
Stormrider - Teil 121
»Du meinst, das hier …«, ich zeigte ihr meinen Armreif, »… wurde absichtlich dort im Sand plaziert? Was ist mit dem Augenzeugen? Dem, der den Drachen hat stürzen sehen?«
»Nun, den müssen wir ausfindig machen. Aber vorsichtig. Niemand darf ahnen, was wir vermuten.«
Ich atmete tief ein und aus, versuchte, mich zu beruhigen. »Wo fangen wir an?«
»Du machst weiter, wie gehabt. Du musst ganz normal wirken. Ich werde mich erst mal umhören, beiläufig mit ein paar Leuten sprechen. Und … das ist jetzt wirklich wichtig …«, sie sah mich eindringlich an, »Sprich mit niemandem darüber, hörst du? Mit wirklich niemandem!«
Ich nickte eifrig. Sollte es auch nur den geringsten Zipfel Hoffnung geben, würde ich wirklich alles tun. Wenn ich nur meinen geliebten Wrathion wiederfinden konnte.
Ich saß im Unterricht, aber ich war nicht bei der Sache. Ganz und gar nicht. Das, was Nyra gesagt hatte, kreiste unablässig in meinen Gedanken umher.
Was, wenn er noch am Leben war?
Wenn mein Geliebter irgendwo in einem Käfig saß, so wie ich damals und seine einzige Hoffnung war, dass ich ihn finden würde. Ich, die die ganze Zeit so fest davon überzeugt gewesen war, er wäre gestorben. Ich hatte den Köder einfach geschluckt, ohne jemals zu hinterfragen, was geschehen war. Der Gedanke machte mich völlig fertig.
Ich schluckte schwer und versuchte die Tränen wegzublinzeln, die mir plötzlich in den Augen standen. Wie bestellt überrollten mich meine eigenen Erinnerungen daran, wie ausgeliefert und allein ich mich damals in Suramar gefühlt hatte wie eine Flutwelle und eine einzelne Träne rann über meine Wange, ohne dass ich es verhindern konnte.
»Ist alles Okay? du wirkst heute so, als wärst du in Gedanken ganz woanders.«, sagte Nila und sah mich neugierig von der Seite an.
»Ja, ist alles gut.«, log ich notdürftig und wischte die Träne weg, auch wenn es mir ziemlich gegen den Strich ging, meine beste Freundin zu belügen.
Die Tage vergingen und Nyra biss sich an den paar dürftigen Informationen fest, die sie fand, wie ein Terrier an einem Wurstzipfel.
»Es muss Hinweise darauf geben, was wirklich passiert ist. Es muss einfach. Ich übersehe etwas. Ich weiss es.« Sie lief Kreise im Wohnzimmer, und wenn es so weitergehen würde, würde sie noch einen Trampelpfad in Omas schönen Wohnzimmerteppich laufen.
»Wen kennt sie? Vielleicht kennt sie ja irgendwen mächtigeres als sie von früher? Aus der Schule in Dalaran vielleicht?«, dachte ich laut.
Nyra blieb stehen und sah mich an. »Khadgar sagt, sie war immer ein Einzelgänger, hatte kaum Kontakte. Aber ich werde nachsehen, wer mit ihr zusammen dort war.«
»Sie muss schon damals Hilfe von außen gehabt haben, als sie entkam. Soviel steht fest. Aber wen? Keiner der Kirin Tor würde …« Ich hielt mitten im Satz inne, als mir bewusst wurde, was ich da gerade von mir gab. »Verdammter Mist …«
»Was? Ist dir was eingefallen?«
»Dieser verdammte Erzmagier Drenden ist mir eingefallen. Er war damals schon bei den Kirin Tor als Ravina floh.«
»Du meinst, Xal´atath könnte die Komplizin unserer gesuchten Elfe sein?« Denn eigentlich hatte es keinen Erzmagier Drenden gegeben. Er war lediglich die Gestalt, in der sich Xal in die Reihen der Kirin Tor geschlichen hatte.
»Du bist gut, Kleines.«, sagte Nyra und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. »Da könnte was dran sein. Ich muss gehen, wir sehen uns nachher.«
Niemand wusste bis heute, wer Ravina damals zur Flucht verholfen hatte. Sie war plötzlich einfach aus ihrer Zelle verschwunden. Allein dieser Umstand hätte eigentlich umfangreiche Ermittlungen auslösen müssen, aber irgendwer in den Reihen der Kirin Tor hatte dies zu verhindern gewusst. Vielleicht lag ich ja richtig und sie hatte schon damals in Xal´atath eine Verbündete gefunden. Wenn dem so war, konnten wir uns warm anziehen, um meinen Liebsten zurückzubekommen, denn niemand hatte bis heute diese Zauberin besiegen können und ihr Aufenthaltsort war unbekannt. Obwohl im Moment ganz Azeroth nach ihr suchte, war sie wie vom Erdboden verschluckt. Wenn Ravina bei ihr war, war sie ebenso unauffindbar und mit ihr mein Liebster. Nicht gerade rosige Aussichten.
Nyra kehrte mit einem Stapel dicker Bücher aus Dalaran zurück, die sie mit einem „Wumms“ auf den Küchentisch fallen ließ. »Ich denke, ich habe jetzt alle, die ich brauche.«
Die Titel sagten mir nichts. »Was ist das alles?«
»Vorbereitende Literatur.«, schnaufte sie, setzte sich hin und schlug eines der Bücher auf. »Wenn wir richtig liegen, werden wir Hilfe brauchen. Mächtige Hilfe.«
»Du kannst ja mit Khadgar sprechen und ich rede mit Lorena …«, begann ich.
»Nein, dafür werden wir größere Kaliber brauchen.«, blätterte sie, die Stirn in Falten legend, weiter in ihrem Buch. »Viel größere …«
Ich runzelte die Stirn, weil mir nicht einfallen wollte, worauf sie anspielte.
»Ich habe damals ein paar Monate lang Beschwörungen gelernt und ich muss zugeben, ich war darin ziemlich gut …«, sie durchblätterte eifrig den alten, dicken Wälzer, der vor ihr lag, bis sie schließlich fand, was sie gesucht hatte.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 121
»You mean this…« I showed her my bracelet, »…was placed there in the sand on purpose? What about the eyewitness? The one who saw the dragon fall?«
»Well, we need to find him. But carefully. No one must suspect what we’re thinking.«
I took a deep breath in and out, trying to calm myself. »Where do we start?«
»You go on like usual. You need to seem completely normal. I’ll start asking around casually, speak to a few people. And… this is really important now…« she looked at me intently, »Don’t tell anyone. Not a single person, you hear me?«
I nodded eagerly. If there was even the tiniest sliver of hope, I would do absolutely anything. If it meant I could find my beloved Wrathion.
I was sitting in class, but my mind wasn’t there. Not at all. What Nyra had said kept spinning in my head endlessly.
What if he was still alive?
What if my love was somewhere in a cage, like I once had been, and his only hope was that I would find him? Me, the one who’d been so sure he was dead. I’d swallowed the bait without ever questioning what had really happened. The thought tore me apart.
I swallowed hard and tried to blink away the tears suddenly stinging my eyes. Like on cue, my own memories of how alone and helpless I had felt in Suramar came crashing over me like a tidal wave, and a single tear slipped down my cheek before I could stop it.
»Are you okay? You seem totally distracted today,« Nila said, glancing at me curiously from the side.
»Yeah, I’m fine,« I lied, brushing the tear away, even though I hated lying to my best friend.
Days passed, and Nyra clung to the few scraps of information she found like a terrier with a piece of sausage.
»There has to be clues to what really happened. There just has to be. I’m missing something—I know it.« She was pacing the living room in circles, and if she kept going, she’d soon wear a path into Grandma’s nice carpet.
»Who does she know? Maybe she knew someone more powerful from way back? From school in Dalaran maybe?« I thought aloud.
Nyra stopped and looked at me. »Khadgar says she was always a loner, barely had any connections. But I’ll check who studied with her back then.«
»She must’ve had outside help even back when she escaped. That much is certain. But who? No one from the Kirin Tor would…« I stopped mid-sentence as I realized what I was saying. »Damn it…«
»What? Did something occur to you?«
»That damn Archmage Drenden just came to mind. He was already part of the Kirin Tor when Ravina fled.«
»You mean Xal’atath might be our elf’s accomplice?« Because technically, Archmage Drenden had never existed. He was merely the disguise Xal had used to sneak into the Kirin Tor ranks.
»You’re brilliant, little one,« Nyra said, giving me an approving pat on the shoulder. »You might be onto something. I’ve got to go—we’ll talk later.«
No one to this day knew how Ravina had escaped back then. She had just vanished from her cell. That alone should have sparked a major investigation, but someone within the Kirin Tor had managed to prevent that. Maybe I was right, and she’d already found an ally in Xal’atath back then. If so, we were in for trouble, because no one had ever been able to defeat that sorceress, and her whereabouts were unknown. Even though all of Azeroth was currently searching for her, she seemed to have vanished from the face of the earth. If Ravina was with her, she was just as untraceable—and so was my beloved. Not exactly the brightest outlook.
Nyra returned from Dalaran with a stack of thick books, which she dropped onto the kitchen table with a thud. »I think I’ve got everything I need now.«
The titles meant nothing to me. »What is all this?«
»Preparatory reading,« she panted, sat down, and opened one of the books. »If we’re right, we’re going to need help. Serious help.«
»You could talk to Khadgar, and I’ll speak with Lorena…« I began.
»No, we’ll need bigger guns than that,« she said, flipping through the book, a deep furrow on her brow. »Much bigger…«
I frowned, not quite sure what she was hinting at.
»I studied summoning for a few months back then, and I have to admit—I was pretty damn good at it…« She flipped eagerly through the old, thick tome until she finally found what she was looking for.
To be continued …
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