
Stormrider - Teil 21
Mittlerweile war es später Nachmittag geworden und meine anfängliche Zurückhaltung Wrathion gegenüber war einer Zuneigung gewichen, die ich nicht leugnen konnte. Er hatte einen wunderbaren trockenen Humor, über den ich aus vollem Halse lachen konnte, und eine verbindliche Art, die ich mühelos mochte. Und irgendwie gingen uns beiden nie die Gesprächsthemen aus.
Als es Abend wurde, zog sich Professor Whitmoore zurück und ließ uns vier im Gasthaus zurück. Wir saßen mittlerweile mit unseren Bierkrügen vor der großen Feuerstelle und ich erzählte gerade von meiner Einkaufstour mit Oma im September.
»Oh im September war ich auch dort, wir hatten die Aufgabe, den neuen Aspekt für unseren Schwarm auszuwählen. Lange Zeit war ich fest davon ausgegangen, dass diese Funktion meine wäre, aber inzwischen bin ich froh, dass Ebyssian sie übernommen hat.«
Ich starrte ihn entgeistert an. »Warst du das etwa da oben bei Königin Alextrasza? Auf der Treppe, als sie in Valdrakken gesprochen hat? Oma und ich hatten drei Vertreter unseres Schwarms bei ihr gesehen, wir kannten aber niemanden von ihnen.«
»Ja genau« bestätigte er mit einem Schmunzeln meine Vermutung.
»Wow« machte ich und schüttelte ungläubig den Kopf. »Jetzt sitze ich nicht nur mit den Vorbildern meiner Kindheit beim Essen, ich rede auch noch mit jemandem, der die Königin kennt!«
Wrathion zuckte mit den Schultern. »Ist das so ungewöhnlich? Ich kann sie dir bei Gelegenheit gerne vorstellen.«
»Für mich schon. Ich bin die da unten aus der Menge. Die Menge von gewöhnlichen Leuten am Fuße der Treppe in Valdrakken. Du erinnerst dich?«, neckte ich ihn grinsend.
»Nun, Mädchen aus der Menge«, sagte er mit einem unwiderstehlichen Lächeln, »dann haben wir wohl eine Verabredung. Sehen wir uns doch in Valdrakken am nächsten Samstag, dann löse ich mein Versprechen direkt ein.«
Das passte mir gut, denn nächstes Wochenende wollte ich sowieso wieder bei Oma sein. »Einverstanden.«, gab ich zurück, sah ihn verschmitzt lächelnd über meinen Bierkrug hinweg an und trank einen Schluck.
Zu fortgeschrittener Stunde schienen sich Khadgar und Jaina besonders intensiv über kompliziertere Methoden der Portalmagie austauschen zu müssen, jedoch sahen sie dabei immer wieder verstohlen zu uns herüber und grinsten konspirativ, wenn sie dachten, wir sähen gerade nicht hin.
Wrathion und ich hatten währenddessen so viel Spaß beim Erzählen alter Erlebnisse, dass wir oftmals lauthals lachen mussten.
Völlig unverhofft hatte ich in Dalaran an diesem Abend wider Erwarten nicht nur einen Drachen, sondern auch einen guten Freund gefunden.
Nachdem sich Jaina und Khadgar für diese Nacht zurückgezogen hatten, brachte Wrathion mich noch zurück zum Fuß des Turmes. Als wir vor der großen Treppe der Schule angekommen waren, lächelte er so liebevoll, dass mir warm wurde.
»Es ist so schön, dass ich dich getroffen habe«, sagte er und das konnte ich nur erwidern.
»Es ist auch schön, dich zu kennen. Auch wenn ich erst dachte, dass du einer dieser typischen Adeligen wärst.« Wir lachten wieder, denn ich hatte ihn vorhin schon mit der Schilderung meiner Gedanken über Aristokraten bei unserem Kennenlernen belustigt.
Wir umarmten uns zum Abschied.
»Sehe ich dich Samstag?«
Ich musste grinsen. »Wenn Oma mich rauslässt …«
»Oh, wenn das so ist, kann ich dich gerne abholen, um mich als Begleiter zu legitimieren.« Wieder dieses schiefe Lächeln. Dafür hätte er eigentlich einen Waffenschein gebraucht.
Ich winkte ab und kicherte. »Danke, aber ich will Oma nicht unnötig damit verunsichern, dass ein großer schwarzer Drache vor ihrer Tür steht. Wir sehen uns in Valdrakken. Um welche Zeit treffen wir uns?« Ich wollte einfach nicht schon wieder diese Traumdiskussion anfachen, denn darauf wäre es dann garantiert hinausgelaufen.
»Am besten treffen wir uns mittags zum Essen. Aber … sagtest du nicht, deine Oma sei selbst ein schwarzer Drache? Meinst du, ich mache ihr Angst??« Er runzelte die Stirn und sah ein wenig verwirrt aus.
»Nein, natürlich nicht.«, lächelte ich entschuldigend. »Aber Oma und ich haben da eine gewisse … Diskussion, die ich jetzt nicht näher erläutern mag.«
Er sah zwar immer noch so aus, als wollte er genaueres wissen, fragte jetzt aber nicht weiter nach.
Dieser Abend war so kurzweilig gewesen und erst jetzt merkte ich, wie müde ich inzwischen war. »Tut mir leid, aber ich muss jetzt in die Falle, sonst schlafe ich noch hier draußen auf der Treppe ein,« gähnte ich und winkte ihm noch ein letztes Mal zu, dann stieg ich die vielen Treppen hoch zum Turm.
Er winkte zurück und wartete noch am Fuß der Treppe, bis ich die Tür aufgeschlossen hatte und hineingegangen war.
Der lange Aufstieg nach oben kam mir in dieser Nacht überhaupt nicht schwierig vor. Ich hatte eher das Gefühl, nach oben zu fliegen, als mich die Stufen hinaufschleppen zu müssen. Was für ein unglaublicher Abend! Ich war so beschwingt, dass ich mich selbst dazu ermahnen musste, im Treppenhaus leise zu sein, denn es war inzwischen schon nach Mitternacht und alles lag in tiefem Schlaf. Dachte ich jedenfalls.
Vor unserem Zimmer angekommen schloss ich möglichst leise die Tür auf, um Alice nicht zu wecken.
Das wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn meine liebe Freundin saß hellwach im Licht ihrer Laterne im Bett und las.
»Hi Alice.«, machte ich und versuchte, dabei so neutral wie möglich zu klingen.
Alice sah mich an, als ahne sie einiges voraus. »Naaa …?«, machte sie und grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Haben wir etwa doch einen Drachen in Dalaran gefunden?«
Ich setzte mich und warf schmollend ein Kissen nach ihr, weil mir nicht gefallen wollte, dass sie wieder mal Recht hatte.
Sie kicherte »Nun rück´ schon damit raus. Du siehst aus, als hättest du einen wirklich guten Abend gehabt. Hast du etwa Khadgars steinalten Freund kennengelernt?«, fabrizierte sie jetzt ein unschuldiges Gesicht und ich warf ein weiteres Kissen nach ihr. Und schon waren wir mitten in einer Kissenschlacht und kicherten dabei wie zwei Fünfjährige.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 21
By now it was late afternoon, and my initial reserve towards Wrathion had given way to a fondness I couldn’t deny. He had a wonderful dry humor that made me laugh out loud and a charming manner that I liked effortlessly. And somehow, we never ran out of conversation topics.
As evening fell, Professor Whitmoore retired, leaving the four of us in the inn. We were now sitting with our beer mugs by the large fireplace, and I was just telling a story about my shopping trip with Grandma in September.
»Oh, I was there in September too, we had the task of choosing the new aspect for our flight. For a long time, I was convinced that role would be mine, but now I’m glad Ebyssian took it.«
I stared at him in amazement. »Were you the one up there with Queen Alexstrasza? On the stairs when she spoke in Valdrakken? Grandma and I saw three representatives of our flight with her, but we didn’t know any of them.«
»Yes, exactly,« he confirmed my assumption with a smile.
»Wow,« I said, shaking my head in disbelief. »Now I’m not only having dinner with the idols of my childhood, but I’m also talking to someone who knows the Queen!«
Wrathion shrugged. »Is that so unusual? I can introduce you to her sometime if you’d like.«
»It is for me. I’m the one from down there in the crowd. The crowd of ordinary people at the foot of the stairs in Valdrakken. Remember?«, I teased him, grinning.
»Well, girl from the crowd,« he said with an irresistible smile, »then we have a date. Let’s meet in Valdrakken next Saturday, and I’ll fulfill my promise directly.«
That suited me well since I wanted to be with Grandma next weekend anyway. »Agreed,« I replied, looking at him with a mischievous smile over my beer mug and taking a sip.
As the evening progressed, Khadgar and Jaina seemed to feel the need to discuss more complicated methods of portal magic intensely. However, they kept glancing at us surreptitiously and grinned conspiratorially when they thought we weren’t looking.
Meanwhile, Wrathion and I were having so much fun sharing old stories that we often had to laugh out loud.
Unexpectedly, I had found not only a dragon but also a good friend in Dalaran that evening.
After Jaina and Khadgar had retired for the night, Wrathion walked me back to the foot of the tower. When we arrived at the big staircase of the school, he smiled so warmly that I felt a wave of warmth wash over me.
»It’s so nice that I met you,« he said, and I could only agree.
»It’s nice to know you too. Even though I first thought you were one of those typical nobles.« We laughed again because I had amused him earlier with my thoughts about aristocrats when we first met.
We hugged goodbye.
»Will I see you on Saturday?«
I had to grin. »If Grandma lets me out…«
»Oh, if that’s the case, I can gladly pick you up to legitimize myself as an escort.« Again, that crooked smile. That smile really should be classified as a weapon. He actually needed a permit for that.
I waved it off and giggled. »Thanks, but I don’t want to unnecessarily unsettle Grandma by having a big black dragon at her door. We’ll see each other in Valdrakken. What time should we meet?« I just didn’t want to start that dream discussion again, because that’s where it would have inevitably led.
»It’s best to meet at noon for lunch. But… didn’t you say your Grandma was a black dragon herself? Do you think I’d scare her??« He frowned and looked a little confused.
»No, of course not,« I smiled apologetically. »But Grandma and I have a certain… discussion that I don’t want to elaborate on right now.« He still looked like he wanted to know more but didn’t ask further.
This evening had been so entertaining, and only now did I realize how tired I was. »Sorry, but I need to hit the sack now, or I’ll fall asleep out here on the steps,« I yawned and waved to him one last time before climbing the many stairs to the tower.
He waved back and waited at the foot of the stairs until I had unlocked the door and gone inside.
The long climb up didn’t feel difficult at all that night. I felt more like I was flying up than dragging myself up the steps. What an incredible evening! I was so elated that I had to remind myself to be quiet in the stairwell, as it was already past midnight and everything was in a deep sleep. At least, that’s what I thought.
When I reached our room, I unlocked the door as quietly as possible so as not to wake Alice.
But that wasn’t necessary, as my dear friend was sitting wide awake in her bed, reading by the light of her lantern.
»Hi Alice,« I said, trying to sound as neutral as possible.
Alice looked at me as if she knew exactly what had happened. »So… did we find a dragon in Dalaran after all?« she grinned like a Cheshire cat.
I sat down and threw a pillow at her, pouting because I didn’t like that she was right again.
She giggled. »Come on, spill it. You look like you had a really good evening. Did you meet Khadgar’s ancient friend?« she said with an innocent face, and I threw another pillow at her. And just like that, we were in the middle of a pillow fight, giggling like two five-year-olds.
To be continued …
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