Stormrider - Teil 79

»Komm mit, Mädchen.«, sagte sie, ergriff mein Handgelenk und zog mich mit sich. Drinnen im Laden schob sie mich vor einen mannshohen Spiegel, in dem ich Rath jetzt hinter uns in den Laden kommen sah.
»Schau.«, sagte sie.
Ich schaute eine Weile im Spiegel auf meinen Bauch und dann in mein Gesicht. »Und jetzt?«
Sie schnaufte genervt. »War deine Augenfarbe schon immer Violett? So wie euer Sylithraen?«
Ich sah genauer hin und erstarrte. Meine Pupillen waren jetzt tatsächlich violett.
»Herzlichen Glückwunsch, du bist im Vaelithar.«, grinste sie wieder und klopfte mir mütterlich mit einer Hand auf die Schulter. »Für alles Weitere wende dich vertrauensvoll an deinen Gefährten.«


Nachbesprechung in Schloss Stormwind. Nicht, dass ich dafür irgendeine Kapazität frei gehabt hätte. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um das, was Nyxondra zu mir gesagt hatte und was jetzt auf uns zukam. Vaelithar.

Nur am Rande bekam ich mit, dass sich der König mit Wrathion so weit aussöhnte, dass wir die Erlaubnis bekamen, die Stadt jederzeit wieder zu besuchen. Und nur am Rande nahm ich wahr, dass Khadgar sagte, dass sie nicht aufgeben würden, Ravina zu finden.
Es war nur eine Randnotiz für mich, dass alle lachten und scherzten, nachdem wir wieder zurück in Dalaran waren und man sich am Abend im Biergarten treffen wollte.
Ich lief herum, wie im Nebel. Alles kam nur gedämpft und mit deutlicher Verzögerung bei mir an. Ich hatte keinen Plan, ob ich mich jetzt freuen oder ob ich mich ärgern sollte, denn mir war klar, dass mein Zustand und die Tatsache, wohin er führen würde, unabänderlich war.
Vaelithar bedeutete in jedem Fall Nachwuchs und ich hatte keine Ahnung, wie ich das mit meiner Ausbildung unter einen Hut bringen sollte, die mir so wichtig war, und ich war völlig überfordert von all den Fragen, die sich mein Kopf jetzt in Dauerschleife stellte.
»Willst du drüber reden?«, fragte er leise, nachdem wir zuhause angekommen waren.
»Ich … weiß es nicht. Ganz ehrlich? Ich bin überfordert. Heute war … verrückt. Ein total verrückter Tag.«
»In der Tat, so ist es.«, nickte er und umfing mich mit seinen Armen. »Aber egal, was es ist, wir schaffen zusammen alles.«
»Ich werde dich anstecken!«, warnte ich ihn lachend. »Vaelithar ist ansteckend.«
Er sah mich so durchdringend an, dass mir von Kopf bis Fuß siedend heiß wurde. Dann sagte er »Oh ja, das wirst du.« Daraufhin runzelte er theatralisch die Stirn und sah mich fragend an. »Es sei denn, du willst lieber einen anderen Drachen anstecken? Willst du das?«
»Warte mal, lass mich überlegen … Es gab da doch den einen heißen Kerl bei der Stadtwache in Valdrakken.«, zog ich die Brauen zusammen, kratzte mich am Kinn und überlegte.
Er schaute beleidigt und ich musste laut lachen.
»Weißt du überhaupt, was du dir da einhandelst?«, wollte ich wissen.
»Noch nicht ganz. Aber wir werden es zusammen herausfinden.«, lächelte er und gab mir einen Kuss.

Schon zwei Tage später hatte er sich angesteckt und seine Augen wurden genau so violett, wie meine es waren.
Es war nicht grundsätzlich so, dass alle Drachen, die im Vaelithar waren, lila Augen bekamen. Es richtete sich immer nach der gemeinsamen Farbe der Aura, die das Paar im Sylithraen annahm. Unsere war eben Violett.
Ich wusste nur rudimentäre Dinge über unseren jetzigen Zustand. Solche Sachen wie, dass es sehr langsam anfing und sich dann steigerte. Und dass manche Drachen unter dem Einfluss des Vaelithars wirklich merkwürdige Dinge taten, die ich mir bei uns beiden allerdings nicht so recht vorstellen konnte.
Aber was das für Dinge waren, das war so individuell verschieden, wie wir Drachen es sind. Man konnte es nicht vorhersagen, was sich alles abspielen würde. Ich hoffte nur inständig, dass wir in den nächsten sechs Monaten nichts fürchterlich Peinliches tun würden.
Oma würde uns garantiert tagelange Vorträge halten, wenn sie von unserem Zustand erfuhr.
Nach meinen anfänglichen Schwierigkeiten fühlte ich mich wieder völlig normal. So wie vorher auch, wenn man von meiner geänderten Augenfarbe mal absah. Es dauerte ganze drei Wochen, bis die Dinge um uns herum anfingen, ein wenig … merkwürdig zu werden.

Wenn ich zu Hause auf dem Sofa sitze und mir mit »Levilibris« ein Buch herbeischweben lassen will, um zu lernen, erwarte ich eigentlich nicht, dass es wie eine Rakete aus dem Regal geschossen kommt, mir schmerzhaft vor den Kopf knallt und dann wie ein wildgewordener Kolibri vor meiner Nase herumschwirrt.
»Aua!«, rief ich wütend und rieb mir die Stelle am Kopf, wo es mich getroffen und eine Beule hinterlassen hatte. Dann schnappte ich nach dem Buch, bevor es mit seinem wirren Geflatter versehentlich noch im Kamin landete.
»Was soll das denn?«, motzte ich, bevor ich es aufschlug, um den Zauber zu finden, den ich heute lernen musste.
Heute stand ein Verwandlungszauber auf dem Programm. Die Aufgabe war recht simpel: Aus einem Gegner war ein harmloses Tier zu zaubern, das ein paar Minuten lang nichts anderes tun kann, außer herumzuwandern. Wie beispielsweise ein Schaf, eine Kuh oder eine Ente. Das war normalerweise Stoff für das erste Jahr, wenn man es genau nahm, denn an diesem Zauber war so gar nichts Kompliziertes.
»Wollen wir in den Übungsraum runter, oder üben wir hier? Ich muss nur ein Schaf aus dir machen, heute.«
Er sah von seiner Lektüre auf, hob eine Augenbraue und grinste ein schiefes Grinsen. »Ein Schaf. Aus mir.«
»Jap. Ein Schaf.«, nickte ich eifrig.
»Ist das so eine tolle Idee?«
»Warum sollte das keine gute Idee sein? Hast du was gegen Schafe?«
»Im Gegenteil. Ich esse sie sehr gerne. Ganz frisch von der Wiese.«
Ich bekam einen Lachanfall und konnte nicht mehr aufhören zu kichern.
»Keine Sorge …«, keuchte ich, »… ich werde dich nicht essen.«
»Okay, dann los.«, sagte er und stand vom Sofa auf.
Ich wirkte den Zauber, meine Hände begannen zu leuchten und nichts passierte. Scheinbar. Mein Liebster stand unverändert vor mir, schien aber aus irgendeinem Grund ein ganzes Stück gewachsen zu sein.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 79

»Come with me, girl,« she said, grabbing my wrist and pulling me along. Inside the shop, she pushed me in front of a full-length mirror, where I could now see Rath entering behind us.

»Look,« she said.

I stared at my stomach for a while, then at my face. »And now?«

She sighed in frustration. »Have your eyes always been violet? Like your Sylithraen?«

I looked closer and froze. My pupils had indeed turned violet.

»Congratulations, you’re in Vaelithar,« she grinned and patted my shoulder in a motherly way. »For everything else, consult your mate.«

The debriefing at Stormwind Castle. Not that I had any mental capacity left for it. My thoughts revolved endlessly around what Nyxondra had just told me and what was now coming our way. Vaelithar.

I barely registered that the king had reconciled with Wrathion enough to grant us permission to visit the city at any time. And I only vaguely heard Khadgar saying that they wouldn’t give up on finding Ravina.

It was just background noise to me that everyone laughed and joked once we were back in Dalaran and that there were plans to meet at the beer garden in the evening.

I wandered around as if in a fog. Everything reached me muffled and with noticeable delay. I had no idea whether to be happy or annoyed because I knew that my condition and where it would lead were irreversible.

Vaelithar inevitably meant offspring, and I had no clue how to balance that with my studies, which were so important to me. I was completely overwhelmed by the endless questions looping through my mind.

»Do you want to talk about it?« he asked softly after we arrived home.

»I… I don’t know. Honestly? I’m overwhelmed. Today was… insane. A totally insane day.«

»Indeed, it was,« he nodded and wrapped his arms around me. »But no matter what happens, we’ll handle everything together.«

»I’m going to infect you!« I warned him, laughing. »Vaelithar is contagious.«

He looked at me so intensely that heat rushed through my entire body. Then he said, »Oh yes, you will.« He theatrically furrowed his brow and gave me a questioning look. »Unless, of course, you’d rather infect another dragon? Is that what you want?«

»Wait, let me think… There was that one hot guy in the city guard in Valdrakken,« I frowned, scratching my chin as if in deep thought.

He looked offended, and I burst into laughter.

»Do you even know what you’re getting yourself into?« I asked.

»Not entirely. But we’ll find out together,« he smiled and kissed me.

Just two days later, he was infected too, and his eyes turned the same shade of violet as mine.

Not all dragons in Vaelithar developed violet eyes. The color always matched the shared aura the pair took on in Sylithraen. Ours happened to be violet.

I only knew the basics about our current state—things like how it started slowly and then intensified. And that some dragons under the influence of Vaelithar did truly bizarre things, though I couldn’t imagine anything like that happening to us.

But what exactly those things were was as unique as dragons themselves. It was impossible to predict what would unfold.

I just hoped we wouldn’t do anything horribly embarrassing over the next six months.

Grandmother would definitely give us endless lectures once she found out about our condition.

After my initial struggles, I felt completely normal again, just as before—aside from my eye color. It took a full three weeks before things around us started to become… strange.

When I sit on the sofa at home and use »Levilibris« to summon a book for studying, I do not expect it to shoot out of the bookshelf like a rocket, smack me painfully on the forehead, and then flutter around my face like a deranged hummingbird.

»Ouch!« I yelled angrily, rubbing the spot on my head where it had hit me, already forming a bump. Then I snatched at the book before its erratic flight sent it straight into the fireplace.

»What the hell was that?« I grumbled, opening the book to find today’s assigned spell.

Today’s lesson was a transformation spell. The task was simple: turning an opponent into a harmless animal that could do nothing but wander around for a few minutes. Something like a sheep, a cow, or a duck.

Normally, this was beginner’s material—first-year stuff, really. There was nothing complicated about it.

»Should we go down to the training room, or do we practice here? I just have to turn you into a sheep today.«

He looked up from his book, raised an eyebrow, and smirked.

»A sheep. Me.«

»Yep. A sheep,« I nodded eagerly.

»Is that really a great idea?«

»Why wouldn’t it be? Do you have something against sheep?«

»On the contrary. I enjoy eating them. Fresh from the meadow.«

I had a laughing fit and couldn’t stop giggling.

»Don’t worry…« I wheezed, »I won’t eat you.«

»Alright then, let’s do it,« he said, getting up from the sofa.

I cast the spell, my hands glowing as I did.

Nothing happened.

Or so it seemed.

My beloved stood before me, unchanged—but for some reason, he suddenly seemed much taller.

 

To be continued …

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