Stormrider - Teil 129

Dann spürte ich es: ein Druck in meinem Geist, sanft, aber unerbittlich. Keine Stimme, kein Klang – nur ein Impuls. Ein uraltes Bewusstsein, das mich betrachtete, wie man ein Rätsel betrachtet, das sich selbst zu lösen beginnt.
Ich schluckte. Und sagte nichts. Auch wenn alles in mir schrie, dass dieser Ort wusste, was ich war – noch bevor ich diesen Umstand selbst ganz begriff.
Den anderen ging es offensichtlich ganz ähnlich. Sie kamen hinter mir herein, einer nach dem anderen. Und obwohl wir alle den gleichen Raum betraten, war es, als würde der Vel’Arcanth jeden von uns anders empfangen.
Nila blieb einen Moment an der Schwelle stehen. Ihre Augen glänzten, als würde sie etwas hören, das wir nicht hören konnten. Ihr Blick wanderte an den kristallenen Wänden entlang, folgte einem bläulich glühenden fließenden Zeichen in der Wand, das ich nicht deuten konnte. Etwas an ihr war… stiller als sonst. Und doch schien sie hier fast heller zu leuchten.
Rodney marschierte wie immer scheinbar unbeeindruckt geradewegs hinein, die Arme verschränkt hinter dem Rücken wie ein Tourist, der eine wichtige Sehenswürdigkeit betrachtet, den Blick nach oben gerichtet. Ich spürte seine Ruhe wie einen Schild auf meiner Haut. Unerschütterlich. Und trotzdem – sein Schritt war langsamer als normalerweise. Vielleicht war auch er nicht so unberührt, wie er tat.
Nirvana trat leichtfüßig ein, fast tanzend, als hätte sie sich diesen Ort herbeigeträumt. Sie ging in die Hocke und ihre Finger glitten liebevoll über die huschenden Runen im Boden, als hätte sie sie schon einmal berührt – in einem Traum, den nur sie verstehen konnte. Sie summte leise, eine Melodie ohne Takt, aber voll Gefühl. Ich wusste nicht, ob sie etwas sah – oder ob der Raum durch sie sah.
Malia kam zuletzt. Und der Raum veränderte sich. Nicht laut, nicht sichtbar – aber spürbar. Das Auge des Arcanth flackerte für den Bruchteil eines Augenblicks, kaum merklich.
Ihr Blick war wachsam, prüfend, wie immer – aber diesmal lag ein Funke Trotz in ihren Bewegungen. Als müsste sie sich dem Raum beweisen. Oder mir.
Ich sog die Luft ein. Sie schmeckte seltsam – nach Eisen, Licht und Schattenstaub. Und irgendwo tief in mir regte sich etwas. Nicht Angst. Nicht Freude. Nur das dumpfe Wissen: Dieser Ort wird uns nicht vergessen.

»Nun, Willkommen im Vel´Arcanth.«, sagte Professor Whitmoore strahlend und stellte sich bei diesen Worten mit weit geöffneten Armen in die Mitte des Raumes. »Hier werdet Ihr entweder siegreich sein, oder scheitern. Hat sich bereits jeder von Euch für ein Element entschieden?«
Wir nickten brav und starrten misstrauisch zur Linse an der Decke hoch, das überdimensionierte Auge, was uns niemals aus seinem Blick entlassen würde.
»Gut gut.« Sie wollte wissen, welche Wahl wir getroffen hatten, und notierte unsere Entscheidungen in ihrem Notizbuch.
»Wir beginnen damit, dass sich jeder zunächst mit seinem gewählten Element besser vertraut macht. Anschließend werden wir die Elemente herbeirufen.«, klatschte sie eifrig in ihre kleinen Hände, in denen jetzt ein paar Zettel erschienen, die sie uns austeilte. Es waren die wichtigsten Informationen über jedes Element und die entsprechende Anrufung. Die wichtigsten Fehler, die es zu vermeiden galt, und das, was man als Herbeirufender exakt dieses Elementes, genau zu beachten hatte.
»Geist: Seid immer auf der Hut vor Ablenkung.«, las ich da. »Jede Ablenkung wird die Sphäre noch viel schneller als bei allen anderen Elementen zum Kollabieren bringen.«
Die Papiere raschelten leise, während sich jeder auf sein Blatt konzentrierte.
»Ihr bringt sie alle zusammen und seid für die wahre Balance verantwortlich.«, las ich weiter. Schon klar, wenn ich scheitern würde, würden alle scheitern. Wunderbar.

»Teyla, ihr habt euch der schwierigsten Aufgabe verschrieben.«, nahm mich Professor Whitmoore wenige Minuten später zur Seite, während alle anderen schon eifrig damit beschäftigt waren, ihre Elemente zu rufen.
»Wie kann ich üben, Professor? Ich kann schließlich kein Feld halten, wenn noch gar nichts zum Halten da ist.«
»Ich weiss.«, lächelte sie vielsagend. »Deshalb werde ich es für Euch simulieren, bis die Gruppe so weit ist.« Sie zückte ihren Zauberstab. »Seid ihr bereit für einen ersten Versuch?«
Ich hatte zwar meine Zweifel, nickte aber trotzdem. »Fangen wir an.«
Sie schloss ihre Augen, murmelte einen fast unhörbaren Spruch und um mich herum entstand die Sphäre. Sie irisierte in allen Farben und die vier Elemente kreisten als schlillernd farbige Energien spiralförmig auf mich zu.
Ich konzentrierte mich darauf, sie alle zu greifen und zu mir zu ziehen, sie in der Geistebene zu verankern, wie es meine Aufgabe war. Vor meinem inneren Auge entstand die Form der Rose und ich dachte einen Bruchteil eines Momentes schon, ich könnte die Elemente in diese Form kanalisieren, als sich das Bild von Shaddy vor das der Rose schob.
Die Elemente flossen zusammen und bildeten Shadraxar. Zwar nicht in Bewegung, aber als eingefrorenes Bild mit fröhlichem Gesicht und weit ausgebreiteten Flügeln schwebte er nun genau über mir, bevor sich die Sphäre auflöste.
Professor Whitmoore lächelte. »Das war nicht schlecht für den ersten Versuch, nur am Motiv müssen wir noch arbeiten«, zwinkerte sie mir zu.
»Aarghs.«, machte Rodney nebenan, dem es zwar gelungen war, einen winzigen Kieselstein herbeizurufen, der unmittelbar zu Boden fiel, allerdings nicht die Essenz des Erdelementes, wie es seine Aufgabe war. Er bückte sich, hob den Stein auf und betrachtete ihn mürrisch von allen Seiten, als hoffte er, der Kiesel würde ihm sein Scheitern erklären.
»Habt Geduld.«, sagte die Professorin. »Es wird euch gelingen.«
Nirvana und Nila schafften es beide fast beim ersten Versuch, ihre Elementaressenzen herbeizurufen, und auch Malia erreichte ihr Ziel. Sichtbar zufrieden betrachtete sie die flammende Essenz, die sich, ohne dass sie von der regulierenden Sphäre gehalten wurde, gemächlich spiralförmig zur Decke erhob.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 129

Then I felt it: a pressure in my mind, gentle but relentless. No voice, no sound—just an impulse. An ancient consciousness watching me, the way one watches a riddle that has begun to solve itself.
I swallowed hard. And said nothing. Even though every fiber of my being screamed that this place knew what I was—long before I even fully understood it myself.

The others clearly felt something similar. They entered behind me, one after the other. And although we all stepped into the same room, it was as if the Vel’Arcanth greeted each of us in a different way.
Nila paused at the threshold. Her eyes gleamed, as though she were hearing something none of us could. Her gaze wandered along the crystalline walls, following a bluish-glowing glyph that pulsed across the surface, one I couldn’t decipher. Something about her was… quieter than usual. And yet, she seemed to shine more brightly here.
Rodney, as always, marched in seemingly unfazed, arms clasped behind his back like a tourist admiring a historic landmark, his gaze lifted toward the ceiling. I felt his calm like a shield brushing against my skin. Unshakable. And still—his steps were slower than usual. Maybe he wasn’t as unaffected as he pretended to be.
Nirvana stepped in lightly, almost dancing, as if she had dreamed this place into existence. She crouched down, her fingers gliding gently across the flickering runes on the floor, as if she’d touched them before—in a dream only she could understand. She hummed softly, a melody without rhythm, but full of emotion. I didn’t know if she was seeing something—or if the room was seeing through her.
Malia came last. And the room changed. Not loudly, not visibly—but perceptibly. The Eye of Arcanth flickered for the briefest moment, barely noticeable.
Her gaze was sharp, probing as always—but this time there was a flicker of defiance in the way she moved. As if she had something to prove. To the room. Or to me.
I inhaled. The air tasted strange—like iron, light, and shadowdust. And deep within me, something stirred. Not fear. Not joy. Just the dull certainty: this place will not forget us.

»Well then, welcome to the Vel’Arcanth,« said Professor Whitmoore brightly, stepping into the center of the room with open arms. »Here, you will either triumph—or fail. Has everyone chosen their element?«
We nodded obediently, casting wary glances at the lens above us—the oversized eye that would never look away.
»Good, good.« She asked us to name our choices and scribbled them down in her notebook.
»We’ll begin by letting each of you familiarize yourselves more deeply with your chosen element. Then, we’ll begin the actual summoning.« She clapped her tiny hands, and suddenly sheets of paper appeared in them, which she handed out to us. They contained key information about each element and how to summon it. The most common mistakes to avoid, and exactly what each summoner needed to keep in mind.
»Spirit: Always be wary of distraction,« I read. »Any lapse in focus will cause the sphere to collapse even faster than with the other elements.«
The papers rustled quietly as each of us focused on our own sheet.
»You are the one who brings them all together and are responsible for true balance,« I read on. Right. If I failed, everyone would fail. Fantastic.

»Teyla, you’ve chosen the most difficult task,« Professor Whitmoore said as she pulled me aside a few minutes later, while the others were already busy summoning their elements.
»How can I practice, Professor? I can’t hold a field if there’s nothing to hold yet.«
»I know,« she said with a knowing smile. »That’s why I’ll simulate it for you, until the group is ready.« She pulled out her wand. »Are you ready to give it a try?«
I had my doubts but nodded anyway. »Let’s begin.«
She closed her eyes, murmured a barely audible spell, and the sphere materialized around me. It shimmered in all colors, and the four elements spiraled toward me as swirling streams of colored energy.
I focused on grasping them, pulling them to me, anchoring them within the mind’s plane—as was my duty. In my mind’s eye, I visualized the shape of the rose, and for a brief moment, I thought I could channel the elements into that form—when suddenly the image of Shaddy pushed itself over the rose.
The elements flowed together and formed Shadraxar. Not moving, but frozen like a still image, with a cheerful face and wings spread wide, he hovered above me until the sphere dissipated.
Professor Whitmoore smiled. »Not bad for a first try, but we’ll need to work on the imagery,« she said with a wink.
»Aarghs,« groaned Rodney nearby, who had managed to summon a tiny pebble that immediately dropped to the floor—definitely not the essence of the earth element, which was supposed to be his goal. He bent down, picked up the stone, and inspected it grumpily from all angles, as if hoping it would explain his failure.
»Be patient,« said the professor. »You’ll get it.«

Nirvana and Nila both nearly succeeded in summoning their elemental essences on their first try, and Malia also hit her mark. She looked visibly satisfied as the flaming essence she had conjured floated gently toward the ceiling in a spiral—unaided by any stabilizing sphere.

 

To be continued …

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