
Stormrider - Teil 25
Es kam mir sehr gelegen, dass die Sensationen des Jahrmarktes seine unheilvollen Gedanken vertreiben konnten. Wir probierten fast alles aus und als wir in der wilden Fahrt der Achterbahn angekommen waren, juchzten wir beide vor Vergnügen.
Nach der Fahrt setzten wir uns auf die Treppenstufen vor der Bahn und ruhten uns etwas aus.
»Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß,« lachte er, dann sah er mich mit einem liebevollen Blick an. »Danke. Mit dir zusammen zu sein ist so … einfach. Unkompliziert. Bei dir muss ich mich nicht verstellen. Ich kann einfach ich selbst sein. Das kann ich bei den Allerwenigsten. Jeder sieht in mir nur den Jungdrachen. Den Nachkommen und Erben eines Wahnsinnigen. Du siehst durch das alles hindurch nur mich. Danke!«
Darüber hatte ich mir ehrlich gesagt gar keine Gedanken gemacht. »Weißt du, manchmal ist es besser, nicht zu viel zu wissen. Und ja, mit dir zusammen zu sein ist ganz wunderbar einfach … wie ein Schlüssel, der in ein Schloss passt, ohne dass etwas klemmt. Ich genieße es so, dass alles zwischen uns einfach dahinfließt. So muss eine gute Freundschaft doch sein, oder?«
»Ja…« sagte er, legte seinen Arm um mich, zog mich ganz eng an sich und seufzte tief. »Alles fließt … «
So aneinander gelehnt saßen wir eine Weile da, genossen das bunte Treiben um uns herum und bemerkten den Gnom erst, als er direkt vor uns stand. Er sah anders aus, als Gnome es normalerweise tun. Seine Hautfarbe war dunkel, fast schon blauschwarz, genau wie seine Haare und sein Bart. Er trug schwarze Kleidung und er wirkte mit seinen blitzenden Augen nicht gerade wie der freundliche Gnom von nebenan.
Ich bemerkte, dass sich Wrathion an meiner Seite unmittelbar anspannte.
Der Fremde begann mit einer unangenehm schnarrenden Stimme zu sprechen: »Guten Abend, die Herrschaften. Gefällt Euch unser Jahrmarkt?«
»Was wollt ihr?«, knurrte Wrathion leise und ich schaute ihn verwundert an, denn einen solchen Laut hatte ich von ihm bislang noch nicht gehört. Es war unüberhörbar, dass er dem Neuankömmling nicht über den Weg traute.
»Erlaubt mir, mich vorzustellen. Mein Name ist Victor Dunkelmond.«
»Das habt ihr ja nun getan.«, entgegnete Wrathion verächtlich.
»Warum so unfreundlich? Ich wollte Euch lediglich hier bei uns begrüßen. Mit wem habe ich die Ehre?«
Ich ergriff das Wort. »Mein Name ist Teylagosa Stormrider und mein Freund ist Wrathion Blackwing.«
»Drachen also. Das ist interessant…« schnarrte Victor weiter und kam einen Schritt näher auf uns zu, und sein Mund zeigte jetzt ein zahnlückiges Lächeln, bei dem ich am liebsten davongelaufen wäre.
»Ich hörte von einem Drachen, der Magie studiert. Einem Drachen, den man letzthin oft in Gesellschaft von Euch … «, er zeigte mit einem krummen, knochigen Finger auf Wrathion, »…antreffen kann.«
»Magie ist faszinierend, nicht wahr?« Er taxierte mich mit einem Blick, mit dem wohl ein Pferdehändler ein teures Rennpferd untersuchen würde. Dieser Typ wurde mir immer unheimlicher und das ging mir scheinbar nicht allein so.
Wrathion stand auf und zog mich mit sich auf die Füße. Er trat einen Schritt auf den Gnom zu, so dass er genau zwischen ihm und mir stand, und sagte dann unmissverständlich »Nun, ich denke, unsere Zeit hier ist vorüber. Wenn ihr uns nun entschuldigt.«
Victor grinste breit und machte eine Verbeugung in meine Richtung. »Es war mir ein Vergnügen, Milady.«
»Was war das denn?«, erkundigte ich mich bei Wrathion außer Atem, als wir beide Hand in Hand im Laufschritt die Insel durch den Wald wieder verließen.
»Victor Dunkelmond. Ich habe von ihm gehört. Ein zwielichtiger Sohn eines ehrenhaften Vaters. Dieser Gnom führt nichts Gutes im Schilde. Komm …« Er zog mich mit sich durch das Portal, das zurück zur Hauptstadt führte.
»Ich verstehe das nicht, Rath. Dieser Kerl hat mich angestarrt, als wäre ich ein seltenes Pferd oder so was. Ein widerlicher Typ.«
»Soweit ich weiß, ist er von allem Magischen geradezu besessen. Ein magisch ausgebildeter Drache steht wahrscheinlich auf seiner Liste der Begehrlichkeiten ganz oben. Wir hätten nicht hingehen sollen.« Wrathion schien beunruhigt und somit war ich es auch.
In der Stadt angekommen, nahm er mich unvermittelt in den Arm und sagte »Mach dir keine Gedanken deswegen.«
»Ich brauche auf diesen Schreck etwas Richtiges zu essen und einen großen Krug Bier. Lass uns nach Dalaran gehen.«, verkündete ich, denn ich brauchte jetzt eine vertraute Umgebung, um mich wieder beruhigen zu können.
Er nickte und kurz darauf saßen wir im Gasthaus in Dalaran. Nach dem Essen spazierten wir Hand in Hand durch die ruhige Stadt und kamen schließlich am Fuße meiner Schule an. Wir folgten dem Verlauf des Balkons um den Turm der Schule herum.
Nach der Hälfte des Weges verwandelte sich Wrathion in seine wahre Gestalt und sah mich mit seinen leuchtenden Augen an.
Ich blieb stehen, betrachtete ihn staunend und strich mit meinen Fingern über seine glasglatten schwarzen Schuppen und über seine Schnauze. Ich war hingerissen, was für ein traumhaft schöner Drache er war. Im Gegensatz zu meinem Vater und Oma war er komplett schwarz und selbst seine Hörner waren dunkel. Nur an seinem Bauch waren seine Schuppen ein wenig heller.
»Darf ich dich auch sehen?«, fragte er mit einer Stimme, die in dieser Gestalt deutlich tiefer aber immer noch eindeutig seine war. Wir alberten eine Weile herum, dann sagte er erneut »Ich möchte dich so gern sehen. Komm schon, lass mich nicht so lange bitten.«
Ich wechselte in meine Dracthyrgestalt und machte eine unbeholfene Verbeugung.
»Du bist so wunderschön« sagte er.
»Also bitte, jetzt werd nicht albern.«, lachte ich und er schüttelte den Kopf.
»Ich meine das ernst.«, fuhr er leiser und inniger fort, »Du bist für mich wunderschön. In jeder Gestalt.«
Hitze schoss in meine Wangen. Zum Glück konnte er unter meinen Schuppen nicht sehen, dass ich errötete.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 25
The sensations of the fair were a welcome distraction from his ominous thoughts. We tried almost everything, and when we finally reached the wild ride of the roller coaster, we both shrieked with delight.
After the ride, we sat on the steps in front of the coaster to rest a bit.
»I haven’t had this much fun in a long time,« he laughed, then looked at me with a loving gaze. »Thank you. Being with you is so… easy. Uncomplicated. I don’t have to pretend around you. I can just be myself. I can’t do that with most people. Everyone sees only the young dragon in me. The descendant and heir of a madman. You see through all that and see just me. Thank you!«
Honestly, I hadn’t thought about it that way. »You know, sometimes it’s better not to know too much. And yes, being with you is wonderfully simple… like a key fitting into a lock without sticking. I enjoy how everything between us just flows. That’s how a good friendship should be, right?«
»Yes…« he said, wrapping his arm around me, pulling me close, and sighing deeply. »Everything flows…«
We sat like that for a while, enjoying the colorful hustle and bustle around us, and only noticed the gnome when he stood right in front of us. He looked different from typical gnomes. His skin was dark, almost bluish-black, just like his hair and beard. He wore black clothing and, with his glittering eyes, didn’t look like the friendly gnome next door.
I noticed Wrathion tensing up beside me.
The stranger began to speak with an unpleasant, rasping voice: »Good evening, ladies and gentlemen. Are you enjoying our fair?«
»What do you want?« Wrathion growled softly, and I looked at him in surprise because I had never heard such a sound from him before. It was unmistakable that he did not trust the newcomer.
»Allow me to introduce myself. My name is Victor Darkmoon.«
»Well, now you have,« Wrathion replied disdainfully.
»Why so unfriendly? I merely wanted to welcome you here. With whom do I have the honor?«
I spoke up. »My name is Teylagosa Stormrider, and my friend is Wrathion Blackwing.«
»Dragons, then. That is interesting…« Victor rasped, taking a step closer to us, and his mouth now showed a gap-toothed smile that made me want to run away.
»I heard of a dragon studying magic. A dragon who is often seen in your company lately…« he pointed with a crooked, bony finger at Wrathion, »…that can be found.«
»Magic is fascinating, isn’t it?« He examined me with a look that a horse dealer might use to inspect a valuable racehorse. This guy was getting creepier by the second, and apparently, I wasn’t the only one feeling that way.
Wrathion stood up and pulled me to my feet. He took a step towards the gnome, positioning himself directly between him and me, and then said unequivocally, »Well, I think our time here is over. If you’ll excuse us.«
Victor grinned broadly and bowed in my direction. »It was a pleasure, Milady.«
»What was that?« I asked Wrathion, out of breath, as we left the island through the forest at a brisk pace, hand in hand.
»Victor Darkmoon. I’ve heard of him. A shady son of an honorable father. That gnome is up to no good. Come on…« He pulled me through the portal back to the capital.
»I don’t get it, Rath. That guy stared at me like I was some rare horse or something. A disgusting guy.«
»As far as I know, he’s obsessed with all things magical. A magically trained dragon is probably at the top of his wish list. We shouldn’t have gone there.« Wrathion seemed worried, and so was I.
Once we reached the city, he unexpectedly hugged me and said, »Don’t worry about it.«
»I need something proper to eat and a big mug of beer after that shock. Let’s go to Dalaran,« I announced, needing a familiar environment to calm down.
He nodded, and soon we were sitting in the inn in Dalaran. After eating, we strolled hand in hand through the quiet city and finally arrived at the base of my school. We followed the balcony around the school’s tower.
Halfway around, Wrathion transformed into his true form and looked at me with his glowing eyes.
I stopped, gazed at him in awe, and ran my fingers over his smooth black scales and snout. I was captivated by what a breathtakingly beautiful dragon he was. Unlike my father and grandma, he was completely black, even his horns were dark. Only his belly scales were slightly lighter.
»May I see you too?« he asked in a voice that was much deeper in this form but still unmistakably his. We fooled around for a while, then he asked again, »I’d really like to see you. Come on, don’t make me beg.«
I shifted into my dracthyr form and made an awkward bow.
»You are so beautiful,« he said.
»Oh please, don’t be silly,« I laughed, and he shook his head.
»I mean it,« he continued more quietly and earnestly, »You are beautiful to me. In every form.«
Heat shot into my cheeks. Luckily, he couldn’t see under my scales that I was blushing.
To be continued …
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