
Stormrider - Teil 27
Meine Referentin des heutigen Abends, Lady Fallgagn war ebenfalls auf den Balkon hinausgetreten, ihr Blick war von Verwunderung und Missbilligung geprägt, während sie uns beide skeptisch musterte. Wir drehten uns immer noch eng ineinander verschlungen zu ihr um.
»Ravina.«, sagte er mit einem genervten Seufzer und nickte ihr knapp zu.
»Dich hatte ich hier nicht erwartet,« sagte sie spitz und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Nun, ich bin auch nicht wegen dir hier. Ich besuche meine Freundin, wenn es recht ist.«
»Deine … Freundin.«, sie starrte mich noch eine Spur missgünstiger an, als sie es zuvor schon getan hatte. »Natürlich. Ich wünsche einen guten Abend.« Mit diesen Worten drehte sie sich abrupt um und verschwand in hastiger Eile wieder im Gemeinschaftsraum.
»Uuh, das war ja ein Auftritt. Kennst du sie näher?«, runzelte ich die Stirn und sah ihn irritiert an.
»Leider … es ist ein wenig … schwierig. Es war vor Jahren, als ich gerade aus dem Welpenalter raus war. Wir lernten uns durch meine regelmäßigen Besuche bei Khadgar flüchtig kennen, als sie hier an der Schule lernte. Ich hatte mir gerade dieses neue, älter wirkende Antlitz ausgewählt. Es wurde ziemlich schnell klar, dass Ravina etwas von mir wollte, was ich ihr nicht geben will.«, er verzog sein Gesicht, als hätte er in etwas Ekliges gebissen.
»Aber … sie ist eine Elfe …?«, staunte ich. »Ich meine, das … ist illusorisch.«
Er nickte, bevor ich weitersprechen konnte. »Sie wusste anfangs nicht, was ich bin. Sie sah nur den Mann …« Er blickte mit einer ausladenden Geste an sich herunter, »… und das, was sie sah, gefiel ihr. Für meinen Geschmack viel zu gut. Es ging so weit, dass sie bei fast jedem zufälligen Zusammentreffen Bilder von uns beiden machte und, wie ich erst im Nachhinein erfuhr, überall in der Stadt herumposaunte, sie wäre meine ‚Frau‘.«, grummelte er missmutig.
»Oh verdammt.«, so viel Verrücktheit hätte selbst ich dieser Elfe nicht zugetraut.
»Khadgar und ich hielten es erst nur für eine harmlose Schwärmerei, aber es geht noch viel weiter.«, fuhr er fort. »Sie überzeugte sogar mehrere Künstler, jede Menge Bilder von uns zu malen, auf denen zu sehen ist, wie wir intim werden.« Er verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Ravina erfand sich auf diese Art ein ganzes Leben mit mir, dass es niemals gegeben hat, und ich weiß nicht genau, ob sie das nicht immer noch macht.«
Angewidert verzog ich mein Gesicht. »Das ist echt krank. Was hast du dagegen unternommen?«
»In der Tat. Ich versuchte zunächst, ihr höflich klarzumachen, dass sie keine Gefährtin für mich sein wird und dass sie diese … peinlichen Vorstellungen loslassen soll. Erfolglos. Sie gab nicht auf und machte einfach weiter mit diesem Irrsinn. Ihr Wahnwitz vergrößerte sich sogar noch. Sie erklärte mir eines Tages ernsthaft, sie könne mit magischen Mitteln zu einem Drachen und somit zu einer Gefährtin für mich werden.«
Ich starrte ihn so entgeistert an, als hätte er mir gerade erzählt, dass unsere Stadt abgestürzt sei. »Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?«
»Leider doch.«, seufzte er und zog mich etwas enger zu sich.
Das war so falsch, wie es nur sein konnte, denn genau wie Menschen oder Elfen sich nicht mit Hunden oder Katzen paaren und das dann feierlich zu einer Liebesbeziehung erklären, paaren Drachen sich nicht mit Menschen oder Elfen. Das ist schon rein anatomisch unmöglich. Das zumindest wusste ich sicher. Vom Mangel an Anziehungskraft mal ganz abgesehen.
»Wie bist du damit umgegangen?«, wollte ich wissen.
»Khadgar und ich haben eine Weile überlegt. Zu dieser Zeit war Ravina ja noch seine Schülerin und wir wollten ihr nicht schaden. Ich hatte sogar darüber nachgedacht, nur noch in meiner realen Erscheinung mit Khadgar durch Dalaran zu spazieren …«, er lachte bei diesen Worten. »… aber dann wäre es wohl damit vorbei gewesen, mit meinem besten Freund gemeinsam etwas essen zu gehen.«
»Du passt ja durch keine Tür.«, lachte ich.
»Davon mal abgesehen«, grinste er. »Wir haben auch überlegt, ob ich meine Gestalt so verändern sollte, dass ich für sie unattraktiv gewesen wäre.«
»Du hättest als ein Murloc herumwatscheln können«, kicherte ich, »aber dann hättest du dich wohl kaum mit Khadgar zufriedenstellend verständigen können.« Murlocs waren fischartige Wesen, die an Land herumliefen und die für unsere Ohren eher gurgelten, als dass sie sprachen.
Er schmunzelte vergnügt, als er antwortete. »An einen Murloc hatte ich nicht gedacht. Eher an einen alten Mann. Etwas gänzlich Unattraktives eben. Aber ich habe es dann doch nicht gemacht, denn das wäre nicht mehr ich gewesen. Ich wollte mich nicht von ihr verbiegen lassen. Auch nicht aus diesem Grund.«
Ich erinnerte mich kurz an meine Vorstellung eines alten Mannes, der mit Khadgar spazieren gehen würde und grinste, als ich ihm davon erzählte. »Und wie bist du sie dann endgültig losgeworden?«, wollte ich wissen.
»Es war einer der Nachmittage in jenem Sommer, an denen ich mit Khadgar wieder einmal durch Dalaran spazierte. Wir unterhielten uns gerade angeregt über das, was ich von ihm gelernt hatte, als sie wieder unerwartet vor uns auftauchte und versuchte, mich mit ihren Worten um den Finger zu wickeln. Sie hat ein sehr lautes, aufdringliches, manipulatives Wesen, das fand ich schon von Anfang an abschreckend.
Khadgar kennt mich sehr gut und er war stets darauf bedacht, dass ich nicht aus der Haut fuhr, weil er ganz genau wusste, wie sehr mir Ravina mittlerweile auf die Nerven ging. Allerdings war das nicht von Erfolg gekrönt. Ich war verärgert, weil sie uns mittlerweile jedes einzige Mal belästigte, wenn ich meinen Freund besuchte.
Sie redete weiter belangloses Zeug und kam mir immer noch etwas näher. Instinktiv wechselte ich in meine natürliche Form, wohl auch weil ich hoffte, sie damit auf Abstand halten zu können.«
»Und was war dann?«
»Sie begann, mich am Kopf zu streicheln als wäre ich ihr Hund. Dabei murmelte sie so etwas wie: ‚Mein Drache braucht heute wohl ein paar Streicheleinheiten, was?‘.«
Ich hielt mir die Hand vor den Mund, prustete los und konnte nicht mehr aufhören zu lachen, nachdem ich das gehört hatte. Absurd. Das war es. Dieses Benehmen einem Drachen gegenüber war das absurdeste Verhalten, von dem ich je gehört hatte. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich mich wieder einkriegen konnte, aber sein Gesichtsausdruck blieb ernst.
»Entschuldige, dass ich so lache aber das ist … vollkommen verrückt.«, schüttelte ich meinen Kopf ungläubig.
»Das macht nichts. Jedenfalls war meine rote Linie in exakt diesem Moment überschritten.«, erzählte er weiter. »Ohne groß nachzudenken, brüllte ich sie aus vollem Hals an, sie möge mich endlich in Ruhe lassen. Sie war wohl vorher noch nie einem von uns in dieser Weise nahegekommen. Den Blick hättest du sehen sollen. Mit schierem Entsetzen in ihrem Gesicht kreischte sie ohrenbetäubend und lief schließlich tränenüberströmt davon. Es war keine schöne Angelegenheit. Aber seitdem habe ich Ruhe vor ihr.«
»Ich verstehe … « sagte ich die Stirn in Falten legend. »Offensichtlich nimmt sie dir das immer noch übel.«
»Kann sein, aber ich kann und will das nicht ändern.«, sagte er mit einem so liebevollen Blick zu mir, dass ich wohlig erschauerte.
Fortsetzung folgt …
Du kannst hier meinen Newsletter abonnieren, dann bekommst du immer eine Info, wenn ein weiterer Teil von Stormrider veröffentlicht wurde.
Stormrider - Part 27
My speaker for the evening, Lady Fallgagn, had also stepped out onto the balcony, her expression marked by surprise and disapproval as she scrutinized the two of us skeptically. Still closely entwined, we turned to face her.
»Ravina.« he said with an exasperated sigh, nodding curtly in her direction.
»I didn’t expect to see you here,« she said sharply, crossing her arms over her chest.
»Well, I’m not here for you. I’m visiting my friend, if that’s alright.«
»Your… friend.« She stared at me even more resentfully than before. »Of course. I wish you a good evening.« With that, she abruptly turned and hurried back into the common room.
»Uuh, that was quite an entrance. Do you know her well?« I furrowed my brow and looked at him in confusion.
»Unfortunately… it’s a bit… complicated. It was years ago, just after I was out of my whelp phase. We met briefly during my regular visits to Khadgar when she was studying here. I had just chosen this new, older-looking appearance. It quickly became clear that Ravina wanted something from me that I couldn’t give her,« he said, grimacing as if he’d bitten into something disgusting.
»But… she’s an elf…?« I marveled. »I mean, that’s… unrealistic.«
He nodded before I could continue. »She didn’t initially know what I was. She only saw the man…« He gestured broadly down at himself, »…and what she saw, she liked. Much too much for my taste. It got to the point where she took pictures of us together at nearly every chance encounter, and, as I later found out, she bragged all over town that she was my ‘wife’.« he grumbled irritably.
»Oh damn.« I hadn’t expected such madness from this elf.
»Khadgar and I initially thought it was just a harmless crush, but it went much further.« he continued. »She even convinced several artists to paint numerous pictures of us, depicting us being intimate.« He grimaced as if he’d bitten into a lemon. »Ravina invented an entire life with me that never existed, and I’m not entirely sure she isn’t still doing it.«
I grimaced in disgust. »That’s seriously sick. What did you do about it?«
»Indeed. At first, I tried to politely make it clear to her that she would never be a companion for me and that she should let go of these… embarrassing fantasies. Unsuccessfully. She didn’t give up and just kept on with this madness. Her delusions even escalated. She once seriously told me that she could use magic to become a dragon and thus be a companion for me.«
I stared at him, as if he’d just told me our city had fallen. »You’re not serious, are you?«
»Unfortunately, I am.« he sighed, pulling me a bit closer.
That was as wrong as it could possibly be, because just as humans or elves don’t mate with dogs or cats and call it a romantic relationship, dragons don’t mate with humans or elves. That’s anatomically impossible, at least as far as I knew. Not to mention the lack of attraction.
»How did you handle it?« I wanted to know.
»Khadgar and I thought about it for a while. At that time, Ravina was still his student, and we didn’t want to harm her. I even considered only walking through Dalaran with Khadgar in my true form…« he laughed at these words. »…but that would have meant the end of going out to eat with my best friend.«
»You wouldn’t fit through any door.« I laughed.
»That aside,« he grinned. »We also considered whether I should alter my appearance to make myself unattractive to her.«
»You could have waddled around as a Murloc,« I giggled, »but then you probably wouldn’t have been able to communicate with Khadgar properly.« Murlocs were fish-like creatures that walked on land and whose speech sounded more like gurgling to our ears.
He chuckled as he responded. »I hadn’t thought of a Murloc. More like an old man. Something completely unattractive. But in the end, I didn’t do it because that wouldn’t have been me anymore. I didn’t want to let her change me, not even for that reason.«
I briefly imagined an old man walking with Khadgar and grinned as I told him about it. »So how did you finally get rid of her?« I asked.
»It was one of those afternoons that summer when I was strolling through Dalaran with Khadgar again. We were having an animated discussion about what I’d learned from him when she unexpectedly appeared in front of us again and tried to charm me with her words. She has a very loud, pushy, manipulative nature that I found repellent from the start.
Khadgar knows me very well, and he was always careful to keep me from losing my temper because he knew exactly how much Ravina was getting on my nerves by then. However, it wasn’t successful. I was annoyed because she was now pestering us every single time I visited my friend.
She kept talking about trivial matters and kept getting closer to me. Instinctively, I shifted into my natural form, perhaps hoping it would keep her at a distance.«
»And then what?«
»She started petting my head like I was her dog. All the while, she muttered something like, ‘My dragon needs some pets today, doesn’t he?’«
I covered my mouth, burst out laughing, and couldn’t stop after hearing that. Absurd. That was it. This behavior towards a dragon was the most absurd thing I’d ever heard of. It took me quite a while to regain my composure, but his expression remained serious.
»Sorry for laughing, but that’s… completely crazy.« I shook my head in disbelief.
»It’s alright. Anyway, my breaking point was crossed at that exact moment.« he continued. »Without much thought, I roared at her at the top of my lungs to leave me alone. Apparently, she had never been that close to one of us before. You should have seen her face. With sheer terror on her face, she screamed at the top of her lungs and finally ran away in tears. It wasn’t a pleasant situation. But I’ve had peace from her ever since.«
»I see…« I said, furrowing my brow. »It seems she still holds a grudge against you.«
»Maybe, but I can’t and won’t change that.« he said with such a loving look at me that I shivered pleasantly.
To be continued …
You can subscribe to my newsletter here, then you will always be informed when another part of Stormrider has been published.
Die neuesten Blogbeiträge


Stormrider – Part 97
Stormrider – Part 97

Stormrider – Part 96
Stormrider – Part 96

Stormrider – Part 95
Stormrider – Part 95

Stormrider – Part 94
Stormrider – Part 94