen Übungspartner habt?«
»Ja, Professor. Ich übe mit meinem Freund, mit Wrathion.«
»Sehr schön. Ich möchte, dass Sie beide sich diese Aufgaben hier ansehen…« Sie machte einen eleganten kleinen Schwenk mit ihrer Hand und eines ihrer Bücher schwebte aus seinem Platz im Regal auf sie zu. Es klappte an der passenden Stelle auf.
»Hier. Diese Übungen meine ich. Ich stelle diese Herausforderung nicht jedem. Aber ich denke, Sie beide zusammen könnten es schaffen. Man braucht eine ganz besondere … Beziehung zueinander für diesen Zauber. Man kann den Auratharilzauber nur mit einem Seelengefährten zusammen wirksam aussprechen. Lassen Sie mich im neuen Jahr wissen, ob sie es geschafft haben.«
Ich schaute in das Buch. Auratharil war ein mächtiger Schutzzauber, den ich noch nie aktiv gesehen hatte. Eigentlich kamen derlei Zauber erst im dritten Jahr an die Reihe, aber sie musste ihre Gründe haben, warum sie wollte, dass wir diesen Zauber lernen. Zu zweit beschwor man einen Beschützer, der einen derart mächtigen Schild verlieh, dass nichts ihn durchdringen konnte. Na ja, so gut wie nichts. Rath würde begeistert sein. Wie er sowieso von jeder Übung begeistert war, die wir zusammen lernten.
»Danke Professor.« Ich klappte das Buch zu und wollte es ihr zurückgeben.
»Nein nein, behalten sie es über die Ferien«, winkte sie ab. »Ich habe noch ein paar davon. Ich wünsche Ihnen damit viel Erfolg, meine Liebe.«, sagte sie und erhob sich von ihrem Stuhl.
»Schöne Ferien und ein schönes Weihnachtsfest, Professor.«, sagte ich und erhob mich ebenfalls.
»Danke Teyla. Richten Sie bitte Wrathion meine Grüße aus.«
Ich nickte und verließ ihr Büro.
Donnerstagmorgen, der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war angebrochen und hatte frischen Schnee mitgebracht. Durch das Fenster unseres Zimmers schaute ich auf den anbrechenden Tag und sah begeistert die dicken weißen Flocken an der Scheibe vorbeitanzen. Im azurblauen Gebirge hatten wir zwar auch manchmal Schnee, aber dieser hier war viel schöner.
Alice, die gerade aus dem Bad gekommen war, wünschte mir einen guten Morgen. »Sag mal, du kommst doch auch mit im Januar, oder?«
Ich grübelte einen Moment, was sie meinte, kam aber nicht darauf. »Ich komme mit wohin?«
Sie band ihre Dreadlocks vor dem Spiegel zu einem dicken Zopf zusammen und drehte sich schwungvoll um. »Na in die Feuerlande. Der Schülerausflug. Schon vergessen?«
Ja das hatte ich allerdings. »Welcher Professor war das?«, fragte ich sie, denn ich konnte mich an dieses Detail absolut nicht erinnern.
»Kein Professor. Nur wir Mentoren mit euch Grünschnäbeln.«, grinste sie. »Nirgends kannst du leichter die Elementarenergie des Feuers beherrschen lernen als dort.«, begeisterte sie sich. »Es ist einfach unglaublich, was ich damals alles dort lernen konnte.« »Ich denke schon. Wann war der Ausflug geplant?«, fragte ich, aber in Wirklichkeit hatte ich daran noch keinen einzigen Gedanken verschwendet. Tatsächlich konnte dieser Ausflug sowohl spaßig als auch sehr lehrreich werden. Ich beschloss mitzugehen.
Rath kam schon mittags angeflogen, um mich abzuholen. »Wir müssen uns ein wenig beeilen«, sagte er, als er gelandet war. »Anelia erwartet uns schon, wir sollen ihr noch bei den Vorbereitungen helfen.« Das entwickelte jetzt eine Eigendynamik, die mich irgendwie entzückte.
»Ich gehe davon aus, dass du dich also heute vor deiner Übungsstunde mit mir drücken willst? Wie Schade! Und das, wo wir gerade so eine besondere Aufgabe bekommen haben.«
Er trat einen Schritt auf mich zu, nahm mich fest in den Arm und küsste mich auf den Scheitel. »Mit dir übe ich immer gerne, aber sie hat extra betont, dass wir früh bei ihr sein sollen.«
Ich seufzte. Was für einen Aufwand trieb Oma nur wieder. Sicher es war Weihnachten. Aber sie übertrieb es mit ihren Vorbereitungen. »Na gut. Ich geh´schnell hoch und packe meine Sachen. Setz´dich doch so lange ans Feuer. Ich bin sofort wieder bei dir.«, sagte ich und flitzte aus dem Gemeinschaftsraum nach oben in mein Zimmer. Als ich den Raum betrat, war Alice gerade damit beschäftigt, die letzten Sachen für die Ferien in einen großen Rucksack zu packen.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 30
It was two weeks until Christmas, and the last school week of the year had begun. Conveniently, it had started snowing, and during free periods, I had dramatic snowball fights with my friends in the schoolyard almost every day. Laughing and exhausted, we would then sit in the common room by the fireplace.
»Are you going home for Christmas?«, I asked Rodney and Nirvana, who were soaking the sofa with me by the fire.
Rodney nodded, »Yes, my Aunt Betsy is expecting me on Thursday. She’s got something planned for me but wouldn’t tell me what.«
»And you, Nirv?«
»I’m staying. My foster mother has too much to do in the Arden Forest to take care of me.«
»Really? But it’s Christmas,« I marveled.
»It doesn’t have the same significance in the Arden Forest as it does here,« Nirvana sighed and petted a dog we couldn’t see. She did that often. And she talked to them. At first, I thought she was confused, but now, for some reason I didn’t understand, I was convinced she really saw all these beings.
»But you’re going home, right?«, she wanted to know after she stopped scratching her imaginary friend behind his imaginary ears.
»Yes…«, I smiled inwardly. »Rath is picking me up Thursday evening, and my parents are coming home for the weekend. It’ll be crowded at our place.« I was curious about how they would react to the news that I now had a boyfriend, especially one that Grandma adored.
»Oh, and Teyla… I think Professor Whitmoore wanted something from you,« Rodney said. »I almost forgot.« He looked apologetic.
»Okay, thanks, I’ll go see her now.« I stood up and made my way to her office. It was halfway towards my room in the tower. I reached her door and knocked.
»Come in, come in!«, she called, smiling as I entered her office.
»You wanted to see me, Professor?«
»Yes, it’s about your assignments over the holidays, my dear. I’ve heard from Archmage Khadgar that you now have a very special practice partner?«
»Yes, Professor. I’m practicing with my boyfriend, Wrathion.«
»Very good. I want both of you to take a look at these tasks here…« She made an elegant little sweep with her hand, and one of her books floated off the shelf towards her. It opened at the right page.
»Here. These exercises are what I mean. I don’t give this challenge to everyone. But I think the two of you together could manage it. You need a very special… relationship for this spell. The Auratharil spell can only be cast effectively with a soulmate. Let me know in the new year if you two managed it together.«
I looked at the book. Auratharil was a powerful protective spell that I had never seen cast before. Normally, such spells were not covered until the third year, but she must have had her reasons for wanting us to learn this spell. Together, you summon a protector that grants a shield so powerful that nothing can penetrate it. Well, almost nothing. Rath would be thrilled. He was always excited about any exercise we learned together.
»Thank you, Professor.« I closed the book and tried to hand it back to her.
»No, no, keep it over the holidays,« she waved it off. »I have a few more of those. I wish you much success with it, my dear,« she said, rising from her chair.
»Happy holidays and a Merry Christmas, Professor,« I said, rising as well.
»Thank you, Teyla. Please give Wrathion my regards.«
I nodded and left her office.
Thursday morning, the last school day before the Christmas holidays dawned, bringing fresh snow with it. Through the window of our room, I looked at the breaking day and watched with delight as the thick white flakes danced past the pane. We sometimes had snow in the Azure Mountain too, but this snow was much prettier.
Alice, who had just come out of the bathroom, wished me a good morning. »Say, you’re coming with us in January, right?«
I thought for a moment about what she meant but couldn’t remember. »Coming with you where?«
She tied her dreadlocks into a thick braid in front of the mirror and spun around. »To the Firelands. The student trip. Already forgotten?«
Yes, I had indeed. »Which professor was that?«, I asked her, because I couldn’t remember that detail at all.
»No professor. Just us mentors with you greenhorns,« she grinned. »Nowhere else can you learn to master the elemental energy of fire more easily than there,« she enthused. »It’s just incredible what I learned there back then.« »I think so. When was the trip planned?«, I asked, but in reality, I hadn’t given it a single thought. Actually, this trip could be both fun and very educational. I decided to go along.
Rath flew in by noon to pick me up. »We need to hurry a bit,« he said as he landed. »Anelia is already expecting us, we’re supposed to help her with the preparations.« This was taking on a life of its own, which somehow delighted me.
»I assume you’re going to skip your practice session with me today? What a shame! Especially since we’ve just been given such a special task.«
He took a step towards me, held me tightly, and kissed the top of my head. »I always enjoy practicing with you, but she specifically emphasized that we should be there early.«
I sighed. What kind of fuss was Grandma making again? Sure, it was Christmas. But she was going overboard with her preparations. »Alright. I’ll run up and pack my things quickly. Why don’t you sit by the fire? I’ll be right back,« I said and dashed upstairs to my room. When I entered, Alice was busy packing the last of her things for the holidays into a large backpack.
To be continued …
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