Stormrider - Teil 18

Rodney hatte nach dem Essen kein anderes Thema mehr, als seine glorreich verlaufenen ersten Übungen mit den Fokuskristallen. Er redete fortwährend und wollte gar nicht mehr damit aufhören, sich selbst in den Himmel der Magier zu loben, bis Alice mit den Augen rollte und sagte, dass er lieber noch warten sollte, denn das wäre nur der Anfang. »Und der ist leicht!« Sie grinste und Rodney wirkte wieder in der Wirklichkeit angekommen.
Zumindest hatte es den Effekt, dass er jetzt mit seinem Lobgesang auf sich selbst erstmal aufhörte. Also erzählte er uns lieber, wie er an der Universität Dalaran gelandet war.
Als Sohn einfacher Bauern aus dem Wald von Elwynn vor den Toren Stormwinds hatte er schon als Kleinkind in der Wanne seine Badeente schweben lassen, und seine Mutter damals zu Tode erschreckt.
Daraufhin hatte sich seine Tante Betsy um seine magischen Talente gekümmert, und ihn gefördert, wo sie konnte. Da er einen starken Willen hatte und niemals aufgab, hatte er in all den Jahren bis zum heutigen Tag jede magische Übung durchgeführt, die seine Tante für ihn irgendwo auftreiben konnte.
Er war beim ersten Versuch einer Bewerbung an der Universität aufgenommen worden. »Ich glaube, dass meine Ausbildung mir helfen wird, in Stormwind der Magiergilde beitreten zu können,« sagte er.
»Mit Sicherheit schaffst du das.«, ich kaute schon wieder an meinem nächsten Bissen. »Und du, Nirv?«, wollte Rodney jetzt wissen.
»Ich bin im Ardenwald bei Lady Blumenmond, das ist eine sehr entfernte Verwandte von Lady Mondbeere, aufgewachsen.«, antwortete sie ihm.
Die Elfen im Ardenwald. Auf mich hatten sie immer einen etwas verträumten, weltfremden Eindruck gemacht. Aber das erklärte Nirvanas gutmütige und verträumte Mentalität ziemlich gut…

An das Mittagessen schloss sich noch eine weitere Stunde an, während der es diesmal immerhin keine weiteren Zwischenfälle mit den Mädchen aus Suramar gab. Das war allerdings auch kein Wunder, denn der Lehrer dieses Unterrichts war sowohl der Leiter der Schule als auch Erzmagier der Kirin Tor und sein Name war Khadgar.
Eines meiner großen Vorbilder aus der Kindheit würde mir jetzt Feuermagie beibringen. »Wer es bei ihm nicht lernt, der lernt es nie.«, hatte Alice gesagt. Das hatte mein Selbstvertrauen nicht gerade gestärkt.
Aber ich wollte erst abwarten wie sich das Zusammenspiel zwischen mir und der Feuermagie weiterhin entwickeln würde, bevor ich mir ein Urteil erlauben wollte.
Khadgar war anders, als man sich einen Erzmagier gemeinhin vorstellen würde. Er war ein großgewachsener, kräftiger aber bereits ergrauter Mann, der ein freundliches Gesicht und eine angenehm ruhige, freundliche Art hatte, an die Dinge heranzugehen.
Ich mochte ihn auf Anhieb. Und wider Erwarten gerieten auch meine ersten Gehversuche in der Feuermagie unter seiner Anleitung viel besser, als ich es erwartet hatte. So konnte ich diesen ersten Schultag dann doch noch mit einer positiven Erfahrung abschließen und ging guter Stimmung mit Nirvana zum Abendessen.
Alice holte uns auf der Treppe ein »Da seid ihr ja. Kommt ihr nachher mit zum Treffen unserer Mädels im Biergarten?«
Nirvana sah mich fragend an und ich nickte. »So lange keine Malia und keine Sara dort sind, kommen wir gerne, denke ich« grinste ich breit und Alice grinste zurück.
»Gut, wir sehen uns dann nachher oben und dich sammeln wir unten ein.« Nirvana war einverstanden und wir gingen zum Abendessen.

Von diesem Dalaraner Braten bekam ich irgendwie nie genug. Vielleicht war es auch nur der Unterricht oder die kalte Luft hier oben in der Stadt hoch über Nordend. Jedenfalls war ich unglaublich hungrig und hatte mir den Bauch wohl ein wenig zu sehr vollgeschlagen, denn der Weg nach oben war irgendwie ein wenig steiler als sonst.
Oder vielleicht hatten sich auch die Treppen auf magische Weise in die Länge gezogen. Möglicherweise war es auch nur die Müdigkeit, die mir den Weg erschwerte.
Ich war froh, oben anzukommen, und schloss die Tür unseres Zimmers auf. Dann warf ich mich auf mein Bett und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen. Ich schlief, bis Alice kam um sich umzuziehen und mich für das Treffen im Biergarten abzuholen.
Diese ‚Mädelstreffen‘ hatten hier in der Schule schon eine längere Tradition, so hatte es mir Alice erzählt. Irgendwann hatte es eine Pina Timpstone gegeben, die diese Tradition begründet hatte, und dann war es einfach so weitergegangen.
Die Treffen der Mädels der Akademie waren über alle Jahrgänge verteilt. Wer mochte, konnte einfach dazukommen, essen, trinken und das wichtigste: Spaß haben. Es ging hier nicht um Austausch über den Lehrstoff, es ging vorrangig um das Kennenlernen der Mitschülerinnen. Es gab innerhalb der Magiergemeinschaft so manche gute Freundschaft, die dort entstanden war und ein Leben lang hielt.
Als wir im Biergarten eintrafen, waren schon fast alle versammelt und es herrschte ausgelassene Stimmung. Ich entdeckte einige andere neuen Schülerinnen, die den Weg hierher gefunden hatten.

»Wie lief es denn bei dir mit dem Feuerkurs bei Khadgar?« Alice hatte sich gesetzt und sah mich an.
Ich nippte an meinem Bierkrug und machte dabei einen Daumen nach oben.
»So gut? Er ist toll, oder? Einfach einer der besten Lehrer, die ich kenne.«
»Ja.«, erwiderte ich mit Bierschaum auf meinen Lippen. »Er hat´s drauf. Ich hätte nie gedacht, dass ich doch ein wenig Talent zum Feuer mitbringe. Er hat es gefunden.«
»Das ist gut. Ich hab aber auch nichts anderes von dir erwartet,« grinste sie und schlug mir anerkennend auf die Schulter.
Susi drehte sich feixend zu uns um »Ich habe ja gehört, du bist nicht der erste Drache, der Magie von unserem lieben Erzmagier lernt.«
Alice lachte »Ach du verbreitest also immer all diese Gerüchte?«
»Oh nein, nicht doch!«, schüttelte Susi den Kopf, dann senkte sie ihre Stimme und verfiel in einen geheimnisvollen Tonfall » … das sind nicht bloß Gerüchte, Allie. Khadgar hat öfters Besuch von einem Schwarzdrachen, mit dem er gut befreundet ist.
Ich habe die zwei schon von weitem zusammen durch Dalaran spazieren sehen. Er ist ein großer Kerl. Ich glaube, er ist ein Prinz, aber das ist gefährliches Halbwissen,« zuckte sie mit den Schultern, dann sah sie mich neugierig an, so als müsse ich schon allein deshalb mehr darüber wissen, weil ich zufällig auch dieser Spezies angehörte.

»Ein Prinz. Wie aufregend.« Ich gähnte. Ich konnte das anhaltende Interesse der beiden an diesem Thema nicht wirklich nachvollziehen. »Glaubt mir einfach, wenn ich euch sage, dass Adelige echt so was von affektiert und langweilig sind.«, sagte ich und winkte ab, weil ich dachte, ich könne damit dieses Thema beenden und endlich zu etwas interessanterem übergehen.
Aber Alice hatte jetzt Blut geleckt.»Sag mal, Susi: Ist dieser Drache vielleicht steinalt?«, fragte sie ihre Freundin, sah dabei aber mich an und grinste auf eine Art, bei der ich am liebsten irgendwas nach ihr geworfen hätte.
Susi schüttelte ihren Kopf so sehr dass ihr schwarzer Zopf hin- und herflog und sah zuerst entsetzt, dann amüsiert aus. »Alt?? … ähm … nicht wirklich. Meinst du ehrlich, die Mädels aus der Handwerkergasse drehen sich allesamt nach einem alten Drachen um und haben die ganze Woche dann kein anderes Thema mehr???«, kicherte sie belustigt.
»So gut?« Alice machte große Augen. »Wir müssen unbedingt herausfinden, wer er ist. Das ist ganz wichtig für bestimmte … Angelegenheiten.« Mit diesen Worten sah sie wieder mich an.
Ich wusste leider schon, worauf sie hinauswollte, verschränkte die Arme vor der Brust und rollte genervt mit den Augen. Dann tat ich so, als hätte ich ganz weit hinten auf der Straße etwas Interessantes erspäht und machte demonstrativ einen langen Hals. Ich hatte gehofft, das Thema Traum wäre endlich Geschichte.
Wenn das so weiterging, würde Susi als Nächste davon erfahren und das wollte ich auf keinen Fall. Ich mochte Susi gern, brauchte aber nicht noch jemanden um mich herum, der mir einreden wollte, dass an der nächsten Ecke ein umwerfender Liebhaber auf mich warten würde und das alles nur wegen eines dummen Traums, dem meine Großmutter viel zu viel Bedeutung beimaß.

Zum Glück lenkte Nirvana das Gespräch am Tisch gleich darauf auf den Vorfall mit den beiden aus Suramar und ich war erst mal aus dem Schneider.
Ich musste dringend einen Weg finden, mit diesem Unsinn umzugehen. Ich bereute es schon, dass ich überhaupt mit Alice über den Traum gesprochen hatte, aber nun war es wohl zu spät. Schließlich bestätigte mich die Realität und es gab hier keine anderen Drachen.
Stattdessen gab es aber unsere wirklich lustige Mädelstruppe hier im Biergarten und jede Menge Dalaraner Braten und Starkbier. Ich fühlte mich einfach nur angekommen, auch wenn ich nach diesem allerersten Schultag völlig erschöpft war.

 

Fortsetzung Folgt …

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Stormrider - Part 18

After the meal, Rodney could talk of nothing else but his gloriously successful first exercises with the focus crystals. He kept talking and didn’t want to stop praising himself to the heavens of magicians until Alice rolled her eyes and said he should wait because this was just the beginning. »And it’s the easy part!« She grinned and Rodney seemed back to reality. At least it had the effect that he stopped his self-praise for now. So, he rather told us how he ended up at Dalaran University.

As the son of simple farmers from the Elwynn Forest outside the gates of Stormwind, he had made his rubber duck float in the tub as a toddler, terrifying his mother at the time. Then, his Aunt Betsy took care of his magical talents and supported him wherever she could. Having a strong will and never giving up, he had performed every magic exercise his aunt could find for him over the years up to this day. He was accepted at the university on his first application attempt. »I believe my education will help me join the Mage Guild in Stormwind,« he said.

»You’ll definitely make it,« I was already chewing my next bite.

»And you, Nirv?« Rodney wanted to know now.

»I grew up in Ardenweald with Lady Blumenmond, a distant relative of Lady Moonberry,« she replied.

The elves in Ardenweald. They always seemed a bit naïve and out of touch with the world to me. But that explained Nirvana’s good-natured and dreamy mentality quite well…

The lunch was followed by another hour, during which, thankfully, there were no further incidents with the girls from Suramar. That was hardly a surprise, as the teacher of this class was both the school principal and the Archmage of the Kirin Tor, and his name was Khadgar. One of my childhood idols would now teach me fire magic.

»If you can’t learn it from him, you never will,« Alice had said. It didn’t exactly boost my confidence. But I wanted to wait and see how the interplay between me and the fire magic would develop before I would judge.

Khadgar was different than one might imagine an archmage. He was a tall, burly but already graying man, with a friendly face and a pleasantly calm, friendly way of approaching things. I liked him right away. And contrary to my expectations, my first attempts at fire magic under his guidance went much better than I expected. So, I could end this first school day with a positive experience and went to dinner with Nirvana in a good mood.

Alice caught up with us on the stairs »There you are. Are you coming to the meeting of our girls in the beer garden later?«

Nirvana looked at me questioningly and I nodded. »As long as there are no Malia and no Sara there, we’ll come, I think,« I grinned widely and Alice grinned back. »Good, we’ll see you later upstairs and we’ll pick you up downstairs.« Nirvana agreed and we went to dinner.

I somehow never got enough of this Dalaranian roast. Maybe it was also just the classes or the cold air up here in the city high above Northrend. Anyway, I was incredibly hungry and had probably stuffed myself a bit too much, because the way up seemed a bit steeper than usual. Or maybe the stairs had magically stretched. Maybe it was just the tiredness that made the way harder. I was glad to arrive at the top, and unlocked the door to our room. Then I threw myself on my bed and fell asleep within seconds. I slept until Alice came to change and pick me up for the meeting in the beer garden.

These ‚girls‘ meetings‘ had a long tradition here at the school, as Alice had told me. At some point there had been a Pina Timpstone who had started this tradition, and then it just continued. The girls‘ meetings at the academy were spread across all grades. Anyone who liked could just join, eat, drink and most importantly: have fun. It was not about exchanging information on the subject matter, it was primarily about getting to know fellow students. There were quite a few good friendships within the mage community that had started there and lasted a lifetime. When we arrived in the beer garden, almost everyone was already gathered and there was a lively atmosphere. I spotted some other new students who had found their way here.

»How did the fire course with Khadgar go?« Alice had sat down and looked at me.

I sipped on my beer mug and gave a thumbs up.

»That good? He’s great, isn’t he? Simply one of the best teachers I know.«

»Yes,« I replied with beer foam on my lips. »He’s got it. I never thought I had a bit of talent for fire. He found it.«

»That’s good. I didn’t expect anything less from you,« she grinned and patted me on the shoulder approvingly.

Susi turned to us grinning »I’ve heard you’re not the first dragon to learn magic from our dear Archmage.«

Alice laughed »Oh, so you’re spreading all these rumors?«

»Oh no, not at all!«, Susi shook her head, then lowered her voice and adopted a mysterious tone »… they’re not just rumors, Allie. Khadgar often has visits from a black dragon, with whom he is good friends. I’ve seen the two of them walking through Dalaran from afar. He’s a big guy. I think he’s a prince, but that’s dangerous half-knowledge,« she shrugged, then looked at me curiously as if I must already know more about it just because I happened to belong to that species.

»A prince. How exciting.« I yawned. I couldn’t really understand the continued interest of the two in this topic. »Believe me when I tell you that nobles are really so affected and boring,« I said and waved it off, thinking I could end this topic and finally move on to something more interesting. But Alice had now got a taste for it.»Tell me, Susi: Is this dragon perhaps ancient?« she asked her friend, looking at me and grinning in a way that made me want to throw something at her.

Susi shook her head so much that her black braid flew back and forth and looked first horrified, then amused. »Old?? … um … not really. Do you really think the girls from the Craftsman’s Alley would all turn their heads after an old dragon and have no other topic for the whole week???«, she giggled amused.

»That good?« Alice made big eyes. »We must definitely find out who he is. It’s very important for certain … matters.« With these words, she looked at me again.

I knew unfortunately what she was aiming at, crossed my arms and rolled my eyes annoyed. Then I pretended to have spotted something interesting far down the street and demonstratively stretched my neck. I had hoped the topic of dreams would finally be history. If this continued, Susi would be the next to learn about it and I didn’t want that at all. I liked Susi, but didn’t need another person around me trying to convince me that an overwhelming lover would be waiting for me around the next corner all because of a stupid dream that my grandmother placed too much importance on.

Luckily, Nirvana steered the conversation at the table right after to the incident with the two from Suramar and I was off the hook for a moment. I urgently needed to find a way to deal with this nonsense. I already regretted ever talking to Alice about the dream, but now it was probably too late. After all, reality confirmed there were no other dragons here. Instead, there was our really fun girls‘ group here in the beer garden and plenty of Dalaranian roast and strong beer. I just felt arrived, even though I was completely exhausted after this very first day of school.

 

To be continued …

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