
Stormrider - Teil 124
»Mama komm. Komm mit mir. Ich zeige es dir. Na komm schon.« Meine erwachsene Tochter nahm meine Hand und zog mich mit sich. Es war ein dunkler Ort, man konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Wir gingen auf ein grünliches Licht zu und kamen schließlich auf einen größeren Platz, der komplett in dieses grünliche Licht getaucht war.
Leah zog mich weiter in einen Weg hinein, der von diesem Platz zwischen steilen Felswänden hindurch nach oben ins Dunkel führte. Immer weiter ging es steinerne Pfade hinauf, die so schmal waren, dass ich mir mehr als einmal schmerzhaft meine Gliedmaßen anstieß, in dem Versuch mit meiner Tochter schritt zu halten.
»Es ist nicht mehr weit, Mama. Er ist dort vorne. Wir müssen uns beeilen, niemand darf uns sehen.«, drängte sie mich, weiterzugehen.
»Das ist lustig.«, dachte ich mir. Ich wusste, dass ich träumte, und wer sollte mich schon in meinen eigenen Träumen sehen können?
Wir kamen am oberen Ende des schmalen Pfades an, die Wände verbreiterten sich erneut zu einem Platz und es war wieder dieses grünliche Licht zu sehen. Und es war noch etwas anderes dort. In einer Ecke stand ein Käfig. Er lag fast vollständig im Schatten, doch ich sah, dass sich etwas darin regte. Wir gingen darauf zu.
»Siehst du, da ist er!«, drehte sich Leah mit hoffnungsvollem Blick zu mir um. Dann trat sie zur Seite, sodass ich den Käfig vollends sehen konnte. Die Gitterstäbe waren nicht aus Metall, wie es bei einem normalen Käfig der Fall gewesen wäre. Sie bestanden aus wabernden Schatten, durch die helle Blitze zuckten. Trotz, dass ich wusste, dass dies hier nur ein Traum war, wagte ich nicht, sie anzufassen.
Ich sah immer noch nichts von dem, was sie mir unbedingt zeigen wollte, starrte in die undurchdringliche Dunkelheit zwischen den Gitterstäben. Dann war da ein kleines rötliches Licht. Wie aus einem fast schon vergessenen Traum …
Und dann öffnete mein geliebter Wrathion langsam sein Auge und sah mit unendlicher Traurigkeit im Blick mitten durch mich hindurch.
Im Käfig saß eingezwängt mein liebster Drache auf der Welt. Er hatte einen enormen Ring um seinen Hals, der aus dem gleichen Material bestand wie der Käfig, in dem er gefangen war. Und ich wusste mit einem Mal ganz genau, dass es dieser Ring war, der verhinderte, dass wir kommunizieren konnten.
Ich keuchte und fiel vor seinem Gefängnis auf den Knien in den Staub. Ihn so zu sehen, brach mir das Herz. In mir brachen mit einem Schlag alle Dämme, die ich so mühsam in den letzten Monaten aufgebaut hatte. »Mein Liebster, wo bist du?«, wollte ich schreien, aber ich brachte keinen Ton heraus, egal wie sehr ich mich auch anstrengte.
»Mama wir müssen hier weg!«, drängte Leah mich jetzt, wollte meine Hand greifen und mich fortziehen. Ich wehrte mich, wollte nicht fort, wollte ihn nie mehr allein lassen. Ich konnte ihn doch nicht einfach hier in dieser Dunkelheit zurücklassen. Ich musste ihn retten …
»Mama, wir müssen jetzt gehen! Sofort!!« Leah riss mich auf meine Füße, zog mich mit sich und wir fielen durch einen Strudel aus Licht und Schatten aus der düsteren Szenerie.
»NEIIIIN!«, brüllte ich mit wiedergefundener Stimme, so laut, dass ich mich selbst aus diesem grässlichen Albtraum weckte. Mit einem Schluchzer setzte ich mich in meinem Bett auf und ließ all den unterdrückten Tränen der letzten Monate endlich freien Lauf. Neben mir saß meine kleine Tochter und hatte ihren Arm um mich gelegt. Auch sie weinte.
»Ihr seid Traumwandler, dein Bruder und du.«
Leah nickte. »Schon immer. Schon in unserem Ei konnten wir das. Wir konnten ja nicht mit dir sprechen. Wenn uns dann langweilig war, haben wir dich oder Oma im Traum besucht. Und später dann auch Papa. Aber es war anfangs immer schwierig, ihn zu finden.«, lächelte sie schüchtern. »Deshalb weiß ich das Papa lebt und ich wollte, dass du ihn selbst siehst. Du wolltest mir nicht glauben. Ich musste doch was dagegen tun.«, sagte sie entschieden und sah mich dabei so flehentlich an, dass sich erneut ein dicker Kloß in meinem Hals bildete.
Ich sah zu Boden, war beschämt, dass ich ihr nicht geglaubt und es als Unsinn abgetan hatte, was sie mir die ganze Zeit so verzweifelt zu sagen versucht hatte.
Sie ließ sich zurück in das Kissen fallen, was neben meinem lag. Wrathions Kissen. Sie zog die Luft ein, schloss ihre Augen und lächelte. »Papa riecht gut. So habe ich ihn besser finden können. In einem deiner Träume habe ich dir gesagt, du sollst unbedingt sein Kissen von zu Hause mitbringen. Ich glaube nicht, dass du das noch weisst.«
Ich schüttelte den Kopf. Nein, daran erinnerte ich mich nicht. Nur an das unbedingte spontane Bedürfnis, es aus Dalaran mitzunehmen.
Natürlich fragte ich sie sofort danach, wo Wrathion sein könnte, aber sie wusste es nicht. Sie hatten beide die Fähigkeit, auf diesem Weg zu ihm zu gelangen, aber mehr als ich hatten die zwei bei ihren Besuchen auch nicht entdecken können. Zudem erklärte sie bestimmt, dass sie stets auf der Hut gewesen waren, dass sie niemand bei ihren nächtlichen Ausflügen entdeckte, denn ein Traumwandler der nicht zu seinem Körper zurückkehren konnte, würde sterben.
»Ich lag doch fast richtig.«, sagte Nyra selbstzufrieden. »Dich hatte ein Fluch getroffen, nur eben nicht mit einem Mal und er kam nicht von Malia, sondern von Wrathion.«
Das Nythoria, dass ich um den Hals getragen hatte, hatte verhindert, dass wir drei von seinem Schwarzdornbann betroffen wurden und dafür war ich ihr unendlich dankbar.
Aber jetzt gerade war ich hibbelig wie ein Welpe, und meine Gedanken kreisten immer nur darum, meinen Geliebten endlich wiederzufinden. »Ja ja, das ist doch jetzt egal. Wir müssen ihn da rausholen. Wir müssen herausfinden, wo man ihn gefangenhält!«, schnaufte ich ungeduldig.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Kamin. »Kleines, du musst immer noch deine Schattenflamme finden. Oder vielmehr muss deine Schattenflamme dich finden. Ohne sie haben wir keine Chance, ihn da rauszuholen. Wo immer „da“ auch sein mag. Ich denke, jetzt bist du so weit.«
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 124
»Mom, come. Come with me. I’ll show you. Come on.«
My grown daughter took my hand and pulled me along. It was a dark place—you could hardly see your hand in front of your face.
We walked toward a greenish light and eventually reached a wide open area, completely bathed in that eerie glow.
Leah kept pulling me down a path that led from the square between steep rock walls, climbing upward into the darkness.
We climbed higher and higher on narrow stone trails, so tight that I kept painfully bumping my limbs trying to keep up with my daughter.
»It’s not far now, Mom. He’s just up ahead. We have to hurry—No one can be allowed to see us,« she urged me on.
»That’s funny,« I thought. I knew I was dreaming—who could possibly see me in my own dream?
At the top of the narrow trail, the walls opened up again into another space, and there it was again—that greenish light.
But there was something else too. In the corner stood a cage. It was almost entirely cloaked in shadow, but I could see movement inside.
We walked closer.
»See? There he is!« Leah turned to me with hopeful eyes, then stepped aside so I could fully see the cage.
The bars weren’t made of metal like in a normal cage.
They were made of swirling shadows laced with crackling light.
Even though I knew I was dreaming, I didn’t dare touch them.
I still couldn’t see what she was trying so desperately to show me. I peered into the impenetrable darkness between the bars.
Then, there was a small reddish light—like from a half-forgotten dream…
And then my beloved Wrathion slowly opened his eye, and looked right through me—with unspeakable sadness in his gaze.
Crammed inside that cage sat the dragon I loved most in the world.
Around his neck was a massive ring made of the same material as the cage—and I knew in that moment, with chilling certainty, that this ring was the reason we couldn’t communicate.
I gasped and dropped to my knees in the dust before his prison.
Seeing him like this shattered me.
Everything I’d so carefully held together over the past months crumbled all at once.
»My love, where are you?« I wanted to scream—but no sound came out, no matter how hard I tried.
»Mom, we have to go!« Leah tugged at me, trying to grab my hand and pull me away.
I resisted. I didn’t want to go. I would never leave him alone again.
I couldn’t just leave him there in the darkness. I had to save him…
»Mom, we have to go now! Right now!!«
Leah yanked me to my feet, and we were pulled into a swirling tunnel of light and shadow, out of the dreadful scene.
»NOOO!!« I screamed, my voice finally returning—loud enough to jolt me awake from the nightmare.
With a sob, I sat upright in bed, letting all the suppressed tears of the past months finally pour out.
Next to me sat my little daughter, her arm around me. She was crying too.
»You and your brother are dreamwalkers.«
Leah nodded. »We always have been. Even when we were in our egg. We couldn’t talk to you back then, and when we got bored, we’d visit you or Grandma in your dreams. Later, we visited Dad too. But at first, it was really hard to find him,« she said shyly. »That’s why I know Dad’s alive. I wanted you to see him yourself. You wouldn’t believe me. I had to do something,« she said firmly, looking at me so pleadingly that I felt a lump rising in my throat again.
I looked down, ashamed that I hadn’t believed her, that I’d dismissed what she’d been desperately trying to tell me.
She flopped back onto the pillow next to mine. Wrathion’s pillow. She took in a breath, closed her eyes, and smiled.
»Dad smells good. That helped me find him better. In one of your dreams, I told you to bring his pillow from home. I don’t think you remember.«
I shook my head. No, I didn’t. Just the overwhelming need to take it with me from Dalaran.
Of course, I asked her immediately where Wrathion could be—but she didn’t know.
They both had the ability to reach him that way, but they hadn’t discovered much more than I had.
She explained firmly that they had always been cautious not to be seen during their nightly visits—because a dreamwalker who couldn’t return to their body would die.
»I was almost right,« Nyra said, pleased with herself. »You were cursed—just not all at once, and not by Malia, but by Wrathion.«
The Nythoria I wore around my neck had protected the three of us from his Blackthorn Bind—and I was endlessly grateful to her for it.
But right now, I was as jittery as a puppy, my thoughts circling endlessly around one thing: finding my beloved again.
»Yeah, yeah, whatever. We have to get him out. We need to find out where he’s being held!« I huffed impatiently.
She crossed her arms and leaned against the fireplace. »Sweetheart, you still need to find your Shadowflame. Or rather, your Shadowflame needs to find you.
Without her, we don’t stand a chance of getting him out—wherever “out” even is. I think you’re ready now.«
To be continued …
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