
Stormrider - Teil 125
Carla, die neben Nyra auf dem Teppich saß, zupfte Nyra an ihren Hosen und wies sie stirnrunzelnd zurecht. »Du musst ihr das jetzt aber nicht so unfreundlich vor den Kopf knallen. Das geht auch netter!«
Dann sah sie mich an und zwinkerte mir zu. »Mach dir keinen Kopf, ich denke, die anderen fangen gerade an, sich in einer Reihe aufzustellen, weil sie dich jetzt alle wollen.«
»Du bist ein Spaßvogel, Carla.«, lachte ich, denn ich glaubte ihr kein Wort. Es war einfach ihre Art, für jeden immer ein freundliches Wort zu haben.
»Wart´s ab, du wirst schon sehen.«, grinste sie.
In diesem letzten Jahr hatten wir den meisten Stoff zu lernen und mich rettete nur, dass ich das meiste davon bereits beherrschte, wenn auch nicht auf eine allgemein zulässige Weise. Denn das, was ich zusammen mit Nyra gelernt hatte, ging weit über das magische Wissen hinaus, was an der Dalaraner Universität gelehrt wurde.
An diesem Abend wollte ich noch zur Bank gehen und etwas einlagern, bevor ich nach Hause zu meiner Familie zurückkehrte. Und entgegen meiner sonstigen Angewohnheit, mich einfach dort hin zu teleportieren, ging ich heute zu Fuß durch die Stadt.
Etwas im Handwerksviertel zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Aufblitzen in einem der Schaufenster, das ich im Augenwinkel sah, vielleicht. Ich wusste selbst nicht genau, warum ich in die Gasse der Handwerker abbog, anstatt weiter geradeaus zur Bank zu gehen. Irgendetwas war hier heute anders als sonst. Ich spürte es, bevor ich es sah. Ein Knistern in der Luft, eine subtile Veränderung, wie das Flüstern eines Sturms, der sich am Horizont zusammenbraute. Die stille Gasse, in der ich stand, war in das goldene Licht der magischen Laternen getaucht. Die Schatten der Gebäude schienen jedoch tiefer und lebendiger als sonst zu sein.
Neugierig schritt ich langsam durch die kleine gebogene Straße, als sich plötzlich jemand hinter mir räusperte. Ich fuhr mit geschärften Sinnen herum und war bereit, einen Abwehrzauber zu wirken, doch die Situation fühlte sich seltsamerweise für mich nicht bedrohlich an.
»Du wirkst, als könntest du eine helfende Hand gebrauchen.«, sagte eine tiefe samtige Stimme aus dem Halbdunkel zwischen dem Lederladen und dem Geschäft für Ingenieurskünste. Dort an der Wand lehnte eine Gestalt, die wie aus einer anderen Welt wirkte.
Ein Blutelf, das war offensichtlich, aber doch nicht ganz. Ein Teil seiner Haut war mit Schuppen bedeckt, die das Licht reflektierten wie poliertes Ebenholz. Und seine Augen – keine gewöhnlichen Blutelfenaugen – glühten so rot wie die tiefen Feuer eines Drachen. Ein Hauch von Arroganz umgab ihn, unterstrichen durch ein leichtes, schelmisches Lächeln auf seinen Lippen. Die schwarzen Hörner, die aus seinem dunklen Haar hervorschauten, das er im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden hatte, glänzten matt und unterstrichen seinen drachischen Ursprung. Er war in so elegantes Schwarz gekleidet, als wäre er ein Adliger, der gerade unterwegs zum nächsten Treffen mit einem König war.
»Wer seid Ihr?«, fragte ich und musterte ihn misstrauisch und meine magische Präsenz legte sich wie ein schützender Umhang um mich herum, ohne dass ich das bewusst entschied.
»Jemand, der versteht, was du durchmachst.«, antwortete er so beiläufig, als ob er diese Frage schon unzählige Male gehört hatte. »Und der weiß, dass ein Thal´Sharan ohne Vel´Kharon … nun ja, sagen wir … unvollständig ist.« Er ließ den Satz mit einer lockeren Geste in der Luft hängen und musterte mich von Kopf bis Fuß.
»Ich habe keine Schattenflamme.«, erwiderte ich scharf, wobei ich mich instinktiv gerade aufrichtete.
»Noch nicht.«, korrigierte er und stieß sich dabei lässig von der Wand ab. »Aber das können wir ändern.« Seine Augen schienen mich zu durchbohren, als er nähertrat. »Ich bin Nathaniel, aber meine Freunde nennen mich Nathiel. Du hast nach mir gerufen – ob du es wolltest oder nicht.«
Ich spürte, wie sich meine neue Magie unwillkürlich regte, fast wie eine Erwiderung auf seine Worte. Etwas an ihm fühlte sich vertraut an, aber zugleich gefährlich. Ich wollte ihn zurückweisen, aber meine Antwort blieb mir im Halse stecken.
»Also, was sagst du?«, fragte Nathiel mit einem Lächeln, das gleichermaßen herausfordernd wie einladend war. »Bist du bereit für eine epische Rettungsmission?«
Ich erstarrte. »Woher weißt du …?«
»Oh, ich glaube, ihr Name ist Carla. Eine wirklich ausgesprochen liebenswürdige Kollegin von mir.«
Ich seufzte. Natürlich war es so. Ich war es ja mittlerweile gewohnt, dass grundsätzlich alle über mich Bescheid wussten. Ich sah ihn an und lächelte zögerlich. »Viel mehr als nur bereit.«
Die Bindung die ein Sturmrufer, ein Thal´Sharan mit seiner Schattenflamme, genannt Vel´Kharon eingeht, unterscheidet sich so sehr von der Unterwerfung der dämonischen Begleiter durch die Hexenmeister, wie der Tag sich von der Nacht unterscheidet.
Die Schattenflammen sind scheue Beobachter unserer Welt. Sie sind Bewohner der Schattenlande, und doch sind sie entfernte Verwandte der Drachen. Mit einem Bein stehen sie dort und mit dem anderen Bein sind sie in unserer Welt verankert. Diese ätherische Natur gibt ihnen Fähigkeiten, die die unseren so sehr verstärken können, dass ein solches Paar – wenn es gut eingespielt ist – unaufhaltbar sein kann. Die Magier der Drachen entdeckten dies in Zeiten der größten Not vor Jahrtausenden und so entstand der Pakt zwischen diesen zwei so unterschiedlichen Wesen.
Aus dem Erfolg eines einzelnen Paares, das während der entsetzlichen Zeit der Fällung der großen Bäume in der Lage gewesen war, vielen Drachen das Leben zu retten, entstand eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat – wenn die Allgemeinheit auch gegenwärtig kaum noch etwas davon weiß.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 125
Carla, who was sitting next to Nyra on the rug, tugged on Nyra’s pants and frowned. »You really don’t have to blurt it out like that. There’s a nicer way to say it!«
Then she looked at me and gave me a wink. »Don’t worry, I think the others are already starting to line up — because now they all want you.«
»You’re such a clown, Carla,« I laughed, not believing a word. That was just her way — always having something kind to say to everyone.
»Just wait and see, you’ll find out soon enough,« she grinned.
In this final year, we had the most material to learn, and I was only saved by the fact that I already knew most of it — although not in a way that would be considered acceptable by the general curriculum. What I had learned together with Nyra went far beyond the magical knowledge taught at the university in Dalaran.
That evening, I had planned to go to the bank and store something before heading home to my family. And contrary to my usual habit of teleporting straight there, I decided to walk through the city.
Something in the artisan quarter caught my attention. A glint in one of the shop windows, perhaps — I saw it out of the corner of my eye. I didn’t even know why I turned into the artisan alley instead of going straight to the bank. Something about the atmosphere was different today. I felt it before I saw it. A crackling in the air, a subtle change, like the whisper of a storm brewing on the horizon.
The quiet alley I stood in was bathed in the golden glow of magical lanterns. And yet, the shadows of the buildings seemed deeper and more alive than usual.
Curious, I walked slowly along the narrow, curved street when suddenly someone cleared their throat behind me. I spun around, my senses alert, ready to cast a defensive spell — but strangely, I didn’t feel threatened.
»You look like someone who could use a helping hand,« said a deep, velvety voice from the shadows between the leather shop and the engineering store.
There, leaning against the wall, stood a figure that looked as though it didn’t quite belong to this world.
A blood elf, clearly — and yet not. Part of his skin was covered in scales that shimmered like polished obsidian. And his eyes — not the usual eyes of a blood elf — glowed a deep red, like the heart of a fire.
An air of arrogance surrounded him, emphasized by the subtle, mischievous smile playing on his lips. His black horns curved out from his dark hair, which was tied back into a sleek ponytail. He was dressed entirely in elegant black, as if on his way to meet a king.
»Who are you?« I asked, eyeing him warily. My magic instinctively wrapped around me like a cloak, without conscious effort.
»Someone who understands what you’re going through,« he replied, as if he’d been asked that same question countless times. »And someone who knows that a Thal’Sharan without a Vel’Kharon is… well, let’s say… incomplete.« He let the sentence hang with a casual gesture, eyeing me from head to toe.
»I don’t have a shadowflame,« I replied sharply, standing up straighter.
»Not yet,« he corrected, pushing off the wall with practiced ease. »But we can change that.«
His eyes seemed to pierce through me as he stepped closer. »I’m Nathaniel. But my friends call me Nathiel. You called for me — whether you meant to or not.«
I felt my new magic stir, unbidden, almost in response to his words. Something about him felt familiar… and dangerous. I wanted to reject him, but the words stuck in my throat.
»So, what do you say?« Nathiel asked with a smile that was both challenging and inviting. »Ready for an epic rescue mission?«
I froze. »How do you know…?«
»Oh, I believe her name is Carla. A truly charming colleague of mine.«
I sighed. Of course. I was already used to everyone knowing everything about me anyway.
I looked at him and smiled hesitantly. »More than ready.«
The bond between a stormcaller — a Thal’Sharan — and their shadowflame, known as a Vel’Kharon, is as different from a warlock’s demonic subjugation as night is from day.
Shadowflames are shy observers of our world. They dwell in the Shadowlands, and yet they are distant kin of the dragons. One foot in their world, one foot in ours. This ethereal nature gives them powers that can amplify our own to such an extent that a well-matched pair can become truly unstoppable.
Dragon mages discovered this in ancient times of dire need, and thus a pact was born between these two vastly different beings.
The success of a single pair — who managed to save many dragons during the dreadful era of the great tree fallings — gave rise to a tradition that survives to this day… even if the general public now knows little to nothing about it.
To be continued …
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