
Stormrider - Teil 116
Er sah zu Boden und schüttelte langsam den Kopf. »Nein, die gibt es nicht.«
Ich atmete durch und sah Khadgar an, der betreten dreinschaute. »Ich danke dir. Ich war … panisch. Entschuldige, dass ich dich angebrüllt habe.«
»Es ist schon in Ordnung, Teyla. Du hattest Angst um ihn, das ist völlig verständlich.«
Meine Wut verrauchte genau so schnell, wie sie gekommen war. »Kommst du noch auf einen Kaffee mit rein?«, sah ich Khadgar fragend an und er nickte dankbar. »Gerne.«
Kurze Zeit später hatte mich der Schulalltag wieder fest im Griff und ich hatte kaum Kapazitäten für andere Dinge frei. Mein Bauch wuchs jetzt mit erschreckender Geschwindigkeit – zumindest kam es mir so vor – denn vorher war es gefühlt weniger schnell gegangen. Der Frühling mit seinen Prüfungen kam und ging und zu Beginn der Sommerferien kam ich nicht mal mehr an meine Zehenspitzen, so rund war ich inzwischen geworden. Es würde nicht mehr lange dauern, und ich würde nicht mal mehr allein aus Omas Sofa aufstehen können. Dann müssten sie einen Kran installieren, oder mein Liebster müsste mich in gleicher Weise von hier nach dort schweben lassen, wie ich es in der Schule immer mit den Büchern machte.
Wrathion seinerseits hütete mich wie seinen Augapfel. Alles was auch nur im Ansatz hätte gefährlich werden können, war tabu. Egal wie sehr ich bettelte, bestand auch nur die geringste Chance, dass etwas Schlimmes passieren konnte, sagte er Nein und er duldete keinen Widerspruch.
Ich hatte zwar die Hoffnung, dass ich den Beginn des Schuljahres nach den Ferien noch voll mitmachen können würde, aber ganz sicher war ich mir da nicht. Spätestens wenn ich durch keine Tür mehr passen würde, wäre Schluss damit, hatte Oma bei unserem letzten Besuch gewitzelt und mir ihren Schaukelstuhl angeboten. »Da kannst du zum Aufstehen Schwung holen. Willst du ihn mitnehmen?«, schmunzelte sie.
»Nein, danke dir. Ich kann mir doch selber einen herbeizaubern,Oma.«, winkte ich ab und lächelte.
Nach wie vor gab es keinerlei Kontakt zu unserem Kind in seinem Ei. Dem Heiler in Valdrakken den wir in den Ferien erneut aufgesucht hatten, war dieser Umstand ein vollkommenes Rätsel. Dennoch schien alles in Ordnung zu sein. Wir lebten damit – was hätten wir auch anderes tun sollen – und die Hoffnung darauf, dass alles gut sei, war nach wie vor unser ständiger Begleiter.
Die zwei letzten Wochen vor dem Ende der Sommerferien verbrachten wir wie fast immer bei Oma im Wald. Es war jetzt so heiß, dass der Wald um Omas Haus herum wie eine Klimaanlage wirkte und wir zwei genossen die kühle Frische der turmhohen Nadelbäume in vollen Zügen.
Oma umsorgte uns wie eine Glucke, besonders mich und manchmal ging sie mir damit wirklich auf die Nerven, weil ich mir dann vorkam, wie eine Porzellanfigur, die niemand berühren wollte, aus Angst, sie herunterfallen zu lassen.
Ich saß an diesem Morgen mit der Kaffeetasse in der Hand unten in der Küche und starrte gedankenverloren aus dem Fenster, als ich Schritte von oben hörte.
Wrathion, der heute mal wieder einen Abstecher zu seinem Bruder am Obsidianthron, machen wollte, kam die Treppe herunter. Er war guter Dinge, dass sein Besuch heute nicht lange dauern würde. Danach wollten wir wieder mal ein wenig fliegen – auch wenn mir das Starten jetzt zunehmend schwerer fiel, umso schwerer ich selbst wurde. Aber wenn ich einmal oben war, war es genauso mühelos wie sonst auch.
»Denkst du immer noch über den Namen nach?«, schmunzelte er.
»Nein, ich habe meine Entscheidung getroffen. Er soll heißen, wie unsere Väter. Ich finde den Namen wunderschön. Shadraxar Samiel Blackwing Stormrider.«, sagte ich mit verträumtem Lächeln und sah ihn an.
Er beugte sich hinunter zu mir und gab mir einen Kuss. »Traumhaft schön, ja. So wie du.«
»Alter Charmeur.«, grinste ich. »Grüß bitte Sabellian von mir und sag ihm dass die Zeit wo er Onkel sein wird, immer näher rückt.«
»Mit Charmeur komme ich ja klar. Aber Alt?«, schmollte er gespielt. »Ich glaube tatsächlich, Sabellian ist ein klein wenig neidisch.«
»Sabellian? Bist du sicher?« Sein Bruder hatte sich scheinbar nie so sehr für die Kleinsten interessiert, wie Wrathion. Deshalb war ich einigermaßen erstaunt.
»Ja, doch, das meine ich. In letzter Zeit sieht er mich immer etwas seltsam an, wenn ich von dir und unserem Kind erzähle.«
»Vielleicht ist er ja einfach nur wieder mal genervt von deiner ganzen Schwärmerei und mag es nur nicht so deutlich sagen.«, gluckste ich. »Es wird zu warm, nun flieg schon.«
»Bis nachher.« Er warf mir noch eine Kusshand zu und schon war er zur Tür hinaus und hob in den morgendlichen Spätsommerhimmel ab.
Ich schleppte mich zur Spüle und stellte meine leere Tasse ab. »Ich leg´mich noch mal hin bis er wieder da ist, Oma.«
Sie nickte und bot mir ihren Arm an. »Brauchst du eine Stütze oder schaffst du es allein?«
»Ich trage ein Ei und bin nicht fußkrank, Oma.«, nörgelte ich ein wenig, aber als ich ihren Gesichtsausdruck sah, überlegte ich es mir doch anders und nahm ihr Angebot dankend an.
»Schlaf ruhig, ich sage dir Bescheid, wenn er wieder da ist.«, lächelte sie und schloss die Tür hinter sich.
Ein Poltern riss mich aus dem Tiefschlaf. Und was war das für ein Laut? Ein Wimmern?
Schlaftrunken öffnete ich meine Augen und sah aus dem Fenster. Die Sonne war bereits untergegangen, es war fast dunkel. Ich richtete mich schwerfällig im Bett auf und rieb mir schlaftrunken die Augen. Wieso hatte mich Oma nicht geweckt? Oder Wrathion?
Ich lauschte. Stille im Haus. Was war hier los? So schnell es mir möglich war, zog ich mich an, ging durchs Treppenhaus nach unten. Oma hatte die Lichter im Flur nicht entzündet und spätestens durch diesen Umstand wurde mir klar, dass hier irgendetwas nicht in Ordnung war, denn das hatte sie noch nie vergessen.
Ich wusste selbst nicht, warum ich auf leisen Sohlen durch unser Haus schlich, aber ich tat es. Unten war Licht und ich bewegte mich leise darauf zu.
Oma saß nach vorn gebeugt auf ihrem Sofa, hatte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben und wimmerte. Als sie mich bemerkte, hob sie den Kopf und ich sah trotz des spärlichen Lichts Tränen in ihren Augen glitzern.
»Oma. Was hast du? Was ist los?« Ich setzte mich behutsam neben sie und legte ihr meinen Arm um die Schultern.
»Mein Schätzchen …«, schniefte sie. »Mein liebes, liebes Schätzchen …« Mehr sagte sie nicht. Konnte sie nicht sagen. Dicke Tränen liefen ihre Wangen herunter.
»Oma, bitte sag mir, was passiert ist. Warum habt ihr mich nicht geweckt. Wo ist er überhaupt?« Ich drehte mich in alle Richtungen, aber mein Liebster war nicht zu sehen.
»Rath? Wo bist du?«, dachte ich zu ihm hin und lauschte in die anschließende Stille in meinem Kopf, während ich meine schluchzende Großmutter im Arm hielt. Ich bekam keine Antwort. »Rath, bitte sag was. Warum bist du nicht bei uns?« Nichts. Angst griff nach mir mit eisiger Hand und umschloss mein Herz mit unnachgiebigem Griff. Ich wollte mir nicht eingestehen, was das bedeuten musste. Noch nicht.
»Er … Sabellian hat mich kontaktiert, wo Wrathion bleibt. Er ist nicht am Thron angekommen.«
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte, ich wollte es nicht glauben. Das konnte nichts anderes als ein wirklich übler Scherz sein.
Ich sprang auf, hockte mich vor Oma auf den Boden und schüttelte den Kopf. »Hat er nach ihm gesucht? Haben sie irgendwas gefunden? Vielleicht ist er …«
Sie schluckte, versuchte, sich zu beruhigen. »Sie suchen immer noch. Er ist spurlos verschwunden. Ich wollte hinaufgehen und dich wecken, das wollte ich wirklich, aber ich … ich … konnte es nicht. Ich hoffte … Ich wollte nicht, dass du durchmachen musst, was ich durchmachen musste. Ich konnte das einfach nicht.«, schluchzte sie.
»Ist schon gut, Oma. Ist schon gut. Ich bin dir nicht böse. Weißt du, wo der Suchtrupp gerade ist? Ich muss dort hingehen und helfen.«
Sie schüttelte nur den Kopf. »Bitte sprich mit Sabellian und Khadgar, der Kristall ist hier.«
Ich nahm den Kristall in die Hand und dachte an Khadgar. Er meldete sich sofort und gab mir eine Ortsbeschreibung. Dann sagte er: »Ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll … Vorhin hat jemand der Ortsansässigen hier einen Drachen in das Höllenloch stürzen sehen. Wir wissen nicht …«
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 116
»He looked down and slowly shook his head.
»No, there’s nothing else.«
I took a deep breath and looked at Khadgar, who seemed uncomfortable.
»Thank you. I… panicked. Sorry I yelled at you.«
»It’s all right, Teyla. You were afraid for him—completely understandable.«
My anger vanished just as quickly as it had come.
»Do you want to come in for a coffee?« I asked Khadgar, and he nodded gratefully.
»Gladly.«
Not long after, school life had me firmly in its grasp again, and I barely had the capacity to focus on anything else. My belly was growing at a terrifying speed—at least that’s how it felt—because previously it had seemed to progress more slowly. Spring came and went along with its exams, and by the start of the summer holidays I couldn’t even see my toes anymore, I had grown so round. It wouldn’t be long before I couldn’t get off Grandma’s couch without help. They’d either have to install a crane, or my beloved would have to float me from place to place the way I floated books at school.
Wrathion, on his part, was guarding me like the apple of his eye. Anything that even might be dangerous was off-limits. No matter how much I pleaded—if there was even the slightest risk—he said no, and he didn’t tolerate any arguments.
I still hoped I’d be able to fully participate in the new school year after the holidays, but I wasn’t entirely sure. At the latest, once I wouldn’t fit through a door anymore, that would be the end of that. Grandma had joked about it during our last visit and offered me her rocking chair.
»You can use it to swing yourself up. Want to take it with you?« she chuckled.
»No, thank you. I can just conjure one up myself, Grandma,« I waved it off with a smile.
There was still no contact with our child inside the egg. The healer in Valdrakken, whom we had visited again during the break, found this completely puzzling. Still, everything seemed fine. We lived with it—what else could we do—and held on to the hope that all was well. That hope remained our constant companion.
The last two weeks before the end of the summer holidays were, as usual, spent at Grandma’s house in the woods. It was so hot now that the forest around her home felt like natural air conditioning. We enjoyed the cool freshness beneath the towering conifers to the fullest.
Grandma fussed over us like a mother hen—especially over me—and sometimes it got on my nerves, because it made me feel like a porcelain figurine no one dared to touch for fear of dropping it.
That morning, I was sitting in the kitchen downstairs, coffee cup in hand, staring absentmindedly out the window when I heard footsteps from upstairs.
Wrathion, who planned to visit his brother at the Obsidian Throne today, came down the stairs. He was in a good mood, convinced his visit wouldn’t take long. After that, we had planned to go flying again—even if taking off had become increasingly difficult for me the heavier I became. But once I was airborne, it was still as effortless as ever.
»Still thinking about the name?« he grinned.
»No, I’ve made up my mind. He should be named after our fathers. I think it’s beautiful: Shadraxar Samiel Blackwing Stormrider,« I said with a dreamy smile, looking at him.
He bent down and kissed me.
»It’s gorgeous. Just like you.«
»Old charmer,« I teased. »Please say hi to Sabellian for me and tell him that the time he becomes an uncle is getting closer.«
»Charmer, I can live with. But old?« he pouted playfully. »I think Sabellian’s a little jealous, actually.«
»Sabellian? Are you sure?« His brother had never seemed particularly interested in the little ones, unlike Wrathion. I was a bit surprised.
»Yes, I think so. Lately, he’s been giving me odd looks whenever I talk about you and our child.«
»Maybe he’s just sick of all your gushing and doesn’t want to say so out loud,« I giggled. »It’s getting warm—off you go now.«
»See you later,« he blew me a kiss and stepped outside, lifting off into the late summer morning sky.
I dragged myself to the sink and set down my empty cup.
»I’m going to lie down until he gets back, Grandma.«
She nodded and offered her arm. »Need some support or can you manage on your own?«
»I’m carrying an egg, Grandma, not crippled,« I grumbled a little. But when I saw her expression, I reconsidered and took her arm gratefully.
»Rest well, I’ll wake you when he’s back,« she smiled and gently closed the door behind her.
A crashing sound jolted me from deep sleep. And—what was that noise? A whimper?
Groggily, I opened my eyes and looked out the window. The sun had already set—it was almost dark. I sat up heavily in bed and rubbed the sleep from my eyes. Why hadn’t Grandma woken me? Or Wrathion?
I listened. Silence in the house. Something wasn’t right.
As fast as I could, I got dressed and went downstairs. Grandma hadn’t turned on the hallway lights—a sure sign something was off. She had never forgotten that before.
I didn’t know why I tiptoed through the house, but I did.
Downstairs, a light was on, and I crept toward it quietly.
Grandma sat hunched over on the couch, her face buried in her hands, whimpering. When she noticed me, she looked up, and even in the dim light, I saw the tears glistening in her eyes.
»Grandma. What’s wrong? What happened?«
I gently sat down beside her and put my arm around her shoulders.
»My darling… my sweet, sweet darling …« she sobbed. That was all she could say. Huge tears streamed down her cheeks.
»Please, Grandma, tell me what happened. Why didn’t you wake me? Where is he?«
I looked around, but my beloved was nowhere to be seen.
»Rath? Where are you?« I thought toward him—and was met with silence.
»Rath, please, say something. Why aren’t you here?«
Nothing.
Fear seized me with an icy grip and closed around my heart. I didn’t want to admit what that silence could mean. Not yet.
»He… Sabellian contacted me, asking where Wrathion was. He never arrived at the Throne.«
I couldn’t believe what I was hearing. I didn’t want to believe it. This had to be some cruel joke.
I jumped up, knelt in front of Grandma, and shook my head.
»Did he look for him? Did they find anything? Maybe he’s…«
She swallowed hard, trying to calm herself.
»They’re still searching. He’s vanished without a trace. I wanted to come wake you—I really did—but I… I couldn’t. I hoped… I didn’t want you to go through what I had to go through. I just couldn’t do it,« she sobbed.
»It’s okay, Grandma. It’s okay. I’m not mad. Do you know where the search team is now? I need to go help them.«
She shook her head. »Please talk to Sabellian and Khadgar. The crystal is here.«
I took the crystal and focused on Khadgar. He answered immediately and gave me directions. Then he said:
»I don’t know how to tell you this… Earlier, a local reported seeing a dragon fall into the Hellhole. We don’t know…«
To be continued …
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