Stormrider - Teil 33

»Mal im Ernst. Bei einem Gewitter? Macht ihr euch keine Gedanken, dass euch der Blitz trifft und ihr bewusstlos abstürzt?«, fragte ich verständnislos, denn ich hatte noch nie davon gehört, dass Drachen gerne durch Gewitterstürme flogen.
»Oh nein, Süße.«, sagte Sam. »Dabei stürzt du doch nicht ab. Es ist berauschend, durch Blitze und Sturm zu rasen, während unter dir das Chaos tobt.«
Wrathion nickte grinsend. »Es ist genauso, wie dein Vater sagt. Ich habe es auch probiert. Es macht wirklich Spaß. Soll ich dich mal mitnehmen?«
Ich winkte ab. Diese Art von Spaß war mir eindeutig nicht geheuer.
Oma hatte zugehört und bestätigte jetzt eindeutig, was die zwei behauptet hatten. »Dein Großvater und ich flogen sehr oft bei Gewitter. Es gibt nichts, was mehr erfrischt, als ein Gewitter mit Regen und Sturm.«, schwärmte sie.

Ich überließ die Drei ihrer Schwärmerei und ging rüber zu Fiona ins Wohnzimmer. Sie sah von ihrer Lektüre auf und lächelte.
»Süße, komm und setz dich zu mir.« Sie klopfte auf den Platz neben sich.
»Ich mag ihn, deinen Wrathion.«, lächelte sie.
»Ich auch, Mama« sagte ich. »Sehr sogar.«
Sie klappte ihr Buch zu und sah mich an. »Ich sehe euch an und sehe uns dabei. Damals. Wir waren genauso. Erst waren wir nur Freunde. Zumindest redeten wir uns das ein. Allerdings nicht sehr erfolgreich. Denn wir kamen nach Hause zu meinen Eltern und sie sagten uns das Sylithraen auf den Kopf zu. Wie du hatte ich davon noch nie zuvor gehört.«
»Ich war ziemlich perplex, als Oma damit anfing.«, entgegnete ich und lachte.
»Mir war damals nicht klar, dass das Sylithraen bei unserem Volk etwas Alltägliches ist. Wir Drachen sehen uns an, wenn zwei zusammengehören.«
»Ich finde es schön, aber ich verstehe nicht so ganz, wozu das gut sein soll.«, sagte ich eher zu mir selbst als zu meiner Mutter.
»Das Sylithraen ist nur der erste Teil der Verbindung zwischen zwei liebenden Drachen. Es ist wie eine Prägung. Ihr seid noch nicht verschworen aber untrennbar füreinander bestimmt und jeder Drache kann diesen Zustand deutlich sehen. In der Menschenwelt nennt man etwas Ähnliches wohl Verlobung. Aber was wir haben, geht noch weit darüber hinaus, weil dieser Zustand ganz natürlich aus uns selbst entsteht.
In vergangenen Zeitaltern, als die Altvorderen noch überall in der Welt in Schwärmen weit oben in den Mutterbäumen lebten, hat sich diese Art der Prägung als sehr zweckmäßig herausgestellt. Denn zu diesen Zeiten war der Himmel von unserer Art reichlich bevölkert und durch das Sylithraen wurden unnötige Kämpfe verhindert. Die Prägung wird stets von jedem Drachen respektiert. «
»Das erklärt einiges.«, sagte ich. »Wrathion wusste darüber Bescheid. Im Gegensatz zu mir.«
»Die zweite Station der großen Verbindung ist das Aetheryn, die Verschwörung. Aber das weißt du ja wahrscheinlich« sie lehnte sich lächelnd im Sofa zurück und schnappte sich die Wolldecke gegen ihre kalten Füße, während sie die fallenden Schneeflocken vor dem Fenster betrachtete.
»Wie könnte ich das nicht wissen. Ich bin bei Oma aufgewachsen. Es gibt kaum etwas, von dem sie öfter erzählt hat, als von ihrer Verschwörung mit Opa.«, kicherte ich.
»Genau. Die alten Bräuche haben sich bewahrt. Die Eltern geben den Text des heiligen Schwurs an die Kinder weiter, so dass er sich bis heute erhalten hat.«
»Aber am wenigsten kenne ich das, was dann kommt.« Ich sah meine Mutter gespannt an.
Sie nickte. »Du sprichst vom Vaelithar, der Vereinigung.«
»Genau. Wie … funktioniert das? Mir war das grundsätzlich unangenehm, wenn Oma mit dem Thema anfing, wie auch immer weiß ich bislang überhaupt nichts darüber. Außer, dass es die meisten anderen Spezies damit leichter haben.« Dieses Gespräch war mir weiterhin peinlich, aber ich wollte jetzt endlich mal wissen, was es damit auf sich hatte.
Mama schmunzelte amüsiert »Dann werde ich dich mal erhellen. Das Vaelithar kann man weder herbeireden, noch erzwingen. Wenn zwei sich lieben, kommt der Tag, an dem einer von beiden sich verändert. Du kennst das von Hunden oder Katzen, da nennt man es Hitze. Nur dass es bei Drachen etwas spezieller ist. Denn bei uns steckt der eine Partner den anderen mit dem Vaelithar an.«
»Ich renne draußen herum und schreie den Mond an, bis mein Liebster mich erhört?«
Da war sie wieder, diese lebhafte Erinnerung an den liebeskranken Kater von Oma, der uns manche Nacht mit seiner lautstarken Sehnsucht um den Schlaf gebracht hatte.
Mama lachte »Nein, nein keine Sorge. Es ist weniger … Geräuschvoll. Aber du wirst wissen, wenn es losgeht, weil es … «
»Wen willst du anschreien?« Wrathion setzte sich schmunzelnd neben mich und legte seinen Arm um meine Schultern.
Ich wurde knallrot und Mama grinste wie ein Honigkuchenpferd.
»Habe ich euch gestört?« Er sah mich und Fiona fragend an, weil wir mitten im Satz unsere Unterhaltung unterbrochen hatten.
»Ach was.« Ich küsste seine Nasenspitze. »Mama erzählte nur von … ähh … den Worgen aus der Nachbarschaft, die ständig den Mond anschreien.«
Mama nickte eifrig und Wrathion hob zweifelnd die Augenbrauen.
»Anelia hat Worgen als Nachbarn?«
»Das war eher metaphorisch gemeint.«, sagte Fiona und lächelte geheimnisvoll.

Vollmond. Nicht eine Wolke war mehr am Himmel zu sehen und der Schnee reflektierte das Mondlicht in einer solchen Intensität, dass es fast taghell war. Ich lag wach im Bett und konnte nicht einschlafen, während mein Schatz tief und fest neben mir schlummerte. Ich schlug die Decke zurück und stand auf. Um ihn nicht aufzuwecken, schlich ich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und schloss die Tür leise hinter mir.
Unten war deutlich der gelbliche Schein des Feuers zu sehen, jemand hatte Holz nachgelegt.
Mein Vater saß in der Küche vor dem Kamin. Er hatte sich in einen kuscheligen Mantel gehüllt und dicke Wollsocken an den Füßen.
»Papa, kannst du nicht schlafen?«
»Ja.« Er zuckte lächelnd mit den Schultern, stand auf, holte mir einen Stuhl zum Kamin, und ich setzte mich.
Ich lehnte mich an ihn und wir starrten eine ganze Weile schweigend ins Feuer.
»Ich bin erstaunt.«, sagte er in die angenehme Stille zwischen uns hinein.
»Worüber?«

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 33

»Seriously. In a thunderstorm? Don’t you worry about getting struck by lightning and crashing unconscious?«, I asked incredulously, as I had never heard of dragons enjoying flying through thunderstorms.

»Oh no, Sweetheart.«, Sam said. »You don’t crash. It’s exhilarating to race through lightning and storm while chaos rages below you.«

Wrathion nodded, grinning. »It’s just as your father says. I’ve tried it too. It’s really fun. Should I take you along sometime?«

I waved it off. That kind of fun was definitely not for me.

Grandma had been listening and now confirmed what the two were claiming. »Your grandfather and I often flew during thunderstorms. There’s nothing more refreshing than a storm with rain and thunder.«, she gushed.

I left the three to their raving and went over to Fiona in the living room. She looked up from her book and smiled.

»Sweetheart, come and sit with me.« She patted the seat next to her.

»I like him, your Wrathion.«, she smiled.

»So do I, Mom«, I said. »Very much.«

She closed her book and looked at me. »I see you two, and I see us back then. We were the same. We were just friends at first. At least, that’s what we told ourselves. But not very successfully. Because we came home to my parents, and they immediately pointed out the Sylithraen. Like you, I had never heard of it before.«

»I was pretty perplexed when Grandma brought it up.«, I replied, laughing.

»I didn’t realize back then that the Sylithraen is something common in our kind. We dragons see it when two belong together.«

»I think it’s beautiful, but I don’t quite understand what it’s supposed to accomplish.«, I said, more to myself than to my mother.

»The Sylithraen is just the first part of the bond between two loving dragons. It’s like an imprint. You’re not yet bonded, but you’re destined for each other, and every dragon can clearly see this state. In the human world, something similar is probably called an engagement. But what we have goes much further because this state arises naturally from within us.

In ancient times, when the elders still lived in swarms high up in the mother trees, this kind of imprinting proved to be very useful. Because back then, the sky was heavily populated by our kind, and the Sylithraen prevented unnecessary fights. The imprint is always respected by every dragon.«

»That explains a lot.«, I said. »Wrathion knew about it. Unlike me.«

»The second stage of the great bond is the Aetheryn, the conspiracy. But you probably know that.« She leaned back on the sofa, smiling, and grabbed the blanket to warm her cold feet while she watched the falling snowflakes outside the window.

»How could I not know? I grew up with Grandma. There’s hardly anything she talks about more than her conspiracy with Grandpa.«, I giggled.

»Exactly. The old customs have been preserved. The parents pass the text of the sacred vow to the children, so it has survived to this day.«

»But the part that comes after that is what I know the least.« I looked at my mother curiously.

She nodded. »You’re talking about the Vaelithar, the union.«

»Exactly. How … does that work? I always felt uncomfortable when Grandma brought it up, and as a result, I know nothing about it so far. Except that most other species have it easier.« This conversation still embarrassed me, but I finally wanted to know what it was all about.

Mom chuckled, amused. »Then let me enlighten you. The Vaelithar can neither be talked into nor forced. When two love each other, the day will come when one of them changes. You know this from dogs or cats; it’s called heat. Only with dragons, it’s a bit more specific. Because with us, one partner infects the other with the Vaelithar.«

»I run around outside, shouting at the moon until my beloved hears me?«

That brought back vivid memories of Grandma’s lovesick tomcat, who had deprived us of many nights of sleep with his loud yearning.

Mom laughed. »No, no, don’t worry. It’s less … noisy. But you’ll know when it starts, because it … «

»Who are you planning to shout at?« Wrathion sat down next to me, smiling, and put his arm around my shoulders.

I turned bright red, and Mom grinned like a Cheshire cat.

»Did I interrupt something?« He looked at me and Fiona questioningly, as we had stopped our conversation mid-sentence.

»Not at all.« I kissed his nose tip. »Mom was just telling me about … uh … the Worgen in the neighborhood who keep howling at the moon.«

Mom nodded eagerly, and Wrathion raised his eyebrows doubtfully.

»Anelia has Worgen as neighbors?«

»That was more metaphorical.«, Fiona said with a mysterious smile.

Full moon. Not a cloud was left in the sky, and the snow reflected the moonlight so intensely that it was almost as bright as day. I lay awake in bed, unable to sleep, while my love slumbered deeply beside me. I threw back the blanket and got up. To avoid waking him, I tiptoed out of the room and quietly closed the door behind me.

Downstairs, the yellowish glow of the fire was clearly visible; someone had added more wood.

My father was sitting in the kitchen by the fireplace. He had wrapped himself in a cozy robe and wore thick woolen socks on his feet.

»Dad, can’t you sleep?«

»No.« He shrugged with a smile, stood up, brought me a chair to the fireplace, and I sat down.

I leaned against him, and we stared at the fire in silence for a long time.

»I’m amazed.«, he said into the pleasant silence between us.

»About what?«

 

To be continued …

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