
Stormrider - Teil 9
Zwischen den Betten lag auf dem kühlen grauen Steinboden ein zentimeterdicker weicher moosgrüner Teppich, der sich an meinen Füßen herrlich weich anfühlte und gleich neben der Tür gab es noch ein winzigkleines Badezimmer nur für uns beide. Am Fußende unserer Betten hatte jede von uns einen Kleiderschrank und ein Bücherregal für all die vielen schweren Schulbücher, an die ich mich jetzt mit Schrecken erinnerte.
Alice lachte, als ich ihr von meinem Einkaufstag in Valdrakken erzählte und über mein Entsetzen über die absurde Menge und das Gewicht der sechsundzwanzig Bücher.
»Ach Teyla, genauso ging es mir auch. Am Tag meiner Ankunft hier trieb mir allein die Vorstellung, all diese schweren Schinken hier hinaufschleppen zu müssen, schon den Schweiß auf die Stirn. Völlig ohne Grund, wie sich herausstellte, denn sie warteten hier schon im Regal auf mich, wir sind nicht umsonst an einem Ort der Magie.«
Ich war sehr erleichtert, das zu hören.
»Ahh! Aber bevor wir nachher etwas essen gehen, besorgen wir dir erst noch ein sehr wichtiges Utensil!«
Ich musste wohl sehr fragend geschaut haben, denn noch bevor ich etwas sagen konnte, ging Alice zu ihrem Bücherregal, zückte einen Zauberstab und zielte damit auf zwei der Bücher in ihrem Regal.
»Levilibris!«, sagte sie und aus dem Regal erhoben sich die Bücher, auf die sie mit dem Zauberstab gezeigt hatte und flatterten so schwerfällig wie ein übermüdeter Albatros auf sie zu. »Du schaust einfach am Morgen nach, welche Bücher du an diesem Tag brauchen wirst, und sie folgen dir auf Schritt und Tritt. Und wenn du sie brauchst…« Sie schnappte sich einen der träge neben ihr auf der Stelle flatternden Buchbände und stellte ihn ins Regal zurück. »… nimmst du sie dir einfach. Wir gehen nachher und besorgen dir einen Zauberstab, damit ist es sehr einfach.«
»Nicht gerade unauffällig.«, grinste ich und in meinem Kopf war plötzlich das Bild eines ganzen Hauses voller Schüler und ihnen hinterher flatternder Riesenwälzer. Solche Situationen, wie vor einem Buch zuschlagende Türen waren hier wohl vorprogrammiert, dachte ich bei mir und musste unweigerlich kichern.
»Wenn du jetzt denkst, dass der Anblick von uns mit den Büchern wirklich komisch ist, hast du recht.«, sagte sie amüsiert. »Aber es ist praktisch und nach einer Weile bemerkst du es, wenn mal eins davon irgendwo ‚steckenbleibt‘. Das kommt schon mal vor. Dann öffnen wir ihm halt die Tür und es flattert weiter.«, schmunzelte sie.
»Das muss der berühmte Magierhumor sein, von dem man landauf landab so viel hört.«, lachte ich und jetzt kicherten wir beide und konnten gar nicht mehr aufhören.
Inzwischen war es Abend geworden und durch die Fenster in der Außenwand des Turmes konnte man die Lichter Dalarans ganz weit unten sehen.
Wir stiegen all die Wendeltreppen zurück nach unten und noch ein wenig weiter, denn sie wollte mir noch den Speiseraum der Schule zeigen. Auch dieser war kreisrund und es stand eine große ringförmige Tafel darin an dem alle Schüler und Lehrer der Universität Platz fanden.
In der Mitte des Raumes hing ein riesiger Kronleuchter von der steinernen Decke und auf den Tischen standen Kerzen in regelmäßigen Abständen in wunderschönen Leuchtern. Wie es in magischen Kreisen üblich war, lagen die Räume der Küche anderswo im Haus und das Essen wurde im Allgemeinen zu den Essenszeiten herbeigezaubert und erschien auf der Tafel, sobald es fertig zubereitet und angerichtet war.
Wir beendeten unseren Rundgang mit einem Besuch der hauseigenen Bibliothek im Erdgeschoss des Turmes. Hier fanden sich allerlei Bücher zu speziellen Themen, die man in öffentlichen Bibliotheken vergebens suchte.
»Für den Anfang brauchst du von hier noch nichts. Erst später, wenn du dich auf eine Spezialisierung festlegen willst, findest du hier die Bücher dafür.« Alice löschte das Licht im Raum und wir verließen die Bibliothek.
»Jetzt habe ich einen Riesenhunger. Lass uns deinen Zauberstab holen und essen.« Wir gingen zurück in den Vorraum. Sie drehte sich in einer fließenden Bewegung um und verschloss die Tür.
Der Laden für Zauberstäbe war nur ein paar Schritte entfernt und die Besitzerin freute sich über die unerwartet späten Kunden.
»Lass dir nur nichts teures mit irgendwelchen Verzierungen andrehen. Du brauchst nur einen einfachen Stab aus Holz« flüsterte meine Freundin. Davon hatte ich gehört. Natürlich gab es Magier, die mit pompösen kristallbesetzten Zauberstäben Eindruck machen wollten, notwendig war dies aber nicht.
Für das Kanalisieren der eigenen magischen Energie musste der Zauberstab unbedingt aus einem Material bestehen, was so natürlich wie möglich sein sollte. Holz eignete sich hierfür hervorragend, weil es die natürliche Eigenschaft besaß, Lebensenergie und somit auch die magische Energie, die nichts anderes war, zu leiten.
Edelstein würde es natürlich auch tun, aber wer wollte schon den ganzen Tag einen schweren Stab aus Stein herumschleppen, um sich damit seine Manteltaschen zu durchlöchern?
Ich erwarb einen leichten, mit Runen gravierten Zauberstab aus Mondbaumholz für ein paar wenige Goldstücke und wir zogen nun endlich ins Gasthaus weiter.
Eine freundlich lächelnde Zwergengastwirtin im Biergarten brachte uns beiden unser Essen und einen großen Krug Blubberblasenwein.
Alice liebte Blubberblasenwein, also war es klar, dass ich ihn unbedingt probieren musste. Nach dem ersten halben Becher waren wir beide ein wenig beschwipst und nach dem Essen, es gab heute Braten mit Klößen, eine Dalaraner Spezialität, bestellten wir uns noch einen zweiten Krug.
»Wie gefällt dir unsere Schule?«, wollte sie wissen.
Ich war schwer begeistert und wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Also redete ich einfach drauflos.
»Oh, und du hast ja noch gar nichts gesehen!«, meinte Alice. »Wenn du das erste Mal unsere Lehrer in Aktion siehst … es ist einfach unbeschreiblich!«, schwärmte sie jetzt. Das glaubte ich ihr sofort.
Mit Alice war alles so leicht. Unser Gespräch war wie ein Fluss, der sich durch die Lande unserer Leben schlängelte, und irgendwann erzählte ich von meinem Traum von vor ein paar Wochen und davon, was Oma dazu gesagt hatte.
Alice´ Augen begannen zu leuchten. »Meinst du nicht, dass sie Recht mit ihrer Vorhersage hat? Ich meine, sie weiß doch aus erster Hand, dass es das gibt?«
Ich winkte leicht beschwipst ab. »Alice, mal ehrlich … siehst du hier irgendwelche Drachen außer mir??« Ich schaute mich übertrieben theatralisch um und breitete meine Arme aus. Sie kicherte, kam näher und flüsterte mit verschwörerischem Unterton »Oh weißt du, man munkelt schon, dass ab und zu welche hier sind!« Sie prostete mir zu und grinste.
»Pah!«, machte ich abfällig, verschränkte in einer dramatischen Geste die Arme vor der Brust und schmollte, was Alice nur noch mehr erheiterte. »Du meinst doch nicht etwa die geheimnisvollen Freunde deiner Lehrer? Die sind mit Sicherheit mindestens steinalt, wenn nicht noch älter.« Ich schmollte.
Jetzt lachte sie lauthals und ich konnte schließlich nicht anders, als mitzulachen.
»Wir werden sehen…« orakelte sie geheimnisvoll und klang dabei genau wie Oma.
Fortsetzung folgt …
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Stormrider - Part 9
Between the beds, on the cool gray stone floor, lay a centimeter-thick, soft moss-green carpet that felt wonderfully soft under my feet, and right next to the door was a tiny bathroom just for the two of us. At the foot of our beds, each of us had a wardrobe and a bookshelf for all the many heavy school books that I now remembered with dread.
Alice laughed when I told her about my shopping day in Valdrakken and my horror at the absurd amount and weight of the twenty-six books.
»Oh Teyla, I felt the same way. On my first day here, just the thought of lugging all those heavy tomes up here made me break out in a sweat. Completely unnecessarily, as it turned out, because they were already waiting here on the shelf for me. We’re in a place of magic, after all.«
I was very relieved to hear that.
»Ahh! But before we go get something to eat later, we need to get you a very important tool!« I must have looked very puzzled because, before I could say anything, Alice went to her bookshelf, pulled out a wand, and pointed it at two of the books on her shelf.
»Levilibris!« she said, and the books she had pointed the wand at rose from the shelf and flapped toward her as clumsily as an exhausted albatross. »You just check in the morning which books you need that day, and they follow you everywhere. And when you need them…« She grabbed one of the books that was lazily flapping next to her and put it back on the shelf. »…you just take them. We’ll get you a wand later; it’s very simple.«
»Not very discreet,« I grinned, and in my mind, I suddenly pictured a whole house full of students with giant tomes flapping after them. Situations like books slamming shut in front of doors were probably inevitable here, I thought, and couldn’t help but giggle.
»If you think the sight of us with the books is really funny, you’re right,« she said amusedly. »But it’s practical, and after a while, you notice if one of them gets ’stuck‘ somewhere. That happens sometimes. Then we just open the door for it, and it flaps on.« She smiled.
»That must be the famous mage humor I’ve heard so much about,« I laughed, and we both giggled uncontrollably.
By now, it was evening, and through the windows in the outer wall of the tower, you could see the lights of Dalaran far below.
We descended all the spiral staircases and a bit further down, as she wanted to show me the school’s dining hall. It was also circular, with a huge ring-shaped table where all the students and teachers of the university could sit.
In the center of the room hung a massive chandelier from the stone ceiling, and on the tables, candles in beautiful holders were placed at regular intervals. As was customary in magical circles, the kitchen rooms were located elsewhere in the building, and food was generally conjured up at mealtimes, appearing on the table as soon as it was prepared and served.
We ended our tour with a visit to the tower’s own library on the ground floor. Here, we found all kinds of books on special topics that you would search for in vain in public libraries.
»You won’t need anything from here to start. Later, when you decide on a specialization, you’ll find the books for that here.« Alice extinguished the light in the room, and we left the library.
»Now I’m starving. Let’s get your wand and eat.« We returned to the foyer. She turned in one smooth motion and locked the door.
The wand shop was just a few steps away, and the owner was delighted with the unexpectedly late customers.
»Don’t let them sell you anything expensive with fancy decorations. You only need a simple wooden wand,« my friend whispered. I had heard about this. Of course, there were mages who liked to make an impression with pompous, crystal-encrusted wands, but that wasn’t necessary.
To channel your own magical energy, the wand had to be made of a material as natural as possible. Wood was excellent for this because it naturally conducted life energy, which was nothing but magical energy.
Gemstones would work too, but who would want to carry a heavy stone wand around all day and tear up their coat pockets with it?
I bought a light, rune-engraved wand made of moonwood for a few gold pieces, and we finally headed to the inn.
A friendly smiling dwarf innkeeper in the beer garden brought us our meal and a large jug of bubbling wine.
Alice loved bubbling wine, so of course, I had to try it. After the first half-cup, we were both a little tipsy, and after dinner, which consisted of roast and dumplings, a Dalaran specialty, we ordered a second jug.
»How do you like our school?« she asked.
I was thrilled and didn’t know where to start, so I just began talking.
»Oh, and you haven’t seen anything yet!« Alice said. »When you see our teachers in action for the first time… it’s just indescribable!« she gushed. I believed her immediately.
With Alice, everything was so easy. Our conversation flowed like a river winding through the lands of our lives, and eventually, I told her about my dream from a few weeks ago and what Grandma had said about it.
Alice’s eyes began to sparkle. »Don’t you think she’s right with her prediction? I mean, she knows firsthand that it exists, right?«
I waved it off, slightly tipsy. »Alice, seriously… do you see any dragons here besides me??« I looked around exaggeratedly theatrically and spread my arms wide. She giggled, came closer, and whispered conspiratorially, »Oh, you know, there are rumors that some are here from time to time!« She toasted me and grinned.
»Pah!« I said dismissively, crossing my arms dramatically and pouting, which only amused Alice more. »You don’t mean the mysterious friends of your teachers, do you? They’re probably at least ancient, if not older.« I pouted.
She laughed out loud now, and I couldn’t help but join in.
»We’ll see…« she said mysteriously, sounding exactly like Grandma.
To be continued …
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