
Stormrider - Teil 132
Mit unserer Prüfungsaufgabe kamen wir auf ganz unterschiedliche Weise klar.
Es gab schlechte Tage – und es gab sehr gute, an denen es fast gelungen wäre, die Rose in der Mitte der Sphäre erscheinen zu lassen.
Unsere Gruppe reservierte jeden verfügbaren Termin, um im Vel’Arcanth üben zu können – denn in einem anderen Raum wäre es ungleich schwerer gewesen, die Sphäre auch nur annähernd zu erzeugen.
Auf eine Weise, die ich nicht ganz verstand, förderte und stabilisierte das Vel’Arcanth die Erzeugung der Concordia, sodass wir an unsere festgelegten Termine gebunden waren.
An diesem Nachmittag warteten wir bereits vor den kristallenen Türen auf den Einlass.
Ich war müde und ausgelaugt vom kräftezehrenden Training mit Nathiel – und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, war meine Ausbildung längst zur Nebenveranstaltung in meinem Leben geworden.
Mein Dasein als Thal’Sharan und die Verantwortung für meine Kinder ließen kaum noch Raum für andere Dinge.
»Du wirkst … schattiger«, stellte Nirvana fest. Sie hatte den Kopf schiefgelegt und sah mich mit prüfendem Blick an. »Irgendwie so, als wärst du nicht ganz hier. Und auch nicht ganz dort.«
»Ich bin nur müde, Nirv. Das ist im Moment leider normal«, sagte ich und tat ihre Bemerkung mit einer beiläufigen Handbewegung ab – auch weil ich genau wusste, wie viel Nirvana tatsächlich zu sehen imstande war.
»Dir folgt ein Schatten«, sagte sie leise, eher zu sich selbst als zu mir. »Ein gebundener Schatten, der unfassbar ist.«
»Sie wird mich noch verraten«, dachte ich und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
»In diesem Turm gibt es mehr Schatten als Schüler«, witzelte ich, halb scherzend, halb nervös.
»Ja. Aber dieser hier hat Hörner und Schuppen«, erwiderte sie mit einem so lieblichen Lächeln, als hätte sie uns gerade ein altes Märchen erzählt.
»Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest, Nirv«, erwiderte ich und bemühte mich dabei, so unschuldig wie möglich zu schauen.
Zu meinem Glück öffneten sich in diesem Moment die Türen zum Übungssaal und die Gruppe vor uns kam plaudernd und lachend heraus.
»Dann mal los«, sagte ich und trat ein.
Ein paar Wochen später gelang uns die Concordia fast schon mühelos. An diesem Morgen wollte Professor Whitmoore das Ergebnis unserer Bemühungen begutachten, bevor wir schließlich in die Prüfungsphase übergehen würden. Alle waren guter Dinge und wir nahmen unsere Positionen ein. Die kleine Professorin ging einmal im Kreis um uns herum und korrigierte hier und dort unsere magische Haltung. Dann setzte sie sich an die Seite des Saales und widmete uns ihre volle Aufmerksamkeit.
Wir begannen.
Der Runenkreis des Vel´Arkanth erwachte unter unseren Füßen, goldenes Licht pulsierte leise mit dem Takt unserer Herzschläge. Ich spürte, wie sich unsere Energien berührten – Nila wie ein ruhiger Strom, Rodney wie ein Fels, Nirvana leicht wie Dunst … selbst Malia war fokussiertes Feuer. Für einen Herzschlag war alles im Gleichgewicht. Fehlten nur noch 76 weitere …
Die Sphäre wuchs.
Glasig, lebendig, atmend.
Dann – eine Störung.
Ein Flackern.
Erst kaum sichtbar – ein zu schneller Herzschlag, ein abgelenkter Blick, ein kleiner Fehler in der Atmung.
Rodneys Erdanker zuckte. Malia reagierte zu schnell – mit Feuer. Die Sphäre ächzte.
Sie verzog sich. Flimmerte. Schrumpfte ein.
Dann expandierte sie plötzlich wie ein lebendiges Wesen im Schmerz.
»Nicht!«, rief Nirvana – aber da war es schon zu spät.
Ein gleißender Blitz schnitt durch den Kreis – das Zentrum riss. Die Sphäre begann zu kollabieren.
Und ich – ich dachte nicht nach. Ich fühlte. Ich riss die Hände hoch und rief mit einer Stimme, die nicht meine war – oder doch. Vielleicht meine wahre.
»Vel’kharon shor’veth nuur—thal’sharan anakar!«
(Sturzflamme, schirme sie—im Namen des Schwurs!)
Ein schemenhafter Schatten neben mir, Nathiel. Ich konnte seinen missbilligenden Blick auf mir spüren. Dennoch half er mir sofort, ohne zu fragen, warum.
Schatten. Glut. Stille. Nathaniels Magie riss durch mich hindurch, eine zweite Haut, ein uraltes Versprechen. Die Concordia stabilisierte sich in einem einzigen, taumelnden Puls – dann stand sie. Wie eingefroren. Unversehrt.
Aber ich …
Ich fühlte es.
Alle sahen es.
Alle hatten mich gehört.
Nathaniels Hauch. Die Runen des Blutschwurs auf meiner Haut, kurz sichtbar wie brennende Glyphen. Der Klang des Thal’Sharan. Das Flackern meiner Schattenflamme.
Professor Whitmoore hatte sich mit offenem Mund erhoben. Ihre Augen weit. Ihre Hände in der Luft eingefroren.
Malia starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an, als hätte ich eben in der Mitte des Saals ein lebendes Kätzchen geopfert.
Rodney wich irritiert zurück. Nila … Nila sah mich, aber ich wusste nicht, wie. Einzig Nirvana stand da und lächelte – ihre Vermutung bestätigt – sanft in sich hinein.
Ich stand einfach nur da und sah hinauf zum Auge des Arcanth, das sich blutrot verfärbt hatte, und jetzt aussah wie das überdimensional große Auge eines zornigen Drachen. Zitternd. Atmend. Enthüllt. »Scheiße!«, dachte ich. Aber es war zu spät. Nichts, was ich jetzt hätte sagen können, konnte mich noch retten.
»Verlasst den Raum. Sofort.«, herrschte Professor Whitmoore uns an. »Alle bis auf Teyla.«
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 132
»We’ve each handled the exam task in our own way.«
There were bad days—and there were really good ones, when we came close to making the Rose appear at the center of the Sphere.
Our group reserved every possible slot to practice in the Vel’Arcanth—because in any other room, it would’ve been almost impossible to create the Sphere at all.
Somehow, in a way I didn’t fully understand, the Vel’Arcanth fostered and stabilized the creation of the Concordia, which meant we were strictly tied to our assigned time slots.
That afternoon, we waited outside the crystalline doors for our turn to begin.
I was exhausted—drained from the demanding training with Nathiel. And if I was honest with myself, school had long since become a secondary concern in my life.
Being a Thal’Sharan—and a mother—left little room for anything else.
»You seem… shadowed,« Nirvana observed. She had tilted her head and was giving me a thoughtful look. »Like you’re not really here. But also not really somewhere else.«
»Just tired, Nirv. That’s become my normal these days,« I replied, brushing off her comment with a casual wave—especially because I knew just how much Nirvana could actually see.
»A shadow follows you,« she said quietly, more to herself than to me. »A bound shadow. One that defies understanding.«
»She’s going to give me away,« I thought, shifting uneasily on my feet.
»There are more shadows than students in this tower,« I said, trying to sound like I was joking, though my voice was thin.
»Yes. But this one has horns and scales,« she replied with such a sweet smile, you’d think she was telling us a fairy tale.
»I really don’t know what you’re talking about, Nirv,« I said, trying my hardest to look innocent.
Thankfully, the doors to the training hall opened at that exact moment, and the group before us came out chatting and laughing.
»Let’s go,« I said and stepped inside.
A few weeks later, the Concordia came to us almost effortlessly.
That morning, Professor Whitmoore wanted to observe our progress before we entered the exam phase.
Everyone was in high spirits as we took our positions.
The tiny professor walked around us in a slow circle, correcting our magical posture here and there, then sat down at the edge of the room and turned her full attention to us.
We began.
The rune circle of the Vel’Arkanth awakened beneath our feet.
Golden light pulsed softly, syncing with the rhythm of our heartbeats.
I could feel our energies touching—Nila like a calm current, Rodney like solid stone, Nirvana light as mist… even Malia was focused fire.
For a single heartbeat, everything was in balance.
Only seventy-six more to go…
The Sphere grew.
Glasslike. Alive. Breathing.
Then—a disruption.
A flicker.
Barely visible at first—a heartbeat too fast, a glance drifting, one breath drawn the wrong way.
Rodney’s earth anchor twitched. Malia reacted too quickly—with fire.
The Sphere groaned.
It twisted. Flickered. Shrank.
Then it suddenly expanded—like a living creature in pain.
»No!« Nirvana cried out—but it was too late.
A blinding flash ripped through the circle—the center tore open. The Sphere began to collapse.
And I—I didn’t think. I felt.
I raised my hands and shouted in a voice that wasn’t mine—or maybe it was. Maybe it was my true one.
»Vel’kharon shor’veth nuur—thal’sharan anakar!«
(Shadowflame, shield them—in the name of the Oath!)
A shadowy figure appeared beside me—Nathiel. I could feel the disapproval in his gaze. But still, he helped me immediately, without question.
Shadow. Embers. Silence.
Nathiel’s magic surged through me, like a second skin—an ancient promise.
The Concordia stabilized with a single, trembling pulse—then held. Frozen. Intact.
But I…
I felt it.
They all saw it.
They all heard me.
Nathiel’s breath. The runes of the blood oath on my skin, briefly visible like burning glyphs.
The sound of the Thal’Sharan.
The flicker of my shadowflame.
Professor Whitmoore had stood up, mouth agape. Her eyes wide. Her hands frozen mid-air.
Malia stared at me with narrowed eyes, as if I had just sacrificed a living kitten in the middle of the hall.
Rodney took a step back, confused.
Nila… Nila looked at me—but I couldn’t tell how.
Only Nirvana stood there, smiling softly to herself—her suspicion now confirmed.
I just stood there and looked up at the Eye of Arcanth, now glowing blood-red—like the oversized eye of an angry dragon.
Shaking. Breathing. Exposed.
»Shit!« I thought.
But it was too late.
There was nothing I could say now that could save me.
»Leave the room. Immediately,« Professor Whitmoore ordered. »All of you—except Teyla.«
To be continued …
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