Stormrider - Teil 23

»Willst du mir deinen Begleiter nicht vorstellen?« Wie aus dem Nichts stand Alice vor uns. Weder hatte ich sie kommen sehen, noch war mir überhaupt aufgefallen, dass sie das Gasthaus betreten hatte. Sie sah uns beide voller Neugier an und wartete auf meine Reaktion.
Ich nahm meine Hände schnell aus Wrathions und sagte, »Hi Alice, das ist Wrathion, ein sehr guter Freund von Khadgar und auch von mir. Wrathion, das ist Alice, meine Mentorin und eine ganz liebe Freundin.« Ich war nicht gut in solchen Förmlichkeiten.
Die beiden begrüßten sich.
»Ich will euch beide nicht stören.«, sagte sie und grinste dabei vielsagend. Natürlich war sie neugierig, das wäre ich an ihrer Stelle auch gewesen. Nach nicht mal zwei Minuten war sie wieder verschwunden.
»Sie ist nett.«
»Oh … Ja, das ist sie. Ich hätte keine bessere Mentorin und Freundin finden können. Sie hat mir schon vor Schulbeginn sehr geholfen, mich auf alles vorzubereiten.«

»Doch zurück zu dir … Was hast du gedacht?«, sah er mich erwartungsvoll an und nahm meine Hände aufs Neue in seine. Ich kapierte nicht gleich.
»Bevor Alice uns dazwischenfunkte, sagtest du, du hast oft an mich gedacht. Was hast du gedacht?«
Ich überlegte, was ich darauf sagen sollte. »Ich habe oft an dich gedacht. Einfach so. Ich genieße es, dich jetzt zu kennen, es gibt mir ein schönes Bauchgefühl. Meine Gedanken wandern zu dir. Einfach nur das, ich kann es nicht weiter erklären, denke ich.«
Wrathion lächelte wieder sein schräges Lächeln, das mir so gefiel.
»Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.«, gab er zurück.

Donnerstag und Freitag waren das reinste Desaster. Nicht nur, dass ich die vollkommen falschen Bücher hinter mir herfliegen ließ, eines verlor ich auf dem Weg in den Kurs ganz, weil ich nicht darauf achtete, dass sich eine schwere Tür direkt nach mir schloss, während ich mitten in einem Tagtraum versunken weiterlief. Nach dem Unterricht flatterte es immer noch ziemlich flügellahm vor der Tür und ich wäre fast wieder daran vorbeigelaufen, ohne es zu beachten, weil ich es gar nicht vermisst hatte.
Erst Lady Jaina machte mich darauf aufmerksam, als sie nach mir den Raum verließ.
»Ist das Euer Buch?« Sie schaute auf den Titel. »Feuriges Verwandeln? Braucht Ihr das jetzt schon? Ich dachte, das käme erst im letzten Quartal dran?«
»Ähm … « Ich schaute ratlos auf das Buch, das jetzt wieder zutraulich auf mich zuflatterte, nachdem Lady Jaina es losgelassen hatte.
»Eindeutig Eures.«, sagte sie und schmunzelte bedeutungsvoll. »Ist alles in Ordnung? Ihr wirkt etwas zerstreut, Teyla.«
»Ja, ich bin ein wenig neben der Spur. Ist wohl das Wetter …«, lächelte ich entschuldigend. Wie peinlich! Ich musste mich jetzt endlich zusammennehmen, sonst würde sich meine Ausbildung noch in eine Katastrophe verwandeln.
Die letzten beiden Stunden am Freitag hatte ich Schildzauberpraxis bei Professor Whitmoore, die aus irgendwelchen Gründen beschlossen hatte, meine kleinen Unkonzentriertheiten mit äußerster Sorgfalt zu übersehen, wofür ich ihr mehr als dankbar war. Dann war endlich Wochenende.
Meine Bücher flatterten hinter mir her, als ich die vielen Stufen zu unserem Zimmer hinaufstieg und mich mit dem Gedanken herumschlug, wie ich meinen Zustand der momentanen Tagträumereien am besten vor Oma verbergen konnte. Aber ich machte mir keine allzu großen Illusionen in dieser Hinsicht. Denn vor Oma etwas zu verbergen war so gut wie unmöglich. Also musste ich mir irgendwas anderes einfallen lassen, was ich ihr sagen konnte. Nur was?
Ich öffnete die Tür zu unserem Zimmer, ging hinein und begann mich umzuziehen und meine Sachen für das Wochenende einzupacken. Als ich fertig geworden war, kam Alice herein und setzte sich schwungvoll auf ihr Bett.
»Susi und ich werden dieses Wochenende Artefakte suchen gehen.«, sie setzte sich in den Schneidersitz und sah mich an. »Du solltest wirklich mal mitkommen. Ach, geht ja nicht, du bist ja am Samstag verabredet«, feixte sie.
Ich knuffte sie in die Seite und murrte, »Hör auf, dich über mich lustig zu machen!«
»Das ist doch nur Spaß, Teyla.«, lachte sie und umarmte mich. »Lass dich nicht von mir ärgern, ich mache das einfach zu gerne.«
»Ich weiß« sagte ich grinsend, als ich mir meinen Rucksack auf die Schultern hievte. »Ich wünsche euch beiden viel Spaß!«, winkte ich ihr zum Abschied, und schon war ich zur Tür hinaus und auf dem Weg nach unten.

Zu Hause stieg ich von Nimas Rücken und lud meine Sachen ab.
Oma, die schon in der Tür stand und auf mich wartete, freute sich, als sie mich sah.
»Hallo Oma.« Selbst ihr blumiges Parfum hatte ich vermisst. Ich schnupperte kurz mit geschlossenen Augen, dann sah ich sie an und lächelte.
»Schätzchen! Schön dass du da bist. Dein Kaffee wartet schon auf dich.«
Manche Dinge würden sich eben nie ändern, dachte ich schmunzelnd.
»Wie war deine Woche?«, wollte sie wissen.
»Och, ganz gut.«, zuckte ich mit den Schultern, als ich mich setzte. Sie hatte Nusskuchen gebacken, weil sie wusste, wie sehr ich mich darauf freute.
»Ganz gut. Ist das alles?«
Na toll, was sollte ich ihr jetzt sagen? Ich schnappte mir ein Stück Kuchen und kaute genüsslich, denn wenn ich aß, konnte ich schließlich nicht reden.

Als ich fertig gekaut hatte, nahm ich einen Schluck Kaffee und beschloss spontan, ihr einfach restlos alles zu erzählen. Sie würde es sowieso herausfinden. Eher früher als später. Also berichtete ich von dem Buch vor meiner Nase, als ich mitten in Dalaran in meinen Lehrer hineinlief … und in seinen guten Freund, den schwarzen Drachen Wrathion.
»Ich wusste doch, dass da noch etwas anderes ist.«, erklärte sie selbstzufrieden. »Ich kenne dich nun lange genug. Aber erzähl weiter … «
Ich erzählte von meiner Reaktion auf die Begegnung und Oma lauschte gespannt. Dann berichtete ich ihr vom Rest des Abends, den wir zusammen verbracht hatten, unserem spontanen Wiedersehen am Mittwoch und ich endete schließlich mit der Verabredung morgen.
»Nein, Oma. Ich will jetzt kein, ‚ich hab´s dir doch gesagt‘, oder sowas hören!«, sagte ich energisch und schüttelte dabei den Kopf, noch bevor sie antworten konnte. »Wir sind nur sehr gute Freunde, nicht mehr.«
Sie sah mich nur an und nickte langsam. »Okay.«
Ich nahm mir mehr Kuchen.
»Wirst du … morgen von ihm abgeholt?«, wollte sie wissen.
Ich schüttelte den Kopf und machte ein verneinendes Geräusch, weil ich noch kaute. »Ich wollte nicht, dass du dich erschreckst. Wir treffen uns in Valdrakken.«
»Tsss … sie will nicht, dass ich mich erschrecke … Als ob mich ein Drache erschrecken könnte.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, schüttelte ihren Kopf und kicherte in sich hinein.
»Ich wollte dir erst mal erzählen, was passiert ist. Also … bevor ich euch bekannt mache, meine ich.«, verteidigte ich mich. »Du lernst ihn schon noch kennen, keine Sorge.«, ich legte ihr meine Hand auf die Schulter und sie legte lächelnd ihre Hand auf meine.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 23

»Don’t you want to introduce me to your companion?« Out of nowhere, Alice was standing in front of us. I hadn’t seen her coming, nor had I noticed her entering the inn at all. She looked at us both full of curiosity and waited for my reaction.
I quickly took my hands out of Wrathion’s and said, »Hi Alice, this is Wrathion, a very good friend of Khadgar and also of mine. Wrathion, this is Alice, my mentor and a dear friend.« I wasn’t good at such formalities.
They greeted each other.
»I don’t want to disturb you two,« she said, grinning suggestively. Of course, she was curious; I would have been, too. In less than two minutes, she had disappeared again.
»She’s nice.«
»Oh … yes, she is. I couldn’t have found a better mentor and friend. She helped me a lot to prepare for everything even before school started.«

»But back to you… What were you thinking?« he looked at me expectantly and took my hands in his again. I didn’t get it immediately.
»Before Alice interrupted us, you said you thought of me often. What were you thinking?«
I wondered what to say. »I thought about you a lot. Just like that. I enjoy knowing you now; it gives me a nice feeling in my stomach. My thoughts drift to you. That’s all, I can’t explain it further, I think.«
Wrathion smiled his crooked smile again, which I liked so much.
»I couldn’t have put it better myself,« he replied.

Thursday and Friday were a complete disaster. Not only did I have the completely wrong books floating behind me, but I also lost one on the way to class because I didn’t notice a heavy door closing right behind me while I was lost in a daydream. After class, it was still fluttering rather limply outside the door, and I almost walked past it again without noticing because I hadn’t missed it at all.
Lady Jaina was the one who pointed it out to me when she left the room after me.
»Is this your book?« She looked at the title. »Fiery Transformations? Do you need that already? I thought it wasn’t until the last quarter?«
»Uh…« I looked helplessly at the book, which now fluttered back to me trustingly after Lady Jaina let it go.
»Definitely yours,« she said, smiling meaningfully. »Is everything alright? You seem a bit distracted, Teyla.«
»Yes, I’m a bit off track. It must be the weather…« I smiled apologetically. How embarrassing! I really needed to pull myself together now, or my education would turn into a disaster.
The last two hours on Friday, I had shield spell practice with Professor Whitmoore, who, for some reason, decided to overlook my little lapses in concentration with utmost care, for which I was more than grateful. Then it was finally the weekend.
My books fluttered behind me as I climbed the many steps to our room, wrestling with the thought of how best to hide my current daydreaming state from Grandma. But I had no great illusions in this regard. It was almost impossible to hide anything from Grandma. So, I had to think of something else to say to her. But what?
I opened the door to our room, went in, and started to change and pack my things for the weekend. When I finished, Alice came in and sat down on her bed with a swing.
»Susi and I are going artifact hunting this weekend,« she said, sitting cross-legged and looking at me. »You should really come along. Oh, you can’t, you have a date on Saturday,« she teased.
I nudged her in the side and grumbled, »Stop making fun of me!«
»It’s just fun, Teyla,« she laughed and hugged me. »Don’t let me bother you; I just love to tease you.«
»I know,« I said, grinning as I hoisted my backpack onto my shoulders. »I wish you both lots of fun!« I waved goodbye to her and was out the door and on my way down.

At home, I got off Nima’s back and unloaded my things.
Grandma, who was already standing in the doorway waiting for me, was happy to see me.
»Hello Grandma.« I had even missed her flowery perfume. I took a quick sniff with my eyes closed, then looked at her and smiled.
»Sweetie! So nice to have you here. Your coffee is already waiting for you.«
Some things would never change, I thought, smiling.
»How was your week?« she wanted to know.
»Oh, pretty good,« I shrugged as I sat down. She had baked nut cake because she knew how much I looked forward to it.
»Pretty good. Is that all?«
Great, what should I tell her now? I grabbed a piece of cake and chewed it with pleasure because if I was eating, I couldn’t talk.

When I finished chewing, I took a sip of coffee and spontaneously decided to just tell her everything. She would find out anyway. Sooner rather than later. So, I told her about the book in front of my nose when I bumped into my teacher in the middle of Dalaran … and his good friend, the black dragon Wrathion.
»I knew there was something else,« she said, self-satisfied. »I’ve known you long enough. But go on…«
I told her about my reaction to the encounter, and Grandma listened intently. Then I told her about the rest of the evening we spent together, our spontaneous reunion on Wednesday, and I ended with the appointment tomorrow.
»No, Grandma. I don’t want to hear an ‘I told you so’ or anything like that!« I said emphatically, shaking my head even before she could respond. »We’re just very good friends, nothing more.«
She just looked at me and nodded slowly. »Okay.«
I took more cake.
»Will he… pick you up tomorrow?« she wanted to know.
I shook my head and made a negative sound because I was still chewing. »I didn’t want to scare you. We’re meeting in Valdrakken.«
»Tsss… she doesn’t want to scare me… As if a dragon could scare me.« She crossed her arms over her chest, shook her head, and giggled to herself.
»I just wanted to tell you what happened first. So… before I introduce you two, I mean,« I defended myself. »You’ll meet him soon enough, don’t worry,« I put my hand on her shoulder, and she smiled and placed her hand on mine.

 

To be continued …

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