
Stormrider - Part 63
Zwei Wochen später durften wir für eine erste Anprobe erscheinen.
»Wow. Das ist … atemberaubend.«, sagte Fiona, als ich vor den großen Spiegel der Schneiderei trat. Der Schneider hatte ganze Arbeit geleistet. Mein Kleid war komplett rückenfrei, vorn war es hochgeschlossen und es hatte lange schmale Ärmel, die in einer Spitze zum Mittelfinger hin ausliefen. An der Taille ging es in einen weiten Rock über, der hinter mir einen Meter auf dem Boden herschleifte.
Aber mit meiner Schleppe hatte er sich selbst übertroffen. Sie war aus feinem cremefarbenen Tüll in den ein Stern, darunter ein Halbmond und darunter zwei fliegende Drachen eingestickt waren. Ein großer Schwarzer und ein kleinerer Schwarz-roter. Meine Schleppe war so lang, dass sie sogar noch länger hinter mir herschleifte, als mein Kleid. Ich würde also an diesem Tag ein echter Hingucker sein. Ein Hingucker, der mit einer ewig langen Schleppe durch das Unterholz des smaragdgrünen Traums stolperte.
»Und weißt du es jetzt endlich, oder hast du es schon wieder vergessen?« Seit einer Woche drangsalierte Oma mich jetzt schon mit unserem Spruch, den wir beide zur Verschwörung sprechen wollten, und mein Kopf wollte sich einfach nicht die Namen dieser elementaren Drachenaspekte merken.
»Igin, … Igri, … inen, ach verdammt.«, schimpfte ich.
»Dein Wrathion kennt bereits alle Namen.«, grinste sie provokant und machte mich damit nur noch verzweifelter. Es waren jetzt nur ein paar Tage bis zum Aetheryn, unserer Verschwörung und ich konnte den Spruch immer noch nicht auswendig. Wenn ich es nicht bald kapieren würde, würde ich mich bei unserer Zeremonie bis auf die Knochen blamieren.
»Das ist toll, Oma. Nur nützt es nichts, wenn nur er den Spruch kennt.«, grummelte ich missmutig, schnappte mir den Zettel, auf dem ich die Worte notiert hatte, und ging nach draußen.
Vor mich hin murmelnd saß ich auf unserer Wiese vor dem Haus und versuchte, mir diese vier Namen endlich einzuprägen. Wer zum Henker war nur auf die Idee gekommen, ausgewachsenen Aspekten der Elemente solche Namen zu verpassen. Wir würden unseren Spruch zur gleichen Zeit aufsagen, es gab also keinen Spielraum zum Verhaspeln für mich.
Mama kam und hockte sich neben mich. »Brauchst du eine Eselsbrücke?«
»Wohl eher eine für riesige Rüsseltiere.«, antwortete ich frustriert. »Mein Kopf will sich diese blöden Namen nicht merken. Wie habt ihr das damals nur gemacht?«
»Ganz einfach auswendig gelernt.«, sagte sie und grinste.
»Das hilft mir jetzt wirklich weiter.«, schnaubte ich und murmelte etwas lauter.
»Igniferasza …«
»Du schaffst das. Ich weiß es.«, lächelte sie und ging zurück ins Haus.
Es blieb mir wohl oder übel nichts anderes übrig.
Der Tag unserer Verschwörung war gekommen. Einen Sack Flöhe zu hüten wäre weniger anstrengend gewesen, als meine Familie an diesem Morgen ertragen zu müssen. Fast jeder rannte ständig in irgendeine Richtung und war nach irgendeiner Sache auf der Suche.
Wrathion war gestern von Khadgar mit feierlicher Miene abgeholt worden, weil er mich vor unserer Zeremonie nicht zu Gesicht bekommen sollte.
»Sam, wo ist mein weißer Schal? Der mit den Schwingen drauf. Du weißt schon?!«, sagte Mama und rannte nach rechts an mir vorbei.
»Hat jemand eine Ahnung, wo ich meine Schuhe hingestellt habe?«, wollte Oma wissen und lief in die entgegengesetzte Richtung.
Sam, der nicht wusste, wohin er zuerst zeigen sollte, war wie immer der Einzige, der völlig cool blieb.
Und ich … ich stand seit Tagen unter Strom. Zum Glück hatte es irgendwann „Klick“ gemacht und ich hatte mir endlich diese verqueren Drachennamen merken können. Eine Sorge weniger. Ich war so aufgeregt wie seit dem Schulbeginn in Dalaran nicht mehr.
Gegen Mittag saßen wir alle auf einem Flieger zum smaragdgrünen Traum. Na ja fast alle. Mein Papa hatte es sich nicht nehmen lassen, mich heute selber zu fliegen, und so saß ich mit weithin sichtbar wehender Schleppe auf seinem Rücken.
Sam landete auf der Wiese vor dem Wasserfall, wo sich schon eine Menge Leute versammelt hatten. Die meisten standen in Grüppchen herum, redeten und lachten.
Vorsichtiger, als ich sonst immer von Wrathions Rücken rutschte, glitt ich von Sams Rücken und strich mein Kleid glatt. Ich ließ meinen Blick schweifen, alle waren sie gekommen. Nirv und Rodney und Alice und Susi aus der Schule. Professor Whitmoore, die zur Feier des heutigen Tages einen überdimensionierten Hut mit Blumen trug und sogar Lady Jaina und Kalec waren hier. Sabellian hatte sich in einen Frack mit Zylinder geworfen und Lorena trug ein wunderschönes schlichtes Kleid aus schwarzer Seide.
Dann sah ich hinüber zum Wasserfall und mir blieb fast das Herz stehen. Da stand mein Drache mit Jin und Khadgar.
»Bei allen Göttern … «
Er hatte heute seine normalen Ledersachen gegen eine … feierlichere – und wie ich fand wesentlich aufregendere – Version davon getauscht.
»Er ist absolut zum Anbeißen.«, dachte ich mir, als mein Blick über sein schwarzes Hemd und seine kurze Lederjacke und seine knallengen Lederhosen wanderte. Ich konnte meine Augen keine Sekunde von ihm abwenden und mir wurde heiß bei seinem Anblick.
Sam ging mit mir am Arm die paar Meter bis zum Wasserfall, dann verneigte er sich vor uns und kehrte zurück zu den anderen, die uns jetzt allesamt erwartungsvoll ansahen.
»Du siehst … hinreißend aus, mein Abendstern«, raunte er und sah mich mit einem Blick an, der mich innerlich zum Schmelzen brachte.
»Und du musst aufpassen, dass ich dich nicht anknabbere«, grinste ich. »Du siehst … so lecker aus, dass ich das am liebsten sofort tun würde.«, ich seufzte tief.
»Das würde jetzt etwas … seltsam wirken, meinst du nicht? Verschieben wir das doch auf nach der Verschwörung.«, lächelte er schief. »Wollen wir?«
Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich nickte. Dann wandten wir uns einander zu, ich raffte meine Röcke und wir knieten beide nieder. Es wurde schlagartig ruhig auf der Lichtung.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 63
Two weeks later, we were allowed to come in for a first fitting.
»Wow. That is… breathtaking,« said Fiona as I stepped in front of the large mirror in the tailor’s shop. The tailor had done an outstanding job. My dress was completely backless, with a high neckline in the front and long, narrow sleeves that tapered to a point at the middle finger. At the waist, it flared into a wide skirt that trailed behind me by a full meter.
But the train was his masterpiece. It was made of fine cream-colored tulle, embroidered with a star, a crescent moon beneath it, and two flying dragons below that — one large black dragon and a smaller black-and-red one. My train was so long that it trailed even farther behind me than the dress itself. I was definitely going to be a showstopper that day. A showstopper stumbling through the underbrush of the Emerald Dream with an endlessly long train.
»So, do you finally know it now, or have you forgotten it again?« For a week now, Grandma had been hounding me about the incantation we’d both recite for the conspiracy, and my brain stubbornly refused to memorize the names of those elemental dragon aspects.
»Igin… Igri… inen… oh, damn it,« I cursed.
»Your Wrathion already knows all the names,« she teased provocatively, only making me more desperate. The Aetheryn, our conspiracy, was just a few days away, and I still hadn’t memorized the incantation. If I didn’t figure it out soon, I’d embarrass myself to the bone during our ceremony.
»That’s great, Grandma. But it’s not much help if he’s the only one who knows it,« I grumbled, grabbed the note with the words I’d written down, and went outside.
Muttering to myself, I sat on the meadow in front of our house, trying to finally hammer these four names into my head. Whose brilliant idea was it to give grown-up elemental aspects such complicated names? We’d have to recite the incantation in unison, so there’d be no room for me to stumble over the words.
Mom came and sat down next to me. »Need a mnemonic device?«
»More like one for giant, trunk-wielding creatures,« I replied, frustrated. »My brain just won’t remember these ridiculous names. How did you guys do it back then?«
»Simple. We memorized them,« she said with a grin.
»That’s super helpful,« I snorted and muttered a bit louder.
»Igniferasza…«
»You’ll get it. I know you will,« she smiled and went back inside.
I had no choice but to keep trying.
The day of our conspiracy had arrived. Herding a bag of cats would have been easier than dealing with my family that morning. Nearly everyone was running around in some direction, searching for something.
Wrathion had been solemnly picked up by Khadgar the day before since he wasn’t supposed to see me before the ceremony.
»Sam, where’s my white scarf? The one with the wings on it. You know the one!« said Mom, running past me to the right.
»Has anyone seen my shoes?« Grandma asked as she darted off in the opposite direction.
Sam, who had no idea where to point first, was, as always, the only one who remained completely calm.
And me? I’d been on edge for days. Luckily, something had finally clicked, and I’d managed to memorize those twisted dragon names. One less worry. I was more excited than I’d been since my first day of school in Dalaran.
By noon, we were all aboard a flyer heading to the Emerald Dream. Well, almost all of us. My dad had insisted on flying me himself today, so I sat on his back with my long train streaming visibly behind me.
Sam landed in the meadow in front of the waterfall, where a large crowd had already gathered. Most of them stood in small groups, chatting and laughing.
Sliding off his back more cautiously than usual, I smoothed down my dress. I scanned the crowd — they had all come. Nirv, Rodney, Alice, and Susi from school. Professor Whitmoore, who, for today’s celebration, wore an oversized hat adorned with flowers. Even Lady Jaina and Kalec were here. Sabellian had dressed in a tuxedo with a top hat, and Lorena wore a stunning, simple dress made of black silk.
Then I looked over at the waterfall and my heart nearly stopped. There stood my dragon with Jin and Khadgar.
»By all the gods…«
He’d swapped his usual leather attire for something more formal — and, in my opinion, far more thrilling.
»He’s absolutely irresistible,« I thought as my gaze traveled over his black shirt, short leather jacket, and tight leather pants. I couldn’t take my eyes off him for a second, and I felt a sudden wave of heat.
Sam walked me, arm in arm, the few steps to the waterfall. Then he bowed before us and returned to the others, who were all watching us expectantly.
»You look… stunning, my evening star,« he whispered, gazing at me with a look that made me melt inside.
»And you’d better watch out, or I’ll nibble on you,« I grinned. »You look… so delicious, I’d love to do it right now.« I sighed deeply.
»That would be a bit… awkward right now, don’t you think? Let’s save that for after the conspiracy,« he smiled crookedly. »Shall we?«
My heart pounded in my chest as I nodded. Then we turned to face each other. I gathered up my skirts, and we both knelt. The clearing fell silent in an instant.
To be continued …
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