Stormrider - Teil 103

Der dichte Wald war von Nebel durchzogen. Ich folgte ihm auf dem Weg. Ich würde ihm überallhin folgen, das wusste ich irgendwoher mit absoluter Gewissheit.
Er verschwand auf dem schmalen Pfad im Nebel, und als ich ihn fast erreicht hatte, hatte er sich bereits zu mir umgedreht.
Ich sah ihn mir genauer an. Der junge Drache in seinem humanoiden Antlitz kam, von einem dunklen Schatten gefolgt, auf mich zu. Er war ein Welpe, wahrscheinlich nicht älter als drei Jahre. Er lächelte mich an, und sein Lächeln war mir vertraut. Natürlich war es das. Es war Wrathions Lächeln. Er war unser Sohn, ein paar Jahre in der Zukunft, das wusste ich mit Sicherheit.
»Ich liebe euch, vergesst das niemals. Vor allem nicht, dass ich nicht a…«, sagte er – und dann ging er unvermittelt in Flammen auf, als hätte Drachenfeuer ihn aus dem Nichts getroffen. Er verbrannte vor meinen Augen, bis lediglich ein Häufchen Asche von ihm übrig war.
Ich konnte mich nicht bewegen, konnte nichts anderes tun, als hilflos zuzusehen. Der Schatten hinter ihm war verschwunden, als ich noch einmal hinsah.
Mein Herz brach. Ich öffnete meinen Mund. Ich wollte brüllen, doch es kam kein Ton.
Mit einem entsetzten Laut fuhr ich im Bett hoch und keuchte.

Unser Sohn. Oh du liebe Güte, warum träumte ich so grässliche Dinge?
Meine Hand griff unwillkürlich an meinen Bauch, als müsste ich mich vergewissern, dass er noch dort war – sicher, warm und wohlbehütet in seinem Ei.
Ich atmete schwer, als wäre ich die Treppen im Turm im Galopp hinaufgerannt, und ohne dass es mir bewusst war, hatte ich Wrathion geweckt.
Er richtete sich neben mir auf, spürte meinen Schrecken, war augenblicklich in Alarmbereitschaft.
»Was ist? Was hast du, Liebste?«

Meine Augen füllten sich mit Tränen, und beim Klang seiner Stimme sah ich wieder das Gesicht unseres Kleinen vor mir, dessen Lächeln und Stimme so sehr Wrathion ähnelten. Ich schluckte, ein Kloß im Hals, als ich versuchte zu antworten.
»Unser Sohn …«, brachte ich unter Schluchzen hervor. »Unser Sohn ist … verbrannt. Ich … ich konnte nichts dagegen tun. Es war entsetzlich.«
Ich heulte wie ein Schlosshund in seinen Armen.

Dieser Traum hatte mich tiefer verunsichert, als ich mir eingestehen wollte. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, redete ich mir ein, es sei doch nur ein Traum gewesen. Dass unserer Familie niemand etwas antun würde.
Aber die Angst kroch wie ein Dieb in mein Herz. Leise, unerbittlich.
Vermutlich hatte allein die Erwähnung dieser grässlichen Ravina ausgereicht, um solche Bilder heraufzubeschwören. Ich versuchte, mich damit zu beruhigen. Es gelang mir kaum.

Wrathion machte sich – natürlich – Sorgen. Es lag in seiner Natur, sich um unsere Sicherheit Gedanken zu machen. Noch während er mich hielt, wollte er jedes Detail wissen. Meine Schilderung jedoch trug nicht eben zu seiner Beruhigung bei.
Nur als ich ihm davon erzählte, wie sehr unser Sohn ihm geglichen hatte, huschte ein winziges Lächeln über seine Lippen.

Er versuchte gar nicht erst, seine Befürchtungen vor mir zu verbergen. Ich spürte sie deutlich – als wären sie meine Eigenen.
»Ihr beide seid mein Leben«, sagte er leise, legte seine Hand zärtlich auf meinen Bauch. »Und mein Leben verteidige ich mit allem, was ich habe.«
Er beugte sich zu mir herab und küsste mich – tief, entschlossen, als wolle er all meine Ängste fortküssen.

Ich ließ mich zurück in die Kissen sinken, zog ihn mit mir. Die Welt da draußen existierte nicht mehr. Nur Wrathion und ich.
Ich legte alles in diesen Kuss: meine Liebe, meine Sehnsucht, meinen Hunger nach ihm.
Er seufzte, küsste mein Gesicht, meinen Hals, meine Brust, meinen Bauch. Mit jeder Berührung entzündete er etwas in mir.
Die Erinnerung an unser Vaelithar flammte auf – wir stöhnten beide.
»Rath …«, seufzte ich voller Verlangen. Er wusste, was ich wollte.
Seine Küsse wanderten an meinem Hals entlang, bis er die Stelle fand.
Er biss mich, schloss die Augen und hielt mich zwischen seinen Zähnen gefangen, wie damals bei unserer Vereinigung.
Mein innerer Vulkan brach aus. Ich explodierte, zerfloss zu glühender Lava. Seine Hitze wurde zu meiner, bis ich nicht mehr wusste, wo ich endete und er begann.
Dieser Schmerz war betörend. Er war mehr als Begehren. Er war Erinnerung. Verbindung.
Fast so betörend, wie jener andere Schmerz, den wir beide zusammen erlebt hatten.

 

Es war im Portalunterricht, als ich eine neue Präsenz in meinem Geist spürte.
Nicht Wrathion.
Keine Stimme, nur … eine Nähe.
So als wäre jemand da, ganz nah, und doch still.
Sie war leise, zurückhaltend, fast schüchtern.

Dann begannen die Bilder: winzige Hände, winzige Füße, ein kleiner Schwanz, eine Nase. Unser Sohn.
Eine Welle aus purem Glück überschwemmte mich. Ich saß einfach nur da und lächelte still in mich hinein.
»Ich kann ihn sehen. Du auch?«
Ich sandte Wrathion die Bilder, bekam seine Freude als Antwort.
»Ja, ich sehe ihn auch«, sagte er in meinen Gedanken. »Er ist so winzig. Ich liebe euch beide maßlos.«
Die Gefühle, die er mir sandte, waren so intensiv, dass ich einen Moment lang einfach darin badete.

»Geht’s dir gut?«, riss mich Nila aus meiner Versunkenheit.
Ich blinzelte, kehrte in die Realität zurück.
»Alles gut«, lächelte ich sie an. »Ich habe nur eben meinen Sohn gesehen.«
»Ihr Drachen seid in so vielerlei Hinsicht im Vorteil«, seufzte sie – etwas zu laut, sodass Jaina ihr einen tadelnden Blick zuwarf.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 103

The dense forest was veiled in mist. I followed him along the path. I would follow him anywhere — I knew this with absolute certainty from somewhere deep inside.

He vanished into the fog on the narrow trail, and just as I almost reached him, he had already turned to face me.

I looked at him more closely. The young dragon, wearing a humanoid visage, approached me, followed by a dark shadow. He was a whelp, probably no older than three years. He smiled at me — and that smile was so familiar. Of course it was. It was Wrathion’s smile. He was our son, a few years into the future, I knew that for sure.

»I love you. Never forget that. Especially not that I’m not a…«, he said — and then, suddenly, he was engulfed in flames, as if dragonfire had struck him out of nowhere. He burned before my eyes until only a small heap of ash remained.

I couldn’t move, couldn’t do anything but watch helplessly. The shadow behind him had vanished when I looked again. My heart shattered. I opened my mouth, wanted to roar, but no sound came out. With a startled gasp, I sat upright in bed, panting.

Our son. Oh Light, why was I dreaming such horrific things? My hand instinctively reached for my belly, as if I needed to reassure myself that he was still there — safe, warm, cradled within his egg. I was breathing heavily, as if I had sprinted up the tower stairs, and without even realizing it, I had woken Wrathion.

He sat up beside me, sensing my terror, instantly alert. »What is it? What’s wrong, my heart?«

Tears welled up in my eyes, and at the sound of his voice, I saw again the face of our little one — whose smile and voice so resembled Wrathion’s. I swallowed hard, a lump in my throat as I tried to answer. »Our son…«, I choked out through sobs. »Our son burned. I… I couldn’t stop it. It was terrible.« I sobbed uncontrollably into his arms.

That dream had unsettled me more deeply than I wanted to admit. Even after I had calmed down somewhat, I kept telling myself it was just a dream. That no one would harm our family. But the fear crept into my heart like a thief. Quiet, relentless. Perhaps just the mere mention of that wretched Ravina had been enough to conjure such images. I tried to console myself with that thought. It barely worked.

Wrathion, of course, was worried. It was in his nature to worry about our safety. Even while he held me, he wanted to know every detail. Yet my account did little to ease his mind.

Only when I described how much our son had looked like him did a faint smile play across his lips. He didn’t even try to hide his concerns from me. I could feel them — as clearly as if they were my own. »You two are my life,« he said softly, laying his hand tenderly on my belly. »And I will protect my life with everything I have.«

He leaned down and kissed me — deep, determined, as if he could kiss away all my fears.

I let myself sink back into the pillows, pulling him with me. The world outside ceased to exist. Only Wrathion and I remained. I poured everything into that kiss: my love, my longing, my hunger for him.

He sighed, kissed my face, my neck, my chest, my belly. With every touch, he ignited something inside me. The memory of our Vaelithar flared up — we both groaned.

»Rath…«, I sighed, full of desire. He knew exactly what I wanted.

His kisses wandered down my neck until he found the spot. He bit me, closed his eyes, and held me gently between his teeth, just like he had during our mating.

My inner volcano erupted. I exploded, melting into molten lava. His heat became mine until I no longer knew where I ended and he began. This pain was intoxicating. It was more than desire. It was memory. Connection. Almost as intoxicating as that other pain we had shared.

 

It was during portal training when I sensed a new presence in my mind. Not Wrathion. No voice, just… a nearness. As if someone was there, very close, yet silent. It was quiet, reserved, almost shy. Then came the images: tiny hands, tiny feet, a little tail, a nose. Our son. A wave of pure joy washed over me. I simply sat there, smiling softly to myself.

»I can see him. Can you?« I sent Wrathion the images, receiving his joy in return.

»Yes, I see him too,« he said in my thoughts. »He’s so small. I love you both — immeasurably.« The feelings he sent were so intense that I simply basked in them for a moment.

 

»Are you okay?« Nila’s voice pulled me from my reverie.

I blinked, returning to reality. »All good,« I smiled at her. »I was just seeing my son.«

»You dragons have so many advantages,« she sighed — a bit too loudly, earning herself a scolding look from Jaina.

 

To be continued …

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a cartoon of a dragon sitting in a grassy field

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