
Stormrider - Teil 32
»Ich habe eine Idee.«, sagte er daraufhin. »Ich kenne einen Ort, zu dem mir Khadgar geraten hatte, als ich noch ganz am Anfang stand und lernen wollte. Der Ort, wo er selbst einstmals von seinem Meister gelernt hatte. Ich rede von Karazhan. Dorthin werde ich mit dir gehen. Wir zwei machen unseren eigenen magischen Ausflug. Ich möchte ja nicht, dass du etwas verpasst.«, lächelte er entschuldigend.
Ich war sofort Feuer und Flamme. In Karazhan hatte Khadgar damals von seinem Meister Medivh die Magie erlernt, bevor dieser dem Wahnsinn der Selbstüberschätzung anheimgefallen war. Dort würde es für mich jede Menge zu entdecken geben, denn in dem alten Gemäuer steckten noch Unmengen an magischem Wissen, von seiner noch vorhandenen Bibliothek mal ganz abgesehen.
»Was für eine tolle Idee! Danke!« Ich küsste ihn auf die Wange und er schmunzelte glücklich.
»Ich habe gehört, dass es da, während der Raunächte besonders übernatürlich zugehen soll.«, sagte er und nippte wieder an seinem Kaffee. »Gehen wir doch zwischen Weihnachten und Neujahr dorthin.«
»So machen wir das!«, verkündete ich. Ich schrieb Alice eine kurze Notiz mit meiner Absage und steckte sie in einen Briefumschlag. Sie würde sicherlich enttäuscht sein, aber damit musste ich wohl leben.
Es war schon später Nachmittag, als meine Eltern eintrafen. Wie immer war Sam geflogen und hatte Mama mitgebracht. Wrathion, Oma und ich standen bereits im Garten, als Sam landete. Wrathion stand hinter mir und hatte seine Arme um mich gelegt. Oma hatte den beiden zwar schon davon berichtet, dass ich jetzt einen besten Freund hatte, der ein schwarzer Drache war, aber die neueste Entwicklung war den beiden noch unbekannt.
Fiona rutschte wie jedes Mal von Sams Rücken und dann kamen die beiden lächelnd und Hand in Hand auf uns zu, so und sie wirkten dabei, als wären sie ein frisch verliebtes Paar und nicht schon seit Jahrzehnten verschworen.
»Mama, Papa, das ist mein Freund Wrathion.«
»Rath, das sind meine Eltern, Fiona und Sam.«
Sie gaben sich die Hände. Fiona hatte sich in eine ihrer schönsten Roben gekleidet und wollte wie immer alles am besten sofort wissen. Und mein Vater war wie immer mit einem Lächeln neben ihr.
Auf dem Weg ins Haus hakte sich meine Mutter bei mir ein während die beiden Männer und Oma schon im Haus verschwunden waren und flüsterte mit Verschwörerblick, »Ich sehe das Sylithraen zwischen euch. Ihr seid viel mehr als nur Freunde. Du kannst es nicht negieren!« Sie dachte wohl, sie könne mich mit etwas konfrontieren, das ich nicht zugeben wollte, aber ich machte ihr kurzerhand einen Strich durch die Rechnung.
»Ich weiß, Mama. Erzähl mir was Neues.«, strahlte ich. »Wie geht es euch?«
Jetzt sah Fiona doch einigermaßen fassungslos aus »Gut. Uns geht es gut. Dein Vater hat einen Fund gemacht …«, sie lachte, » … der ihn berühmt machen wird. Aber das ist jetzt egal. Ich will alles wissen. Hörst du? Alles!«
Ich kicherte »Das wirst du. Aber willst du nicht erst mal mit reinkommen? Es ist kalt hier draußen.«
Es hatte wieder angefangen zu schneien. Die ganzen Tage schon fielen große weiße Flocken vom Himmel und bedeckten die Landschaft um uns herum mit einer dicken Decke, die jedes Geräusch dämpfte.
Rath und ich stapften am Weihnachtsmorgen durch den tiefen Schnee im nahegelegenen Wald und genossen die Stille um uns herum.
»Deine Eltern.«, sagte er, während der Schnee unter seinen Stiefeln knirschte, »Sie sind so ganz anders als ich es erwartet hatte. So … unkompliziert. Und ihre Verbindung zueinander ist unbeschreiblich. Ich habe etwas in dieser Form noch nie gesehen.«
»Ja sie sind etwas Besonderes. Sie sind schon so viele Jahre zusammen und lieben sich immer noch wie am ersten Tag. Das ist ziemlich selten, aber wie du siehst, existiert es. Ihre Beziehung basiert auf Freundschaft. Sie sind beste Freunde, die einfach irgendwann gemerkt haben, dass sie sich lieben.«
»Kommt dir das nicht irgendwie bekannt vor?« Er blieb stehen und schmunzelte.
»Hmm …«, kratzte ich mich am Kinn. »Woher sollte mir das denn bloß bekannt vorkommen?«
»Ich weiß auch nicht.«, meinte er und gab mir einen ungezügelten Kuss. »Vielleicht fällt es dir ja wieder ein.« Er seufzte tief.
Wie immer ging ich Barfuß und mir wurde jetzt so warm, dass der Schnee unter meinen Sohlen begann, zu Wasser zu werden, bis ich schließlich in einer kleinen lauwarmen Pfütze stand. »Oh … ja. Jetzt, wo du es sagst. Es gäbe da eine Möglichkeit, dass ich mich erinnere …«, erwiderte ich charmant.
Anschließend lief ich ein Stück von ihm weg, hob eine kleine Menge Schnee auf und bewarf ihn mit einem Schneeball. Dann rannte ich davon und dabei kicherte ich wie ein Welpe.
Er flitzte sofort hinter mir her, aber ich war schneller. Im Gegensatz zu ihm kannte ich hier jeden Stein und jeden Baumstamm und wusste auch im tiefen Schnee, wohin ich treten konnte, ohne auf die Nase zu fallen. In Nullkommanichts war ich zurück in Omas Garten. Ich wollte mich gerade umdrehen und ihn spöttisch fragen, wo er denn bliebe, als ich schon Drachenschwingen hörte und er direkt hinter mir landete.
»Du entwischst mir nicht.«, sagte er mit tiefer Stimme und verwandelte sich zurück. »Ich finde dich. Immer. Versprochen.«
»Drachen.«, schnaufte ich, rollte mit den Augen und stemmte meine Hände in die Hüften. »So funktioniert das Spiel nicht«, schmollte ich. »Einfach abheben und fliegen gilt nicht.«
Er zog mich mit flammendem Blick nah zu sich und strich mir den Schnee von meinen Haaren. »Ich nutze einzig und allein die mir gegebenen Stärken, mein Abendstern.«
Oma hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Sie hatte für uns alle so viel zu Essen vorbereitet, dass noch eine ganze Horde hungriger Zwerge hätte vorbeikommen können und trotzdem alle satt geworden wären. Es gab einen riesigen Braten und Knödel mit Rotkohl und zum Nachtisch gab es Kuchen. Was auch sonst.
Anschließend hatte sich Fiona zum Lesen ins Wohnzimmer zurückgezogen, während wir anderen noch in der Küche zusammensaßen. Draußen schneite es wieder. Es war ein Weihnachten, wie es in meiner Kindheit gewesen war, schon fast kitschig.
Ich nippte an meinem heißen Ingwertee und hörte Sam, Wrathion und Oma zu, wie sie von der Möglichkeit schwärmten, in einem Gewitter zu fliegen. Dieser Gedanke kam mir irrwitzig vor.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 32
»I have an idea.«, he said then. »I know a place that Khadgar recommended to me when I was just starting and wanted to learn. The place where he himself once learned from his master. I’m talking about Karazhan. I’ll go there with you. We’ll make our own magical excursion. I don’t want you to miss out on anything.«, he smiled apologetically.
I was immediately excited. Khadgar had learned magic from his master Medivh in Karazhan before Medivh succumbed to the madness of hubris. There would be plenty for me to discover there, as the old structure still contained vast amounts of magical knowledge, not to mention its still-existing library.
»What a great idea! Thank you!« I kissed him on the cheek, and he smiled happily.
»I’ve heard that during the yule season, things get particularly supernatural there.«, he said, taking another sip of his coffee. »Let’s go there between Christmas and New Year’s.«
»Let’s do that!«, I declared. I wrote a brief note to Alice canceling my plans and slipped it into an envelope. She would surely be disappointed, but that was something I would have to live with.
It was already late afternoon when my parents arrived. As usual, Sam had flown and brought Mom with him. Wrathion, Grandma, and I were already standing in the garden when Sam landed. Wrathion stood behind me with his arms around me. Grandma had already told them that I now had a best friend who was a black dragon, but the latest development was still unknown to them.
Fiona slid off Sam’s back, as she always did, and then the two of them walked toward us, smiling and hand in hand, looking like a newly-in-love couple, rather than a duo that had been together for decades.
»Mom, Dad, this is my friend, Wrathion.«
»Rath, these are my parents, Fiona and Sam.«
They shook hands. Fiona had dressed in one of her finest robes and, as always, wanted to know everything right away. And my father, as always, stood beside her with a smile.
On the way into the house, my mother linked her arm with mine while the two men and Grandma had already disappeared inside, and whispered with a conspiratorial look, »I see the Sylithraen between you. You’re much more than just friends. You can’t deny it!« She probably thought she was confronting me with something I didn’t want to admit, but I quickly thwarted her.
»I know, Mom. Tell me something new.«, I beamed. »How are you?«
Fiona looked somewhat astonished, »Good. We’re good. Your father made a discovery …«, she laughed, »… that will make him famous. But that doesn’t matter now. I want to know everything. Do you hear me? Everything!«
I giggled, »You will. But don’t you want to come inside first? It’s cold out here.«
It had started snowing again. For days now, large white flakes had been falling from the sky, covering the landscape around us with a thick blanket that muffled every sound.
Rath and I trudged through the deep snow in the nearby forest on Christmas morning, enjoying the silence around us.
»Your parents.«, he said as the snow crunched under his boots, »They are so different from what I expected. So … uncomplicated. And their connection to each other is indescribable. I’ve never seen anything like it.«
»Yes, they are something special. They’ve been together for so many years and still love each other like it was the first day. That’s pretty rare, but as you can see, it exists. Their relationship is based on friendship. They are best friends who simply realized at some point that they love each other.«
»Doesn’t that sound familiar to you?« He stopped and smiled.
»Hmm …«, I scratched my chin. »Why should that sound familiar to me?«
»I don’t know.«, he said and gave me an unrestrained kiss. »Maybe it’ll come back to you.« He sighed deeply.
As always, I was barefoot, and I got so warm that the snow under my soles began to melt until I was standing in a small, lukewarm puddle. »Oh … yes. Now that you mention it. There might be a possibility that I’ll remember …«, I replied charmingly.
Then I ran a bit away from him, picked up a small amount of snow, and threw a snowball at him. Then I ran off, giggling like a whelpy.
He immediately sprinted after me, but I was faster. Unlike him, I knew every stone and tree trunk here and knew where to step in the deep snow without falling. In no time, I was back in Grandma’s garden. I was just about to turn around and mockingly ask where he was when I already heard dragon wings, and he landed right behind me.
»You won’t escape me.«, he said in a deep voice, transforming back. »I’ll find you. Always. I promise.«
»Dragons.«, I snorted, rolling my eyes and placing my hands on my hips. »That’s not how the game works«, I pouted. »Just taking off and flying doesn’t count.«
He pulled me close with a fiery look and brushed the snow from my hair. »I only use the strengths given to me, my Eveningstar.«
Grandma had outdone herself once again. She had prepared so much food for all of us that a whole horde of hungry dwarves could have come by and still everyone would have been full. There was a huge roast and dumplings with red cabbage, and for dessert, there was cake. What else?
Afterward, Fiona had retreated to the living room to read, while the rest of us stayed in the kitchen. Outside, it was snowing again. It was a Christmas like in my childhood, almost cheesy.
I sipped my hot ginger tea and listened to Sam, Wrathion, and Grandma as they raved about the possibility of flying in a thunderstorm. The thought seemed absurd to me.
To be continued …
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