
Stormrider - Teil 131
Nachdem wir unsere gemeinsamen Übungen für diesen Tag beendet hatten, sagte Nathiel: »Ich hab noch was für dich.«. Er sah mich ernst an. »Sei vorsichtig damit – es ist sprichwörtlich ein Teil von mir.«
Er gab mir einen schwarzglänzenden Kristallsplitter, in dessen Mitte sich immer wieder neue Muster aus glühenden roten Fäden bildeten.
»Was ist das?«, fragte ich und sah ihn an, nachdem ich eine Weile wie gebannt auf die hypnotischen Muster im Kristall gestarrt hatte.
»Es ist eine Erinnerung an etwas, dass ich gestern gesehen habe. Ich habe sie aus einem Teil meiner Essenz erschaffen, damit du sie dir anschauen kannst. Es ist wichtig.«
»Und wie …?«, begann ich zu fragen, doch Nathiel antwortete bereits auf die Frage, die ich noch nicht ganz ausgesprochen hatte.
»Halt ihn an deine Stirn, dann kann das, was ich gespeichert habe, in deine Gedanken übergehen – du wirst sehen, was ich gesehen habe, hören, was ich gehört habe. Aber du solltest dich vorher hinsetzen.«
Ich schaute ihn stirnrunzelnd an, setzte mich aber trotzdem gehorsam ins Gras. »Okay.«
Dann hob ich den Splitter an meine Stirn. Ich wollte Nathiel gerade noch fragen, ob ich ihn richtig halte, doch ich kam nicht mehr dazu.
Ein schwarzer Strudel riss mich fort – so plötzlich, dass mir schwindelig wurde. Ich schloss meine Augen in der Hoffnung, die Übelkeit würde nachlassen. Als ich sie wieder öffnete, war ich nicht mehr im Garten. Ich war an dem Ort, an dem mein Geliebter gefangengehalten wurde.
Doch diesmal stand ich nicht vor dem Käfig, ich war darin. Ich sah die Welt durch Wrathions Augen.
»Wechsle deine Gestalt!«, forderte eine Stimme aus dem Dunkel, ganz nah, kaum greifbar. »Wechsle deine Gestalt und ich mache es dir leichter.«
Die Stimme war nicht Ravinas – das wusste ich sofort. Sie war elegant, glatt, fast verführerisch – und zugleich durchdrungen von einer dunklen, gefährlichen Macht.
Ich vermutete, es war Xal´atath selbst, die da sprach.
Wrathion knurrte.
Ich spürte seinen aufsteigenden Zorn, als wäre es mein Eigener – und doch war da etwas, was ihn zurückhielt. Etwas Mächtigeres als der Schattenkäfig, den er nun schon so lange mit sich trug. Etwas, das ihn lähmte, ihn an Ort und Stelle fesselte.
»Nun, ich werde dich dazu bringen, zu tun, was ich von dir möchte.«, säuselte die Stimme. »Letztlich wirst auch du meinem Angebot nicht widerstehen können.«
Heißer Rauch kräuselte sich aus Wrathions Nüstern. Er war so zornig, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Das nächste Knurren kam tief aus seiner Kehle – roh und gefährlich.
»Warum weigerst du dich, mit mir zu kommunizieren?«, fragte die Stimme. »Meine liebe Freundin hat mir so viel über dich erzählt. Du wolltest Azeroth retten.« Sie lachte – ein Laut wie splitternder Kristall. »Ich will dir genau das anbieten. Das und noch viel mehr. Wenn du unsere Bedingungen erfüllst.«
»Ich bin nicht interessiert an Euren Angeboten.«, antwortete Wrathion – mein Wrathion – mit eisigem Blick in die Dunkelheit, aus dem die Stimme kam.
»Das ist wirklich bedauerlich.«, hauchte sie. »Ich lasse dich dann mal allein … damit du deine Meinung bald änderst, Drache.« Wieder dieses kristallene Lachen, das sich langsam entfernte.
Dann riss mich der Strudel erneut fort – und ich war zurück. Zurück zu Hause.
Ich ließ den Splitter fallen, den ich immer noch in meiner Hand gehalten hatte und keuchte. Nathiel saß neben mir im Gras und sah mich voller Mitgefühl an.
»Xal´atath. Ravina und diese verfluchte Xal´atath arbeiten zusammen.« Die „liebe Freundin“, die sie erwähnt hatte, konnte niemand anderes sein. »Ich muss sofort mit Nyra sprechen.«
»Aus irgendeinem Grund wollen sie sein Antlitz.«, stöhnte ich und sah Nyra an. »Weißt du warum?«
»Ich weiss es nicht sicher, aber ich ahne etwas. Wir sind im Antlitz verletzlicher. Sicherlich nicht körperlich, aber magisch schon.«, antwortete sie ruhig.
In meinen Eingeweiden regte sich etwas wirklich Übles. Entsetzt starrte ich meine Schwiegermutter an. »Das … das war mir nicht bewusst.«
»Er ist ein Drache – an sich schon magisch. Aber zusammen mit dir hat er umfangreiches magisches Wissen gesammelt. Das macht ihn umso wertvoller. In unserer eigentlichen Gestalt zu verbleiben, macht uns magisch weniger angreifbar. Deshalb weigert er sich instinktiv, sein Antlitz einzunehmen.«, stellte Nyra fest.
»Das was er weiß ist doch das gleiche magisches Wissen, wie es jeder Schüler in Dalaran kennt.«, winkte ich ab. »Wie könnte ihn das wertvoll machen?«
»Eine gute Frage. Die Antwort lautet: Ich weiß es nicht. Noch nicht.« Sie sah Nathiel fragend an. »Woher hast du das eigentlich?«
Erst jetzt wurde mir klar, dass ich vor lauter Aufregung völlig vergessen hatte, ihn selbst zu fragen.
»Ich habe – und das ist bei uns ganz normal – Zugang zu vielen Bereichen.
Unentdeckten Zugang, wenn ich das betonen darf«, sagte er mit einem einnehmenden Lächeln. »Über Teyla habe ich diese direkte Verbindung zu Wrathion – und ich habe sie genutzt, um Informationen einzuholen, die uns dienlich sein werden. Das ist alles.«
»Danke, Nathiel. Es war verstörend, das mitanzusehen, aber trotzdem danke ich dir dafür.«, seufzte ich.
Nyra sah uns ernst an. »Wir müssen jetzt sehr viel schneller … sehr viel besser werden.«
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 131
»I’ve got something for you,« said Nathiel after we had finished our joint training session for the day. He looked at me seriously. »Be careful with it—it’s literally a part of me.«
He handed me a glossy black crystal shard, within which glowing red threads continuously formed ever-changing patterns.
»What is it?« I asked, after staring at the hypnotic patterns in the shard for a while, completely entranced.
»It’s a memory of something I saw yesterday. I created it from a part of my essence so you could witness it for yourself. It’s important.«
»And how… ?« I began to ask, but Nathiel was already answering the question I hadn’t quite finished.
»Hold it to your forehead, and what I stored in it will pass into your thoughts—you’ll see what I saw, hear what I heard. But you should sit down first.«
I frowned at him, but obediently sat down in the grass. »Okay.«
Then I raised the shard to my forehead. I was just about to ask if I was holding it the right way, but I never got the chance.
A black vortex pulled me in—so abruptly it made me dizzy. I closed my eyes, hoping the nausea would fade. When I opened them again, I was no longer in the garden. I was in the place where my beloved was being held captive.
But this time, I wasn’t outside the cage—I was inside. I saw the world through Wrathion’s eyes.
»Change your form!« demanded a voice from the darkness, close and elusive. »Change your form, and I’ll make it easier for you.«
The voice wasn’t Ravina’s—I knew that immediately. It was elegant, smooth, almost seductive—and at the same time laced with a dark, dangerous power.
I suspected it was Xal’atath herself speaking.
Wrathion growled.
I felt his rising fury as if it were my own—and yet something was holding him back. Something more powerful than the shadow cage he had carried for so long. Something that paralyzed him, pinned him in place.
»Well, I will make you do what I want,« the voice purred. »Eventually, you too will be unable to resist my offer.«
Hot smoke curled from Wrathion’s nostrils. He was more furious than I had ever seen him. The next growl came from deep in his throat—raw and dangerous.
»Why do you refuse to speak to me?« asked the voice. »My dear friend told me so much about you. You wanted to save Azeroth.« She laughed—a sound like shattering crystal. »I’m offering you exactly that. And so much more. If you meet our conditions.«
»I’m not interested in your offers,« Wrathion—my Wrathion—answered, his eyes cold as ice as he stared into the darkness where the voice came from.
»That is truly unfortunate,« she breathed. »Then I’ll leave you to yourself … until you change your mind, dragon.« That crystalline laugh again, slowly fading away.
Then the vortex pulled me out again—and I was back. Back home.
I dropped the shard, still in my hand, and gasped for air. Nathiel was sitting beside me in the grass, watching me with deep sympathy.
»Xal’atath. Ravina and that damned Xal’atath are working together.« The “dear friend” she had mentioned could be no one else. »I need to talk to Nyra immediately.«
»For some reason they want him in his visage form,« I groaned, looking at Nyra. »Do you know why?«
»I’m not certain, but I have a suspicion. In our visage, we are more vulnerable. Not physically, perhaps, but magically, yes,« she replied calmly.
Something truly vile stirred in my gut. I stared at my mother-in-law in horror. »I… I didn’t realize that.«
»He’s a dragon—already magical by nature. But together with you, he’s acquired vast magical knowledge. That makes him even more valuable. Remaining in our true form makes us less susceptible to magical interference. That’s why he instinctively refuses to take his visage,« Nyra explained.
»But the knowledge he has is just the same magical knowledge taught to any student in Dalaran,« I argued. »How could that make him valuable?«
»A good question. The answer is: I don’t know. Not yet.« She turned her eyes to Nathiel. »Where did you get it from, anyway?«
Only then did I realize that in all the excitement, I had completely forgotten to ask him myself.
»I have—quite normally for us—access to many places. Unseen access, if I may emphasize that,« he said with a charming smile. »Through Teyla, I have a direct connection to Wrathion—and I used it to gather information that will be useful to us. That’s all.«
»Thank you, Nathiel. It was disturbing to watch—but still, thank you,« I sighed.
Nyra looked at both of us seriously. »Now we need to get a lot faster … a lot better.«
To be continued …
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