Stormrider - Teil 137

Stille.
Keine Reaktion.
Er war der Fels in der Brandung. Die Augen fest geschlossen.
Mein Herz wurde schwer. So schwer, dass es mich zu Boden drückte.
»Weißt du, was geschieht, wenn jemand zu lange schweigt?«, fuhr Xal fort.
»Andere beginnen, für ihn zu sprechen«, ergänzte Ravina.
»Andere, die wesentlich gesprächiger sein werden«, sagte Xal.
Sie standen da.
Und er – blieb sitzen.
Still.
Aber der Käfig begann zu flimmern.
Als ob auch er, wie Wrathion, kurz daran dachte, nachzugeben.
Ich wollte nach ihm greifen, ihn berühren, ihm zeigen, dass ich da war –
Doch da wurde ich fortgerissen. Zurück in den sonnigen Garten.
Tränen standen mir in den Augen, ein Kloß saß in meinem Hals, als ich die Lider hob.
»Nathiel, wir müssen ihn da rausholen!«, brach es aus mir heraus.
Ich sah ihm an, wie sehr er fühlte, was ich fühlte.
»Bald, Teyla«, sagte er, als er tröstend seinen Arm um mich legte.
»Bald.«

 

Der Unterricht verlief eigentlich wie immer – und doch war irgendetwas anders. Etwas hatte sich verändert, kaum merklich, aber spürbar.
Denn wenn ich in Dalaran war, hatte ich manchmal das Gefühl, die Leute würden hinter meinem Rücken über mich reden.
Doch sobald ich genauer hinsah, wirkte alles ganz normal.
Niemand begegnete mir offen feindlich, niemand war unhöflich.
Und doch war da dieses Bauchgefühl – beharrlich und nagend: Da stimmt etwas nicht.
Ich tat es als Hirngespinst ab.
Als Auswirkung meiner Erlebnisse.
Bis zu jenem Morgen, als ich den Blumenladen betrat, um ein paar Sonnenblumen für Oma zu besorgen.
»Tag«, sagte die Verkäuferin – ungewöhnlich kurz angebunden. Fast … unfreundlich.
Aber vielleicht hatte sie einfach nur einen schlechten Tag.
»Guten Tag«, lächelte ich. »Ich hätte gern diese …«
»Geht!«, unterbrach sie mich scharf. »Ich bediene Euch nicht.«
»Bitte?«, fragte ich fassungslos und starrte die sonst stets freundliche Taurenfrau verständnislos an.
»Ihr werdet hier nicht bedient«, wiederholte sie. »Bitte geht.«
Ich stand da wie versteinert. Das musste ein Irrtum sein.
»Entschuldigt, aber … könntet ihr mich verwechseln?«
»Gewiss nicht. Ich bediene niemanden, der unschuldigen Ehefrauen die Männer wegnimmt.«
Ich starrte sie an. Das konnte doch unmöglich mir gelten. Oder doch?
Noch ehe ich nachfragen konnte, schnitt sie mir das Wort ab:
»Geht. Raus hier!«
Und mir blieb nichts anderes übrig, als den Laden zu verlassen.

Was zum Lich war denn hier los?

Ich war aufgewühlt, ging ziellos durch Dalaran, während ich versuchte, mir einen Reim auf das Ganze zu machen.
»Den Mann wegnehmen?« Wie kam diese Frau nur auf so einen Unsinn?
Während ich ging, bemerkte ich, wie Leute stehen blieben.
Wie sie mir hinterhersahen.
Wie sie ihre Köpfe zusammensteckten.
Und wie mir einzelne Blicke zugeworfen wurden – kalt, abwertend.
Ich musste es genauer wissen. Mir Gewissheit verschaffen. Jetzt.
Wenn jemand über alles in der Stadt Bescheid wusste, dann Indra. Und sie war in all meinen Jahren in Dalaran fast so etwas wie eine Freundin geworden. Also ging ich ins Gasthaus.
»Oh, man sagt dir so einiges nach, das stimmt. Leider nichts Gutes«, sagte Indra stirnrunzelnd, während sie weiter hinter dem Tresen Gläser spülte.
Wenigstens hatte sie mich nicht rausgeworfen. Wenigstens redete sie noch mit mir.
»Was denn bitte?«, fragte ich und schüttelte verständnislos den Kopf.
»Na ja … es gibt da diese eine rothaarige Elfe, die behauptet, sie sei schon seit Jahren mit deinem Drachen verheiratet. Sie hatte ja schon in ihrer Schulzeit immer überall diese Bilder von ihr mit ihm herumgezeigt, weil sie ja soo verliebt war – Unter uns, ich konnte sie noch nie so richtig leiden – Und jetzt erzählt sie überall herum, wegen dir sei er ihr untreu geworden.«
Mir blieb der Mund offen stehen. »Ravina? Sie war hier
»Ja, in den Ferien. Sie hat schon früher immer viel geredet, kennt hier halt noch Hinz und Kunz – und hat genau das jedem erzählt, der es hören wollte. Ich hab ihr kein Wort geglaubt und sie rausgeworfen.«
Na wunderbar. Eine ganze Stadt gegen mich. Ausgerechnet mein Dalaran. Genau das, was ich jetzt brauchte. Und in den Ferien wurde der magische Schutz nicht aufrechterhalten, sodass sie problemlos hatte herkommen und ihre Lügen verbreiten können.
»Und scheinbar hat sie alle auf ihrer Seite«, seufzte ich.
»Ihr Schmutz reicht weit, das stimmt«, gab Indra zu. »Aber es sind nicht alle. Du bist nicht allein.« Sie legte mir die Hand auf die Schulter und lächelte sanft.
»Lass sie reden. Es sagt mehr über sie aus, als über dich. Du kannst es eh nicht ändern. Und am Ende setzt sich die Wahrheit immer durch. Du wirst schon sehen.«
Ich trat wieder auf die Straße hinaus. Gerade kam mir Anna, die Verkäuferin aus dem Käseladen, entgegen. Ihr Gesicht versteinerte, als sie mich sah.
»Schäm dich! Die arme Ravina.«
Dann war sie schon an mir vorbei. Ich blieb nur fassungslos stehen und sah ihr hinterher.
Auch sie war vor alldem immer freundlich gewesen.
Vielleicht sollte ich mich wirklich mit dem Gedanken anfreunden, mich künftig lieber aus der Schule direkt nach Hause zu teleportieren.

 

»Er ist immer noch da. Keine Veränderung.«, bestätigte Nathiel, der – im Gegensatz zu mir – sehen konnte, was mit dem Käfig geschah.
Dass der Bann zwar waberte wie ein Wackelpudding, aber fest wie ein Fels über meinem Plüschtier stand, das geduldig auf der Wiese darauf wartete, dass Nathiel und ich ihn endlich zerbrachen – damit es wieder auf seinen Platz in meinem Bett zurückkehren konnte.
»So ein verdammter Mist.«, motzte ich, als es uns wieder nicht gelungen war, den Bann zu brechen.
Nyra nahm mich ein Stück zur Seite.
»Es war einen Versuch wert, aber ich glaube, du machst da eine Kleinigkeit falsch.«
Sie sah mich ernst an.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 137

Silence.
No response.
He was the rock in the storm. Eyes firmly closed.

My heart grew heavy. So heavy it felt like it was pulling me to the ground.

»Do you know what happens when someone stays silent too long?« Xal continued.
»Others start speaking for him,« added Ravina.
»Others who are far more talkative,« said Xal.

They stood there.
And he—remained seated.
Silent.

But the cage began to flicker.
As if it too, like Wrathion, briefly considered giving in.

I wanted to reach out to him, to touch him, to show him I was there—
But I was torn away. Back to the sunlit garden.

Tears welled in my eyes, a lump caught in my throat as I opened my lids.

»Nathiel, we have to get him out of there!« I burst out.
I saw in his face that he felt exactly what I felt.

»Soon, Teyla,« he said, wrapping a comforting arm around me.
»Soon.«

 

 

Classes went on like usual — and yet, something was different. Something had changed. Subtle, but tangible.

Whenever I was in Dalaran, I sometimes got the feeling people were talking behind my back.
But whenever I looked closer, everything seemed completely normal.
No one treated me with open hostility. No one was rude.
And yet, that gut feeling remained — persistent and gnawing:
Something wasn’t right.

I dismissed it as my imagination.
A result of everything I’d been through.

Until that morning.
I entered the flower shop to buy some sunflowers for Grandma.

»Hi,« said the shopkeeper — unusually curt. Almost … unfriendly.
But maybe she was just having a bad day.
»Good morning,« I smiled. »I’d like those—«
»Leave,« she snapped, cutting me off. »I won’t serve you.«

»Excuse me?« I stared at the normally kind Tauren woman, bewildered.

»You won’t be served here,« she repeated. »Please go.«

I stood frozen. This had to be a misunderstanding.
»I’m sorry, but … could you be mistaking me for someone else?«
»Absolutely not. I don’t serve anyone who steals other women’s husbands.«

I just stared at her. That couldn’t possibly be directed at me.
Could it?

Before I could even ask, she cut me off again:
»Go. Get out!«

I had no choice but to leave the shop.

What in the Lich’s name was going on here?

I was shaken. Wandering aimlessly through Dalaran, trying to make sense of it.
»Stealing someone’s husband?« Where in the world had that come from?

As I walked, I noticed people pausing.
Turning their heads as I passed.
Whispering.
Cold, disapproving looks.

I needed answers. And I needed them now.
If anyone knew what was going on in this city, it was Indra.
She’d almost become a friend to me during my years in Dalaran.

So I headed to the inn.

»Oh, there’s talk about you, alright. Lots of it — and unfortunately, none of it good,« Indra said with a frown as she continued rinsing glasses behind the counter.

At least she hadn’t kicked me out. At least she was still speaking to me.

»What are they saying?« I asked, shaking my head in disbelief.

»Well … there’s this one red-haired elf who claims she’s been married to your dragon for years.
Back in school, she used to show off all these pictures of her and him — totally head-over-heels.
Between us, I never really liked her …
Now she’s telling everyone that he cheated on her because of you.«

My jaw dropped. »Ravina? She was here
»Yeah, during the holidays. She always talked a lot, knew everyone and their cousin — and told exactly that story to anyone who’d listen. I didn’t believe a word of it and kicked her out.«

Perfect. An entire city turned against me. My Dalaran, of all places.
And with the magical barriers down during the break, she could just waltz in and spread her filth.

»And it seems like everyone’s siding with her,« I sighed.

»Her poison spreads far, that’s true,« Indra agreed. »But not everyone. You’re not alone.«
She placed a hand gently on my shoulder and smiled softly.
»Let them talk. It says more about her than it does about you. You can’t stop them. But the truth always finds its way. You’ll see.«

Back outside, I ran straight into Anna from the cheese shop. Her expression froze when she saw me.
»Shame on you! Poor Ravina.«
And she swept past me.

I just stood there, stunned, watching her go.
She had always been kind — before all this.

Maybe I really should start teleporting straight home after class from now on.

 

 

»He’s still there. No change,« Nathiel confirmed — unlike me, he could see what was happening with the cage.

That the ward was still shimmering like a wobbling pudding, yet holding firm like a stone above my plush bear — patiently waiting on the lawn for Nathiel and me to break the spell, so it could return to its rightful spot in my bed.

»Damn it!« I cursed, as we once again failed to break it.

Nyra pulled me a few steps aside.
»It was worth a try, but I think you’re doing one little thing wrong.«
She looked at me seriously.

 

To be continued …

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