
Stormrider - Teil 24
Was zieht man nur an, wenn man einer Königin vorgestellt wird? Ich hatte absolut keine Ahnung. Zu meinem Glück hatte ich eine Vorliebe für hübsche Kleider und somit einige Exemplare zur Verfügung, die einigermaßen ansehnlich waren.
In Valdrakken war es auch niemals so kalt, wie in Nordend, also konnte ich mich heute für etwas Leichteres entscheiden. Ich wählte eines meiner Lieblingskleider aus rot-schwarzem Samt aus.
»Ganz zauberhaft siehst du aus!«, schwärmte Oma, während sie hinter mir vor dem Spiegel stand und mir die Hälfte meiner Haare zu einem kunstvollen Zopf flocht. »Wann willst du los?«
»Wir treffen uns um eins am Flugpunkt.«
»Das ist sportlich.«, fand sie nach einem Blick zur Uhr. »Es ist zwanzig vor eins.«
»Ach so ein Mist!« Ich warf ein paar meiner Sachen, die ich mitnehmen wollte, in meinen Rucksack und flitzte in Richtung Küche die Treppe runter.
Oma, die mir hinterhergekommen war, bekam noch einen dicken Schmatz auf die Wange und schon saß ich auf Nima und flog in Richtung Dorf davon.
Wrathion stand schon lässig an einen Blumenkübel gelehnt da und wartete, als mein Drache in Valdrakken landete. Er hatte sein unverwechselbares Lächeln im Gesicht, als er mich landen sah und ich umarmte ihn zur Begrüßung.
»Ich freue mich, dass du gekommen bist,« sagte er mit seiner leisen Karamellstimme und überreichte mir mit intensivem Blick eine rote Rose, die er eben noch nicht in den Händen gehalten hatte. Zumindest hätte ich das schwören können.
»Danke.«, ich schnupperte genüsslich an der Blüte, die herrlich duftete, schälte mich aus meinem Wollmantel mit Kapuze, der mich vor dem kühlen Flugwind bewahrt hatte, und hängte ihn über meinen Arm.
»Du siehst … wunderschön aus.«, sagte er, nachdem er mich mit bewunderndem Blick von oben bis unten angeschaut hatte.
Ich grinste. »Oh du hast mich noch nicht wirklich gesehen.«
Er verstand die Anspielung auf meine wahre Gestalt sofort.
»Ah ja. Das müssen wir bei Gelegenheit noch nachholen. Doch jetzt wartet Alexstrasza auf uns. Wollen wir?« Wie an dem Abend, als wir uns kennengelernt hatten, nahm ich seinen Arm und wir gingen zusammen in Richtung des Sitzes der Aspekte.
Nur das dieses Mal jede Menge Leute stehenblieben und sich umdrehten, um uns anzustarren. So musste sich jemand fühlen, der irgendwo auf Staatsbesuch war.
»Oma war etwas enttäuscht, dass ich dich nicht zu uns kommen ließ« erzählte ich im Gehen und er hob die Augenbrauen.
»Gut zu wissen, das nächste Mal hole ich dich ab.«
Das nächste Mal … so langsam wurden die Schmetterlinge im Bauch zum Dauerzustand. Ich wollte mich ja nicht beschweren, denn es fühlte sich so unglaublich gut an. Aber gleichzeitig war ich dadurch auch vollkommen … verwirrt. Unkonzentriert. Unzurechnungsfähig. Und ich musste zukünftig wirklich besser auf meine Bücher aufpassen.
Königin Alextrasza war zumeist mit den Aspekten der anderen Schwärme ganz oben auf der Plattform des höchsten Gebäudes von Valdrakken anzutreffen. Und so war es auch heute. Als sie Wrathion mit mir näherkommen sahen, wechselten alle in ihre humanoide Form, denn sie waren wirklich sehr große Drachen.
Ich hätte ansonsten wohl eine wirklich sehr lange Leiter gebraucht, um der Königin überhaupt in die Augen sehen zu können.
Ebyssian, der frischgebackene Aspekt unseres schwarzen Schwarms trat in der Gestalt eines freundlichen, großgewachsenen Tauren ein paar Schritte vor und freute sich sichtlich, Wrathion zu sehen. »Wrathion, wo hast du gesteckt?«
Die beiden Männer umarmten sich herzlich und schlugen sich dabei kräftig auf den Rücken, dann wendete Ebyssian sich mir mit einem Lächeln zu.
»Ich sehe, du hattest für deine Abwesenheit einen sehr guten Grund. Stellst du uns deine wunderschöne Begleiterin vor?«
Inzwischen waren auch Alexstrasza, Chromie, Kalecgos und Nozdormu neugierig nähergekommen.
»Darf ich euch Lady Teylagosa Stormrider vorstellen? Khadgars talentierte Schülerin und meine Freundin.« Ich begrüßte alle freundlich und war ein wenig eingeschüchtert. »Ihr studiert Magie bei den Kirin Tor?« Alextrasza schien beeindruckt.
»Ja, im ersten Jahr, meine Königin.« Ich versuchte mich an einem Hofknicks, obwohl dies gar nicht nötig gewesen wäre, denn jeder hier wusste, Königin Alexstrasza legte auf solche Dinge nur wenig Wert.
»Das ist beeindruckend. Es gibt nur wenige Drachen bei den Kirin Tor.«
Kalecgos räusperte sich und grinste. »Einen, um genau zu sein.«
»Ja, ich bin eine echte Rarität.«, sagte ich und jetzt mussten sie alle lachen.
»Ihr seid die Enkelin unserer lieben Lady Anelia, oder?«, sprach mich ein schwarzer Drache, den ich nicht kannte, mit rauer Stimme an.
»Oh ihr kennt meine Oma?«
»Ja, ich kenne sie.«, sagte er, »Ich bin Sabellian, Wrathions älterer Bruder. Ich traf eure Großmutter ein paar Mal im Gebirge bei der Jagd.« Ich nickte, gab ihm die Hand und steckte mir eine vorwitzige rote Strähne hinter mein Ohr, die aus meinem Zopf gerutscht war.
Nachdem wir uns von allen wieder verabschiedet hatten, überlegten wir, was wir jetzt machen könnten. Weil ich schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr dort gewesen war, wollte ich gerne zum Dunkelmondjahrmarkt. Der Gedanke gefiel Wrathion, also machten wir uns auf den Weg dorthin. Dieser Markt war nach seinem Veranstalter, Silas Dunkelmond, einem freundlichen kleinen Gnom, der stets einen großkrempigen Hut trug, benannt worden und fand jeden Monat in den Tagen nach dem Neumond statt.
Wrathion wirkte nachdenklich, als wir Hand in Hand den dunklen Pfad durch den Wald zum Jahrmarkt hinuntergingen »Hier wird es niemals wirklich hell …«, sinnierte er und blickte beim Gehen mit fast schon niedergeschlagenem Gesichtsausdruck starr auf den Weg.
»Was hast du?«, blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um.
Er schwieg einen kurzen Moment. »Die Dunkelheit erinnert mich immer an meinen Vater. Und an das, was er getan hat. Seine wahnsinnigen Taten können nie vergeben werden.« Ja, von Nefarian alias Todesschwinge, dem ehemaligen Aspekt der Erde, hatte wohl jeder mittlerweile gehört. Er hatte in seinem rasenden Irrsinn halb Azeroth mit seinen Flammen zerstört.
Ich nahm seine beiden großen warmen Hände in meine und sah ihm tief in die Augen. »Du bist nicht wie dein Vater. Du weißt doch nicht mal, ob er wirklich dein Vater war. Alles, was zählt, ist das, was du tust. Das macht aus, wer du bist. Nicht deine Herkunft.«
Wir gingen weiter und er schwieg eine Weile, dann sagte er, »Du hast recht. Gleichwohl stamme ich scheinbar direkt aus seiner Linie … «
»Und? Ich bin ebenfalls ein halber Schwarzdrache. Siehst du mich deshalb Trübsal blasen? Du machst dir viel zu viele Gedanken, mein Lieber«, lächelte ich einfühlsam. »Und wenn du zu viel grübelst, verpasst du all den Spaß! Na komm schon …« Wir waren inzwischen an den Toren des Jahrmarktes angekommen und ich zog ihn lachend mit mir zum Ticketverkäufer.
Fortsetzung folgt …
Du kannst hier meinen Newsletter abonnieren, dann bekommst du immer eine Info, wenn ein weiterer Teil von Stormrider veröffentlicht wurde.
Stormrider - Part 24
What to wear when being presented to a queen? I had absolutely no idea. Luckily, I had a fondness for pretty dresses and therefore had some that were quite presentable.
In Valdrakken, it was never as cold as in Northrend, so I could choose something lighter today. I picked one of my favorite dresses made of red and black velvet.
»You look absolutely enchanting!«, Grandma gushed as she stood behind me in front of the mirror, braiding half of my hair into an intricate plait. »When are you leaving?«
»We’re meeting at one at the flight point.«
»That’s cutting it close,« she remarked after glancing at the clock. »It’s twenty to one.«
»Oh, darn it!« I tossed a few of the things I wanted to take with me into my backpack and dashed down the stairs toward the kitchen.
Grandma, who had followed me, got a big smooch on the cheek, and I was already on Nima, flying toward the village.
Wrathion was already waiting casually, leaning against a flower pot, as my dragon landed in Valdrakken. He had his unmistakable smile on his face as he saw me land, and I hugged him in greeting.
»I’m glad you came,« he said in his soft caramel voice, handing me a red rose with an intense gaze, which he hadn’t held a moment ago. At least, I could have sworn he hadn’t.
»Thank you.« I sniffed the wonderfully fragrant flower, shed my hooded wool coat that had protected me from the cool flight wind, and draped it over my arm.
»You look… stunning,« he said, after looking me up and down admiringly.
I grinned. »Oh, you haven’t really seen me yet.«
He understood the reference to my true form immediately.
»Ah yes, we must make up for that at some point. But now Alexstrasza is waiting for us. Shall we?« Like the evening we first met, I took his arm, and we walked together toward the Seat of the Aspects.
Only this time, lots of people stopped and turned to stare at us. It must feel like this for someone on a state visit somewhere.
»Grandma was a bit disappointed that I didn’t let you come to us,« I said as we walked, and he raised his eyebrows.
»Good to know, next time I’ll pick you up.«
The next time… the butterflies in my stomach were becoming a permanent state. I didn’t want to complain because it felt incredibly good. But at the same time, it made me completely… confused. Distracted. Incapable of thinking clearly. And I really needed to take better care of my books in the future.
Queen Alexstrasza was usually found with the aspects of the other flights at the top of the highest building in Valdrakken. And so it was today. When they saw Wrathion approaching with me, they all shifted into their humanoid forms because they were really big dragons.
Otherwise, I would have needed a very long ladder to even look the queen in the eye.
Ebyssian, the newly appointed aspect of our black flight, stepped forward in the form of a friendly, tall Tauren and was visibly pleased to see Wrathion. »Wrathion, where have you been?«
The two men embraced warmly, patting each other heartily on the back, then Ebyssian turned to me with a smile.
»I see you had a very good reason for your absence. Will you introduce us to your beautiful companion?«
By now, Alexstrasza, Chromie, Kalecgos, and Nozdormu had also curiously come closer.
»May I present Lady Teylagosa Stormrider? Khadgar’s talented pupil and my friend.« I greeted everyone politely and felt a little intimidated. »You study magic with the Kirin Tor?« Alexstrasza seemed impressed.
»Yes, in my first year, my queen.« I attempted a curtsy, although it wasn’t necessary because everyone here knew Queen Alexstrasza placed little value on such formalities.
»That is impressive. There are very few dragons with the Kirin Tor.«
Kalecgos cleared his throat and grinned. »One, to be exact.«
»Yes, I am a real rarity,« I said, and now they all laughed.
»You are the granddaughter of our dear Lady Anelia, aren’t you?« a black dragon I didn’t know addressed me in a rough voice.
»Oh, you know my grandma?«
»Yes, I know her,« he said. »I am Sabellian, Wrathion’s older brother. I met your grandmother a few times in the mountains while hunting.« I nodded, shook his hand, and tucked an errant red strand of hair that had escaped my braid behind my ear.
After saying goodbye to everyone, we considered what to do next. Since I hadn’t been there in what felt like forever, I wanted to go to the Darkmoon Faire. Wrathion liked the idea, so we set off for it. This fair was named after its organizer, Silas Darkmoon, a friendly little gnome who always wore a large-brimmed hat and took place every month in the days following the new moon.
Wrathion looked pensive as we walked hand in hand down the dark path through the forest to the fair. »It never really gets bright here…,« he mused, staring at the path with an almost dejected expression as we walked.
»What’s the matter?« I stopped and turned to him.
He was silent for a moment. »The darkness always reminds me of my father. And of what he did. His insane deeds can never be forgiven.« Yes, by now, everyone had heard of Nefarian, alias Deathwing, the former Earth Warder. In his raging madness, he had destroyed half of Azeroth with his flames.
I took his large warm hands in mine and looked deeply into his eyes. »You are not like your father. You don’t even know if he was really your father. All that matters is what you do. That’s what defines who you are. Not your lineage.«
We walked on, and he was silent for a while, then he said, »You’re right. Nevertheless, I seem to come directly from his line…«
»So what? I’m also half black dragon. Do you see me moping about? You think too much, my dear,« I smiled sympathetically. »And if you brood too much, you’ll miss all the fun! Come on…«
We had reached the gates of the fair by now, and I pulled him laughing with me to the ticket seller.
To be continued …
You can subscribe to my newsletter here, then you will always be informed when another part of Stormrider has been published.
Die neuesten Blogbeiträge


Stormrider – Part 97
Stormrider – Part 97

Stormrider – Part 96
Stormrider – Part 96

Stormrider – Part 95
Stormrider – Part 95

Stormrider – Part 94
Stormrider – Part 94