Stormrider - Teil 8

Dalaran war nicht immer hier in den kalten Ländern Nordends gewesen. Ursprünglich hatte die Stadt in Tirisfal in den östlichen Königreichen gelegen, war dann aber bei einer Invasion der Dämonen der brennenden Legion in Schutt und Asche gelegt worden und an der Stelle der Stadt hatte man lange Zeit nur noch einen Krater unter einer magischen Versiegelung vorfinden können.
Als der Lichkönig, der Anführer der untoten Heerscharen in Nordend drohte, die ganze Welt zu überrennen, war das inzwischen von den Kirin Tor wiederaufgebaute Dalaran aus taktischen Gründen hierher nach Nordend versetzt worden.
Ich liebte die Stadt heiß und innig, schon seitdem ich als Welpe mit Oma das allererste Mal hierhergekommen war, um Nordend zu besuchen. Wie in Valdrakken gibt es hier fast alles, was man braucht. Aber der Stil dieser Stadt war ein gänzlich anderer.
An jedem Gebäude und an jedem Turm konnte man hier deutlich den Einfluss der Magiergilde, der Kirin Tor, erkennen. Viele der Gebäude und sogar die Deckel der Kanalisation waren mit dem Emblem der Kirin Tor, einem Auge, verziert.
Die durch und durch magischen Straßenlaternen hatten ausladend breite Lampenschirme und wunderbar verzierte Laternenmasten, die nicht ganz bis zum Boden reichten.
Sie schwebten etwas darüber und schalteten sich bei Dunkelheit ein, um ihre warmen Lichtkegel zu verbreiten.

Obwohl Dalaran viel kleiner als Valdrakken ist, gibt es hier so viel zu sehen, dass man ziemlich lange brauchen würde, wollte man denn alle Sehenswürdigkeiten in gebührender Ausführlichkeit bestaunen.
Dalaran ist rund und wenn du die Hauptstraße entlanggehst, landest du immer wieder an deinem Ausgangspunkt. Unzählige unterschiedlich hohe, sehr schlanke Türmchen, deren Dächer wie geschlossene Blattknospen aussehen, finden sich überall in der Stadt.
Die Dächer der Gebäude und Türme sind mit einem pastellzarten Rot, Blau oder Lila gedeckt und über manchen dieser Bauten schweben leuchtende Manakristalle. Viele Häuser haben ausladende Balkone mit schmiedeeisernen Gittern, die zum Verweilen einladen.
Dominiert wird Dalaran jedoch vom höchsten Turm, in der die magische Universität ihren Sitz hat. Die Plätze Dalarans sind hier zwar recht klein aber sehr schön mit Brunnen angelegt und überall finden sich große Bäume auf grünen Wiesen.
Auf den Straßen wandelt man über rötliches Kopfsteinpflaster, oder auf cremefarbenen Gehwegen.
Sogar eine – zugegeben recht kleine – Unterwelt mit einem Gasthaus und ein paar mehr oder weniger zwielichtigen Geschäftsleuten gibt es hier.
Ich konnte mich an alldem nie sattsehen und für mich konnte es einfach keine schönere Stadt geben als Dalaran. Schon allein deswegen war das Studium, das ich demnächst beginnen sollte ein Hauptgewinn!

Nachdem ich angekommen war, nahm mich Alice zuerst mit in die Universität. Da zurzeit noch Ferien waren, waren wir hier ganz allein und wir würden mit unserem ausgiebigen Rundgang durch die heiligen Hallen niemanden stören.
Der Besucher betritt die Universität über eine große Treppe und gelangt in einen großen runden Vorraum, von wo aus es dann durch schwere Holztüren und über Wendeltreppen hinauf in den Turm geht.
Alice zückte einen ziemlich großen Schlüsselbund und öffnete die schwere, in den Angeln quietschende, Holztür zu den Räumen der Schule. Im ganzen Turm waren die Schlaf-, Unterrichts- und Arbeitsräume der Lehrer und Schüler untergebracht.
Weiter oben gab es dann rechts und links des eigentlichen Turmes zwei große Gemeinschaftsräume, von denen aus man auf einen breiten Balkon hinausgehen konnte. Hier hatte man eine wirklich unvorstellbar schöne Aussicht auf die Stadt und das Umland.
»Es ist hier oben wirklich wunderschön« schnaufte ich, denn die vielen Treppen hier hinauf hatten es wirklich in sich gehabt.
Alice lächelte »Du gewöhnst dich dran. Spätestens nach einem Monat merkst du davon absolut nichts mehr.«
Ich hoffte, dass sie Recht behalten würde. Wir verweilten einen Moment auf dem Balkon des großen Gemeinschaftsraums und genossen die Aussicht von dort oben. Es war einfach atemberaubend, diese Stadt von hier aus betrachten zu können, wir waren so hoch oben, dass man niemanden in den Straßen mehr erkennen konnte.

Die beiden Gemeinschaftsräume waren normalerweise außerhalb der Unterrichtszeiten von morgens bis spät abends voller schwatzender Schüler und Lehrer, klärte Alice mich auf. Sie waren beide identisch: Kreisrund, hatten einen Kamin und waren vollgestellt mit gemütlichen Sitzgelegenheiten und kleinen Tischchen. Hier traf sich jeder, der nicht gerade angestrengt mit Übungen beschäftigt war, denn dafür gab es eigene Räumlichkeiten im Turm.
Ich konnte mich an all dem gar nicht sattsehen und genoss diese neuen Eindrücke in vollen Zügen, bevor es schließlich zwangsläufig im Alltag des Lernens zur Normalität werden würde.
Weiter ging unser Rundgang durch besagte Übungsräume und auch durch die Unterrichtsräume. Man sah diesen deutlich an, wie hier gelernt wurde. Sie waren alle kreisrund und am äußeren Rand standen Sitzgelegenheiten. Einen Frontalunterricht oder Vorträge, wie anderswo in der Welt gab es hier nur wenig.
Es gab sehr wohl Lerngruppen mit einem Professor, der die Gruppe anleitete, allerdings lernten hier hauptsächlich die jüngeren von den älteren Schülern. Diese Methode wurde seit jeher von den Kirin Tor verwendet und hatte sich über Jahrhunderte bewährt.

Weiter ging es an unzähligen Schlafräumen vorbei, bis wir vor der Tür von Alice´ Zimmer standen.
»Nur herein in die gute Stube«, ermunterte sie mich, als sie die Tür aufgeschlossen hatte. In einem Zimmer waren offensichtlich immer zwei Schüler untergebracht, aber das Bett neben dem von Alice war leer.
»Hast du noch keine Zimmergenossin?«, fragte ich sie erstaunt.
»Doch, jetzt schon!«, grinste sie jetzt so breit wie ein Honigkuchenpferd. »Ich habe als Mentorin die Möglichkeit, meinen Schüler auf Wunsch bei mir unterzubringen. Also, willkommen in deinem neuen Zuhause, Teyla« Sie strahlte mich an und ich umarmte sie spontan.
»Was für eine tolle Überraschung! Danke!!!« Ich freute mich so sehr darüber, dass ich mit meiner neuen Freundin ein Zimmer teilen konnte, dass ich am liebsten gleich eingezogen wäre.
Ich saß schon mal auf meiner neuen Schlafstatt Probe und befand sie als sehr angenehm. Hier würde ich gut schlafen. Aber darüber machte ich mir generell wenig Sorgen, denn durch all die neuen Eindrücke und die Anstrengung des Lernens würde ich auf jeden Fall abends todmüde ins Bett fallen.
Ich besah mir das Zimmer genauer. Wie der ganze Turm bestand auch dieser Raum aus dicken grauen Steinwänden. Neben den zwei Betten war für jede von uns ein kleiner Nachtschrank mit einer offensichtlich magisch betriebenen kleinen Laterne aufgestellt worden und in der Wand nach draußen gab es in der Mitte zwischen unseren Betten ein kleines Fenster, durch das man weit unten die Dächer der Stadt sehen konnte.

 

Fortsetzung folgt …

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Stormrider - Part 8

Dalaran hadn’t always been here in the cold lands of Northrend. Originally, the city had been located in Tirisfal in the Eastern Kingdoms but was reduced to rubble during an invasion by the Burning Legion’s demons, leaving a crater under a magical seal where the city once stood.
When the Lich King, leader of the undead hordes in Northrend, threatened to overrun the entire world, the now-rebuilt Dalaran was moved here to Northrend for tactical reasons.
I had loved the city dearly ever since I first visited Northrend as a whelp with Grandma. Like Valdrakken, it had almost everything one needed. But the style of this city was entirely different.
In every building and every tower, one could clearly see the influence of the mage guild, the Kirin Tor. Many buildings and even the sewer covers were adorned with the Kirin Tor emblem, an eye.
The thoroughly magical street lamps had wide lamp shades and wonderfully ornate lamp posts that didn’t quite reach the ground.
They hovered slightly above it and turned on at dusk to spread their warm light cones.

Although Dalaran is much smaller than Valdrakken, there’s so much to see that it would take quite a while to properly admire all the sights.
Dalaran is circular, and if you walk along the main street, you always end up back at your starting point. Countless differently sized, very slender towers with roofs resembling closed leaf buds are scattered throughout the city.
The roofs of the buildings and towers are covered in pastel shades of red, blue, or purple, and above some of these structures float glowing mana crystals. Many houses have wide balconies with wrought iron railings that invite you to linger.
However, Dalaran is dominated by the highest tower, which houses the magical university. The squares in Dalaran are small but beautifully arranged with fountains, and there are large trees on green lawns everywhere.
On the streets, you walk on reddish cobblestones or cream-colored sidewalks.
There is even a – admittedly small – underworld with an inn and a few more or less shady dealers.
I could never get enough of all this, and for me, there simply couldn’t be a more beautiful city than Dalaran. This alone made my upcoming studies feel like hitting the jackpot!

Upon my arrival, Alice first took me to the university. Since it was still vacation time, we were completely alone and wouldn’t disturb anyone with our extensive tour through the sacred halls.
Visitors enter the university via a grand staircase into a large circular foyer, from where heavy wooden doors and spiral staircases lead up into the tower.
Alice pulled out a rather large bunch of keys and opened the heavy, squeaky wooden door to the school’s rooms. The entire tower housed the dormitories, classrooms, and workrooms of the teachers and students.
Further up, on the right and left of the main tower, there were two large common rooms from which one could step out onto a wide balcony. From here, there was an unbelievably beautiful view of the city and the surrounding area.
»It’s really beautiful up here,« I puffed, as the many stairs had been quite a challenge.
Alice smiled. »You’ll get used to it. After a month, you won’t notice it at all.«
I hoped she was right. We lingered for a moment on the balcony of the large common room, enjoying the view from up high. It was simply breathtaking to see the city from this vantage point; we were so high up that it was impossible to recognize anyone on the streets below.

Alice explained that the two common rooms were usually full of chatting students and teachers outside of class hours, from morning until late at night. They were identical: circular, with a fireplace, and filled with cozy seating and small tables. Everyone who wasn’t busy with exercises gathered here, as there were dedicated rooms in the tower for that purpose.
I couldn’t get enough of all this and enjoyed these new impressions to the fullest before they would inevitably become routine in the everyday life of learning.
We continued our tour through the mentioned practice rooms and classrooms. You could clearly see how learning took place here. They were all circular, with seating around the outer edge. There were very few frontal lectures or presentations as in other parts of the world.
There were indeed study groups with a professor leading the group, but primarily the younger students learned from the older ones. This method had always been used by the Kirin Tor and had proven itself over centuries.

We passed countless dorm rooms until we reached the door to Alice’s room.
»Come on in,« she encouraged me as she unlocked the door. It was clear that two students shared a room, but the bed next to Alice’s was empty.
»Don’t you have a roommate yet?« I asked, surprised.
»Now I do!« she grinned as broadly as a Cheshire cat. »As a mentor, I can have my student stay with me upon request. So, welcome to your new home, Teyla.« She beamed at me, and I hugged her spontaneously.
»What a wonderful surprise! Thank you!!!« I was so happy to share a room with my new friend that I wanted to move in right away.
I tested my new bed and found it very comfortable. I would sleep well here. But I wasn’t worried about that in general, because all the new impressions and the effort of learning would certainly make me fall into bed exhausted every night.
I took a closer look at the room. Like the entire tower, it had thick gray stone walls. Besides the two beds, there was a small nightstand for each of us with an obviously magically operated little lamp, and in the wall facing outside, there was a small window between our beds, through which you could see the city’s rooftops far below.

 

To be continued …

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