
Stormrider - Teil 26
Es war wieder spät geworden und da ich ins Gebirge zurückkehren musste, bot er an, mich nach Hause zu bringen. In Valdrakken wollte ich gerade den Flugmeister um einen Flug bitten, als Wrathion seine Hand auf meine legte.
»Es würde mich freuen, wenn ich dich nach Hause bringen dürfte.«
»Du meinst, du willst mich tragen?«, fragte ich.
»Ja bitte. Flieg mit mir.«, lächelte er liebevoll und verwandelte sich in den Drachen, der er war.
»Einverstanden.« Ich kletterte etwas unbeholfen auf seinen für mich ungewohnt hohen Rücken und klammerte mich an seine Rückenstacheln. Er strahlte eine solch intensive Wärme aus, dass ich auch im kältesten Wind bestimmt nicht frieren würde.
»Halt dich gut fest.«, sagte er mit einem kurzen Blick nach hinten, hob mit einem kräftigen Schlag seiner großen Schwingen ab und schraubte sich in den Wind, als wäre er eine abgeschossene Gewehrkugel.
Als wir zusammen in berauschender Geschwindigkeit über das Land rasten, konnte ich nicht widerstehen. Ich breitete die Arme aus und brüllte aus vollem Halse den Sturm um uns herum an. »Yieeehaaaa!«
Er lachte. »Halt dich fest. Ich will dich nicht verlieren.«
Schon wenige Minuten später landeten wir zu Hause.
Meine über das ganze Gesicht strahlende Oma, der wie immer nichts entging, hatte uns schon kommen hören und stand in der Tür. Ich rutschte von Wrathions Rücken und er verwandelte sich zurück in seine menschliche Form. Ich nahm seine Hand und wir gingen zu ihr.
»Oma – Wrathion« sagte ich, nachdem ich sie zur Begrüßung umarmt hatte mit einer ausladenden Geste und dann »Wrathion – Oma.«
Sie umarmte uns beide mit einem seligen Lächeln.
Sie verstanden sich auf Anhieb und es war so, als wäre mein liebster Freund immer schon ein Teil dieser Familie gewesen.
Einen Monat war es jetzt her, dass ich auf den Straßen Dalarans fast in Khadgar hineingelaufen war und dabei meinen besten Freund kennengelernt hatte. Ein ganzer Monat voller wunderbarer Momente, die ich in Wrathions Gesellschaft verbringen durfte. Es hatte sich in den letzten Wochen so ergeben, dass wir beide die Wochenenden meistens zusammen bei Oma blieben, denn Oma liebte Wrathion wie einen Enkel und Wrathion liebte Oma, als wäre sie seine Großmutter.
An diesem Montagmorgen fing mich Rodney auf der Treppe ab »Guten Morgen, du Schlafmütze.«
»Ist es so offensichtlich?«, fragte ich gequält, denn da ich erst sehr spät zurück zur Schule gekommen war, hatte ich nur sehr wenig geschlafen in der letzten Nacht.
»Du siehst jedenfalls so aus, als hättest du noch gute Entfaltungsmöglichkeiten,« grinste er frech. »Aber warum ich dich anspreche … kommst du heute Abend zu dem Vortrag über Portale?«
Der Vortrag über Portale. Stimmt. Irgendeine Referentin von außerhalb würde heute Abend im Gemeinschaftsraum über Portale sprechen.
»Ich denke schon. Wenn ich nicht vorher eingeschlafen bin.«, gähnte ich.
»Sie soll ihre Vorträge ziemlich spannend gestalten.«, sagte er.
Spannende Portale? Es gab kaum etwas Lahmeres als das Öffnen von Portalen, was ich mittlerweile fast im Schlaf beherrschte. Aber nun gut, ich würde hingehen. Und sei es nur deswegen, um mal wieder etwas Zeit mit Rodney und Nirvana verbringen zu können, die im Moment eindeutig zu kurz kamen.
»Okay, ich werde da sein,« sagte ich kurzerhand zu und marschierte schnurstracks in meinen Unterricht.
Überall lagen Flyer über diesen Vortrag heute Abend herum. Ich nahm mir einen und studierte ihn eingehend.
‚Lernen Sie die hohe und treffliche Kunst der Portale von Lady Ravina Fallgagn.‘, las ich darin. Aha. Was machte ihre Portale so besonders? Das verriet der Flyer nicht. Stattdessen zeigte er ihr Bild in Hochglanzdruck: Eine Elfe mit hochgesteckten Haaren, die in prunkvolle Roben gekleidet war und sich anscheinend gerne mit mysteriösem Silberschmuck behängte. Eine Selbstdarstellerin also. Dann wollte ich doch mal sehen, was ihre Portale so besonders machte.
Ehrlich gesagt erwartete ich schon jetzt, mich bei diesem Vortrag zu Tode zu langweilen. Aber egal. Fast alle würden hingehen, da wollte ich mich nicht ausschließen.
Ein paar Worte waren auf der Rückseite über den Werdegang der Lady zu lesen. Ehemalige Schülerin der Kirin Tor. Aha. Schattenmagierin. Mir wäre nicht bekannt, dass Schattenmagie eine der Disziplinen war, die hier gelehrt wurden. Der Abend konnte also vielleicht doch noch ein wenig interessanter werden, als ich gedacht hatte. Wir würden es sehen.
Zum Abend hin füllte sich der Gemeinschaftsraum recht schnell mit Schülern aller Stufen und glücklicherweise waren auch Alice und Susi anwesend.
Ich setzte mich zu den beiden und Nirvana und Rodney setzten sich zu meiner anderen Seite.
Die Rednerin sah genau so aus, wie in ihrem Flyer, war pompös gekleidet, reichlich mit Schmuck behängt und roch wie die ganze Parfumabteilung eines Alchemieladens.
»Weiss einer von euch, warum sie über so was ödes wie Portale referiert, wo sie doch Schattenmagierin ist?«, flüsterte ich Alice und Susi zu, die aber beide nur mit den Schultern zuckten.
Wider Erwarten war der Vortrag dann doch einigermaßen interessant. Als er beendet war zerstreute sich das Publikum und ich ging auf den Balkon, um noch ein wenig frische Luft zu schnappen, bevor ich mich auf den Weg in mein Zimmer machen wollte. Ich hatte kaum Zeit, das vertraute Geräusch von Drachenschwingen zu erkennen, als Wrathion schon vor mir stand und mich in den Arm nahm.
»Guten Abend Lady Stormrider.«, raunte er leise und schenkte mir sein wunderbar schiefes Lächeln.
»Hi du Rumtreiber. Was machst du hier?« Er legte seinen schweren warmen Mantel über meine Schultern und ich kuschelte mich an ihn, denn es war eisig kalt in Nordend und er strahlte eine so wohlige Wärme aus.
»Oh ich … kam gerade vorbei und … sah dich hier stehen.«
»So so. Du sahst mich hier stehen.« Ich war amüsiert.
»Es ist schon erstaunlich, aber in letzter Zeit führen mich meine Wege öfter nach Dalaran.«, entgegnete er schmunzelnd.
»Ich freue mich, dass du bei mir bist!«, sagte ich mit seligem Lächeln, sog seinen so vertrauten Geruch tief ein und umarmte ihn unter seinem Mantel noch etwas fester. Dann schauten wir zusammen eine Weile herunter auf die Stadt und auf die Gipfel von Eiskrone, während der eisige Wind uns umwehte.
»Wrathion.«, hörten wir hinter uns jemanden mit eisiger, schneidender Stimme sagen.
Fortsetzung folgt …
Du kannst hier meinen Newsletter abonnieren, dann bekommst du immer eine Info, wenn ein weiterer Teil von Stormrider veröffentlicht wurde.
Stormrider - Part 26
It had gotten late again, and since I had to return to the mountains, he offered to take me home. In Valdrakken, I was about to ask the flight master for a ride when Wrathion placed his hand on mine.
»I would be pleased if I could take you home.«
»You mean you want to carry me?« I asked.
»Yes, please. Fly with me.« he smiled lovingly and transformed into the dragon he truly was.
»Agreed.« I climbed, a bit clumsily, onto his unusually high back for me and clung to his back spines. He radiated such intense warmth that I surely wouldn’t freeze, even in the coldest wind.
»Hold on tight.« he said with a quick glance back, lifted off with a powerful beat of his large wings, and spiraled into the wind as if he were a bullet shot from a gun.
As we raced together at a thrilling speed across the land, I couldn’t resist. I spread my arms wide and shouted at the storm around us. »Yieeehaaaa!«
He laughed. »Hold on tight. I don’t want to lose you.«
Just a few minutes later, we landed home.
My grandmother, who was always so perceptive and was already glowing from ear to ear, had heard us coming and stood in the doorway. I slid off Wrathion’s back, and he transformed back into his human form. I took his hand, and we walked to her.
»Grandma – Wrathion« I said after embracing her in greeting with a grand gesture, and then »Wrathion – Grandma.«
She embraced us both with a blissful smile.
They hit it off instantly, and it felt like my dearest friend had always been a part of this family.
It had been a month since I almost ran into Khadgar on the streets of Dalaran and met my best friend. A whole month filled with wonderful moments spent in Wrathion’s company. Over the past weeks, it had become a routine for us to spend most weekends together at Grandma’s, as she loved Wrathion like a grandson, and Wrathion loved her as if she were his grandmother.
That Monday morning, Rodney caught me on the stairs. »Good morning, you sleepyhead.«
»Is it that obvious?« I asked, pained, as I had only returned to school very late and had barely slept last night.
»You certainly look like you could use some more room to grow,« he grinned cheekily. »But the reason I’m asking … are you coming to the portal lecture tonight?«
The portal lecture. Right. Some outside speaker was supposed to talk about portals in the common room tonight.
»I guess so. If I don’t fall asleep first.« I yawned.
»They say her lectures are quite exciting.« he said.
Exciting portals? There was hardly anything duller than opening portals, which I could now almost do in my sleep. But fine, I would go. If only to spend some time with Rodney and Nirvana, who were definitely being neglected at the moment.
»Okay, I’ll be there,« I agreed and headed straight to my class.
Flyers about tonight’s lecture were scattered everywhere. I picked one up and studied it closely.
‘Learn the High and Excellent Art of Portals from Lady Ravina Fallgagn.’ it read. Aha. What made her portals so special? The flyer didn’t say. Instead, it showed her picture in a glossy print: an elf with her hair in an updo, dressed in lavish robes, seemingly fond of mysterious silver jewelry. A show-off, then. I was curious to see what made her portals so special.
Honestly, I was already expecting to be bored to death at this lecture. But whatever. Almost everyone was going, so I didn’t want to be left out.
A few words on the back described Lady Ravina’s background. Former student of the Kirin Tor. Aha. Shadow Mage. I wasn’t aware that shadow magic was one of the disciplines taught here. So, the evening might turn out to be a bit more interesting than I had anticipated. We would see.
As the evening approached, the common room quickly filled with students of all levels, and fortunately, Alice and Susi were also present.
I sat down with the two, and Nirvana and Rodney took seats on my other side.
The speaker looked exactly like in her flyer, pompously dressed, covered in jewelry, and smelling like the entire perfume section of an alchemy shop.
»Does anyone know why she’s talking about something as boring as portals when she’s a shadow mage?« I whispered to Alice and Susi, but they both just shrugged.
Surprisingly, the lecture turned out to be somewhat interesting. As it ended, the audience dispersed, and I went to the balcony to get some fresh air before heading to my room. I barely had time to recognize the familiar sound of dragon wings before Wrathion was already standing in front of me, taking me into his arms.
»Good evening, Lady Stormrider.« he whispered softly, flashing me his wonderfully crooked smile.
»Hi, you drifter. What are you doing here?« He draped his heavy, warm cloak over my shoulders, and I snuggled up to him, as it was freezing cold in Northrend, and he radiated such a cozy warmth.
»Oh, I … just happened to be passing by and … saw you standing here.«
»I see. You just saw me standing here.« I was amused.
»It’s remarkable, but lately, my paths have led me to Dalaran more often.« he replied with a smile.
»I’m glad you’re with me!« I said with a blissful smile, inhaled his so familiar scent deeply, and hugged him even tighter under his cloak. Then we stood together for a while, looking down at the city and the peaks of Icecrown as the icy wind swirled around us.
»Wrathion.« we heard someone say behind us in a cold, cutting voice.
To be continued …
You can subscribe to my newsletter here, then you will always be informed when another part of Stormrider has been published.
Die neuesten Blogbeiträge


Stormrider – Part 97
Stormrider – Part 97

Stormrider – Part 96
Stormrider – Part 96

Stormrider – Part 95
Stormrider – Part 95

Stormrider – Part 94
Stormrider – Part 94