Stormrider - Teil 89

»Hast du jemanden, mit dem du übst?«, fragte Nila mich beim Mittagessen.
Ich nickte, während ich noch kaute »Ja, ich übe mit meinem Liebsten.«
»Schade. Ich muss mal sehen, wer mit mir üben will.«
»Du findest sicher jemanden.«, sagte ich. »Deine Magie ist echt beeindruckend.«
Sie zuckte mit den Schultern. »An der anderen Schule drüben fanden sie sie eher erschreckend. Scheinbar habe ich sie damit zu sehr an die Ariel erinnert.«
»Ach was. Es gibt immer mal wieder Übungspaare, wo es nicht so passt. Du wirst schon jemanden finden.«
Nach einer weiteren Stunde war der Unterricht für heute beendet und wir liefen zusammen den Turm hinauf.
»Dieser Typ hat mich vorhin draußen schon wieder angequatscht.«, schnaufte sie, da sie sich erst noch an die vielen Treppen hier herauf gewöhnen musste.
Ich blieb stehen. »George? Was wollte er?«
»Ich glaube, dem wäre ich am ersten Tag besser nicht über den Weg gelaufen.«, rollte sie genervt mit den Augen. »Er wollte mich ‚einladen, mit ihm auf einer Bank zu sitzen, um seinen Gedichten zu lauschen‘. Ich dachte, der will mich veräppeln. Aber er meinte es ernst.«
Ich hielt mir den Bauch vor Lachen. »Keine Angst. Das ist halt George. Susi hat er mal bis aufs Klo verfolgt, um ihr vorzulesen. Das gibt sich wieder. Du bist neu, da wittert er anscheinend seine große Chance, dass dir seine Gedichte gefallen könnten.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. »No way!«
»Möglicherweise ist unser George ja auch schockverliebt, seit er dich gesehen hat. Auszuschließen ist gar nichts.«, lachte ich noch lauter.
Ihre Lippen wurden zu einem schmalen Strich und sie sah mich böse an. »Bloß das nicht.«
»Bis morgen.«, winkte ich schmunzelnd und lief weiter nach oben.

DU SCHÖNE HOLDE BLAUE
ACH SÄSST DU AUF DER AUE
WÜRD ICH DICH WIEDERFINDEN SCHLAUE
GROSSE SCHLÖSSER ICH DIR BAUE

Ich stieß mir fast den Kopf am Bettpfosten, als ich mit einem Ruck aus dem Tiefschlaf aufschreckte. »Nicht schon wieder!«, dachte ich. Es war zwei Uhr dreißig, wie ich durch einen Blick auf die Uhr feststellte. Sollte das jetzt jede Nacht so gehen, bis auch der Letzte in dieser Stadt völlig unausgeschlafen war? Wrathion war schon vor mir geweckt worden und stand am Fenster. Er kam zu mir herüber und setzte sich auf die Bettkante.
»Es tut mir leid, dass der Spinner dich aufgeweckt hat. Wie soll man bei diesem Krach schlafen?«
»Ist schon gut, so kann ich dich wenigstens umarmen.«, lächelte ich und kuschelte mich an ihn.

ICH LIEBE DICH, DARF ICH DAS SAGEN
ICH MUSS DICH DAS GANZ EINFACH FRAGEN
DENN WENN ES DIR GENAUSO GEHT
DAS LEBEN VOR DER TÜRE STEHT

»Oh oh, der schlichte Dichter ist verliebt. Auch das noch.«, ich seufzte.
»Ich ebenfalls.«, grinste Wrathion und gab mir einen Kuss. »Aber ich wecke dafür nicht die ganze Stadt jede Nacht.«
»Warum eigentlich nicht?«, kicherte ich jetzt. »Du könntest doch ein bisschen mit den Flügeln schlagen und laut brüllend und Feuer speiend deine Kreise über der Stadt ziehen.«
»Meinst du, das sollte ich tun?«
Ich nickte eifrig. »Und friss bitte bei der Gelegenheit gleich den schlichten Dichter.«
Jetzt konnten wir nicht mehr an uns halten. Wir waren hemmungslos albern und kicherten beide, bis uns die Bäuche wehtaten. Und schon ging es weiter:

DU WUNDERVOLLE BLAUE FEE
DENN JEDES MAL WENN ICH DICH SEH´
KLINGT GLOCKENSPIEL IN MEINEM KOPFE
VERMESSEN, WENN ICH BEI DIR KLOPFE?

»Oh Mann.« Unser Lachanfall wollte nicht enden. Tränen kullerten aus unseren Augen und wir kamen mit dem wegwischen gar nicht mehr hinterher.
»Wenn wir dem nicht bald ein Ende bereiten, bricht unsere Schule zusammen. Deine Mutter sah heute Morgen total übernächtigt aus und sie war sogar noch schlechter gelaunt als sonst.«
»Nach dem, was du immer von ihr erzählst, gehört da nicht viel dazu.«, gähnte er.»Aber du hast recht, das muss aufhören. Ich wüsste nur nicht wie. Das scheint von überallher zu kommen.«

MEIN HERZ IST SO SEHR VOLLER LIEBE
NOCH NIEMALS HATTE ICH SOLCHE TRIEBE
DEINE WUNDERSCHÖNEN AUGEN
DEN VERSTAND MIR VOLLENDS RAUBEN

Morgen früh würde nicht nur Nyra Black vollkommen unausgeschlafen zum Unterricht erscheinen. Ich hatte keine Idee, was wir hätten tun können um endlich wieder schlafen zu können. Oder vielleicht doch! Ich rief eines meiner Bücher zu mir und sprach einen Zauberspruch. Und zauberte zwei Paar Ohrenstöpsel für uns herbei.
»Hier!«, gab ich ihm sein Paar.
»Du bist genial.«, rief er und wir konnten endlich wieder ruhig schlafen.

Der schlichte Dichter wurde in den nächsten Wochen zum Phänomen der Müdigkeit der ganzen Stadt. Wohin man auch kam. Die Blumenhändlerin gähnte. Der Waffenschmied schnarchte laut in einer Ecke seines Ladens. Alle Bankangestellten gähnten. Der Schneider gähnte. Und der Käsehändler machte seinen Laden ganz einfach erst mehrere Stunden später auf. So konnte es nicht weitergehen. Und doch gab es jede Nacht zuverlässig neue Reime und niemand kannte den Verursacher dieses Lärms.
Die Einzigen, die wieder tief und fest schliefen, waren Wrathion und ich.

»Wenn das so weitergeht, muss ich tagsüber schlafen.«, gähnte Nila an diesem Morgen.
Khadgar kam herein und gähnte. »Uuuahh, wenn wir diesen Kerl nicht bald ausfindig machen, werde ich noch zu einem Untoten.«
Ich hatte eine Idee. »Wisst ihr von irgendjemandem, der im Moment frisch verliebt ist?«
»Nicht, dass ich wüsste, warum?« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf und gähnte wieder.
»Na ja, der schlichte Dichter spricht davon. Eindeutig ist er verliebt oder schwärmt zumindest für irgendjemanden Weibliches. So viel ist sicher.«
»Stimmt. Jetzt wird man das aber nicht jedem an der Nasenspitze ansehen. Aber es ist einen Versuch wert. Vielleicht hat ja einer der Kollegen eine Beobachtung gemacht, die uns weiterhilft.«
»Das erklärt aber nicht, warum er seine Verliebtheit so in die Welt hinaus brüllt.«, sagte Rodney genervt und gähnte. »Schließlich kann seine Angebetete dann auch nicht schlafen, sollte sie hier leben. Und das erhöht seine Chancen nicht gerade, oder?«
»Da ist was dran.«, lachte ich.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 89

»Do you have someone you practice with?« Nila asked me during lunch.
I nodded while still chewing. »Yeah, I practice with my beloved.«
»Too bad. I’ll have to see who’s willing to train with me.«
»I’m sure you’ll find someone,« I said. »Your magic is seriously impressive.«
She shrugged. »Back at the other school, they found it more frightening. Apparently, I reminded them too much of the Ariel.«
»Come on. Sometimes training pairs just don’t click. You’ll find someone.«
After another class, lessons were done for the day, and we walked up the tower together.
»That guy tried talking to me again earlier outside,« she panted—still not used to the endless stairs.
I stopped. »George? What did he want?«
»I think I should’ve avoided him on day one,« she said, rolling her eyes in frustration. »He wanted to ‘invite me to sit on a bench and listen to his poems.’ I thought he was joking. But he was serious.«
I clutched my stomach laughing. »Don’t worry. That’s just George. He once followed Susi to the bathroom to read to her. It’ll pass. You’re new, so I guess he thinks this might be his big shot—maybe you’ll actually like his poetry.«
She narrowed her eyes. »No way!«
»Maybe our George is love-struck since the moment he saw you. Wouldn’t surprise me,« I laughed even harder.
Her lips tightened into a thin line, and she gave me a deadly look. »Please no.«
»See you tomorrow,« I grinned and continued upstairs.

OH LOVELY BLUE ENCHANTRESS FAIR
IF ONLY YOU WOULD MEET ME THERE
I’D BUILD FOR YOU A CASTLE BRIGHT
IF YOU’D JUST SIT WITH ME TONIGHT

I nearly hit my head on the bedpost as I shot out of deep sleep. »Not again!« I thought. It was 2:30 a.m., as I saw on the clock. Was this going to go on every night until no one in the city got any sleep anymore?
Wrathion had already been woken and was standing at the window. He came over and sat down on the edge of the bed.
»Sorry that lunatic woke you up. How’s anyone supposed to sleep through this noise?«
»It’s okay. At least I get to cuddle you,« I smiled and snuggled up to him.

I LOVE YOU, MAY I SPEAK IT CLEAR
I HAVE TO ASK, SO YOU MAY HEAR
FOR IF YOU FEEL THE SAME AS ME
OUR LIFE TOGETHER NOW COULD BE

»Oh boy. The simple poet is in love. Just great,« I sighed.
»So am I,« Wrathion grinned and kissed me. »But I don’t wake up the entire city every night because of it.«
»Why not though?« I giggled. »You could flap your wings, roar, breathe fire, and circle the city in the sky.«
»You think I should?«
I nodded eagerly. »And while you’re at it—eat the simple poet.«
Now we completely lost it. We were ridiculously silly, laughing until our stomachs hurt. And on it went:

OH YOU, MY FAIRY BRIGHT AND BLUE
EACH TIME I SEE YOU, I JUST KNEW
BELLS RING INSIDE MY HEAD, NO LIE
TO KNOCK ON YOUR DOOR—TOO BOLD TO TRY?

»Oh man.« We couldn’t stop laughing. Tears streamed down our faces, and we couldn’t wipe them away fast enough.
»If this doesn’t stop soon, the whole school’s going to collapse. Your mother looked completely sleep-deprived this morning—and even grumpier than usual.«
»Doesn’t take much, from what you’ve told me,« he yawned. »But you’re right. This has to stop. I just don’t know how. The sound seems to come from everywhere.«

MY HEART IS BURSTING FULL OF LOVE
I SWEAR IT’S BLESSED FROM ABOVE
YOUR BEAUTIFUL EYES, THEY STEAL MY MIND
SANITY’S SOMETHING I CAN NO LONGER FIND

By morning, Nyra Black wouldn’t be the only one showing up exhausted to class. I had no idea how we were supposed to get any sleep again.
Or maybe I did.
I summoned one of my books to me and spoke a spell—conjuring two pairs of earplugs.
»Here!« I handed him his pair.
»You’re a genius,« he said, and we finally got some real sleep again.

The simple poet became the city’s sleep-deprivation phenomenon over the next few weeks. Everywhere you went—the florist yawned, the blacksmith snored loudly in a corner of his shop, all the bank clerks yawned, the tailor yawned, and the cheese vendor didn’t even open until hours later.
This couldn’t go on.
Yet every night brought fresh verses, and no one knew who was behind the noise.
The only ones sleeping soundly through it all—were Wrathion and I.

»If this keeps up, I’ll have to sleep during the day,« Nila yawned that morning.
Khadgar entered, yawning too. »Ugh, if we don’t find this guy soon, I’ll end up a zombie.«
I had an idea. »Do any of you know someone who’s newly in love right now?«
»Not that I can think of. Why?« He scratched his head thoughtfully and yawned again.
»Well, the simple poet clearly is. He’s either in love or has a massive crush on someone female. That much is obvious.«
»True. But it’s not like people wear signs on their faces. Still—it’s worth a try. Maybe one of the professors noticed something that might help us.«
»But that still doesn’t explain why he’s screaming about his feelings into the night,« Rodney grumbled, yawning. »If the girl he likes actually lives here, she can’t sleep either. That’s not exactly improving his chances, is it?«
»You’ve got a point,« I laughed.

 

To be continued …

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