Stormrider - Teil 104

»Hach, ich wünschte, du wärst dabei gewesen.«, säuselte sie, als wir nach der Stunde auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum die Treppe hinaufgingen. »Es war einfach wundervoll. Ich hätte das nie erwartet.« Sie brannte schon die ganze Zeit darauf, mir von ihrem ersten Rendezvous mit George zu erzählen.
Ich schmunzelte. Wer hätte erwartet, dass sich ausgerechnet meine genervte Freundin in den Dichter George verlieben würde.
»Aber das Schlimmste steht mir noch bevor.«, sie verzog das Gesicht und sah so aus, als würde sie sich bei diesem Gedanken ziemlich unwohl fühlen.
Ich stutzte, »Das Schlimmste? Wovon redest du?« Einen Moment zuvor himmelhochjauchzend, schien sie jetzt betrübt zu sein.
»Ich muss es meiner Mutter beibringen.«, stöhnte sie. »Das ist eine Katastrophe.«
»Ach komm, so schlimm ist George auch wieder nicht. Er ist doch ein netter Kerl.«, wollte ich sie aufmuntern.
»Nein, du verstehst nicht. Es ist wohl besser, ich zeige es dir. Hast du heute Nachmittag Zeit, mit zu mir nach Hause zu kommen?«
»Ich muss es wegen der Sicherheitsmaßnahmen abklären, aber ich denke schon.«, sagte ich erstaunt. Was sie mir Geheimnisvolles zeigen wollte und nicht einfach erklären konnte, spukte mir den ganzen Rest des Vormittages im Kopf herum.

»Tosh wird euch begleiten. Sie ist gleich da.«, sagte Rath und ich nickte. »Wo geht es hin?«
»Ich weiß es ehrlich gesagt noch gar nicht. Sie hielt sich sehr bedeckt damit. Sie holt mich gleich um halb vier ab.«
»Sei bitte vorsichtig.«, er zog mich in seine Arme. »Du weißt ja, dass ich keine Ruhe finde, wenn du nicht bei mir bist.«
»Ich bin immer … hier!«, sagte ich mit einem Schmunzeln, tippte mit meinem Zeigefinger auf seine Stirn und küsste anschließend seine Nasenspitze.
»Ich wäre aber lieber … hier!«, raunte er und verwandelte mich mit seinen Küssen spontan in Wackelpudding, bis es schließlich an der Tür klopfte und Nila mich abholen kam.

»Wo gehen wir hin?«, fragte ich von Neugier erfüllt.
»Warst du schon mal in den Schattenlanden?«, antwortete Nila, ohne weiter auf meine Frage einzugehen.
Tosh, die sich am Fuße des Turmes unauffällig zu uns gesellt hatte, spitzte die Ohren.
»Nein, war ich nicht. Ich dachte, du kommst aus Stormwind.«, runzelte ich die Stirn.
»Das war nicht gelogen. Eine Weile habe ich da bei einer Amme gelebt, als meine Mutter mich schützen wollte.«
Ich verstand nicht und Nila schmunzelte. »Komm mit, du wist es verstehen.«
Wir drei gingen durch ein paar Stadtportale, bis wir im Ardenwald in den Schattenlanden angekommen waren. Dann nahmen wir den Flieger zur zentral gelegenen Stadt der Königin des Ardenwaldes.
Ich saß auf meinem Linienflieger und staunte. Dieses Land war vom Schönheitsfaktor her vergleichbar mit dem smaragdgrünen Traum. Nur das Farbspektrum war hier völlig anders. Im Traum herrschte grün vor, hier waren es blau und lila.
Genau wie im Traum gab es riesige Bäume, viele exotische Tiere und riesige, herrlich duftende Blüten.
Kaum waren wir gelandet, hakte sich Nila bei mir ein und wir gingen geradewegs auf den Palast der Winterkönigin – so wurde die hiesige Herrscherin genannt – zu.
»Jetzt sag nicht, du wurdest von Lady Mondbeere aufgezogen.«, witzelte ich und sah sie stirnrunzelnd von der Seite an, denn so verträumt wie Nirvana wirkte Nila auf mich keineswegs.
»Nee, nicht so ganz.«, grinste sie. »Du lernst meine Mom gleich kennen, keine Angst.«
Es wurde immer konfuser. Sie sah den Elfen mit ihren Schmetterlingsflügeln und ihrer kleinen Körpergröße hier kein bisschen ähnlich, von den anderen, die hier lebten mal abgesehen: baumartige Wesen, riesige Insekten, Faune und so weiter.
Sie schaute entschuldigend, »Wenn ich ehrlich bin, habe ich dich nicht nur deswegen mitgenommen, damit du mich besser verstehst.«
Ich wurde hellhörig und blieb stehen. »Sondern?«
»Meine Mom, nun ja … sie ist … eigen, was das Thema angeht. Sie ist der Meinung, ich sollte mich ‚standesgemäß‘ verhalten, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Standesgemäß … Bist du sowas wie eine Königstochter?«, feixte ich. »Ich soll dich also vor ihrem Zorn schützen, wenn du ihr von George erzählst?«
Sie nickte und sah dabei nervös aus. »Ja bitte.«
»Ich weiß nicht, ob das möglich sein wird.«, gab ich zu bedenken, bevor wir den riesigen zentralen Bereich der Residenz der Königin betraten, und mir fiel  nebenbei auf, dass jeder, an dem wir vorbeigingen, Nila wie selbstverständlich grüßte.
Daraufhin liefen wir geradewegs auf eine dieser kleinen Elfen mit Schmetterlingsflügeln zu, die fröhlich mitten im Raum auf der Stelle flatterte.
»Können wir rauf zu ihr?«, fragte Nila die Elfe freundschaftlich und als diese nickte, ergriffen uns drei andere Elfen und trugen uns zu den oberen Stockwerken, zu denen nur ausgewählte Leute Zugang hatten.
Wir wurden ausgerechnet direkt vor der Winterkönigin wieder auf unsere eigenen Beine gestellt. Zumindest dachte ich, dass sie die Winterkönigin sein musste. Ich hatte von ihr gehört, eine imposante Erscheinung, sie war unheimlich groß, in fließende blaue Gewänder gekleidet und hatte bläuliche Hautfarbe und ein gütiges Gesicht, dass von Zacken umrandet war, so dass es aussah, als wäre es eine Blüte.
»Hi Mom.« Nila lief geradewegs auf die Königin zu, die sich herunterbeugte, um sie zu umarmen. Ein strahlendes Lächeln erschien dabei auf ihrem blumigen Gesicht.
»Nihilora, meine liebe Tochter. Geht es dir heute gut? Es freut mich immer, dich zu sehen, aber ich hatte dich nicht erwartet.«
»Ich wollte meiner Freundin Teyla zeigen, woher ich komme.«
Der Blick der Königin fiel auf mich. »Willkommen, Teyla.«, nickte sie mir freundlich zu.
»Danke, eure Majestät.«, machte ich eine kleine Verbeugung zum Gruß und lächelte zurück. Ich kam noch nicht wirklich damit klar, dass ausgerechnet Nila die Tochter einer Königin war, aber gut. Scheinbar wurde ich die Adeligen, die ich so gerne vermeiden wollte, nie so gänzlich los.

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 104

»Oh, I wish you’d been there,« she cooed as we walked up the stairs to the common room after class. »It was simply wonderful. I never would have expected it.« She had been bursting to tell me about her first date with George.

I smirked. Who would have thought that my usually annoyed friend would fall in love with the poet George of all people?

»But the worst part is still ahead,« she said, making a face that showed just how uneasy she felt about it.

I blinked. »The worst? What are you talking about?« A moment ago she had been on cloud nine, and now she looked troubled.

»I have to tell my mother,« she groaned. »It’s going to be a disaster.«

»Oh come on, George isn’t that bad. He’s actually a decent guy,« I tried to cheer her up.

»No, you don’t understand. It’s better if I show you. Do you have time this afternoon to come to my place?«

»I need to check because of security protocols, but I think so,« I said, surprised. Whatever mysterious thing she wanted to show me and couldn’t just explain kept running through my mind for the rest of the morning.

 

»Tosh will go with you. She’s on her way,« Rath said, and I nodded. »Where are you going?«

»Honestly, I’m not sure. She was very tight-lipped about it. She’s picking me up at half past three.«

»Be careful,« he said, pulling me into his arms. »You know I can’t relax when you’re not with me.«

»I’m always … here!« I said with a smile, tapped my finger to his forehead and kissed the tip of his nose.

»But I’d rather be … here!« he murmured, and his kisses instantly turned me to jelly — until there was a knock on the door and Nila came to collect me.

»Where are we going?« I asked, curiosity burning.

»Have you ever been to the Shadowlands?« Nila replied, without actually answering my question.

Tosh, who had quietly joined us at the base of the tower, perked up her ears.

»No, never. I thought you were from Stormwind?« I frowned.

»That wasn’t a lie. I lived there for a while with a nursemaid when my mother wanted to keep me safe.«

I didn’t understand, and Nila smiled. »Come on, you’ll understand.«

The three of us passed through a few city portals until we arrived in Ardenweald in the Shadowlands. From there, we took a flier to the central city of the Winter Queen.

I sat on the public flier and stared in awe. This land was comparable in beauty to the Emerald Dream — only the color palette was entirely different. The Dream was all green; here it was blue and purple.

Like the Dream, there were enormous trees, many exotic creatures, and gigantic, wonderfully fragrant blossoms.

As soon as we landed, Nila linked arms with me and led us straight to the palace of the Winter Queen — the realm’s ruler.

»Don’t tell me you were raised by Lady Moonberry,« I joked, eyeing her sideways, because Nila didn’t strike me as nearly as dreamy as Nirvana.

»Not quite,« she grinned. »You’ll meet my mom soon, don’t worry.«

It got more and more confusing. She didn’t resemble the butterfly-winged elves here in the slightest, let alone the other beings: treefolk, massive insects, fauns, and so on.

She looked apologetic. »To be honest, I didn’t just bring you along so you’d understand me better.«

That got my attention. I stopped. »Then why?«

»My mom, well … she has strong opinions when it comes to certain topics. She thinks I should behave ‘appropriately,’ if you know what I mean.«

»Appropriately… Are you like a princess or something?« I teased. »Am I supposed to shield you from her wrath when you tell her about George?«

She nodded and looked visibly nervous. »Yes, please.«

»I don’t know if I can pull that off,« I admitted as we entered the vast central area of the Queen’s residence — and I noticed, almost in passing, that everyone we passed greeted Nila as if it were the most natural thing in the world.

We headed straight toward one of the tiny butterfly-winged elves who was happily fluttering in place in the middle of the hall.

»Can we go up to her?« Nila asked the elf in a friendly tone, and when the elf nodded, three others picked us up and carried us to the upper levels, which were only accessible to select individuals.

 We were set down on our own feet again — of all places, right in front of the Winter Queen herself. At least I assumed it was her. 

I had heard of her before: an imposing figure, incredibly tall, draped in flowing blue robes, her skin a bluish hue, and her kind face framed by crown-like ridges that made her look like the heart of a blooming flower.

»Hi Mom.« Nila walked straight up to the queen, who bent down to embrace her. A radiant smile appeared on her floral face.

»Nihilora, my dear daughter. Are you well today? It’s always a pleasure to see you, but I wasn’t expecting you.«

»I wanted to show my friend Teyla where I come from.«

The queen’s gaze fell upon me. »Welcome, Teyla,« she nodded kindly.

»Thank you, Your Majesty,« I replied with a small bow and a smile. I was still coming to terms with the fact that Nila was the daughter of a queen. Apparently, I could never quite escape the nobility I so often tried to avoid.

To be continued …

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