
Stormrider - Teil 101
Mein Liebster strahlte bei Nyras Worten heller als jeder Stern.
Der Gedanke, dass der wahnsinnige Neltharion sein Vater sein könnte, hatte stets schwer auf ihm gelastet – und ich freute mich aufrichtig, dass sich dieser Verdacht als unbegründet erwies.
Dass Neltharion dennoch sein Großvater war, schien ihn weit weniger zu belasten.
»Zu dieser Zeit waren wir fast am Ende unseres Vaelithar, kurz vor der Paarung«, fuhr Nyra fort. »Shad wollte danach noch seine Eltern besuchen, die sehr abgelegen in Darkshore lebten – seinem Geburtsort. Sie taten niemandem etwas zuleide.
Er ging allein. Er …« – ihre Stimme brach.
»Er wurde angegriffen. Der rote Schwarm hat ihn und seine Eltern überfallen – alle drei starben an diesem Tag.«
Tränen liefen über ihre Wangen. Und ich verstand langsam, wie aus ihr die Drachin mit dem eisernen Gemüt geworden war.
»Er kehrte nicht zurück. Er antwortete nicht auf meine Rufe. Ich flog zu dem Ort, um zu sehen, was geschehen war.
Noch heute wache ich schreiend auf – das Bild ihrer zerstörten Körper und ihres Heims … es verfolgt mich bis heute.«
Oma legte ihr tröstend den Arm um die Schultern.
Nyra nickte ihr dankbar zu. »Danke. Es tut gut, auch wenn es schwerfällt.
Meine Welt war zusammengebrochen – mein Gefährte, seine Familie, alles verloren. Ich wollte sterben. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Ich blieb einfach dort – bis mich der rote Schwarm aufgriff und gefangen nahm. Sie hielten mich monatelang fest, bis ich meine Eier gelegt hatte. Den Rest kennt ihr ja.«
»Als die Trauer langsam erträglicher wurde, schwor ich Rache.
Ich suchte einen Ausbilder – jemanden, der mir eine tödliche Magie beibringen konnte.
Ich fand ihn beim Schattenhammerkult und wurde dort zu einer Schattensprecherin.«
»Uff.«, machte Wrathion. »Krass – aber auch … verständlich.«
»Dass der ganze Haufen genauso durchgeknallt war wie mein Vater, müssen wir nicht diskutieren.
Aber ihre Ausbildung war exzellent.
Nach meinem Austritt ging ich nach Sturmwind, bewarb mich beim König für die Garde.
Anfangs war man misstrauisch – doch ich überzeugte sie von meinem Wert und stieg in den Rängen auf. Sie wussten, dass ich ein Drache bin – aber nie, wer ich bin.«
»Und was hat dich dann zur Professorin gemacht?«, fragte ich.
»Bei der königlichen Garde reden sie viel. Irgendwann hörte ich von einem Drachen, der bei den Kirin Tor ausgebildet wurde.
Ein Schwarzer.
Und dieser Drache war mit einem weiteren aus seinem Schwarm verbunden – einem gewissen Wrathion. Ich wurde hellhörig.
Das Alter passte.
Ich kontaktierte Khadgar. Und er bestätigte mir, dass du einer meiner Söhne warst –
einer der wenigen, die Rheastraza vor Neltharions Angriff in Sicherheit gebracht hatte.«
Sie sah Wrathion liebevoll an.
»Khadgar bot mir den Posten als Professorin an, ohne dass ich darum gebeten hatte.
Damit ich in eurer Nähe sein konnte.
Und nachdem ich vom Angriff auf euch hörte, wusste ich, dass ich zusagen musste.
Trotz mancher inkompetenter Studenten – es macht mir sogar Spaß.«
»Hört, hört«, grinste ich breit.
»Willkommen in unserer Familie«, sagte Oma schließlich, und zog Nyra in eine liebevolle Umarmung.
Die Nacht war mild, als ich hinausging.
Wrathion saß allein auf der Bank vor dem Haus und starrte in den Sternenhimmel.
Seine Gedanken waren noch bei Nyra – und bei seinem Vater, Shadraxar.
Ich sagte nichts, setzte mich einfach neben ihn und lehnte mich an seine Schulter.
»Geht’s dir gut?«, fragte ich nach einigen Minuten.
»Ja. Ich denke nur nach. Ich kann es immer noch nicht fassen – ich lag all die Jahre falsch.
Mein Vater war nicht Neltharion.
Und weil ich das geglaubt habe, habe ich mir so vieles selbst genommen.«
Er seufzte.
»Ich hatte keine Kindheit. Keine Jugend. Ich dachte nur darüber nach, wie ich seine Schuld tilgen könnte.
Es gab nie ein anderes Ziel.«
Er schüttelte langsam den Kopf.
»Nyra hat mir heute ein Geschenk gemacht, größer als sie selbst ahnt.
Ich erinnerte mich vorhin wieder an eine Hochzeit, bei der ich damals war …«
»Welche Hochzeit?«, fragte ich, überrascht. Davon hatte er nie erzählt.
»Thalyssra und Lor’themar – die Herrscher von Suramar und Silbermond.
Das war nach dem Sieg über N’Zoth. Ich wurde als Held geladen, aber ich wollte nicht hingehen.
Ich hasse diese Erinnerung.«
»Wieso? Hochzeiten sind doch etwas Schönes.«
»Nicht, wenn du dich fühlst wie ein Fremdkörper.
Alle um mich herum waren glücklich. Verlobte, Freunde, Familien.
Ich war … allein.
Kein Zuhause. Kein Rückhalt.
Ich hatte mich selbst isoliert.
Und dachte, sie alle sehen in mir nur den Sohn des Wahnsinnigen.
Ich war zynisch, sarkastisch, betäubt. Ich trank. Jemand machte eine dumme Bemerkung – und ich verlor die Kontrolle.«
Er lachte plötzlich leise.
»Wenn ich so darüber nachdenke … ich war meiner Mutter an diesem Tag gar nicht so unähnlich.«
»Einige, wie Kalec, haben mich nie als Monster gesehen – das weiß ich heute.
Aber viele andere schon.
Und ich habe es ihnen leicht gemacht.«
Er hielt inne, dann sah er mich an.
»Ich dachte wirklich, ich hätte keine Wahl, als die Schuld eines Vaters zu tragen, den ich nie kannte.
Und jetzt weiß ich: Ich bin nicht sein Erbe. Ich bin das Kind einer Liebe.
Ich war nie allein – ich habe es nur geglaubt.«
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 101
»My beloved shone brighter than any star at Nyra’s words.
The thought that the insane Neltharion might be his father had always weighed heavily on him — and I was truly glad that this suspicion had proved unfounded.
That Neltharion was still his grandfather seemed to trouble him much less.
»Back then, we were nearing the end of our Vaelithar, right before the mating,« Nyra continued. »Shad wanted to visit his parents afterward, who lived far away in Darkshore — his birthplace. They never harmed anyone.
He went alone. He…« — her voice broke.
»He was attacked. The red flight ambushed him and his parents — all three died that day.«
Tears ran down her cheeks. And I slowly understood how she had become the dragoness with the iron will.
» He never returned. He didn’t answer my calls. I flew to the place to see what had happened.
To this day I wake up screaming — the image of their broken bodies and their home… it haunts me still.«
Grandma gently placed an arm around her shoulders. Nyra nodded gratefully.
»Thank you. It helps, even though it’s hard.
My world had collapsed — my mate, his family, all gone. I wanted to die. I couldn’t think clearly anymore.
I just stayed there — until the red flight found and captured me. They kept me locked up for months until I laid my eggs. The rest you already know.«
»As the grief slowly became bearable, I swore revenge.
I searched for a teacher — someone who could teach me deadly magic.
I found him with the Twilight’s Hammer cult and became a Shadow Speaker there.«
»Wow,« Wrathion said. »Intense — but… understandable.«
»That whole lot was as unhinged as my father — we don’t need to discuss that.
But their training was excellent.
After I left, I went to Stormwind and applied to the royal guard.
At first, they were suspicious — but I proved my worth and rose through the ranks. They knew I was a dragon — but never who I truly was.«
»So what made you a professor?« I asked.
»There’s a lot of talk in the royal guard. At some point, I heard of a dragon who was being trained by the Kirin Tor.
A black one.
And this dragon was bonded with another from his flight — a certain Wrathion. My ears perked up.
The age matched.
I contacted Khadgar. And he confirmed that you were one of my sons —
one of the few Rheastraza had saved from Neltharion’s attack.«
She looked at Wrathion with affection.
»Khadgar offered me the position as professor without me even asking.
So I could be near you both.
And when I heard about the attack on you, I knew I had to accept.
Despite some incompetent students — I actually enjoy it.«
»Well, well,« I grinned broadly.
»Welcome to our family,« Grandma finally said and pulled Nyra into a warm hug.
The night was mild when I stepped outside.
Wrathion sat alone on the bench in front of the house, gazing up at the stars.
His thoughts were still with Nyra — and with his father, Shadraxar.
I said nothing, simply sat beside him and leaned against his shoulder.
»You alright?« I asked after a few minutes.
»Yeah. Just thinking. I still can’t believe it — I was wrong all these years.
Neltharion wasn’t my father.
And because I believed that, I robbed myself of so much.«
He sighed.
»I had no childhood. No youth. All I thought about was how to make up for his sins.
There was never any other purpose.«
He shook his head slowly.
»Nyra gave me a gift today greater than she even realizes.
I remembered a wedding earlier…«
»What wedding?« I asked, surprised. He had never told me about that.
»Thalyssra and Lor’themar — rulers of Suramar and Silvermoon.
That was after the victory over N’Zoth. I was invited as a hero, but I didn’t want to go.
I hate that memory.«
»Why? Weddings are usually beautiful.«
»Not when you feel like an outsider.
Everyone around me was happy. Engaged, with friends, with family.
I was… alone.
No home. No support.
I had isolated myself.
And I thought they all saw only the son of a madman.
I was cynical, sarcastic, numb. I drank. Someone made a stupid remark — and I lost it.«
He laughed softly.
»Looking back… I wasn’t all that different from my mother that day.«
»Some, like Kalec, never saw me as a monster — I know that now.
But many others did.
And I made it easy for them.«
He paused, then looked at me.
»I truly thought I had no choice but to carry the guilt of a father I never knew.
And now I know: I’m not his legacy. I’m the child of love.
I was never alone — I just believed I was.«
To be continued …
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