Stormrider - Teil 136

»Ist es möglich, dass hier noch ein Heiler gebraucht wird?«, erklang eine mir wohlbekannte Stimme vom Weg, der zum Haus führte.
Ich drehte mich freudig um – Nila stand dort, angelehnt an einen von Omas riesigen Walzähnen, der als Eingangspforte diente. Sie grinste.
»Das war echt eindrucksvoll«, stellte sie mit ehrlichem Erstaunen fest.
Ich freute mich aufrichtig, sie zu sehen, und nahm sie in den Arm. »Was machst du denn hier?«
»Ich dachte, ich schau mal vorbei und erkundige mich nach dem Stand der Dinge«, lächelte sie.
»Ich hätt’s dir am Montag sowieso erzählt«, strahlte ich. »Ich bin wieder da.«
»Das sind wirklich großartige Neuigkeiten«, freute sie sich mit mir. »Aber – ich platze hier einfach so rein … ich hoffe, ich störe nicht?«
Ich sah fragend zu Nyra. »Machen wir noch weiter?«
»Nein, wir sind durch.« Sie hatte bereits den Besen in der Hand und kehrte die verkohlten Überreste des Dummys zusammen.
Nachdem wir uns von Carla und Nathiel für heute verabschiedet hatten, setzten wir uns alle in Omas Pavillon.
»Mein Angebot war übrigens ernst gemeint«, sagte Nila, nachdem wir ihr alles erzählt hatten – angefangen bei Wrathions Entführung bis hin zu meiner Anhörung in den letzten Tagen.

Ich wusste, dass sie seit einiger Zeit eine besondere magische Begabung der Ariel in sich trug – sie hatte das arkane Heilen zur Vollendung gebracht, einfach weil es ihr lag. Und sie war eine wahre Meisterin darin, makellose Wasserschilde zu erzeugen, die allen Unannehmlichkeiten mühelos widerstehen konnten. Da es an unserer Schule allerdings kaum Möglichkeiten gab, diese Gabe wirklich einzusetzen, war ihr Angebot nicht nur allzu verständlich, sondern auch perfekt – wenn Nyra nur einwilligte.
»Das ist wirklich interessant«, sagte Nyra zu meinem großen Erstaunen, nachdem Nila geendet hatte. »Und du wärst wirklich bereit, uns zu helfen – und gegenüber anderen absolutes Stillschweigen zu wahren?«
Nila nickte. »Das bin ich.«
»Dann sei uns willkommen«, bestätigte Nyra.

Ich hatte keine Ahnung, wie mir meine Mitschüler nun begegnen würden, hatte aber die Hoffnung, dass sie die Entscheidung des Schulrates respektierten. Natürlich hatte sich überall herumgesprochen, was passiert war und als ich an diesem Morgen den Gemeinschaftsraum betrat, drehten sich alle zu mir um und starrten mich einen Moment lang so an, als wäre ich der Lich King höchstpersönlich.
Ein paar Mädchen aus dem ersten Jahr sahen zu mir, grinsten und steckten die Köpfe zusammen, wandten sich aber sofort ab, als ich hinsah.
Nirvana stand aus einer der Sitzgruppen am Kamin auf und kam mir entgegen. »Hey du, es ist schön, dass du wieder bei uns bist.«
»Danke.«, entgegnete ich und umarmte sie. Dann entdeckte ich die anderen und ging auf sie zu.
Nila klopfte auf den Platz neben sich und lächelte. »Setz dich.«
»Da bist du ja wieder.«, sagte Rodney erleichtert. »Ich dachte schon, wir müssten unsere Prüfung mit Professor Whitmoore als Geistträger ablegen. Ein furchtbarer Gedanke.« Er lächelte mit entschuldigendem Blick.
»Hi.«, sagte auch Malia jetzt.
»Es tut mir wirklich unendlich leid …«, begann ich und sah sie alle an –
»Ist schon gut. Wirklich.«, unterbrach mich Nila. »Die Wahrheit ist ans Licht gekommen und wir haben ja nicht viel Zeit verloren.«
Ich atmete auf. Zumindest in unserer Gruppe schien der Schaden, der entstanden war, nicht allzu groß ausgefallen zu sein.
»Ich habe uns heute Nachmittag das Vel Arcanth gebucht.«, sagte Nila fröhlich. »Wir müssen mit dem Kram ja mal langsam fertig werden.«

 

»Ich habe leider gar keine guten Neuigkeiten«, sagte Nathiel, nachdem wir unsere Übungen im Garten für heute abgeschlossen hatten.
»Was ist es?«, fragte ich – sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes vermuten.
»Sieh es dir an.« Nathiel reichte mir den Splitter wie ein Versprechen, das man am liebsten zurücknehmen würde.
Er sagte nichts – aber seine Hände zitterten leicht.
Fast unmerklich.
Fast wie Sorge.
Ich schloss die Finger darum. Hielt mir das Glas an die Stirn.
Und fiel.
Dunkelheit.
Dann: glänzende Blitze in rauchiger Asche, wie aus erloschenem Gold.
Der Käfig.
Stand dort wie immer – halb Rauch, halb goldene Blitze, gehalten von uralter Schwurmagie. Die Gitterstäbe pulsierend, als würden sie atmen.
Mein geliebter Wrathion war darin.
Er saß still. Nicht geduckt. Nicht gebrochen.
Nur – gedämpft.
Als hätte der Raum ihn leiser gemacht.
Dann: Schritte.
Ravina trat näher. Ihr Umhang schleifte kaum hörbar über den Boden – wie ein Messer in Samt gewickelt. Eine Wolke penetranten Parfums hing an ihr, zu schwer, zu süß.
Xal’atath folgte – die Leere in Menschengestalt, ein violettes Flimmern, fremdartig und doch auf ihre Art schön.
Sie hielten Abstand. Sie mussten den Käfig nicht betreten – Worte kannten keine Gitter.
»Du siehst müde aus«, säuselte Ravina. »Deine Augen flackern – weißt du, wie schön das ist, wenn man wartet, dass jemand bricht?«
»Stolz ist ein schweres Gewand. Und diesen Käfig trägst du schon viel zu lange«, fiel Xal’atath ihr ins Wort und kassierte einen Seitenblick von Ravina, während sie langsam um den Käfig schritt. Sie betrachtete Wrathion wie ein Tier im Zoo. Einem Zoo, der ihr allein gehörte.
Er antwortete nicht. Aber die Gitter flackerten, als er knurrte.
»Du könntest es beenden«, wisperte Ravina, ganz nah am Käfig. »Du musst dich nur zeigen, mein Liebling. Einmal. Nur dein Gesicht. Und wir reden auf Augenhöhe.«
Sie trat zurück – und lächelte.
Wrathion schloss seine Augen. Er wollte sie nicht sehen.
»Oder wir lassen jemand anderen durch dich sprechen«, schlug Xal’atath mit süffisantem Grinsen vor.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 136

»Is it possible that you’re still in need of a healer?«
A familiar voice called out from the path leading to the house.

I turned around, delighted — Nila stood there, leaning casually against one of Grandma’s enormous walrus tusks that marked the entrance gate. She grinned.
»That was really impressive,« she said, clearly amazed.

I was genuinely happy to see her and gave her a hug. »What are you doing here?«
»I thought I’d drop by and check on how things are going,« she smiled.
»I would’ve told you on Monday anyway,« I beamed. »I’m back.«
»That’s really great news,« she said, happy for me. »But—me just showing up out of nowhere like this … I hope I’m not interrupting anything?«

I looked over at Nyra. »Are we continuing today?«
»No, we’re done.« She already had the broom in hand, sweeping up the charred remains of the dummy.

Once we’d said goodbye to Carla and Nathiel, we all sat down in Grandma’s garden pavilion.

»By the way, my offer was serious,« Nila said after we’d filled her in on everything — from Wrathion’s abduction to my recent hearing.

I knew she had carried a rare magical gift of the Ariel within her for some time — she had perfected the art of arcane healing simply because it came naturally to her. And she was a true master at creating flawless water shields that could withstand nearly anything. Since our school didn’t offer many real opportunities to put her gift to use, her offer was not only completely understandable but also perfect — provided Nyra would agree.

»That’s actually quite interesting,« Nyra said, to my surprise, after Nila finished. »And you’d really be willing to help us — and keep absolute silence about it to everyone else?«
Nila nodded. »I am.«
»Then welcome aboard,« Nyra confirmed.

 

 

I had no idea how my classmates would treat me now, but I hoped they would at least respect the council’s decision. Of course, word had spread quickly about what had happened, and when I entered the common room that morning, everyone turned to look at me like I was the Lich King himself.

A few first-year girls looked at me, grinned, and immediately huddled together, turning away again the moment I glanced in their direction.

Nirvana stood up from one of the armchairs by the fireplace and came over to me. »Hey you, it’s really nice to have you back.«
»Thanks,« I said, hugging her. Then I spotted the others and went over to them.
Nila patted the spot beside her and smiled. »Have a seat.«
»There you are again,« Rodney said with relief. »I was worried we’d have to take our exam with Professor Whitmoore as a spirit guide. A terrifying thought.« He gave me an apologetic smile.
»Hi,« Malia said now too.

»I’m really, truly sorry …« I began, looking at them all —
»It’s fine. Really,« Nila interrupted me. »The truth came out, and we didn’t lose too much time.«

I breathed a quiet sigh of relief. At least in our group, the damage didn’t seem too bad.
»I booked us the Vel Arcanth for this afternoon,« Nila said cheerfully. »We really need to wrap this up soon.«

 

 

»I’m afraid I don’t have any good news,« Nathiel said after we finished our garden exercises for the day.
»What is it?« I asked — his expression didn’t bode well.
»Take a look for yourself.« Nathiel handed me the shard like it was a promise he regretted having made.

He said nothing — but his hands trembled slightly.
Almost imperceptibly.
Almost like … worry.

I closed my fingers around it. Held the shard to my forehead.
And fell.

Darkness.
Then: golden flashes in ashy smoke, like burnt-out gold.

The cage.
Still there as always — part smoke, part lightning, bound by ancient oath-magic. The bars pulsed, as if breathing.

My beloved Wrathion was inside.
He sat still. Not cowering. Not broken.
Just … dulled.
As if the space itself had muted him.

Then: footsteps.
Ravina approached. Her cloak barely made a sound — like a knife wrapped in velvet. A cloud of perfume clung to her, too sweet, too heavy.

Xal’atath followed — the Void in human form, violet shimmer, alien and yet, in her way, beautiful.
They kept their distance. The cage needed no entry — words ignored bars.

»You look tired,« Ravina cooed. »Your eyes flicker — do you know how beautiful that is when you’re waiting for someone to break?«
»Pride is a heavy cloak. And you’ve been wearing this cage for far too long,« Xal’atath cut in, earning a side-eye from Ravina as she slowly circled the cage. She studied Wrathion like an animal in a zoo. A zoo that belonged to her alone.

He didn’t respond. But the bars flickered when he growled.

»You could end this,« Ravina whispered, drawing close to the cage. »You just have to show yourself, my darling. Just once. Just your face. And we’ll speak as equals.«
She stepped back — and smiled.

Wrathion closed his eyes. He didn’t want to see them.
»Or,« Xal’atath offered with a smug grin, »we let someone else speak through you instead.«

 

To be continued …

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