Stormrider - Teil 140
»Natürlich nicht. Das kannst du gar nicht. Aber du musst diesen Köder zur verlockendsten Frucht weit und breit machen – und ihn dann loslassen. Wenn wir vor Ort sind, erschaffst du das Abbild – und legst all dein Sehnen, all deine Liebe hinein, als wäre es wirklich er. Der Bann wird sich darauf stürzen wie ein ausgehungertes Tier und von Wrathion selbst ablassen. Wir bringen ihn in Sicherheit – Dann lässt du los. Nur so funktioniert es.«
»Klingt nicht so arg schwierig.«, murmelte ich und versuchte zu lächeln.
Wie fast jeden Tag saß mein kleiner Shadraxar auf der Wiese und beobachtete uns.
Nyra ging langsam um ihn herum, murmelte etwas, das ich nicht verstand.
Dann kam sie wieder zu uns. »Nun – wir werden sehen, wie leicht es dir fällt. Bist du bereit?«
Ich starrte sie an. »Du meinst … Shaddy …«, flüsterte ich fassungslos.
»… sitzt gerade in einem Schwarzdornbann. Gib alles, Kleines.«
Ich schluckte. »Geht’s dir gut, Shaddy?«
»Alles okay, Mom. Komm her und rette mich.«, grinste er fröhlich.
Ich holte tief Luft, dann begann ich mit dem Thal’Sharan-Gegenstück zum Spiegelzauber.
Ein durchscheinendes Abbild meines Sohnes erschien neben dem – für mich unsichtbaren – Käfig.
»Sieh nicht Shaddy an. Sieh das Abbild an. Mit all der Liebe, die du für ihn empfindest. Schick ihm alles, was du hast.«
Ich schaute. Ich schickte. Ich fühlte.
Aber es war nicht genug.
Der Käfig bewegte sich nicht.
Nicht um einen Millimeter.
»Es klappt nicht!«, rief ich frustriert nach über einer halben Stunde, während der nichts geschehen war.
»Versucht es noch mal.«, sagte Nyra unbeirrt.
Wir versuchten es erneut.
Ich sammelte alles – Liebe, Sehnsucht, Hoffnung – aber der Bann rührte sich nicht.
Er interessierte sich für das Abbild nicht im Geringsten. Und ich fragte mich, wie viele Hürden noch zwischen mir und meinem Liebsten auf mich warten würden.
Ich hielt mich inzwischen von Dalaran so fern, wie ich konnte. Meist teleportierte ich mich direkt von zu Hause aus zum Unterricht – und zurück. Doch an diesem Donnerstag Mittag wollte Nila unbedingt mit mir zu Indra ins Gasthaus, um unseren Fortschritt mit der Sphäre zu feiern, und ich wollte sie nicht enttäuschen.
Wir hatten uns gerade gesetzt und Essen und Getränke bestellt, als eine Gruppe Erstsemester lachend zur Tür hereinkam.
Sie sahen sich um – und ihr Blick blieb an uns hängen.
Eine groß gewachsene blonde Elfe flüsterte der Draenei neben sich etwas zu. Und mir wurde unbehaglich.
Sie kamen näher, als sie erkannten, dass wir Mitschüler waren, und blieben an unserem Tisch stehen.
»Bist du nicht der Drache, über den gerade die ganze Stadt redet?«, fragte die Blonde mit einem herausfordernden Unterton.
»Keine Ahnung.«, lächelte ich gelassen. »Ihr seid der neue Jahrgang, oder?«
Die beiden warfen sich vielsagende Blicke zu.
»Ich denke, sie ist es.«, nickte die Draenei. »Die Verkäuferin im Käseladen hat sie genau so beschrieben …«
»Was soll das?«
»Du weißt es wirklich nicht, oder?«, fragte die Draenei mit hämischem Grinsen.
»Ich weiß was nicht?«, fragte ich, mittlerweile ziemlich genervt.
»Die Leute in dieser Stadt wollen dich hier nicht.«, erklärte die Blonde hochnäsig. »Weil du nicht weißt, wie man sich benimmt.«
Ich stöhnte. Musste das wirklich sein?
Diese lästigen Lügen waren wie eine Krankheit, die sich immer weiter ausbreitete.
Nila stand so langsam auf, dass ihr Stuhl ein lang gezogenes quietschendes Geräusch auf dem Boden erzeugte. Ihre Stimme war leise, aber scharf wie ein Dolch.
»Verschwinde, Grünschnabel. Bevor ich dich in eine Qualle verwandle.«
»Uhh, seht her …«, höhnte die Blonde, ohne sich beeindrucken zu lassen. »Die Freundin des Lügendrachens. Die Meerjungfrau, oder? Jetzt hab ich aber Angst.«
Ihr Grinsen war reines Gift.
»RAUS HIER!«, donnerte Indras Stimme plötzlich hinter uns. »Verschwindet aus meinem Gasthaus – und lasst euch hier nie wieder blicken! Ich melde euch beim Schulleiter.«
»Ist ja schon gut.«, sagte die Blonde mit einem abfälligen Blick über die Einrichtung. »Hier wären wir sowieso nicht geblieben. Viel zu ärmlich.«
Dann drehten sie sich um und verließen das Gasthaus.
Indra sah ihnen nach, dann trat sie an unseren Tisch. »Es tut mir leid.«, sagte sie mitfühlend. »Diese Stadt spielt im Moment vollkommen verrückt.«
Der Tag der Prüfung war endlich gekommen.
Während alle anderen nichts anderes als die Sphäre im Kopf hatten, war ich einfach nur froh, wenn ich es endlich hinter mir hatte.
Ravinas Gerüchteküche hatte sich – sobald ich mich in der Stadt aufhielt – längst in einen wahren Spießrutenlauf verwandelt, und ich wollte einfach nur noch weg von hier.
Vor dem Vel’Arcanth schien sich die halbe Schule versammelt zu haben.
Überall standen Schüler in kleinen Gruppen zusammen, besprachen Strategien, tauschten Methoden aus oder erzählten sich Witze, um ihre Nervosität zu überspielen – denn ihr Lachen war eindeutig zu laut, zu schrill.
Unsere Gruppe war als Nächstes an der Reihe. Die anderen warteten bereits direkt vor den Toren des Prüfungsraums auf mich.
High Fives von Rodney. »Alles gut?«
»Klar.«, nickte ich. »Wird schon.«
Nila und Nirvana bekamen eine Umarmung, während Malia – wie inzwischen fast immer – so tat, als gäbe es mich gar nicht.
Die Flügeltüren öffneten sich, und die Gruppe, die vor uns geprüft worden war, kam sichtlich erleichtert heraus.
»Kommt herein.«, sagte ein lächelnder Kirin Tor, der es sich wohl zur Aufgabe gemacht hatte, die nervösen Prüflinge an diesem Tag aufzumuntern.
Drinnen erwartete uns Khadgar.
»Willkommen zur heutigen Abschlussprüfung.«, begrüßte er uns freundlich – und war das ein Zwinkern in meine Richtung?
Seit meiner Anhörung hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Ich hatte auch keinen Gedanken daran verschwendet, was er jetzt tat. Dafür würde später noch genug Zeit sein – wenn Wrathion endlich wieder bei mir war.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 140
»Of course not. You couldn’t if you tried. But you need to make this decoy the most tempting fruit far and wide – and then let it go. When we’re on site, you’ll create the image – and pour all your longing, all your love into it as if it were really him. The seal will pounce on it like a starving beast and let go of Wrathion himself. We’ll get him to safety – and then you let go. That’s the only way it works.«
»Doesn’t sound too hard,« I muttered, trying to smile.
As on most days, my little Shadraxar sat on the grass, watching us.
Nyra slowly walked around him, murmuring something I didn’t understand.
Then she returned to us. »Well – we’ll see how easy it really is for you. Are you ready?«
I stared at her. »You mean … Shaddy …« I whispered, stunned.
»… is currently inside a Blackthorn Seal. Give it everything you’ve got, little one.«
I swallowed. »You okay, Shaddy?«
»All good, Mom. Come save me,« he grinned cheerfully.
I took a deep breath and began the Thal’Sharan counterpart to the mirror spell.
A translucent image of my son appeared next to the – for me invisible – cage.
»Don’t look at Shaddy. Look at the image. With all the love you feel for him. Send him everything you’ve got.«
I looked. I sent. I felt.
But it wasn’t enough.
The cage didn’t move.
Not an inch.
»It’s not working!« I cried out in frustration after more than half an hour of nothing happening.
»Try again,« Nyra said steadily.
We tried again.
I gathered everything – love, longing, hope – but the seal didn’t budge.
It had no interest in the image whatsoever. And I wondered how many more obstacles still stood between me and the one I loved.
I now kept as far away from Dalaran as I could. Most days I teleported straight from home to class – and back.
But that Thursday afternoon, Nila insisted we go to Indra’s tavern to celebrate our progress with the sphere, and I didn’t want to disappoint her.
We had just sat down and ordered food and drinks when a group of first-years came laughing through the door.
They looked around – and their eyes locked on us.
A tall blonde elf whispered something to the draenei next to her. I felt uneasy.
They approached when they realized we were fellow students, and stopped at our table.
»Aren’t you the dragon everyone’s talking about right now?« the blonde asked with a challenging tone.
»No idea,« I said calmly. »You’re the new class, right?«
The two exchanged telling looks.
»I think she is,« the draenei nodded. »The cheese shop lady described her exactly …«
»What’s this about?«
»You really don’t know, do you?« the draenei asked with a smug grin.
»Don’t know what?« I asked, now quite annoyed.
»The people in this town don’t want you here,« the blonde declared haughtily. »Because you don’t know how to behave.«
I groaned. Was this really happening?
These stupid lies were like a disease, spreading more and more.
Nila stood up so slowly that her chair made a long screeching noise across the floor. Her voice was quiet but sharp as a dagger.
»Get lost, fledgling. Before I turn you into a jellyfish.«
»Ooh, look at this …« the blonde sneered, unimpressed. »The liar dragon’s girlfriend. The mermaid, right? Now I’m really scared.«
Her grin was pure poison.
»OUT!« Indra’s voice thundered behind them. She stepped from the background, arms crossed, her gaze deadly.
»Get out of my tavern – and don’t ever come back! I’ll report you to the headmaster.«
»Whatever,« the blonde said with a disdainful glance at the decor. »We wouldn’t have stayed here anyway. Too shabby.«
Then they turned and left the tavern.
Indra watched them go, then stepped up to our table. »I’m sorry,« she said with sympathy. »This town has completely lost it lately.«
The day of the exam had finally come.
While everyone else had nothing but the sphere on their minds, I was simply glad it would soon be over.
Ravina’s rumor mill had turned being in the city into a gauntlet, and I just wanted to get away from here.
In front of the Vel’Arcanth, it seemed like half the school had gathered.
Everywhere, students stood in small groups, discussing strategies, exchanging methods, or telling jokes to mask their nerves – their laughter was far too loud, too shrill.
Our group was up next. The others were already waiting for me right outside the exam hall.
High fives from Rodney. »All good?«
»Sure,« I nodded. »We’ve got this.«
Nila and Nirvana got a hug, while Malia – as she had for a while now – pretended I didn’t exist.
The double doors opened, and the group before us came out visibly relieved.
»Come in,« said a smiling Kirin Tor, who seemed to have taken it upon himself to cheer up the nervous examinees.
Inside, Khadgar awaited us.
»Welcome to today’s final exam,« he greeted us kindly – and was that a wink in my direction?
I hadn’t seen him since my hearing. I hadn’t spared a thought for what he was doing now.
There would be time for that later – once Wrathion was finally back with me.
To be continued …
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