
Stormrider - Teil 72
Ich stand auf und wollte ebenso gehen, aber sie hielt mich auf.
»Teyla, wartet bitte einen Moment.« Daraufhin sah sie zur Tür und wartete, bis der Letzte den Raum verlassen hatte.
Ich war misstrauisch. Was wollte sie von mir, das offenbar niemand sonst hören sollte? »Professor?«
»Wo werdet Ihr beide die Feiertage verbringen?«, fragte sie jetzt so, als würde es sich bei dieser Frage um eine offizielle Schulangelegenheit handeln.
Ich war irritiert. »Ich wüsste nicht, was … «
»Ich glaube nicht, dass die Frage zu schwierig für Euren ausgezeichnet funktionierenden Verstand war.«, fuhr sie mir über den Mund. »Noch mal zum Mitschreiben: Wo verbringt Ihr die Feiertage?« Nur sie schaffte es, jemanden gleichzeitig zu beleidigen und ihm ein Kompliment zu machen.
»Was soll das?«, rutschte es mir heraus, bevor ich mich bremsen konnte.
»Verdammt noch mal, Stormrider. Redet schon. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«, knurrte sie ungehalten.
»Zunächst mal ist mein Name Blackwing Stormrider.«, knurrte ich zurück »Und zweitens wüsste ich nicht mal ansatzweise, was Euch das anginge.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie herausfordernd an.
»Blackwing … ja. Euer Schutz geht mich als eure … Lehrkraft sehr wohl etwas an.« Kein Wutausbruch. Sie hatte sich erstaunlich schnell wieder im Griff. Diese Seite von ihr kannte ich definitiv nicht. Ich wurde zunehmend verwirrter.
Ich seufzte. »Im Gebirge. Bei meiner Großmutter. Wie gehabt.«
»Ihr beide? Bleibt ihr die ganze Zeit dort oder besucht ihr ebenfalls andere Orte?«
»Ja wir beide. Und ja wir bleiben dort. Was zum Teufel soll dieses blöde Verhör? Oder sollte ich das lieber Khadgar fragen?«, so langsam machte sie mich wütend.
»Gut. Wir werden dafür sorgen, dass das so bleibt.«, verkündete sie so nüchtern, als wollte sie darüber verfügen, dass eine Abteilung der magischen Bibliothek gesichert werden musste.
»Was zum Teuf …?«, wollte ich anfangen zu schimpfen.
»Das wäre alles.«, beendete sie das Gespräch, indem sie mir einfach dazwischenfuhr. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
Ich stand da und war völlig fassungslos. Mehrere Minuten konnte ich mich nicht überwinden, mich zu regen, geschweige denn zur Tür hinauszugehen. Es war einfach unfassbar.
Ich schüttelte den Kopf, schnappte mir meine Sachen und ging zurück in mein Zimmer. Es war die letzte Stunde vor den Ferien gewesen und Rath würde schon im Gemeinschaftsraum auf mich warten. Schnell hatte ich alles zusammengepackt, was ich brauchen würde und als ich um die Ecke bog, sah ich ihn vor dem Kamin am Feuer sitzen. Man sollte ja meinen, dass ein Drache, der selbst solche Mengen an Wärme emittierte keine andere Wärmequelle um sich herum schätzen würde. Aber er mochte Feuer. Sehr sogar.
»Hey.« Ich setzte mich und gab ihm einen schnellen Kuss.
»Hallo mein Abendstern.«, lächelte er zurück. »Wollen wir los?«
»Gleich.«, erwiderte ich. Daraufhin erzählte ich von meinem Gespräch mit Professor Black gerade. Und davon, wie fassungslos sie mich dort stehengelassen hatte.
Er runzelte die Stirn. »Sie will uns schützen? Warum?«
»Ich habe absolut keine Ahnung. Was wissen sie, was wir nicht wissen?«, zog ich die Schultern hoch. »Aber weißt du was? Ich habe heute die Nase voll davon. Es ist mir gerade so egal. Lass uns einfach nach Hause gehen.«
Die Sonne ging schon unter, als wir zuhause landeten. Ich war froh über die Auszeit, die vor uns lag und darüber, dass es nichts gab, was wir zu tun haben würden, wenn man von Professor Blacks reichlichem Aufgabenkatalog mal absah.
Ich hatte schon beim Anflug Ausschau nach Magiern gehalten, die unser Gebiet schützen wollten, hatte aber nichts dergleichen gesehen.
Auch Oma war nichts Ungewöhnliches in unserer Gegend aufgefallen. Weder schlichen irgendwelche Magier durch die umliegenden Wälder, um magische Schildzauber zu errichten, noch seltsame Bösewichte, die uns vielleicht Übles wollen würden. Es war nur das gute alte azurblaue Gebirge. Zu Hause.
Ein paar Tage später besah ich mir die gestellten Aufgaben und runzelte die Stirn.
»Schau mal.«, sagte ich zu Rath der mich gerade auf dem Sofa von hinten umarmte und begonnen hatte, genüsslich an meiner Schulter herumzuknabbern.
»Hmmmm?« Er wollte sich nur ungern von seiner Knabberei losreißen.
»Was ist das für eine Art Magie, die sie da haben will? Ich versteh´s nicht.«
Er seufzte und schaute über meine Schulter hinweg in das aufgeschlagene Buch auf meinen Knien. »Sieht fast aus wie … nein, das kann ich mir nicht vorstellen.« Er schnappte sich das Buch und blätterte vor und zurück, um dann wieder die Seite aufzuschlagen, wo der Zauber zu finden war, den Professor Black von uns verlangte.
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass das Sprüche sind, die eigentlich von Hexern gesprochen werden. Dämonische Magie.« Er gab mir das Buch zurück und fuhr damit fort, meine Schulter zu beknabbern. Er schnurrte dabei so laut, wie ein viel zu groß geratener Kater.
Ich seufzte tief und lehnte mich genussvoll zurück. Dämonenmagie. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Andererseits hatten nun mal die Hexer unserer Welt die besten Angriffszauber. Selbst das war nicht wie gewohnt. Normal lehrten die Kirin Tor keine dämonische Magie. Dafür gab es eigene Schulen in unserer Welt, die von Hexern besucht wurden. Aber was war bei Professor Black schon normal, dachte ich. Und dann klappte ich mein Buch zu und widmete mich sehr viel angenehmeren Dingen.
Meine Eltern kamen am Weihnachtsmorgen im dicksten Schneegestöber angesegelt. Es war verdammt kalt geworden und Mama hatte sich gegen den eiskalten Flugwind in dicke Roben gepackt, denn kurioserweise war mein Vater nicht so herrlich warm, wie Wrathion es war. Das Feuer in der Küche wurde rund um die Uhr mit Holz versorgt und war der Mittelpunkt des kleinen Hauses, um den herum sich alle trafen.
Es roch im ganzen Haus nach Tannennadeln, Orangenschalen, Lebkuchen und dem Feuer in der Küche. Oma hatte für alle einen Weihnachtspunsch gemacht, den wir jetzt tranken und dabei über das vergangene Jahr nachdachten.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 72
I stood up, ready to leave, but she stopped me.
»Teyla, please wait a moment.« She then glanced at the door, waiting until the last student had left the room.
I felt suspicious. What did she want from me that no one else was supposed to hear?
»Professor?«
»Where will you both be spending the holidays?« she asked as if this were an official school matter.
I was confused. »I don’t see how that’s … «
»I don’t believe the question was too difficult for your otherwise excellent mind,« she cut me off. »Let’s go over it again: where will you be spending the holidays?«
Only she could manage to insult and compliment someone at the same time.
»What is this about?« I blurted out before I could stop myself.
»For heaven’s sake, Stormrider. Just answer. I don’t have all day,« she snapped impatiently.
»First of all, my name is Blackwing Stormrider,« I growled back. »And second, I have no idea why this should concern you in any way.« I crossed my arms and stared her down challengingly.
»Blackwing … right. Your protection is absolutely my concern as your … instructor.« No outburst. She had regained control of herself surprisingly fast. I definitely wasn’t used to this side of her. My confusion deepened.
I sighed. »In the mountains. At my grandmother’s. As usual.«
»Both of you? Will you stay there the whole time, or will you be visiting other places as well?«
»Yes, both of us. And yes, we’re staying there. What the hell is this ridiculous interrogation? Or should I ask Khadgar instead?« My patience was wearing thin.
»Good. We will make sure it stays that way,« she announced, as casually as if she were declaring that a section of the magical library needed to be secured.
»What the hell …?« I was about to start shouting.
»That will be all,« she cut me off, ending the conversation on her own terms. Then she turned on her heel and left the room.
I stood there, utterly stunned. For several minutes, I couldn’t bring myself to move, let alone leave. It was unbelievable.
Shaking my head, I grabbed my things and returned to my room. It had been the last class before the holidays, and Rath would already be waiting for me in the common room. I quickly packed everything I would need, and when I rounded the corner, I saw him sitting by the fireplace.
One would think that a dragon, who naturally emitted so much warmth, wouldn’t appreciate another heat source around him. But he loved fire. Very much.
»Hey.« I sat down and gave him a quick kiss.
»Hello, my evening star,« he smiled back. »Shall we go?«
»In a moment,« I replied. Then I told him about my conversation with Professor Black—how she had left me completely speechless.
He furrowed his brow. »She wants to protect us? Why?«
»I have absolutely no idea. What do they know that we don’t?« I shrugged. »But you know what? I’m done thinking about it for today. I honestly don’t care right now. Let’s just go home.«
The sun was already setting when we landed back home. I was grateful for the break ahead of us and for the fact that we had nothing to do—except, of course, for the overwhelming list of assignments from Professor Black.
I had already been watching for any sign of mages securing our area, but I hadn’t seen anything unusual.
Grandma hadn’t noticed anything strange either. No mages lurking in the nearby forests to set up magical wards, no mysterious figures with ill intentions.
It was just the good old Azureblue Mountains. Home.
A few days later, I looked through our assignments and frowned.
»Look at this,« I said to Rath, who was sitting behind me on the couch, wrapping his arms around me and happily nibbling on my shoulder.
»Hmmmm?« He was reluctant to stop his nibbling.
»What kind of magic is this that she wants us to learn? I don’t understand it.«
He sighed, peering over my shoulder at the open book resting on my lap. »It almost looks like … no, that can’t be right.« He grabbed the book, flipping through the pages before returning to the one with the spell Professor Black had assigned us.
»If I didn’t know any better, I’d say these are spells that are normally spoken by warlocks. Demonic magic.« He handed the book back to me and resumed nibbling my shoulder, purring as loudly as an oversized cat.
I sighed deeply and leaned back into him, savoring the moment.
Demonic magic. That was just what I needed.
Then again, warlocks had the most effective offensive spells in our world. Even that wasn’t normal. The Kirin Tor typically didn’t teach demonic magic—that was reserved for separate schools attended by warlocks.
But then again, what about Professor Black was normal?
With that thought, I shut the book and turned my attention to far more pleasant things.
On Christmas morning, my parents arrived through the thickest snowstorm imaginable. It had gotten freezing cold, and my mother had wrapped herself in thick robes to protect herself from the icy winds of the flight.
Curiously, my father wasn’t as wonderfully warm as Wrathion was.
The fire in the kitchen was kept burning around the clock, becoming the heart of the small house, drawing everyone together. The entire home smelled of pine needles, orange peels, gingerbread, and the steady warmth of the kitchen hearth.
Grandma had prepared a festive spiced punch for everyone, and as we sipped it, we reflected on the past year.
To be continued …
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