Stormrider - Teil 138

»Was denkst du über den Käfig, wenn du den Zauber sprichst?«
»Ich will ihn kaputtmachen.«, gab ich sofort zurück.
»Siehst du? Genau das ist der Fehler. Du rennst gegen eine Wand, die gar nicht da ist. Der Käfig ist pure Magie. Er hat keine Masse. Wie willst du etwas zerstören, das nicht materiell ist?«
Ich überlegte kurz.
»Du meinst, wie bei dem Beispiel mit der herbeigezauberten Katze, die man wieder verschwinden lassen muss?«
»Sehr ähnlich, ja.«, nickte sie. »Wie konterst du einen Bann? Du kannst ihn nicht einfach zerbrechen. Also – was tust du dagegen?«
Sie sah jetzt auch Nathiel fragend an.
»Verschieben, vielleicht?«, schlug er nachdenklich vor.
Nyra schmunzelte zufrieden.
»Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Versucht es gleich noch einmal.«

Nathiel und ich nickten uns kurz zu. Dann schickte ich ihm meine Kraft, und er kanalisierte sie. Doch diesmal stellte ich mir nicht vor, den Käfig zu zerstören – sondern ihn zu verschieben. Einfach nur ein paar Meter.
»Er bewegt sich.«, rief Nathiel zuversichtlich. »Mach weiter. Da drüben hin.«
Wir machten weiter. So lange bis er schließlich, immer noch intakt, mitsamt dem Plüschtier vor Omas Haustür stand – wo Nyra ihn schließlich auflöste.
»Ha! Genau so.«, rief sie begeistert.
»Und du kannst Wrathions Käfig nicht einfach genauso auflösen, weil …?«, fragte ich leicht genervt.
»Weil ich nicht die Quelle bin. Nur derjenige, der den Schwarzdornbann wirkt, kann ihn vollständig auflösen. In diesem Fall also Ravina.«
Wie sehr ich diesen Namen mittlerweile hasste. Diese Frau, die glaubte, sich einfach an unserem Leben bedienen zu dürfen. Die tatsächlich in ihrem Wahnsinn glaubte, Wrathion wäre ihr Eigentum. Als könne ein Drache jemals einer Elfe gehören.
»Das war gut.«, bestätigte Nyra. »Aber wir haben immer noch ein Problem. Wenn wir den Käfig nur verschieben, verschieben wir Wrathion mit. Wir müssen den Bann so weit schwächen, dass Wrathion hinausgelangen kann. Und ich habe schon eine Idee, wie.«
Mir ging ein Licht auf. »Wie wäre es mit einem Kelvarin?«
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Das ist vielleicht deine beste Idee heute. Wir schwächen den Bann nicht – wir lenken seinen Fokus um.«
»Ich verstehe nur nicht ganz … dieser Schwarzdornbann ist mir nicht geläufig.«, warf Nathiel ein.
»Der Bann ist eigentlich harmlos.«, erklärte Nyra. »Daran gestorben ist meines Wissens nach zumindest noch niemand.«
»Was genau bewirkt er? Warum wurde er angewendet?«
»Er dient der Kontrolle. Schattenarbeiter schließen ihr Hab und Gut darin ein, wenn sie nicht wollen, dass es gestohlen wird. Dass ein Lebewesen darin gefangen wurde, habe ich bisher noch nie erlebt. Aber es passt zu dieser Hexe, die glaubt, mein Sohn wäre ihr Eigentum.«
»Was genau bewirkt der Bann also?«, hakte Nathiel nach.
»Kurz gesagt: Du weißt jederzeit, wo sich dein Besitz befindet. Das schreckt die meisten Diebe ab.«
Er stieß pfeifend die Luft aus. »Ich nehme mal an, Wrathion wusste das nicht?«
»Nein. Sonst hätte er – oder Khadgar – längst etwas unternommen. Aber zurück zum Kelvarin. Das wäre ideal – wenn wir nicht im Schlund arbeiten müssten. Dort ist jede normale Magie wirkungslos.«
Ich ließ die Schultern sinken. Wieder ein Hoffnungsschimmer, der sich in Luft auflöste.
»Aber …«, fuhr sie fort, hob den Finger und grinste, »wir haben etwas Entsprechendes. Den Shaelvaran.«
»Und das ist …?«
»Im Prinzip dasselbe wie der Kelvarin, nur auf unsere Art – und immun gegen den Schlundbann.«
»Was bewirkt er genau?«, fragte Nathiel.
»Ich muss vorne anfangen. Der Schwarzdornbann erzeugt einen Käfig, den man weder sehen noch hören kann. Er ist mit dem Zaubernden verbunden – das ist sein Fokus. Daraus bezieht er seine Energie. Nur durch diese Verbindung kann er bestehen.«
»Und genau die müssen wir kappen.«, mutmaßte er jetzt.
»Nicht kappen – umlenken. Wir müssen ihm ein neues Ziel geben, eines, das seine ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dann lässt er vom alten los.«
»Also fast so, als wäre der Bann … lebendig?«, erkundigte ich mich leicht irritiert.
»Ist er auch.«, nickte sie. »Er reagiert automatisch. Weicht Angriffen aus, leitet Energie um – wie ein primitiver Wächterdämon. Genial gemacht. Und ihr habt das ja zur Genüge erlebt.«
»Wir brauchen also etwas, das der Bann für Wrathion hält.«
»Genau. Und du bist der Schlüssel.«, erklärte sie bestimmt und ich wusste nicht so recht, ob mir das gefallen sollte.
»Aber eines verstehe ich noch immer nicht.«, wandte Nathiel ein. »Warum wehrt er sich nicht? Er hat den Bann so lange mit sich herumgetragen – warum geht er nicht einfach dort weg?«
Nyra seufzte. »Ah, du willst direkt zum Kern des Problems. Gut.«
Sie hockte sich hin und zeichnete einen Kreis in den Staub.
»Ombralis. Ein Ring, der alles zum Schweigen bringt – selbst den Wunsch, zu fliehen. Der Ring, den du um seinen Hals gesehen hast … Wenn du dieses Ding um deinen Hals liegen hast, denkst du, dass all deine Fluchtversuche sinnlos sind. Dass du keinerlei Chance hast. Er unterbindet nicht nur jedwede telepathische Kommunikation zwischen euch. Er hält ihn wie ein Pflock, an dem man ein Pferd festbindet.«
Ich stöhnte. »Lass mich raten – man kann ihn nicht einfach abnehmen?«
Sie lachte bitter. »Nein. So einfach ist das leider nicht.«
Natürlich nicht. Wäre ja auch zu einfach. Xal’atath und Ravina hatten an alles gedacht. Jede Eventualität abgedeckt. Gab es überhaupt eine reelle Chance, Wrathion da rauszuholen? Ich wusste es nicht. Genauso wenig wie ich wusste, wie wir das alles bewerkstelligen sollten, ohne entdeckt zu werden. Es war hoffnungslos – aber nicht unmöglich. Wie Khadgar sagen würde.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 138

»What do you think about the cage when you cast the spell?«

»I want to break it,« I replied immediately.
»See? That’s exactly the problem. You’re running at a wall that isn’t even there. The cage is pure magic. It has no mass. How do you plan to destroy something that isn’t physical?«
I paused to think.
»You mean, like the example with the conjured cat that you have to make disappear again?«
»Very similar, yes,« she nodded. »How do you counter a binding spell? You can’t just break it. So—what do you do instead?«
She looked over to Nathiel with a questioning gaze.
»Move it, maybe?« he suggested thoughtfully.
Nyra smirked, satisfied.
»Now we’re getting somewhere. Try it again, right now.«

Nathiel and I gave each other a quick nod. Then I sent him my power, and he channeled it. But this time I didn’t imagine breaking the cage—I imagined moving it. Just a few meters.
»It’s moving,« Nathiel called out, encouraged. »Keep going. Over there.«
We continued. Until finally, still intact, the cage and the plush toy stood in front of Grandma’s house—where Nyra dissolved it.
»Ha! Just like that,« she said excitedly.
»And you can’t just dissolve Wrathion’s cage the same way because …?« I asked, slightly annoyed.
»Because I’m not the source. Only the one who cast the Blackthorn Seal can fully dissolve it. In this case, that means Ravina.«

How I hated that name by now. That woman, who thought she could just help herself to our life. Who truly believed, in her madness, that Wrathion belonged to her. As if a dragon could ever belong to an elf.
»That was good,« Nyra confirmed. »But we still have a problem. If we only move the cage, we move Wrathion with it. We have to weaken the seal enough so Wrathion can get out. And I already have an idea how.«
A spell came to my mind. »What about a Kelvarin?«
Her face lit up. »That might be your best idea today. We’re not weakening the seal—we’re redirecting its focus.«
»I just don’t quite understand … this Blackthorn Seal isn’t familiar to me,« Nathiel interjected.
»The seal is actually harmless,« Nyra explained. »As far as I know, no one’s died from it.«
»What exactly does it do? Why was it used?«
»It’s for control. Shadowworkers use it to lock away their possessions when they don’t want them stolen. I’ve never heard of it being used on a living being before. But it fits this witch, who thinks my son is her property
»So what exactly does the seal do?« Nathiel pressed.
»Put simply: You always know where your possession is. That alone keeps most thieves away.«
He whistled through his teeth. »I’m guessing Wrathion didn’t know that?«
»No. Otherwise he—or Khadgar—would’ve done something long ago. But back to the Kelvarin. It would be perfect—if we didn’t have to work in the Maw. Normal magic doesn’t work there.«
I let my shoulders drop. Another glimmer of hope turned to dust.
»But …,« she continued, raising a finger and grinning, »we have something equivalent. The Shaelvaran.«
»And that is …?«
»Basically the same as a Kelvarin, only our version—and immune to the Maw’s seal suppression.«
»What exactly does it do?« Nathiel asked.
»I need to start from the beginning. The Blackthorn Seal creates a cage you can’t see or hear. It’s connected to the caster—that’s its focus. It draws power from that. The seal can only exist through that link.«
»And that’s what we need to sever,« he guessed.
»Not sever—redirect. We need to give it a new target, something that draws its entire focus. Then it will release the old one.«
»So kind of like the seal is … alive?« I asked, a bit confused.
»It is,« she nodded. »It reacts automatically. Dodges attacks, redirects energy—like a primitive guardian demon. Ingenious design. And you’ve experienced it firsthand.«
»So we need something the seal thinks is Wrathion.«
»Exactly. And you are the key,« she said firmly, and I wasn’t quite sure if I liked that.
»But there’s still one thing I don’t get,« Nathiel said. »Why doesn’t he fight back? He’s carried that seal for so long—why doesn’t he just walk away?«
Nyra sighed. »Ah, you’re getting straight to the core of the problem. Good.«
She crouched down and drew a circle in the dust.
»Ombralis. A ring that silences everything—even the desire to flee. The ring you saw around his neck … If you wear that thing, you believe all your escape attempts are pointless. That you have no chance at all. It doesn’t just block any telepathic communication between you. It pins him down like a stake tethering a horse.«
I groaned. »Let me guess—you can’t just take it off?«
She laughed bitterly. »No. Sadly, it’s not that simple.«
Of course not. That would be too easy. Xal’atath and Ravina had planned for everything. Covered every eventuality. Was there even a real chance to get Wrathion out? I didn’t know. Just like I didn’t know how we were supposed to pull this off without being discovered.
It was hopeless—but not impossible. As Khadgar would say.

To be continued …

 

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