
Stormrider - Teil 12
»Hmmm …«, machte Fiona, runzelte ihre Stirn und Oma machte ein so glückliches Gesicht, als hätte sie einen Sack voller Goldmünzen gefunden.
Dieses Thema ging mir jetzt wirklich langsam so richtig auf den Keks und ich nahm mir fest vor, künftig absolut niemandem mehr von diesem blöden Traum zu erzählen.
»Ich will davon nichts mehr hören!«, gab ich den beiden unmissverständlich zu verstehen und machte begleitend dazu ein so ernstes Gesicht, wie ich konnte.
»Also … «, begann Fiona.
Ich guckte Mama jetzt so böse an, wie ich konnte, denn ich sah es ihr an der Nasenspitze an, dass sie mehr zum Thema sagen wollte.
Sie verstand sofort und beließ es dann besser bei einem unverbindlichen »Wir werden sehen.« Dann lächelte sie ihr schönstes Mamalächeln, umarmte mich und sagte »Ach Süße! Mach Oma keinen Vorwurf. Sie spricht halt aus Erfahrung und meint es gut.«
»Können wir das jetzt lassen?«, wand ich mich nölig aus ihrer Umarmung.
»Sonst werde ich den Rest des Tages ausschließlich mit Sam verbringen!«, drohte ich, denn ich hatte jetzt endgültig genug davon.
»Na klar.« Mama kannte mich gut genug, um jetzt nicht weiter auf mich einzureden.
Noch neun Tage, bis ich in Dalaran sein musste und meine Aufregung wurde langsam immer größer. Es war gut, dass Alice mir schon so vieles gezeigt hatte, aber all die neuen Gesichter und die Dinge, die ich von nun an zu lernen hatte, waren für sich allein genommen schon aufregend genug.
Es war herrliches Wetter hier oben in den Bergen und wir vier verbrachten die Tage bis zu meinem Termin meist im Garten oder bei langen Spaziergängen. Natürlich wollten meine Eltern sehen, was ich bislang schon geübt hatte, auch wenn es noch nicht viel zu sehen gab.
Alice hatte mir geschrieben und mich eingeladen, schon einen Tag früher in Dalaran einzutreffen, damit ich mich in Ruhe in meinem neuen Zuhause einrichten konnte. Also buchten meine Eltern und Oma Zimmer im Gasthaus und wir planten unsere Ankunft am Tag vor der Zeremonie.
Ich schrieb Alice also zurück, dass ich früher käme und mich auf unser Wiedersehen freue.
Wie schnell die Zeit in guter Gesellschaft vergeht, merkt man erst, wenn die Zeit fast um ist. Zwei Tage vor meiner Feier in Dalaran brach in unserem kleinen Häuschen schlagartig Hektik aus. Taschen wurden gepackt und ich wurde mindestens fünfundzwanzigmal gefragt, ob ich »denn auch alles hätte, was ich brauche«.
Als alle meine Habseligkeiten in Taschen, Koffern und Beuteln verstaut waren und meine Eltern und Oma ihre Koffer gepackt hatten, verließen wir das kleine Häuschen und ich wurde ein wenig wehmütig. Für eine lange Zeit, also bis zu den nächsten Ferien, würde ich Oma und unser Zuhause nur an Wochenenden sehen.
Die arme Nima ächzte, als sie mit meinem Gepäck und mir abhob und der Liniendrache wollte heute für seine schwerlastigen Dienste, nicht ein, sondern gleich zwei Leckerchen.
In Dalaran wartete Alice wie beim letzten Besuch am Portal auf mich. Nachdem ich ihr kurz meine Eltern vorgestellt hatte, trennten wir uns und Alice und ich brachten meine Sachen in die Schule.
Wie bei jeder Reise hatte ich nicht bedacht, wie viel ich mitnehmen würde, und schleppte nun statt der befürchteten Bücher meine Koffer und Taschen diese endlosen Wendeltreppen hinauf.
Dass Alice mir dabei half, trug nicht wirklich dazu bei, dass es leichter wurde, aber wenigstens schnaufte ich nicht allein wie eine Dampflok, als wir oben angekommen waren.
»Wir treffen uns nachher noch zum Essen. Möchtest du mitkommen?«, fragte ich atemlos.
»Klar, warum nicht. Ich habe schon wieder Hunger.«, gab sie zurück.
Doch zuerst richtete ich mich häuslich ein. Ich bezog mein Bett, räumte meinen Schrank ein und bestaunte all die Bücher, die schon in mein Regal gebracht worden waren.
»Wir haben heute Nacht genug Zeit, um auszuschlafen,« gähnte Alice und streckte sich genüsslich auf ihrem Bett aus. »Die Zeremonie ist erst um ein Uhr mittags.«
Ich musste jetzt auch gähnen. Ich wusste, nach dem Essen würde ich eine ordentliche Bettschwere haben, denn dieser Tag war ziemlich anstrengend gewesen.
Zwei Stunden später wartete meine Familie bereits im Gasthaus auf uns. Ich hatte nach all der Hektik noch etwas Zeit gehabt, mich auf meinem neuen Bett auszustrecken und ein wenig zu dösen, so dass ich mich jetzt wieder einigermaßen frisch fühlte. Auch meine Eltern und Oma sahen jetzt erholter aus.
Die Gastwirtin hinter dem Tresen, die mich mittlerweile schon kannte, winkte kurz als Alice und ich in die nach frisch gezapftem Bier duftende Gaststube eintraten.
Meine Familie war jetzt bester Stimmung und sie kicherten scheinbar gerade über etwas, das ich nicht hören sollte, denn als wir eintraten, wurden sie auffällig schnell mucksmäuschenstill.
Ich konnte mir schon denken, was sie zu tuscheln hatten, und wollte auf keinen Fall, dass dieses Thema heute Abend zur Sprache kam, also setzten wir uns, ich lenkte das Gespräch auf den morgigen Tag und war froh, das das funktionierte.
Nach dem Essen wurde Alice genauestens darüber ausgequetscht, wie diese Zeremonie morgen verlaufen würde, wie ich denn jetzt wohnen würde, was es zu essen gab und so weiter.
Also erzählte sie lang und breit darüber, was es über die Schule und alles was dazugehörte, zu wissen gab. Darauf folgten lustige Geschichten aus dem Alltag in Dalaran und die ulkigsten Magiepatzer aller Zeiten. Den Rekord für diese Patzer hielt nach Alices Meinung übrigens ein Schüler namens Thomas Nipton, der dazu neigte so ziemlich alles anzuzünden, was nicht schnell genug auf die Bäume kam.
Alice hatte ein Talent, die Vorkommnisse so plastisch zu erzählen, dass wir aus dem Lachen nicht herauskamen. Und es gab wirklich viele solcher Anekdoten und dieser Abend war sehr lang.
Unzählige Geschichten und vier Bierkrüge später schleppten Alice und ich uns wieder den Turm der Schule hinauf. Ich war froh, vor meinem Schulbeginn noch etwas Zeit für mich haben zu können, denn meine Familie befand sich emotional definitiv in einem Ausnahmezustand. Ich hätte sagen können, sie seien aufgeregter als ich, aber das wäre eine maßlose Untertreibung gewesen.
Der Einzige, der die Sache mit meiner magischen Ausbildung relativ gelassen nahm, war Sam. Zuzuhören aber weniger selbst zu erzählen war eben sein Naturell. Sam sprach nur, wenn er wirklich etwas zu sagen hatte. Er ergänzte Mama, die praktisch immerzu redete in absoluter Vollendung.
Papa war schon immer mein Fels in der Brandung gewesen, mein Ruhepol, wenn um uns herum alles tobte. Als kleiner Welpe hatte ich mich so oft unter seinem großen ledernen Flügel zusammengerollt und geschlafen, dass ich es gar nicht mehr zählen kann.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 12
»Hmmm …«, said Fiona, furrowing her brow, while Grandma looked as happy as if she had found a sack full of gold coins.
This topic was really starting to get on my nerves, and I firmly decided not to tell anyone else about this stupid dream in the future.
»I don’t want to hear anything more about it!« I made it clear to both of them, accompanying my words with the most serious face I could muster.
»Well…« Fiona began.
I looked at Mom as angrily as I could, knowing she wanted to say more on the subject.
She understood immediately and decided to leave it at an ambiguous »We’ll see.« Then she flashed her most beautiful mom smile, hugged me, and said, »Oh sweetie! Don’t blame Grandma. She speaks from experience and means well.«
»Can we drop this now?« I wriggled out of her embrace, feeling sulky.
»Or I’ll spend the rest of the day exclusively with Sam!« I threatened, as I had definitely had enough.
»Of course.« Mom knew me well enough not to push any further.
Nine days until I had to be in Dalaran, and my excitement was slowly growing. It was good that Alice had shown me so much already, but all the new faces and the things I would have to learn were exciting enough on their own.
The weather was lovely here in the mountains, and the four of us spent the days mostly in the garden or on long walks. Of course, my parents wanted to see what I had practiced so far, even though there wasn’t much to show yet.
Alice had written to invite me to arrive in Dalaran a day early so I could settle into my new home. So, my parents and Grandma booked rooms at the inn, and we planned our arrival for the day before the ceremony.
I wrote back to Alice, telling her I would come early and looked forward to seeing her again.
You only realize how quickly time passes in good company when it’s almost over. Two days before my ceremony in Dalaran, a sudden flurry of activity erupted in our little house. Bags were packed, and I was asked at least twenty-five times if I »had everything I needed.«
When all my belongings were packed into bags, suitcases, and pouches, and my parents and Grandma had packed their suitcases, we left the little house, and I felt a bit wistful. For a long time—until the next holidays—I would only see Grandma and our home on weekends.
Poor Nima groaned as she took off with my luggage and me, and the airliner dragon demanded not one but two treats for his heavy-duty service today.
In Dalaran, Alice was waiting for me at the portal just like the last time. After briefly introducing her to my parents, we parted ways, and Alice and I took my things to the school.
As with every trip, I hadn’t considered how much I would bring, and now I was lugging my suitcases and bags up the endless spiral stairs instead of the dreaded books.
That Alice helped didn’t really make it easier, but at least I wasn’t panting like a steam locomotive alone when we reached the top.
»We’re meeting for dinner later. Do you want to join us?« I asked, breathless.
»Sure, why not. I’m hungry again anyway,« she replied.
But first, I settled in. I made my bed, unpacked my wardrobe, and admired all the books that had already been placed on my shelf.
»We have plenty of time to sleep in tonight,« yawned Alice, stretching out comfortably on her bed. »The ceremony isn’t until one o’clock in the afternoon.«
I had to yawn now too. I knew that after dinner, I would be ready for bed, as this day had been quite exhausting.
Two hours later, my family was already waiting for us at the inn. After all the hustle and bustle, I had had some time to stretch out on my new bed and doze a bit, so I felt reasonably fresh again. My parents and Grandma also looked more relaxed now.
The innkeeper behind the counter, who already knew me, waved briefly as Alice and I entered the pub, which smelled of freshly tapped beer.
My family was in high spirits and seemed to be giggling about something they didn’t want me to hear because they fell conspicuously silent when we entered.
I could guess what they had been whispering about and didn’t want that topic to come up tonight, so we sat down, and I steered the conversation toward the next day. Thankfully, it worked.
After dinner, Alice was thoroughly questioned about the ceremony, how I would be living, what the food was like, and so on.
She went on at length about everything there was to know about the school and all its aspects. This was followed by funny stories from daily life in Dalaran and the funniest magical mishaps of all time. According to Alice, the record for these mishaps was held by a student named Thomas Nipton, who tended to set just about everything on fire that didn’t move fast enough.
Alice had a talent for telling these occurrences so vividly that we couldn’t stop laughing. There were indeed many such anecdotes, and the evening was very long.
Countless stories and four mugs of beer later, Alice and I dragged ourselves back up the school tower. I was glad to have some time to myself before school started because my family was definitely in an emotional frenzy. Saying they were more excited than I was would be a massive understatement.
The only one who took my magical training relatively calmly was Sam. Listening but rarely speaking was his nature. Sam only spoke when he had something important to say. He complemented Mom, who practically talked non-stop, perfectly.
Dad had always been my rock, my calm when everything around us was chaotic. As a little whelp, I had curled up under his big leathery wing to sleep so many times that I couldn’t count.
To be continued …
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