
Stormrider - Teil 107
Ich sah sie fragend an. »Sonst passiert was?«
Sie lächelte geheimnisvoll, sah mich dabei allerdings mit absoluter Klarheit an. »Es ist Tradition. Ganz einfach.«
»Okay.«, sagte ich nur, wie immer, wenn es darum ging, Nyras undurchsichtige Aussagen besser gar nicht erst zu hinterfragen. Allerdings brauchte sie mich dazu nicht überreden, denn ich fand meine neue Kette traumhaft schön.
Wrathion, der bis eben gerade noch in der Küche gewesen war, um Kaffee zu machen, fiel mein neuer Halsschmuck auf und natürlich wusste er sofort, um was es sich handelte. Es gab kaum jemanden den ich kannte, der sich mehr mit drachischen Traditionen auskannte als er.
»Ich habe davon gelesen.«, sagte er und nahm meinen Anhänger in die Hand, um ihn eingehender zu betrachten.»… aber noch nie eines gesehen. Es ist wirklich schön. Ein wundervolles Geschenk.«
Nyra hatte sich gesetzt und nahm sich ein Stück vom Kuchen auf dem Tisch. »Ich bin froh, dass ich den Handwerksmeister finden konnte, er lebt sehr abgelegen.«
»Danke, das ist absolut … lieb von dir.«, gab ich Nyra eine spontane Umarmung.
Sie schmunzelte ein wenig und erhob sich, als sie aufgegessen hatte. »Ich muss los. Ich habe noch einige Angelegenheiten für Khadgar zu erledigen. Wir sehen uns morgen.«
Ich nickte und bekam eine weitere feste Umarmung zum Abschied. »Bis morgen.«
»Pass gut auf die beiden auf.«, sagte sie an Wrathion gewandt, nachdem sie ihn ebenfalls umarmt hatte. Und schon war sie wieder verschwunden.
Mein Traum von neulich war hartnäckig. Er überkam mich fast jede Nacht erneut. Dieses Mal jedoch war es wieder anders. Mein Sohn lief vor mir auf dem nebligen Pfad und wie immer bestaunte ich seine unglaublich schönen Gesichtszüge, nachdem er sich zu mir umgedreht hatte. Seine Drachengestalt war schwarzschuppig mit einem violetten Akzent und sein Antlitz war einfach wundervoll. Er hatte eine Hautfarbe, die irgendwo zwischen der von Wrathion und meiner lag und seine Ähnlichkeit mit seinem Vater ließ mein Herz höher schlagen. Ich streckte meine Hände aus und lief auf ihn zu, kam ihm allerdings nur allmählich näher.
»Ich liebe dich, Mama.«, sagte er, als ich ihm so nahegekommen war, dass ich ihn fast hätte berühren können. »Denk immer daran, dass ich nicht a …« An dieser Stelle war er bislang jedes Mal in Flammen aufgegangen und hatte mich als jammerndes Häufchen Elend aufwachen lassen. Dieses Mal war es nicht so. Dieses Mal gab es einen ohrenbetäubenden Knall direkt neben uns. Ich blickte in die Richtung des Knalls, dann wieder zu meinem Sohn und er war einfach … verschwunden. Mein träumendes Ich wusste eine Sekunde lang nicht, was es davon halten sollte, bevor ich schließlich aufwachte und damit meinen Liebsten weckte.
»Wieder dieser Traum?«, fragte er in besorgtem Tonfall und sah mich im Halbdunkel mit seinen leuchtenden Augen fragend an.
»Ja. Aber es war … anders dieses Mal. Statt in Flammen aufzugehen, gab es in dieser Sekunde, in der er sonst immer in Flammen aufging einen Knall und … er ist verschwunden.«
»Shaddy?« Er streichelte sanft mein Gesicht und küsste mich auf die Stirn, wie er es jedes Mal tat, wenn ich aus einem dieser fürchterlichen Träume aufwachte, fühlte aber über unsere mentale Verbindung, dass ich verwirrt war, statt des üblichen Schreckens und der Verzweiflung, die ich sonst immer empfunden hatte.
»Ja. Er ist so wunderschön.«, seufzte ich. ‚Shaddy‘, das ist der Name, den wir unserem Sohn gegeben hatten. Es ist unsere Koseform von Shadraxar, dem Namen von Wrathions verstorbenem Vater.
»Hmmmmm.«, sagte Wrathion, legte seinen Arm um mich und kuschelte sich an.
»Was soll das bedeuten? Warum habe ich nur diese Träume?«, seufzte ich.
»Ich weiß es nicht, mein Abendstern.«, raunte er. »Unser Sohn kommuniziert mit dir. Was er dir sagen will … ich weiß es nicht. Vielleicht träumt er ja nur. Er ist noch so klein. Wie könnte es etwas anderes bedeuten? Du hast morgen Prüfungen, schlaf weiter. Ich halte euch beide ganz fest.«
Er sprach nicht weiter. Seine sanfte Stimme und seine Wärme zeigten bereits Wirkung. Meine Augen fielen mir zu und wenige Sekunden später war ich fest eingeschlafen.
Beschwörung war ein Unterrichtsfach, welches mir anfangs schwergefallen war, mittlerweile jedoch leichter fiel. Professor Simms ließ uns einer nach dem anderen vor die Gruppe treten und zeigen, was wir gelernt hatten.
Nachdem Rodney und Nirv ihre Beschwörung eines großen Feuerelementars erfolgreich hinter sich gebracht hatten, war ich an der Reihe und es gelang mir beim ersten Versuch, den Elementar herbeizurufen. Ich hatte zuvor Bedenken gehabt, denn das Feuerelement zu beherrschen, fiel mir lange nicht mehr so leicht, seitdem Khadgar nicht mehr mein Lehrer für den Umgang mit dieser Art Magie war.
Malia, die etwas geistesabwesend wirkte, ging etwas langsamer als gewöhnlich in die Mitte des Raumes und führte ihre Beschwörung durch. Unsere fast schon offene Feindseligkeit war inzwischen abgeflaut und ich war froh darüber, denn es war wirklich nicht mein Ziel, mir Feinde innerhalb meiner Lerngruppe zu machen. Unser Verhältnis konnte man jetzt als neutral bezeichnen, wir waren noch immer keine Freundinnen, aber wir waren stets respektvoll im Umgang miteinander.
Nachdem ihr Elementar wieder verschwunden war, lief sie jedoch nicht zurück an ihren Platz, sondern kam direkt auf mich zu und erst jetzt sah ich ihren seltsamen Blick, den sie nun auf mich richtete. Sie erhob auf eine merkwürdig hölzerne Art ihren Arm und legte ihre Hand auf meinen Unterarm. Sie hatte mich noch nie zuvor berührt und ich fand es äußerst befremdlich, dass sie mich jetzt anfasste, ließ sie jedoch gewähren.
Auf einmal wurde ihr Gesichtsausdruck gequält und pure Panik sprach aus ihren Augen. Mit einem Ruck, der so wirkte, als hätte sie sich selbst von mir weggerissen, zerrte sie ihre Hand von meinem Arm und sagte: »Es tut mir leid. Ich … ich … wollte nicht …«
Ich war zwar verwirrt, ließ mir das aber nicht anmerken und gab nur »Ist schon gut.«, zurück. Offenbar ging es ihr nicht gut, was auch Professor Simms auffiel, die Malia sofort in die Obhut von Professor Mills schickte.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 107
»What happens if I don’t?« I asked, puzzled.
She smiled mysteriously but looked at me with complete clarity. »It’s tradition. That’s all.«
»Okay,« I simply said — as always when it came to Nyra’s cryptic remarks. But she didn’t need to convince me — I already found my new necklace stunning.
Wrathion, who had just come from the kitchen with coffee, noticed my new piece of jewelry — and of course, he immediately recognized what it was. I knew hardly anyone who was more versed in draconic traditions than he was.
»I’ve read about it,« he said, taking the pendant in his hand to examine it more closely. »…but I’ve never seen one. It’s truly beautiful. A wonderful gift.«
Nyra had sat down and was helping herself to a piece of cake. »I’m glad I found the craftsman. He lives quite far away.«
»Thank you, that’s really… very sweet of you,« I said, giving her a spontaneous hug.
She smiled a little and stood up after finishing her cake. »I have to go. I still have some matters to attend to for Khadgar. See you tomorrow.«
I nodded and got another warm hug as goodbye. »See you tomorrow.«
»Take good care of the two of them,« she said to Wrathion as she embraced him as well. And just like that, she was gone.
That dream from the other night just wouldn’t let me go. It returned nearly every night. But this time, it was different again. My son was walking ahead of me on the foggy path, and as always, I marveled at his stunning features when he turned around. His dragon form was covered in black scales with violet accents, and his face was simply beautiful. His skin tone lay somewhere between Wrathion’s and mine, and his resemblance to his father made my heart race.
I reached out my hands and moved toward him, though I could only get closer slowly.
»I love you, Mama,« he said when I had come close enough to almost touch him. »Always remember that I’m not a…«
At that exact moment, he always burst into flames — leaving me waking up sobbing. But not this time. This time there was a deafening bang beside us. I turned to the sound — and when I looked back, he was gone. Simply vanished.
In the dream, I didn’t know what to make of it — and then I woke up, startling my beloved.
»That dream again?« he asked with concern, his glowing eyes looking at me in the dim light.
»Yes. But… it was different this time. Instead of bursting into flames, there was this loud bang, and… he disappeared.«
»Shaddy?« He gently stroked my face and kissed my forehead, as he always did when I awoke from one of those terrible dreams. Through our mental bond, he could feel I was confused rather than terrified, unlike all the other times before.
»Yes. He’s so beautiful,« I sighed. ‘Shaddy’ — that was the name we had given our son. A nickname for Shadraxar, Wrathion’s late father.
»Hmmmm,« Wrathion murmured, wrapping his arm around me and pulling me close.
»What does it mean? Why am I having these dreams?« I sighed again.
»I don’t know, my evening star,« he whispered. »Our son is communicating with you. What he wants to say… I don’t know. Maybe he’s just dreaming. He’s still so small. What else could it mean? You have exams tomorrow — go back to sleep. I’ll hold you both tightly.«
He didn’t say more. His warm voice and body had their usual calming effect. My eyes grew heavy — and within seconds, I was fast asleep again.
Summoning was a subject I had initially struggled with — but it had gotten easier. Professor Simms had us all take turns demonstrating what we had learned.
After Rodney and Nirv had each successfully summoned a large fire elemental, it was my turn — and I managed it on my first attempt. I’d been worried beforehand, as fire magic had become harder to control since Khadgar was no longer teaching me that particular element.
Malia stepped forward next. She seemed a little absent-minded and moved more slowly than usual to the center of the room. She performed her summoning — and although we hadn’t exactly been friendly in the past, our tension had since eased. I was genuinely glad, as making enemies in our group had never been my intention. We weren’t friends — but we treated each other with respect now.
After her elemental vanished, she didn’t return to her spot — instead, she walked straight toward me. Only now did I notice the strange look in her eyes. She lifted her arm in an oddly stiff motion and placed her hand on my forearm.
She had never touched me before — and I found it unsettling, but I let her be.
Suddenly, her expression twisted in pain, and sheer panic shone in her eyes. With a violent jerk — as though she was ripping herself away from me — she tore her hand off my arm and said: »I’m sorry. I… I didn’t mean to…«
I was confused but kept it to myself and simply replied: »It’s okay.«
Clearly, something was wrong with her — and Professor Simms noticed too. She immediately sent Malia to Professor Mills for care.
To be continued…
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