Stormrider - Teil 106

»Du hast seinen Fischschwanz also tatsächlich nicht gesehen.«, nickte sie.
»Nein, dann hättest du das an meinem offenstehenden Mund bemerkt, schließlich habe ich noch nie einen Ariel gesehen.«, grinste ich. Ich war froh, dass es ihr jetzt immerhin so viel besser ging, dass sie schon wieder meine blöden Witze vertrug.
»Und er will nicht, dass du dich verliebst, weil …?«
»Weil meine Magie zu gefährlich ist. Er sagt, ich solle einen seines Volkes auswählen, das wäre sicherer. Und in seinen Augen ist das auf jeden Fall besser. Er steht nicht direkt auf Menschen.«, seufzte sie genervt.
»Aber du hast keine … oder hast du doch?«, stotterte ich verwirrt.
»Kiemen? Doch die habe ich. Und die Fähigkeit, die Gestalt zu wechseln, so wie du. Nur wird aus mir eben kein Drache. Aber … bitte sag es niemandem. Die Ariel sind nicht gerade die Lieblinge der Landbewohner.«
»Nein nein, keine Sorge. Ich teile das, was ich weiß nur mit Rath, aber er ist verschwiegen wie ein Grab.«, winkte ich ab. »Ich muss das nur erst mal für mich selbst sortiert bekommen.«

»Wieso kannte Nirv dich nicht?«, sagte ich eher zu mir selbst, als zu Nila, die neben mir zurück zum Schulturm ging. »Sie muss dich doch kennen, du bist die Tochter ihrer Königin.«
»Das ist nicht sehr wahrscheinlich.«, schüttelte Nila den Kopf. »Ich war einige Jahre in Stormwind. Ich hab dir doch davon erzählt … die Amme.«
Ich nickte, das hatte sie.
»Die Schattenlande wurden in der Zeit, zu der all die Leute dort ankamen, massiv von einem üblen Typen bedroht. Mom wollte nur sichergehen, dass mir nichts geschieht, deshalb musste ich gehen. Da war ich noch ein ganz paar Jahre jünger als jetzt.«
Ich schüttelte ungläubig den Kopf und lächelte. »Meine beste Freundin ist nicht nur die Tochter einer Königin, sondern auch noch eine Ariel. Ich wollte nie was mit Adeligen zu tun haben. Eigentlich. Für dich mache ich eine Ausnahme.«
»Sagte die Gefährtin des schwarzen Prinzen.« Sie zog die Schultern hoch und bedachte mich mit einem unschuldigen Lächeln von der Seite.
»Prinz, ja … na ja er hatte sich diesen Titel damals selbst gegeben, als er dachte, er wäre der Letzte seines Schwarms. Das ist ja nun hinfällig.«, entgegnete ich. Zum Glück, dachte ich anschließend noch und grinste in mich hinein, weil wie ich fand ‚Prinzessin‘ Teyla total bescheuert klang. Das sagt man allerdings besser nicht laut, wenn man es mit einer tatsächlichen Prinzessin zu tun hat.

»Sie ist was?«, fragte Wrathion mit vollem Mund, schluckte hastig seinen Bissen runter und starrte mich ungläubig an.
»Sie ist eine Ariel. Zur Hälfte. Und die Tochter der Winterkönigin auch noch. Willst du noch was?«, sah ich ihn fragend an, während ich den Löffel wieder ins Essen tauchte.
Er grinste und schüttelte kauend den Kopf. »Das wird ja immer verrückter.«
Ich seufzte. »Du sagst es. Ich will nicht mit ihr tauschen. Dieser Vater …«
»… steht nicht auf George?«, vollendete er meinen Satz und ich nickte erneut.
»Das ist sehr diplomatisch ausgedrückt, aber ja.«
Während ich aß, wanderten meine Gedanken wieder zu unserem Kleinen. Ich merkte seine Präsenz jetzt ständig. Ab und an sah ich ähnliche Bilder, wie ich sie vor einiger Zeit gesehen hatte: winzige Füße und Fingerchen mit noch winzigeren Krallen, winzigkleine glänzende, fast schon durchscheinende Schuppen. Es sah eher nach einem Fisch aus als nach einem Drachen. Trotzdem erfüllte mich jedes dieser Bilder, das ich empfing mit einem irren Glücksgefühl. Mich irritierte nur etwas, was ich nicht zuordnen konnte, denn manches Mal hatte ich Schwierigkeiten, unseren Kleinen wahrzunehmen und an anderen Tagen war es so, als wäre er sein eigenes Echo. Die Bilder überlagerten sich dann ein wenig, alles sah … doppelt aus. So wie damals beim Anblick von Nyra.
Ich sah einen Bruchteil einer Sekunde lang, dass seine kleinen Augenlider geschlossen waren und er ganz ruhig dalag. Mein kleiner Drache schlief.
Die ersten Jahre seines Lebens würde er violette Augen und Schuppen haben, hatte Oma mich aufgeklärt. Jungdrachen haben die Farben des Vaelithars der Eltern in Ihren Augen und auch in ihren Schuppen. Erst kurz vor der Geschlechtsreife würde die eigentliche Farbe Schwarz durchkommen. Ich selbst – so Oma – war in meiner Welpenzeit türkisblau gewesen. Ich hatte nie bewusst darauf geachtet, aber ich konnte mich doch an den blauen Schimmer erinnern, wenn ich mir Bilder aus meiner Kindheit ins Gedächtnis rief.

»Ich habe etwas für dich.«, sagte Nyra zu mir und drückte mir ein kleines Säckchen in die Hand. Sie war an diesem Nachmittag gekommen, um uns zu besuchen.
Erstaunt betrachtete ich den Beutel. Er war aus violettem Samt und wurde durch ein schlichtes Lederband am oberen Ende zusammengehalten.
»Na, schau es dir schon an.«, lächelte sie unbeholfen, es war ihr anzumerken, dass das Verschenken nicht gerade eine ihrer besonders häufig ausgeübten Gewohnheiten war.
Ich öffnete den kleinen Beutel und schaute hinein. Darin war eine massive silberne Kette, an der ein sehr kunstvoll gearbeiteter silberner Anhänger hing. Im Zentrum dieses Anhängers – er bestand aus zwei Drachen, die sich so gegenüberstanden, dass in ihrem Zentrum eine Herzform sichtbar wurde – befand sich ein großer lila Stein, der im Licht glitzerte wie tausende Diamanten.
»Wow!«, machte ich, hob die Kette ins Licht und schaute sie erstaunt an. »Danke! Die ist wirklich wunderschön.«
»Nicht nur das. Soll ich dir damit helfen?«, bot sie an, legte mir die Kette um und schloss den komplizierten Verschluss, während ich meinen Zopf in die Höhe hielt.
»Was meinst du damit?«, sah ich sie an.
»Es ist ein Nythoria. Man muss mittlerweile suchen, um eines bekommen zu können.«
Ich sah sie fragend an und sie fuhr fort. »Ein Nythoria ist ein Amulett der Altvorderen. Drachinnen im Dracarys, also in der Tragezeit, haben schon immer solche Amulette getragen. Zumindest seit der Zeit, wo wir nicht mehr sicher oben in den Heimatbäumen leben und uns lange Zeit im Antlitz aufhalten.«
Ich lief zum Spiegel und bestaunte mich, spontan verliebt in mein neues Schmuckstück. »Es ist … so schön!«
»Die Handwerkskunst, die es braucht um das …«, sie zeigte auf meine Kette, »… herstellen zu können, beherrschen heutzutage nur noch sehr wenige Handwerksmeister. Ich konnte zum Glück jemanden finden und er hat es genau so hergestellt, wie es Brauch ist.«, lächelte sie selbstzufrieden. »Ein gutgemeinter Rat:«, fuhr sie fort, »Lege dein Nythoria niemals, das meine ich übrigens wörtlich, NIEMALS ab, bis dein Kind auf der Welt ist. Das ist wirklich wichtig.«

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 106

»So you really didn’t see his fish tail, huh,« she nodded.

»No, otherwise you’d have noticed my mouth hanging open – I’ve never seen an Ariel before,« I grinned. I was relieved she was feeling better again — enough to endure my dumb jokes.

»And he doesn’t want you to fall in love because…?«

»Because my magic is too dangerous. He says I should choose someone from his people — it would be safer. And in his eyes, definitely better. He’s not really into humans,« she sighed, annoyed.

»But you don’t have… or do you?« I stammered, confused.

»Gills? Yes, I do. And the ability to shift forms, like you. Only I don’t turn into a dragon. But… please don’t tell anyone. The Ariels aren’t exactly beloved by the surface dwellers.«

»No no, don’t worry. What I know, I only share with Rath — and he’s as silent as the grave,« I waved off. »I just need to process this for myself first.«

»Why didn’t Nirv know you?« I mused aloud more than asking Nila directly, as we walked back toward the school tower. »She should know you — you’re the daughter of her queen.«

»That’s not very likely,« Nila shook her head. »I spent a few years in Stormwind. I told you about the nanny…«

I nodded. She had mentioned that.

»Back when all those people started arriving here, the Shadowlands were under serious threat from a really nasty guy. Mom just wanted to make sure nothing happened to me, so I had to leave. I was just a few years younger than now.«

I shook my head in disbelief and smiled. »My best friend isn’t just the daughter of a queen — she’s also an Ariel. I never wanted anything to do with nobles. Actually. But I’ll make an exception for you.«

»Says the mate of the Black Prince,« she shrugged and gave me an innocent side-smile.

»Prince, yes… well, he gave himself that title back when he thought he was the last of his flight. That’s irrelevant now,« I replied. Thank goodness, I thought to myself and grinned inwardly — because “Princess Teyla” sounded completely ridiculous. Not something you say aloud in front of a real princess, though.

»She’s what?« Wrathion asked with his mouth full, hastily swallowed, and stared at me in disbelief.

»She’s an Ariel. Half. And also the daughter of the Winter Queen. Want anything else?« I asked him teasingly as I dipped my spoon back into the food.

He grinned and shook his head while chewing. »This just keeps getting crazier.«

I sighed. »Tell me about it. I wouldn’t trade places with her. That father of hers…«

»…doesn’t like George?« he finished my sentence, and I nodded again.

»That’s putting it diplomatically, but yeah.«

As I ate, my thoughts drifted back to our little one. I could now sense his presence constantly. Every now and then, I’d see images like the ones I had seen before: tiny feet and fingers with even tinier claws, little shimmering, nearly translucent scales. It looked more like a fish than a dragon. Still, each image filled me with a wild joy. One thing bothered me, though — sometimes I had trouble sensing our little one at all, and other times it felt like he echoed himself. The images overlapped slightly, as if he existed twice. Just like when I saw Nyra.

For a fraction of a second, I saw his tiny eyelids closed and his little body resting calmly. My little dragon was asleep.

The first years of his life, he would have violet eyes and scales, Oma had explained. Young dragons carry the colors of their parents’ Vaelithar in their eyes and scales. Only shortly before adolescence would the actual black hue emerge. I myself — according to Oma — had been turquoise-blue as a pup. I’d never paid attention, but when I thought back to childhood pictures, I could vaguely recall a bluish shimmer.

»I have something for you,« said Nyra to me and placed a small pouch in my hand. She had come by that afternoon to visit us.

I looked at the pouch in surprise. It was made of violet velvet and tied at the top with a simple leather cord.

»Go on, take a look,« she smiled awkwardly — it was obvious that giving gifts wasn’t something she did often.

I opened the small pouch and peeked inside. There was a solid silver chain with an intricately crafted pendant. The pendant was formed by two dragons facing one another, their shapes outlining a heart in the center. A large violet stone shimmered within it, sparkling like a thousand diamonds.

»Wow!« I exclaimed, holding it up to the light. »Thank you! It’s truly beautiful.«

»It’s not just that. Want help putting it on?« she offered, fastening the complicated clasp while I held my braid up.

»What do you mean by that?« I looked at her.

»It’s a Nythoria. These days, it’s hard to find one.«

I gave her a questioning look, and she continued: »A Nythoria is an amulet of the Ancients. Dragon mothers during the Dracarys — that is, pregnancy — have always worn them. At least since we no longer safely reside in the home trees and spend long stretches in our humanoid forms.«

I walked over to the mirror and admired myself, instantly in love with the new piece of jewelry. »It’s… so beautiful.«

»The craftsmanship needed to make this…« — she gestured at the necklace — »…is something only a very few master crafters still possess. Luckily, I found one, and he made it just as tradition demands,« she smiled, satisfied. »A word of advice: don’t take off your Nythoria — and I mean that literally — NEVER until your child is born. That’s really important.«

 

To be continued …

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