Stormrider - Teil 54

In Khadgars Gemächern im Turm machte ich mich innerhalb einer halben Stunde wieder vorzeigbar. Eine heiße Dusche und der Kaffee halfen, damit ich weitermachen konnte. Nur darauf kam es mir an. Nichts sonst war mir wichtig.
Inzwischen war Jaina dazugekommen und hatte sich mit wachsender Besorgnis Kiranyas Bericht dieser Nacht angehört.
»Wir gehen das großflächig an.«, erklärte sie jetzt voller Dringlichkeit. »Wir teilen uns auf und jeder fragt sich durch. Zuerst spüren wir die verdammte Insel auf, dann suchen wir nach diesem Victor.«, verkündete sie grimmig, nachdem Kiranya geendet hatte.
»Ich war die ganze Nacht unterwegs, um herauszufinden, wie wir außerhalb der Jahrmarktzeit dort hingelangen können. Leider habe ich wegen der Nachtzeit nur wenige fragen können, ich mache jetzt genau die gleiche Tour erneut. Hoffentlich mit einem besseren Ergebnis.«
Khadgar nickte. »Gut.«
Leuchten erschien in Kiranyas Händen und schon war sie weg.
Es klopfte an der Tür. Khadgar ging, um den Besucher hereinzulassen. Es war Jin, der mit schnellen Schritten zu mir kam.
»Wrathion, mein Bruder. Ich bin sofort aufgebrochen, nachdem mich Königin Talanji erreicht hatte. Was ist geschehen?«
Ich war dankbar, dass Khadgar das Reden übernahm. Ich war noch immer nicht stabil genug, dass ich die Geschehnisse der kürzlichen Vergangenheit hätte wiedergeben können, ohne wieder zusammenzuklappen. Jins Gesichtsausdruck wechselte beim Zuhören von bestürzt zu schockiert und ging dann nahtlos zu entsetzt über.
»Guter Loa. Was glaubt ihr, wer dahintersteckt?« Sein Gesichtsausdruck ließ keine Zweifel zu, wie erschüttert er war.
Ich ließ die Schultern hängen. »Wenn ich das wüsste, wäre derjenige schon tot und Teyla wieder bei mir.« Jin legte mir eine Hand auf die Schulter.
Es klopfte erneut. Khadgar stand auf und ging zur Tür.
Es waren Teylas Freunde aus der Schule. Ihre beste Freundin Alice, die kleine schüchternere Blonde, ich glaube, ihr Name war Nirvana und Rodney.
Alice kam ohne Umschweife zu mir und umarmte mich. Sie sagte nur einen Satz: »Wir finden sie.«
Jaina stellte weitere Stühle an Khadgars Tisch und alle setzten sich.
»Wie finden wir diese verdammte Insel? Hat jemand eine Idee, die uns weiterbringt? Wo genau liegt das Ding eigentlich? Ich meine, wo genau?«, wollte Alice wissen.
Jaina, die bis jetzt ausschließlich zugehört hatte, verschränkte die Arme vor der Brust. »Soweit ich weiß, hält Dunkelmond den Ort geheim. Nur wenn er es erlaubt, kann die Insel gefunden werden. Ich habe nie von jemandem gehört, der außerhalb dieser Zeiten dort hingekommen wäre.«
»Wie wäre es mit einem Seemann? Inseln werden doch durch Seefahrer entdeckt.«, sagte Nirvana so leise, dass man sie nur mit Mühe verstand, eher zu sich selbst als zu uns anderen.
Es machte „Plopp“ und Kiranya war zurückgekehrt. Sie nahm sich ebenfalls einen Stuhl.
»Ich habe alle Kollegen gefragt, die ich im Sinn hatte. Leider überall Fehlanzeige.« Sie seufzte tief. »Niemand hat eine Ahnung, wie man diese Insel erreichen kann.«
»Vielleicht ist dein Vorschlag gut, Nirv.«, sagte Rodney. »An welchem Hafen beginnen wir mit der Suche?«
»Stormwind.«, sagte sie und stand auf. »Danach gehen wir ins Sumpfland. Und dann nach Booty Bay. Irgendein Pirat muss doch wissen, wie man da hinkommt.«
»Wartet.«, sagte Khadgar. Er ging ins Nebenzimmer und kam mit einer ganzen Kiste Kommunikationskristalle zurück. Jeder außer mir und Jaina bekam einen.
»Ihr wisst, wie die funktionieren? Ihr denkt einfach an die Person.«
Alle nickten. Nirvana und Rodney gingen zur Tür.
Kiranya hielt sie auf. »Bitte haltet Verbindung mit uns.«
Die beiden nickten kurz und gingen durch ihr Portal.
»Ich nehme mir die andere Seite der Welt vor.«, sagte Alice entschieden. »Ich gehe sogar nach Orgrimmar, wenn es sein muss. Das ist ein Notfall.« Es ploppte wieder und sie war ebenfalls weg.
»Ich werde nach Hause zurückkehren und mir dort jeden Seefahrer vornehmen, der gerade in der Gegend ist.«, sagte Jaina und teleportierte sich nach Boralus.
»Ich kann die Schule nicht ungeschützt lassen. Aber ich werde alle kontaktieren, die ich kenne. Wir finden eine Antwort. Und wir finden Teyla.«, sagte Khadgar zu Kiranya und sah dabei mich an.
Sie nickte und sah zu mir. »Kommt. Wir beide gehen zusammen auf die Suche.«
Ich fühlte mich immer noch wacklig auf den Beinen. Ich musste einen Weg finden, meine Angst und meinen Schmerz in Wut zu verwandeln. Auf irgendeine Art würde ich das hinkriegen, indes würde das nicht leicht werden, wenn ich nicht schnell einen gewissen Gnom in die Klauen bekam.
»Wo beginnen wir mit der Suche?«, krächzte ich wie ein alter Pirat, der viel zu viel Rum getrunken hatte. Mein Kopf war immer noch voller Watte und tat mir weh, aber zumindest konnte ich wieder halbwegs klar denken.
»Wir gehen nach Pandaria. Die Schriftgelehrten der Shado Pan wissen mehr über unsere Welt als sonst jemand. Dort versuchen wir es zuerst.«
Jin stand ebenfalls auf. »Mein Freund, ich kehre nach Zuldazar zurück und befrage dort die Seeleute. Möglicherweise hat einer der Loa oder meine Königin eine Idee. Ich gebe nicht auf. Niemals, hörst du? Niemand gibt hier auf!« Bei diesen Worten legte er seine Hände auf meine Schultern und sah mich eindringlich an.
Ich nickte, konnte ihm aber nicht lange in die Augen sehen.
Er seufzte schwer und umarmte mich kurz, anschließend kehrte er durch eines von Kiranyas Portalen zurück nach Hause.
»Khadgar … Danke.« Ich umarmte ihn zum Abschied.
Er sah mich an. »Ich weiß, es ist jetzt schwer das zu glauben, aber es wird alles gut.«

Fortsetzung folgt …