
Stormrider - Teil 105
»Mama … ich …«, stotterte Nila. Dann entschied sie, dass es das Beste war, mit der Tür ins Haus zu fallen. Sie holte tief Luft und sagte schnell und gepresst, »Mama, ich habe einen Freund.«
Die Königin zog die Brauen zusammen und blickte sie streng an. »Nihilora, ich habe dir schon einmal etwas über dieses Thema gesagt. Diese Diskussion brauche ich nicht schon wieder.« Ihre Augen rollten zur Decke und zurück.
»Ich weiß, Mama, aber … es ist halt passiert. Er ist … er ist süß. So aufmerksam und … ich bin …« So wenig selbstsicher hatte ich meine Freundin noch nicht erlebt. Sie schien ein Donnerwetter von ihrer Mutter zu erwarten, denn sie blickte die Königin mit einem Ausdruck an, der zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankte.
Aber die Königin seufzte nur schwer und ließ sich auf ihren Thronsessel fallen. »Ich habe befürchtet, dass das früher oder später passieren wird.«, stöhnte sie . »Du weißt, was das heißt?«, sagte sie leise und sah Nila niedergeschlagen an. »Wir müssen es deinem Vater sagen.«
Ich sah keinen zweiten Thronsessel, keinen König neben ihr, deshalb war ich automatisch davon ausgegangen, dass Nilas Vater … nun ja, dass er aus irgendeinem Grund nicht mehr da war. Damit lag ich vollkommen falsch, denn Nila machte jetzt ein Gesicht, als hätte ihr ihre Mutter eine Ohrfeige verpasst.
»Können wir damit nicht warten, Mom?«, stöhnte sie und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf.
»Nein, mein Schatz, das geht nicht.«, schüttelte diese entschieden den Kopf und drehte sich zu der Elfe am Eingang um. »Ellerian, bitte lasse nach Sendruil rufen.«
Die Elfe nickte ergeben und schwebte davon.
Nila, die inzwischen so aussah, als wäre sie lieber ganz weit weg, versuchte erneut, das Unheil von sich abzuwenden. »Mom bitte … das muss doch nicht sein.«
Doch ihre Bitte stieß auf taube Ohren und nur kurze Zeit später brachte Ellerian einen ungewöhnlich großgewachsenen Leerenelf zu uns, der sofort auf Nila zukam und sie umarmte. Mir fielen sofort seine seltsamen Ohren auf. Normalerweise hatten Leerenelfen einfach lange, spitze Ohren, aber seine waren … meinen ähnlicher als Nilas, sie hatten Zacken. Seltsam.
»Meine Tochter.«, lächelte er und legte seine Stirn an Nilas.
»Deine Tochter hat dir etwas mitzuteilen.«, seufzte die Winterkönigin in ihrem Sessel und sah ihren Gefährten forschend an, so als ob sie feststellen wollte, ob seine Stimmung für diese Nachricht überhaupt geeignet war.
»Immer frei heraus.«, sah er sie fröhlich an. Anscheinend wollte er die Stimmung seiner Gefährtin nicht zur Kenntnis nehmen, er blendete sie jedenfalls völlig aus und war nur auf Nila konzentriert.
»Ich habe einen Freund.«, sagte Nila mit einem einzigen keuchenden Ausatmen. Diese Katze war aus dem Sack und ich war gespannt, was als Nächstes passieren würde.
Die Brauen ihres Vaters zogen sich zu einem Strich zusammen, ebenso wie sein Mund nur noch ein schmaler Strich war. Er schnaufte hörbar genervt. »Was habe ich dir darüber gesagt?«
»Oh mann, ja. Es ist aber trotzdem …«, sah ihn Nila trotzig an.
»Du weißt genau, das das nicht läuft, und du weißt genau, warum. Warum zum Teufel hältst du dich nicht daran?«, ragte ihr Vater jetzt drohend vor ihr auf und sah sie böse an.
»Weil ich es satthabe! Ich habe es satt, immer nur nach eurer Pfeife tanzen zu müssen. Ich will mein eigenes Ding machen.«, motzte Nila widerspenstig zurück.
»Nihilora!!!«, donnerte ihr Vater mit einer Stimme, die selbst mich zusammenzucken ließ. Nicht weil er lauter wurde, oh nein, das musste er gar nicht. Mir wurde schlagartig bewusst, dass er ebenso ein Cantamagus war, wie sie. In dieses eine Wort hatte er etwas gewoben, das keinen Widerspruch zuließ. Selbst ich als Beobachterin des Ganzen fühlte mich jetzt klein und unwürdig, solche Macht hatte seine Stimmgewalt.
»Dad, ich … habe das nicht getan, um dich zu verärgern. Ich habe mich einfach verliebt. Ich kann nichts dafür.«, wimmerte Nila verzweifelt.
»Sen, bitte beruhige dich …«, sprach die Winterkönigin ihren Gefährten an, aber er war so in Rage, dass er sie nicht beachtete.
»Du bringst das wieder in Ordnung, oder ich werde es in Ordnung bringen.«, zischte er unversöhnlich und deutete mit dem Finger auf Nilas Brust. Dann drehte er sich um und verschwand aus unserem Blickfeld. Er hatte dabei erschreckende Ähnlichkeit mit meiner Schwiegermutter.
Auf dem Rückweg war die arme Nila vollkommen aufgelöst. »Was soll ich nur tun?«, jammerte sie wieder und wieder und ich lief nebenher und wollte das Problem nicht verstehen, es offenbarte sich mir nicht.
Ich überlegte hin und her, wie die Reaktion von Nilas Vater zu begründen sein könnte, aber ich kam trotz aller Grübelei nicht darauf.
Ich blieb stehen. »Ich verstehe das Problem nicht, dass dein Vater generell damit hat, das du jemanden lieben könntest.«, kratzte ich mich ratlos am Kopf und hoffte, sie würde mir damit endlich auf die Sprünge helfen.
»Oh …«, äußerte sie nur. »Du konntest ihn gar nicht sehen, oder?«
»Was konnte ich nicht sehen? Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Seine … die Gestalt meines Vaters. Seine wahre Gestalt.«, schniefte sie.
»Nein. Ich habe ihn nur so gesehen, wie er da stand. Was hätte ich denn sehen sollen?«
»Ich dachte nur …«, schniefte sie erneut, »Ich dachte, du könntest ihn sehen, wie du andere Drachen sehen kannst. Hab mich geirrt.« Sie schluchzte und wischte sich erfolglos die Tränen von den Wangen, die jetzt in Sturzbächen aus ihren Augen liefen.
Ich nahm sie tröstend in den Arm, während sie weinte und nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, reichte ich ihr das Taschentuch, das ich dabeihatte.
»Ich bin ein Mischling.«, lächelte sie halbherzig. »Meine Mom ist von hier, na ja das ist ja klar und mein Dad, er …«, sie schniefte laut in ihr Taschentuch, bevor sie fortfuhr, »Mein Dad ist ein Ariel.«
»Huch!«, sagte ich und schaute sie völlig verblüfft an. Das passte wie die Faust aufs Auge. Die Ariel waren Cantamagi. Zudem waren sie als temperamentvoll berüchtigt. Das erklärte so ziemlich alles, was vorher keinen Sinn ergeben hatte.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 105
»Mama … I …« stammered Nila. Then she decided it was best to get straight to the point. She took a deep breath and quickly said, »Mama, I have a boyfriend.«
The queen furrowed her brows and looked at her sternly. »Nihilora, I’ve told you before about this topic. We don’t need to have this discussion again.« Her eyes rolled to the ceiling and back.
»I know, Mama, but … it just happened. He’s … he’s sweet. So attentive and … I am …« I had never seen my friend so lacking in confidence. She seemed to expect a scolding from her mother, looking at the queen with an expression that wavered between despair and hope.
But the queen merely sighed heavily and sank into her throne. »I feared this would happen sooner or later,« she groaned softly. »You know what this means?« she said quietly, looking at Nila despondently. »We have to tell your father.«
I hadn’t seen a second throne, no king beside her, so I had automatically assumed that Nila’s father … well, that he was no longer around for some reason. I was completely wrong, as Nila now made a face as if her mother had slapped her.
»Can’t we wait on that, Mom?« she groaned, clutching her head with a pained expression.
»No, my dear, we can’t,« she shook her head decisively and turned to the elf at the entrance. »Ellerian, please summon Sendruil.«
The elf nodded obediently and floated away.
Nila, now looking as if she’d rather be anywhere else, tried once more to avert the impending doom. »Mom, please … this isn’t necessary.«
But her plea fell on deaf ears, and shortly thereafter, Ellerian brought an unusually tall void elf to us, who immediately approached Nila and embraced her. I immediately noticed his strange ears. Normally, void elves had long, pointed ears, but his were … more like mine than Nila’s, they had ridges. Strange.
»My daughter,« he smiled, pressing his forehead to Nila’s.
»Your daughter has something to tell you,« sighed the Winter Queen from her throne, looking at her companion inquisitively, as if trying to gauge whether his mood was suitable for this news.
»Always speak freely,« he looked at her cheerfully. Apparently, he chose to ignore his companion’s mood entirely, focusing solely on Nila.
»I have a boyfriend,« Nila said in a single breath. The cat was out of the bag, and I was curious to see what would happen next.
Her father’s brows drew into a line, as did his mouth, now just a thin line. He audibly sighed in annoyance. »What have I told you about that?«
»Oh man, yes. But still …« Nila looked at him defiantly.
»You know exactly that this isn’t acceptable, and you know exactly why. Why the hell don’t you follow that?« her father now loomed threateningly over her, glaring.
»Because I’m tired of it! I’m tired of always dancing to your tune. I want to do my own thing,« Nila retorted defiantly.
»Nihilora!!!« her father thundered with a voice that made even me flinch. Not because he got louder—oh no, he didn’t need to. I suddenly realized that he was a Cantamagus, just like her. In that one word, he had woven something that allowed no contradiction. Even I, merely an observer, now felt small and unworthy; such was the power of his voice.
»Dad, I … didn’t do this to upset you. I just fell in love. I can’t help it,« Nila whimpered desperately.
»Sen, please calm down …« the Winter Queen addressed her companion, but he was so enraged that he didn’t heed her.
»You will set this right, or I will,« he hissed unforgivingly, pointing a finger at Nila’s chest. Then he turned and disappeared from our sight. He bore a striking resemblance to my mother-in-law.
On the way back, poor Nila was completely distraught. »What am I going to do?« she lamented over and over, and I walked alongside, unable to grasp the problem; it just didn’t reveal itself to me.
I pondered back and forth, trying to understand the reason behind Nila’s father’s reaction, but despite all my pondering, I couldn’t figure it out.
I stopped. »I don’t understand the problem your father has with you loving someone,« I scratched my head in confusion, hoping she would finally enlighten me.
»Oh …« she merely said. »You couldn’t see him, could you?«
»See what? I don’t know what you’re talking about.«
»His … my father’s form. His true form,« she sniffled.
»No. I only saw him as he stood there. What should I have seen?«
»I just thought …« she sniffled again, »I thought you could see him, like you can see other dragons. I was wrong.« She sobbed, wiping her cheeks in vain as tears streamed down her face.
I hugged her comfortingly as she cried, and after she had calmed down a bit, I handed her the tissue I had with me.
»I’m a hybrid,« she smiled half-heartedly. »My mom is from here—well, that’s obvious—and my dad, he …« she sniffled loudly into her tissue before continuing, »My dad is an Ariel.«
»Oh!« I said, looking at her completely astonished. That fit perfectly. The Ariel were Cantamagi. They were also notorious for their temper. That explained pretty much everything that hadn’t made sense before.
To be continued …
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