
Stormrider - Teil 11
Die Magie durch den Arkankristall zu leiten, erwies sich als viel einfacher, als es beim Feuerkristall der Fall gewesen war. Alice hatte gesagt, dass das ganz normal und bei jedem Anfänger anders sei. Der eine Schüler hatte seine Probleme mit Feuer, der andere mit Frost und der nächste mit Arkanzaubern. Auch diese Veranlagung entschied eine spätere Spezialisierung im weiteren Verlauf des Studiums in Dalaran.
Nur die allerwenigsten beherrschten alle drei Disziplinen der Magie bis zur Vollendung, wie sie zum Beispiel die kleine Professorin Whitmoore beherrschte, von der mir Alice erzählt hatte.
Ich übte weiter mit dem Arkankristall. Mein Blatt begann erst leicht zu schimmern und schließlich erhob es sich ein wenig vom Boden und schwebte vor meiner Nase. Das Schimmern wurde zu einem Leuchten und dann zu einem hellen Strahlen.
»Wie praktisch, so brauchst du keine Laterne«, meinte Oma, die meine Übung neugierig beobachtet hatte.
Dass ich ausgerechnet als Drache meine Schwierigkeiten ausgerechnet mit Feuerzaubern haben sollte, fand ich irgendwie befremdlich, aber Oma war der Meinung, dass Feuer ja sowieso zu meinen Grundfertigkeiten gehören würde und es somit eine gute Sache wäre, wenn ich für Frost- und Arkanzauber ein verstärktes Talent hätte. Nun, das würde sich zeigen.
Ich ging spät zu Bett und schlief lange, da ich meine Eltern nicht unbedingt morgens um sieben Uhr erwartete. Als wir am nächsten Morgen gerade beim zweiten Kaffee saßen, landeten meine Eltern in Omas Garten.
Wie immer war Sam selbst geflogen, mit Fiona in Menschengestalt auf seinem Rücken. Ich wusste, er würde die Sicherheit seiner Liebsten niemals einem anderen Drachen anvertrauen.
Mama stieg ab und rutschte königinnengleich von seinem Rücken herab. Die Gestalt meines Vaters zerfloss in schwarzem Rauch und kurze Zeit später stand er in seiner Menschengestalt neben ihr.
»Anelia! Meine Liebe!«, umarmte die stets leicht nach Rosen duftende Fiona ihre Schwiegermutter und Sam lächelte sein übliches unglaubliches Samlächeln und umarmte mich so kräftig, dass ich nach Luft schnappen musste.
»Meine Süße,« strahlte Fiona jetzt mich an »lass dich ansehen!«
Ich hatte nicht übertrieben, Mama war definitiv aufgeregt.
»Hi Mama!«, lächelte ich und wir umarmten uns lange, dann gingen wir hinein. Sie trug heute ihre langen pechschwarzen Haare offen und strahlte, als wäre sie der personifizierte Sonnenschein. Ihre menschliche Gestalt war ein kleines bisschen größer als meine, aber den Hautton, die roten Augen und die Sommersprossen teilten wir uns.
Mein Vater war ungefähr gleich groß wie sie, hatte seine langen dunklen Haare im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden und trug in dieser Gestalt wie immer dunkle Kleidung.
»Du musst uns einfach alles erzählen, Süße!«, begann Fiona ihre Rede, als sie noch nicht mal ganz auf dem Sofa saß und schaute mich mit einem Ausdruck an, als würde sie vor Neugier gleich platzen.
Also erzählte ich. Von der Bewerbung, auf die ich gar keine Chancen gesetzt hatte, von der ersten Begegnung mit Alice hier bei uns und natürlich auch von meinem Besuch in Dalaran.
Nur die Geschichte, die quasi nebenher noch passiert war, die Geschichte meines Traumes und das, was sowohl Oma als auch Alice darüber gesagt hatten, ließ ich weg, denn ich hatte gerade keine Lust auf weitere Vorträge über Gefährten und Schicksal. Meine Eltern folgten gebannt meinen Erzählungen und als ich geendet hatte, sah man Fiona an der Nasenspitze an, dass sie am liebsten vor Freude wie ein Ball herumgehüpft wäre.
»Das ist einfach absolut unglaublich!« Sie strahlte jetzt noch ein bisschen mehr als vorhin, auch wenn ich das nicht für möglich gehalten hätte. »Mein Herz,« sah sie ihren Liebsten an, »unsere Tochter wird eine Magierin!«, und meinte dann wieder zu mir gewandt:
»Wir sind so stolz auf dich, Süße!«
Sam lächelte jetzt auch und ich grinste.
»Ich weiß. Aber lass es mich doch bitte vorher noch lernen, Mama.«
Wie Oma es vorhergesagt hatte, hatte Fiona fast ihren ganzen Kleiderschrank mitgebracht, weil sie sich nicht entscheiden konnte, was sie zu meiner Zeremonie anziehen sollte. Der Umstand, dass sie für diese Entscheidung noch zwei Wochen Zeit haben würde, entspannte sie nicht.
Meinen Vater konnte sie in der Hinsicht nicht um Rat fragen, weil er sie in jedem Kleid umwerfend fand, und Oma enthielt sich, also musste ich entscheiden.
Ich saß also im Schlafzimmer auf dem Bett und beobachtete meine schöne Mutter, wie sie ein Kleid nach dem Nächsten anprobierte. Schließlich fiel meine Wahl auf eine lange schwarze Robe, in der sie mit ihrem Silberschmuck selbst wie eine Zauberin aussehen würde.
Oma kam herein, setzte sich zu mir und schmunzelte über die Anprobeprozedur, die sie bereits erwartet hatte.
Fiona wirkte noch nicht ganz überzeugt und betrachtete sich zweifelnd im Spiegel.
»Mama, es ist nur eine Einschulung, keine Schwurfeier, du siehst einfach großartig aus!«, sagte ich, denn ich wollte ihre Kleideraktion jetzt endlich zu einem Ende bringen.
Das war Omas Stichwort. »Nein, noch ist es keine Schwurfeier, noch nicht … « murmelte sie halblaut.
Verdammt noch mal!
Mama wurde jetzt hellhörig und drehte sich zu uns um. »Habe ich … irgendetwas verpasst?« Sie lächelte mich neugierig an und das Fragezeichen in ihrem Gesicht war unübersehbar.
Ich guckte Oma mürrisch an, aber sie lächelte nur unbeeindruckt und meinte dann: »Unsere Kleine hat von ihrem Gefährten geträumt.«
Jetzt war die Katze aus dem Sack. Genau das hatte ich vermeiden wollen. So ein Mist. War Mama vorher schon aufgeregt, jetzt war sie völlig aus dem Häuschen.
Ich musste also schon wieder von dem Traum erzählen und Fiona lauschte gebannt, bis ich zum Ende gekommen war. Natürlich wusste sie davon, dass Oma ebenfalls so einen Traum gehabt hatte, damals bevor sie ihren Liebsten traf.
Und bevor Mama mir nun ebenfalls einen Vortrag über künftige Liebesschwüre halten konnte, teilte ich ihr mit, dass es in Dalaran gar keine anderen Drachen außer mir geben würde. Ende der Geschichte. So einfach war das.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 11
Channeling magic through the arcane crystal proved much easier than with the fire crystal. Alice had said that this was completely normal and varied for every beginner. Some students had trouble with fire, others with frost, and others with arcane spells. This predisposition would later determine their specialization during their studies in Dalaran.
Only a very few mastered all three disciplines of magic to perfection, like the little Professor Whitmoore, whom Alice had told me about.
I continued practicing with the arcane crystal. My leaf first began to shimmer lightly, then it rose a little from the ground and hovered in front of my nose. The shimmer turned into a glow and then into a bright shine.
»How practical, you don’t need a lantern,« Grandma remarked, watching my practice curiously.
The fact that, as a dragon, I had trouble with fire spells seemed odd to me, but Grandma thought that fire was already one of my basic skills and it would be a good thing if I had an enhanced talent for frost and arcane spells. Well, we’d see.
I went to bed late and slept long, as I didn’t expect my parents to arrive at seven in the morning. As we were just having our second coffee the next morning, my parents landed in Grandma’s garden.
As always, Sam had flown himself, with Fiona in human form on his back. I knew he would never trust any else dragon with the safety of his love.
Mom dismounted and slid off his back like a queen. My father’s form dissolved into black smoke, and shortly afterward, he stood next to her in his human form.
»Anelia! My dear!« Fiona, who always smelled slightly of roses, hugged her mother-in-law, and Sam gave me his usual incredible Sam smile and hugged me so tightly I had to gasp for air.
»Sweetie,« Fiona beamed at me now, »let me look at you!«
I hadn’t exaggerated; Mom was definitely excited.
»Hi Mom!« I smiled, and we hugged for a long time, then we went inside. Today she wore her long jet-black hair down and radiated like the personification of sunshine. Her human form was a bit taller than mine, but we shared the same skin tone, red eyes, and freckles.
My father was about the same height as her, with his long dark hair tied back in a ponytail, and he wore dark clothes in this form as usual.
»You must tell us everything, sweetie!« Fiona began her speech before she was even fully seated on the sofa and looked at me with an expression that made her look like she was about to burst with curiosity.
So, I told them. About the application I hadn’t expected to succeed, about my first meeting with Alice here at home, and of course, about my visit to Dalaran.
I left out the story that had happened alongside—the story of my dream and what both Grandma and Alice had said about it—because I wasn’t in the mood for more lectures about companions and destiny. My parents listened intently to my stories, and when I finished, you could see Fiona was practically bouncing with joy.
»This is simply absolutely incredible!« She was now beaming even more than before, although I hadn’t thought that possible. »My love,« she looked at her beloved, »our daughter is going to be a mage!« Then she turned to me again and said, »We are so proud of you, sweetie!«
Sam smiled now too, and I grinned.
»I know. But please, let me learn it first, Mom.«
As Grandma had predicted, Fiona had brought almost her entire wardrobe because she couldn’t decide what to wear for my ceremony. The fact that she had two weeks to decide did not relax her.
She couldn’t ask my father for advice because he found her stunning in every dress, and Grandma refrained from commenting, so I had to decide.
I sat on the bed in the bedroom, watching my beautiful mother try on one dress after another. Finally, I chose a long black robe in which she would look like a sorceress with her silver jewelry.
Grandma came in, sat next to me, and smirked at the fitting procedure she had expected.
Fiona still didn’t seem entirely convinced and looked at herself doubtfully in the mirror.
»Mom, it’s just an enrollment ceremony, not a swearing-in ceremony. You look absolutely stunning!« I said, wanting to bring her fashion show to an end.
That was Grandma’s cue. »No, it’s not a swearing-in ceremony, not yet…« she muttered half aloud.
Darn it!
Mom perked up and turned to us. »Did I… miss something?« She smiled at me curiously, and the question mark on her face was unmistakable.
I glared at Grandma, but she just smiled unfazed and said, »Our little one dreamed of her companion.«
Now the cat was out of the bag. This was exactly what I had wanted to avoid. Damn it. If Mom had been excited before, she was now completely over the moon.
So, I had to tell the story of the dream again, and Fiona listened intently until I was done. Of course, she knew that Grandma had had a similar dream before meeting her beloved.
And before Mom could start giving me a lecture on future love oaths, I informed her that there were no other dragons besides me in Dalaran. End of story. Simple as that.
To be continued …
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